Cover-Bild Pirasol
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 01.08.2017
  • ISBN: 9783827013415
Susan Kreller

Pirasol

Roman
Zwei alte Damen leben in der Papierfabrikantenvilla »Pirasol«: Die scheue Gwendolin ist 84 Jahre alt, Witwe und Alleinerbin des Hauses, Thea ist fünfzehn Jahre jünger und verfolgt einen eigenen Plan. Als man den vom Vater verstoßenen und seit drei Jahrzehnten verschollenen Sohn Gwendolins in der Stadt gesehen haben will, versucht Thea, ihren Einfluss zu sichern und vollends das Regiment im Haus zu übernehmen. Für Gwendolin der Auslöser, sich zu erinnern: an eine Berliner Kindheit während der Zeit des Nationalsozialismus, an den Verlust der Eltern und das eigene Überleben, an einen neuen Anfang mit dem despotischen Papierkönig Willem, einen Brandanschlag und schließlich an die Verbannung des gemeinsamen Kindes. Am Ende lernt Gwendolin, allen Widrigkeiten etwas entgegenzusetzen – sich selbst.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2017

Pirasol

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In der Villa „Pirasol“ leben zwei alte Damen. Gwendolin ist die Eigentümerin der Villa, die die jüngere Thea bei sich aufgenommen hat. Aber es ist keine Wohngemeinschaft auf Augenhöhe, denn Thea nutzt ...

In der Villa „Pirasol“ leben zwei alte Damen. Gwendolin ist die Eigentümerin der Villa, die die jüngere Thea bei sich aufgenommen hat. Aber es ist keine Wohngemeinschaft auf Augenhöhe, denn Thea nutzt es schamlos aus, dass sich Gwendolin nicht wehren kann.
Am Anfang ist es mir recht schwer gefallen, in die Geschichte hineinzufinden, da die Zeiten immer wieder wechseln. Doch schon sehr bald hat mich das Buch dann vollkommen in den Bann gezogen.
Gwendolin hat es nie leicht gehabt in ihrem Leben. Nachdem im Krieg Vater und Mutter verschwunden sind, musste sie sich durchschlagen. Später ging sie eine Ehe mit Willem ein, der sich dann als Despot herausstellte. Sie begehrt nicht auf, auch wenn das „Armband“ die Gewalt Willems dokumentiert. Auch wenn er den Jungen quält und einsperrt, wehrt sie sich nicht. Dann ist der Junge weg, sie wird irgendwann Witwe und nimmt Thea auf. Welches Druckmittel hat Thea in der Hand, dass sie so auftreten kann?
Oft hätte ich Gwendolin schütteln können, um sie aufzufordern, sich zu wehren. Aber vielleicht wird man so, wenn das Schicksal einen beutelt.
Am Ende überrascht mich nicht nur Gwendolin.
Es ist ein Buch, das berührt und einem lange im Gedächtnis bleibt.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Zeit für Veränderungen

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2014. Die 84-jährige Witwe Gwendoin Suhr lebt mit der 69-jährigen Thea Hartwig, die sie auf dem Friedhof kennengelernt hat, in der alten Fabrikantenvilla Pirasol. Gwendolin hat ihren einzigen Sohn viele ...

2014. Die 84-jährige Witwe Gwendoin Suhr lebt mit der 69-jährigen Thea Hartwig, die sie auf dem Friedhof kennengelernt hat, in der alten Fabrikantenvilla Pirasol. Gwendolin hat ihren einzigen Sohn viele Jahre nicht mehr gesehen, seitdem ihr verstorbener herrischer Ehemann Willem diesen vor langer Zeit aus dem Haus vertrieben hat. Doch plötzlich gibt es die Nachricht, dass dieser sich wieder in der Stadt aufhalten soll. Gwendolin zermürbt sich seitdem mit Schuldgefühlen und lässt ihr Leben noch einmal Revue passieren, angefangen bei ihrer Kindheit über den Krieg bis hin zu ihrer Ehe und dem Verlust des Sohnes. Thea dagegen fühlt sich von der Nachricht bedroht und setzt alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein, ihr erschlichenes Wohnrecht in der Villa zu verteidigen und nach all den Jahren des Zusammenlebens mit Gwendoline ihre Ansprüche auf Pirasol geltend zu machen. Wird Gwendoline die Kraft aufbringen, sich endlich gegen Thea zur Wehr zu setzen?

Susan Kreller hat mit ihrem Buch „Pirasol“ einen sehr eindrucksvollen und poetischen Roman vorgelegt, der dem Leser noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Der Schreibstil besticht durch eine besondere Sensibilität und eigene wunderbare Wortkreationen, die des Lesers Herz anrühren. Schnell versinkt man in dieser Geschichte voller Traurigkeit und Schmerz, jedoch nicht ohne den unterschwelligen Funken namens Hoffnung, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Die Handlung lebt von den ständigen Perspektivwechseln zwischen Gegenwart und Gwendolins Erinnerungen an 80 Jahre Vergangenheit. Die Zeitreise durch ein bereits lange gelebtes Leben ist ebenso bildgewaltig wie die gegenwärtige Lebenssituation der beiden Frauen, die beim Leser ein Auf und Ab auf dem Gefühlsbarometer verursachen.

Die Charaktere wurden so individuell wie realistisch geformt und geben dem Leser tiefe Einblicke in ihre Gedanken, ihre Gefühlswelt und ihre Intentionen. Gwendolin ist eine sehr zurückhaltende und stille Frau, die sich Zeit ihres Lebens nie aufgelehnt oder Schwierigkeiten entgegen gestellt hat. Sie hasst sich selbst dafür, ihren Sohn gegenüber dem despotischen Ehemann nicht verteidigt zu haben, doch dafür fehlte ihr die Kraft, hat sie sich doch ihrem Schicksal ergeben. Doch gerade das macht ihr ihr Leben zur Hölle, und sie will diesen Zustand partout noch ändern, endlich selbstbestimmen und Frieden mit sich selbst schließen. Thea ist eine berechnende, starke Frau, die genau weiß, was sie will. Sie kennt keine Skrupel, ihren Willen durchzusetzen, bedient sich der psychologischen Manipulation, um Gwendoline Stück für Stück zu entmündigen.

„Pirasol“ ist ein literarisches Meisterwerk, das dem Leser auf eindrucksvolle Art deutlich macht, dass jeder sein Leben ändern kann, egal in welchem Alter. Es gilt den Willen dazu aufzubringen und dann den Weg unbeirrt zu gehen, ohne sich beeinflussen oder bevormunden zu lassen. Hierfür kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben. Chapeau – alles richtig gemacht!

Veröffentlicht am 03.09.2017

Ein literarisches Kleinod

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Der Roman um die schweigsame Gwendolin, die sich erst im hohen Alter dazu durchringt, zu sich selbst zu stehen und alle Bevormundung von außen abzuschütteln, berührt wie kaum ein anderer, den ich je gelesen ...

Der Roman um die schweigsame Gwendolin, die sich erst im hohen Alter dazu durchringt, zu sich selbst zu stehen und alle Bevormundung von außen abzuschütteln, berührt wie kaum ein anderer, den ich je gelesen habe!

Er ist ein wahres Kleinod, geschrieben in einer poetischen Sprache, die so leicht und dabei so eindringlich ist, dass man beim Lesen die Zeit vergisst und sich ganz verliert in einem bezaubernden Gespinst von Bildern und einfühlsamen Sätzen.
Und dies, obwohl Susan Kreller dem Leser eigentlich sehr viel Leid und Schmerz und Traurigkeit zumutet! Doch ist es tatsächlich ihre wunderschöne, völlig unsentimentale Sprache, die es möglich macht, auch das Schwere zu ertragen, es zwar in den Fokus zu rücken, aber gleichsam unscharfe Bilder davon zu malen und diese wie durch einen seidenen Vorhang sehen zu lassen.

Der Leser begegnet Gwendolin, die gegen ihren Willen ihre Villa Pirasol mit der herrischen, einige Jahre jüngeren Thea teilt, die ihr Stück für Stück den Platz streitig macht. Von allerlei Schuldgefühlen geplagt gelingt es Gwendolin nicht, sich ihrer zu entledigen - bis eines Tages angeblich der vor vielen Jahren vom Vater vertriebene Sohn in der Stadt gesehen wird.

Dies ist der Anlass für Gwendolin, schmerzhafte Lebenserinnerungen aufkommen zu lassen und sich ihnen zu stellen: ihre geliebten Eltern, die letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre in Berlin, ihr Weggang, der Neuanfang weit im Westen Deutschlands, ihre Heirat mit dem herrschsüchtigen Papierfabrikanten Willem, der den gemeinsamen Sohn mit äußerster Strenge und Willkür behandelte, ihn dabei seiner Mutter entfremdete, die niemals in der Lage war, ihn zu schützen...

Und indem die Autorin Gwendolin mit Trauer im Herzen ihr Leben Revue passieren lässt, gelingt es dieser allmählich, all das, wofür sie vermeintlich Schuld auf sich geladen hat, in neuem Licht zu sehen und sich mit ihrem Leben soweit es eben möglich ist zu versöhnen.
Zur Befriedigung des Lesers, dem die, wie es im Klappentext heißt, "scheue Gwendolin" längst ans Herz gewachsen ist, der bereits von Anfang an auf ihrer Seite steht und mit Betroffenheit ihre Geschichte liest, die sich langsam vor ihm entfaltet. Der aber auch Bedauern darüber verspüren mag, dass die so einsame und verzagte Gwendolin erst so spät lernt, sich zu behaupten, dass sie erst so spät ihren Frieden gefunden hat.

Dennoch macht dieser großartige Roman einer wundervollen Schriftstellerin von hohem Niveau auch Mut, denn er hat eine Botschaft! Es ist nie zu spät, sein Leben in die Hand zu nehmen! Und selbst wenn der Roman-Gwendolin nicht mehr viele Jahre beschert sein mögen, so wird sie diese selbstbestimmt leben und bis zur Neige auskosten!

Veröffentlicht am 24.08.2017

Feierlichkeit des Erzählens

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Pirasol ist der Name der Villa, in der die 84jährige Gwendoline Suhr und die einige Jahre jüngere Thea Hartwig seit langen gemeinsam leben. Diese Villa kann eine Festung sein, aber auch zum Gefängnis werden.

Dem ...

Pirasol ist der Name der Villa, in der die 84jährige Gwendoline Suhr und die einige Jahre jüngere Thea Hartwig seit langen gemeinsam leben. Diese Villa kann eine Festung sein, aber auch zum Gefängnis werden.

Dem Buch ist ein Zitat der großartigen Dichterin Hilde Domin vorangestellt. Das deutet schon auf den hohen Ton des Romans hin, dem auch ein gewisse Pathos inne ist. Das ist nicht negativ gemeint, den daraus entsteht eine Feierlichkeit des Erzählens. Ein Stil, der sich vom Einheitsbrei der meisten zeitgenössischen Literatur abhebt, auch wenn er altmodisch wirken kann.

Auffällig auch die Erzählstruktur. Die Autorin setzt sinnvoll Zeitsprünge ein.
Gwendolines Erinnerungen reichen zurück in die Zeit, als ihr Vater in der schlimmen Zeit verhaftet und nach Sachsenhausen verbracht wurde, die Jahre ihrer unglücklichen Ehe mit dem besitzergreifenden Willem und ihrem Sohn.
Gegen den Jungen war Willem sogar gewalttätig. Das Gefühl, ihr Kind nicht beschützen zu können, ist für Gwendoline die schlimmste Qual.
Diese Szenen vermögen zu berühren, da die Autorin sie sehr sensibel und mit Detailgenauigkeit schildert.

Gwendoline musste harte Zeiten durchmachen. Auch die Jahre nach dem Krieg waren nicht leicht, das Eheleben mit dem älteren, sadistischen Mann war eine Qual.
Schlimm, dass selbst nach Willems Tod mit Thea sich noch so ein Parasit bei ihr einnistet. Aber da steckt noch etwas anderes dahinter.

Sprachlich ist der Roman feinfühlig gemacht. Es gibt zahlreiche Sätze, die bemerkenswert sind.
Manchmal ist das geschilderte für den Leser nicht einfach zu ertragen, aber es ist ein wichtiges Buch.

Susan Kreller schafft eine Sprache, die angemessen ist, den gepeinigten der Welt, die sich selbst nicht äußern können, eine Stimme zu geben.
Das halte ich für eine große Leistung.

Veröffentlicht am 08.09.2017

Erschütternd und Erschreckend

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Inhaltsangabe: Quelle Lovely Boox

Zwei alte Damen leben in der Papierfabrikantenvilla »Pirasol«: Die scheue Gwendolin ist 84 Jahre alt, Witwe und Alleinerbin des Hauses, Thea ist fünfzehn Jahre jünger ...

Inhaltsangabe: Quelle Lovely Boox

Zwei alte Damen leben in der Papierfabrikantenvilla »Pirasol«: Die scheue Gwendolin ist 84 Jahre alt, Witwe und Alleinerbin des Hauses, Thea ist fünfzehn Jahre jünger und verfolgt einen eigenen Plan. Als man den vom Vater verstoßenen und seit drei Jahrzehnten verschollenen Sohn Gwendolins in der Stadt gesehen haben will, versucht Thea, ihren Einfluss zu sichern und vollends das Regiment im Haus zu übernehmen. Für Gwendolin der Auslöser, sich zu erinnern: an eine Berliner Kindheit während der Zeit des Nationalsozialismus, an den Verlust der Eltern und das eigene Überleben, an einen neuen Anfang mit dem despotischen Papierkönig Willem, einen Brandanschlag und schließlich an die Verbannung des gemeinsamen Kindes. Am Ende lernt Gwendolin, allen Widrigkeiten etwas entgegenzusetzen – sich selbst.

Meine Meinung :
Zur Autorin
Es ist mein erstes Buch von Susan Kreller, den ich von ihr gelesen habe. Ein beeindruckender Roman, der sich durch ihren speziellen und eigenen Sprachstil hervorhebt, er ist stellenweise schon Poetisch. Die Worte perlen ihr flüssig aus der Feder, ihr Erzählstil fordert einem beim Lesen heraus und ist gewöhnungsbedürftig. Aber von Seite zu Seite wurde der Spannungsbogen besser. Die Personen und deren Charaktere sind gut heraus gearbeitet. Es geht um Schuldgefühle, Unterdrückung, Sadismus und Vergebung. Eine Geschichte mit sehr viel Tiefgang.

Zum Inhalt:
Sehr gut sind die beiden Alten Damen Thea die jünger als die 84 Jährige Witwe Gwendolin ist, die langsam zu erwacht und sich zur Wehr setzt. Willem ihr verstorbener Mann unter dem sie Jahrelang litt, der sie seelisch Misshandelte, genauso wie ihren gemeinsamen Jungen. Er hielt sie klein, allein durch seine frostigen Blicke, die man förmlich spüren konnte. Es fröstelte einem beim Lesen. Thea die sie sich nach dem Tode in ihre Villa Pirasol holte, ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihr verstorbener Ehemann. Ich glaube hätte Gwendolin geahnt, was sie sich mit Thea ins Haus holte, hätte sie es gelassen. Thea ist wie ein Parasit, eine Zecke die sich festgebissen hat, Gwendolin fängt sich an zu wehren, lehnt sich gegen sie auf, möchte sie aus der Villa haben,um sich von ihrem Regiment und Einfluss zu befreien. Wenn man gemeinsam mit Gwendolin in ihre Kinder-und Jugendzeit abtaucht, lernt man zu verstehen. Da ist die Zeit des Naziregimes, der zweite Weltkrieg, der Vater von den Nazis verhaftet und ins Lager verschleppt, die Mutter seit der Bombennacht vermisst, die Zeit nach dem Krieg, Hunger und Elend. Als sie den Papierfabrikanten Willem Suhr kennenlernt, ihn heiratet, da beginnt so richtig die ganze Tragödie. Ihr Mann ein Despot, der sie erniedrigt und seinen Jungen verachtet. Das alles lastet ihr auf der Seele.....