Spannender historischer Krimi
Stoltz - das Attentat„...So war schon vor Jahren bei den Landjägern eine Dienststelle für „besondere Aufgaben“ eingerichtet worden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, zu definieren, worin diese besonderen Aufgaben denn bestehen ...
„...So war schon vor Jahren bei den Landjägern eine Dienststelle für „besondere Aufgaben“ eingerichtet worden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, zu definieren, worin diese besonderen Aufgaben denn bestehen könnten, es war keinem aufgefallen, dass Wulberer im Wesentlichen mit Nichtstun beschäftigt war...“
Das sollte sich schlagartig ändern, denn im Jahree1857 hatte sich im Königreich Württemberg hoher Besuch angekündigt. Der französische Kaiser und der russische Zar wurden erwartet. Der König machte ausgerechnet Leutnant Wulberer für die Sicherheit verantwortlich.
Der Autor hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil zeichnet sich durch den feinen Humor aus, der die Geschichte durchzieht. Hinzu kommt, dass die Örtlichkeiten in Stuttgart sehr gut beschrieben werden. Gleiches gilt für historische Zusammenhänge.
Wulberer mag zwar von Arbeit nicht viel halten, aber beim Herausfiltern von wichtigen Dinge aus Dokumenten ist er ein Ass. Und als erstes gilt es, herauszufinden, wer mögliche Feinde der hohen Herren sind.
„...Napoleon mochte über viele Talente verfügen, aber gerade unübertroffen war er, wenn es darum ging, sich Feinde zu machen...“
Die Rede ist von Napoleon III. Das Dossier, das Wulberer nutzt, macht mich gekonnt mit den historischen Verhältnissen bekannt.
Dann spielt Wulberer der Zufall in die Hände. Richard Stoltz ist aus Amerika zurückgekehrt. Dort hat er sich einen ausgezeichneten Ruf in der Agentur von Pinkerton aufgebaut. In Baden aber gilt er nach der gescheiterten Revolution von 1848 als Rebell. Wulberer kennt die Zusammenhänge und zwingt Stoltz, für ihn zu arbeiten, als der in Württemberg erscheint.
Ich mag den Humor von Stoltz. Als ihn Wulberer über die Ankunft der Gäste informiert, werden auch deren Sprachkenntnisse unter die Lupe genommen. Bei Stoltz klingt das Ergebnis so:
„...Also zusammengefasst: Der Einzige, der Probleme mit dem Hochdeutsch haben könnte, dürfte der König von Württemberg sein...“
Stoltz weiß, was er will und setzt das auch durch. Wulberer muss dessen Fähigkeiten anerkennen, wenn er seinen Auftrag erfüllen will. Dabei geht Stoltz durchaus unkonventionell vor, wenn es notwendig ist.
Gut gefällt mir, dass auch manch andere Protagonisten über besondere Fähigkeiten verfügen. Das sorgt für Abwechslung im Geschehen, da sich deren Verhalten nicht so ohne Weiteres einschätzen lässt.
Dass Stoltz selbst zur Zielscheibe werden könnte, wird ihm erst dann klar, als ein alter Bekannter wieder auftaucht.
Eine Karte von Stuttgart und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Sie verfügt über einen hohen Spannungsbogen und etliche Überraschungen.