Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2024

Küstenzauber für die kleine Auszeit

Neue Träume am Strand
0

Wenn es Bentje in Hamburg zu viel wird, findet sie den Weg zurück in den Heimathafen Kiekersum. Das schmucke kleine Örtchen mit seinen Reetdachhäusern liegt ihr am Herzen und auch die Bewohner:innen haben ...

Wenn es Bentje in Hamburg zu viel wird, findet sie den Weg zurück in den Heimathafen Kiekersum. Das schmucke kleine Örtchen mit seinen Reetdachhäusern liegt ihr am Herzen und auch die Bewohner:innen haben ihren festen Platz im Herzen der Marketingfachfrau. Ein unerwartetes Angebot stellt sie vor den Wahl - Gehen oder bleiben ? Auch Bentjes Herz steht vor einer Entscheidung, denn da gibt es jemand, der die Schmetterlinge im Bauch flattern und das Herz höher schlagen lässt....


"Neue Träume am Strand" ist eigentlich die perfekte Strandkorblektüre - seichtes Wellenspiel, ein bisschen Herzklopfen, Dünenzauber und freche Möwen inklusive. Mehr braucht es nicht, um aus bekannten Zutaten einen maritimen Cocktail zu mixen, der schon hundertfach gelesen und daher nicht wirklich neu ist.

Der doch eher schlichte Schreibstil kommt ohne große literarische Feinheiten aus und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich bestimme Archetypen im Roman ein Stelldichein geben und die Strandabschnitte bevölkern. Große Emotionen, inspirierende Dialoge oder gar eine spannende Handlung werden die Leser;innen hier nicht finden, vielmehr spult sich alles nach Schema F ab und daher sind die Kapitel recht schnell gelesen und auch ebenso schnell wieder vergessen. Bleibende Eindrücke....so gut wie keine und wenn doch, dann eher die der künstlerischen Art. Denn sowohl das Cover als auch die kleine Muscheln, die immer wieder zwischen den Kapiteln auftauchen, ermöglichen eine gedankliche Auszeit und vermitteln das Gefühl, den warmen Sand zwischen den Zehen zu spüren und das Dünengras wispert leise im Wind.

Die Charaktere erleben alle eine Gefühlsdusche mit doch sehr vorhersehbarem Ausgang,. Ihr Tun und Handeln verbirgt keine große Überraschungen und so sind die Entscheidungen, die getroffen werden, für die Leser:innen schon direkt ersichtlich, noch bevor die Charaktere im Buch den Gedanken zu Ende gedacht haben. Die Texte sind zwar alle leicht und unaufdringlich, lassen aber große Gefühle, das Sitzen zwischen den Stühlen und eine nachvollziehbare Entscheidungsfindung vermissen.

Alles in allem ein Roman, bei dem das Abschalten vorprogrammiert ist ...auch von der eigentlichen Handlung, denn die läuft eher nebenher mit. Die Strickanleitungen und das Rezept des Apfelkuchens zum Nachbacken sind zwar auch eine nette Idee, aber eben nicht neu. So reiht sich das Buch nahtlos in die Reihe der seichten Lektüre ohne wirklichen Mehrwert ein.

2,5 Sternchen - mehr ist leider nicht drin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2024

Schwermütig und niederschmetternd

Die Strandsammlerin
0

Wir haben es alle schon gemacht und kennen das Gefühl, dass sich nach Abenteuer und Schatzsuche anfühlt - am Spülsaum des Strandes nach Fundstücken Ausschau halten, die das Meer freigibt. Das können Bernsteine ...

Wir haben es alle schon gemacht und kennen das Gefühl, dass sich nach Abenteuer und Schatzsuche anfühlt - am Spülsaum des Strandes nach Fundstücken Ausschau halten, die das Meer freigibt. Das können Bernsteine sein, Treibholz, Meerglas und leider auch ganz viel Müll.

Sally Huband lebt auf den Shetland Inseln und ist eine Strandsammlerin. Was auf dem Klappentext nach einer warmherzigen Geschichte mit Abenteuerfaktor klingt, wird schon nach wenigen Seiten zu einer Lektüre, die fast schon Endzeitstimmung hervorruft. Denn Sally ist zwar auf der Suche nach der Glück bringenden Seebohne, aber das, was sie findet, sind stumme Mahnmale dessen, was der Mensch achtlos im Meer entsorgt, ohne sich Gedanken über die Auswirkungen zu machen.

Verendete Vögel und verhungerte Meeresbewohner begleiten nicht nur Huband auf ihrem Weg über den Strand, sondern zeigen den Leser;innen, wie der Raubbau an der Natur und die daraus resultierenden, fast schon irreparablen Schäden immer weiter voran getrieben werden. Als wäre das nicht schon erschütternd und niederschmetternd genug, bringt Huband immer wieder ihre eigene Leidensgeschichte mit ein, die zusätzlich noch mehr Schwermut und Melancholie auf die Seiten presst.

Es ist förmlich zu spüren, wie die chronischen Schmerzen ihr immer mehr ein Stück Lebensqualität nehmen und der verzweifelte Versuch, dem Leben einen lebenswerten Inhalt zu geben, lastest schwer auf den Lesenden. Das Buch wirkt wie eine therapeutische Verarbeitung von Hubards Leidensgeschichte, die durch die ehrenamtliche Arbeit als Strandsammlerin eine Art innere Heilung erfährt, aber so ganz springt der Funke nicht über.

Die magischen Momente des kleinen Glücks sind so selten, dass sie fast gänzlich im Endzeitszenario Klimawandel, Überfischung, zunehmende Vermüllung der Meere und körperlicher Schmerzen untergehen - 2, 5 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 27.01.2024

Wenig überraschend

Was der Morgen bringt
0

Es ist die wohl schwerste Entscheidung, die die Bergers treffen müssen, aber die Zeichen der Zeit stehen eindeutig gegen sie. Als sie ihr gewohntes Leben in Wien aufgeben ahnen sie nicht, dass sie dem ...

Es ist die wohl schwerste Entscheidung, die die Bergers treffen müssen, aber die Zeichen der Zeit stehen eindeutig gegen sie. Als sie ihr gewohntes Leben in Wien aufgeben ahnen sie nicht, dass sie dem Schicksal gerade so noch einmal ein Schnippchen geschlagen haben. Tochter Ruth bekommt am eigenen Leib zu spüren was es heißt, nicht erwünscht zu sein. Ihre Einreise nach England gestaltet sich schwieriger als gedacht. Als Retter in der Not erweist sich Professor Quinton Somerville , der mit seinem Vorschlag, Ruth zu heiraten den letzten Strohhalm bietet. Was als praktikable Notlösung aus den Angeln gehoben wird, nimmt schon bald eine andere Wendung...


Autorin Eva Ibbotson kennt die dunkelste Zeit der jüngeren Vergangenheit aus eigener Erfahrung und lässt in ihrem Roman eben diese auch ein Stück weit mit einfließen. Ihr Schreibstil ist meist flüssig und gut zu lesen, aber in der Ausgestaltung der Geschichte gibt es wenig Überraschendes. Selbst ihre eigentlich starke weibliche Hauptfigur Ruth kann nicht wirklich überzeugen, denn sie bemüht sich nicht wirklich, Missverständnisse auszuräumen. Vielmehr schreibt Ibbotson ihre eine Rolle auf den Leib, die sie leicht naiv und weltfremd erscheinen lässt. Selbst ihr wenig nachvollziehbarer Versuch, ihre direkte Konkurrentin von ganzem Herzen lieben zu wollen, wirkt aufgesetzt, wenig glaubhaft und fast schon ein wenig dubios.

Die Handlung selbst bietet nichts, was es nicht in vielen Romanzen vorher schon gegeben hätte. Vielmehr ist es so, dass die Handlung etliche Längen aufweist, die das Ganze unnötig aufbauschen und zäh werden lassen. Auch bedient sich die Schreibende gängigen Klischees, greift manchmal sehr tief in die Kiste mit Kitsch und macht aus der an und für sich guten Grundlage eine sehr rührselige Schmonzette.

Als netter Zeitvertreib gut zu lesen, aber das Buch bleibt nicht wirklich in Erinnerung - 2,5 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2024

Angespannte Mutter-Tochter-Verhältnisse über mehrere Generationen

Die Töchter des Münterhauses
0

Nike hat es nicht leicht, sich gegen die Vorstellungen ihrer mehr als erfolgreichen und dominanten Mutter durchzusetzen. Doch die Renovierung des Amalienhäusls soll den ursprünglichen Charakter des Hauses ...

Nike hat es nicht leicht, sich gegen die Vorstellungen ihrer mehr als erfolgreichen und dominanten Mutter durchzusetzen. Doch die Renovierung des Amalienhäusls soll den ursprünglichen Charakter des Hauses unterstreichen und nicht, wie von Alissa gewünscht, Luxus und modernes Ambiente in den Vordergrund stellen. Nike ahnt nicht, dass hinter der abgewohnten Fassade eine ganz besondere Geschichte steckt. die mit dem Künstlerkolletiv Blauer Reiter verbunden ist...


Die Gegend rund um Murnau ist mir zwischenzeitlich zu einer zweiten Heimat geworden und so lese ich natürlich jeden Roman, jedes Buch, das es über diese Region zu finden gibt. Gerade was Gabriele Münter betrifft, die wie keine andere die Ortsgeschichte Murnaus geprägt hat, sauge ich alles an Informationen und fiktiven Erzählungen auf wie ein Schwamm.

Der vorliegenden Roman bindet den warmherzigen Charakter von Gabriele Münter wunderschön in die fiktive Rahmenhandlung ein und gibt ihm dadurch etwas Herzliches und Heimeliges, was aber allen anderen Figuren komplett fehlt. Auch wenn Grund-Thorpe von starken Frauencharakteren erzählen möchte, die gegen den Strom schwimmen, gelingt es ihr nicht, diese Figuren auch nahbar und greifbar zu machen. Vielmehr bleiben sie alle wie hinter einer dicken Glaswand eingeschlossen und genau diese imaginäre Kälte verströmen Amalie, Alexandra und Alissa. Ihnen scheint die chronische Gefühlskälte in die Wiege gelegt worden zu sein und das führt dazu, dass sich Ereignisse in der Familiengeschichte wiederholen.

Einzig Gabriele Münter weiß mit ihrer Herzenswärme die Leser;innen von sich einzunehmen und wie eine Lotsin durch die Handlung zu führen. Hier glückt der Autorin, was sie die anderen Romangestalten vermissen lassen - Mensch sein, Nähe, Empathie und Emotionen fließen aus ihr heraus wie die Farben aus ihren Pinseln und so belebt sie das Setting mit ihrer einzigartigen Präsenz.

Die Parts rund um Münter sind wirklich sehr lesenswert, aber die Familiengeschichte, die die Schreibende drumherum strickt, löst sich mehr oder weniger in Nichtigkeiten auf. Selbst Nike im Jahr 2023 kann mitunter die alten Fesseln nicht abstreifen, auch wenn ihr Grund-Thorpe versucht einen weltoffenen und vielfältigen Weg zu ebenen. Allerdings wirken die Themen in Bezug auf die angespannte Mutter-Tochter-Beziehung, gleichgeschlechtliche Liebe, Identitätssuche, Klimakrise und zu gewollt eingestreute kriminalistische Elemente zu aufgesetzt und in vielerlei Hinsicht unglaubwürdig.

Schade, denn mehr als 2,5 Sternchen sind nicht drin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2023

Der Inhalt bleibt seltsam fremd

Seegfrörne (Steidl Pocket)
0

Das Auge kann sich einfach nicht satt sehen, wenn der Bodensee als eine Eisfläche erscheint. Doch dieses Naturschauspiel hat auch seine Tücken und so kommt es, dass das Jahr 1963 nicht nur positiv in Erinnerung ...

Das Auge kann sich einfach nicht satt sehen, wenn der Bodensee als eine Eisfläche erscheint. Doch dieses Naturschauspiel hat auch seine Tücken und so kommt es, dass das Jahr 1963 nicht nur positiv in Erinnerung bleibt. Robert Teiler kehrt von einem Ausflug auf der Eisfläche nicht zurück, bis heute ist sein Verschwinden ein Kuriosum. Erst Jahre später versucht Chronist Höfe ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Doch wo immer er auch nachfragt, stößt er auf eine Wand des Schweigens. Es wird getuschelt und geredet, aber so richtig mit der Sprache rückt niemand heraus....


Was sich nach einem aufregenden Buch mir kriminalistischen Zügen anhört, wird im Verlauf der Kapitel zu einer echten Herausforderung. Nicht etwa, weil die Nerven vor Anspannung blank liegen, sondern weil sich die Handlung dreht und dreht und nicht wirklich zum Zug kommt.

Normalerweise liebe ich Dialekt im Sprachgebrauch, denn der melodische Singsang, die Eigenheiten und mitunter schrägen Wortschöpfungen sind Zeuge von regionaler Identität und machen die gesprochene Sprache zu etwas ganz Lebendigem. Den schwäbischen Bodensee-Dialekt nicht im Ohr, sondern als Schrift vor sich zu haben, ist schon eine große Herausforderung und wirkt für Leser;innen, die in diesem Dialekt nicht beheimatet sind, eher sperrig .

Selbst Höfe kann als "Held" insgesamt eher weniger überzeugen. Sein ganzes Auftreten vermittelt das Gefühl, ständig auf der Hut zu sein, um bloß keinen Fehler zu machen, damit die Bewohner:innen des Ortes ihm wohl gesonnen sind. Auch macht er es den Lesenden nicht immer einfach seinen Gedanken zu folgen, da oftmals Sätze von ihm nicht zu Ende gedacht werden und sinngebende Worte einfach fehlen.Der Dorftratsch blüht, aber dadurch wird die Handlung nicht lebendiger. Vielmehr entsteht das Gefühl, dass die feste Eisdecke von einst immer noch vorhanden ist und die Protagonist:innen von der Leserschaft abschirmt, da sie sich nicht wirklich freischwimmen können.

Alles wirkt kalt und seltsam fremd, sodass keine echte Verbindung zum Inhalt entsteht. Auch das mysteriöse Verschwinden von Robert Teiler erzeugt keinerlei Spannung, sodass das Aufdecken der Lösung niemanden vom Hocker haut. Vielmehr fühlen sich die Leser:innen in ihren Vermutungen bestätigt, dass es sich so und nicht anders zugetragen hat.

Bis zum Ende des Buches ist mir nicht ganz klar, welchen Weg der Autor hier beschreiten möchte. Die Mischung aus Ortschronik, dörflichem Zusammenhalt und vermeintlichem Krimi kann bei mir leider nicht punkten - 2,5 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere