Was du nicht willst ..
Ich fand die Grundidee des Romans sehr interessant: Was würde passieren, wenn unsere Handlungen unmittelbare Auswirkungen hervorrufen würden? An der buddhistischen Tradition anknüpfend könnte man das ...
Ich fand die Grundidee des Romans sehr interessant: Was würde passieren, wenn unsere Handlungen unmittelbare Auswirkungen hervorrufen würden? An der buddhistischen Tradition anknüpfend könnte man das als ‚Instant-Karma‘ bezeichnen. Natürlich ist die Umsetzung in der Geschichte fiktiv und unrealistisch, regt aber dazu an, sich tiefgehender Gedanken zu machen.
Wer anderen Gutes tut, wird doppelt beschenkt. Zum einen die Freude beim Gegenüber und die Mitfreude bei einem selbst. Ich bin davon überzeugt, es müssen gar nicht die großen Taten sein. Ich versuche, mit einem Lächeln durch den Tag zu gehen. Im Bewusstsein, dass ich die Reaktion meines (unbekannten) Gegenübers nur indirekt steuern kann, freue ich mich besonders über jedes Lächeln, was zurückkommt. Blickt der Mensch weiterhin mürrisch oder schaut weg, mag das gute Gründe haben. Was innerlich bei ihm passiert, bekomme ich ja nicht mit. Und mir selbst geht es auch besser, wenn ich lächle.
Umgekehrt, komme ich zu der Überschrift zurück: Häufig ist es die Angst, selbst den Kürzeren zu ziehen, wenn wir unserem Gegenüber nicht wohlwollend begegnen. Jeder weiß, wie schnell ein rasch ausgesprochenes falsches Wort verletzen kann. Und trotzdem tun wir es im Umkehrschluss nur all zu oft selbst.
Nun zur Umsetzung im Roman: Diesen habe ich mit Freude gelesen. Es ist mein erstes Buch von David Michie. Sein Schreibstil ist flüssig zu lesen und bietet keine größeren sprachlichen Hürden.
Es sind einige Handlungsstränge, die kunstvoll miteinander verwoben werden. Mir hat es keine Probleme bereitet, schnell in den Lesefluss zu kommen und die Personen auseinanderzuhalten. Der Spannungsbogen wird im Mittelteil etwas in die Länge gezogen und zum Ende hin gibt es keine große Überraschung mehr. Fast die gesamte Handlung spielt sich an einem einzigen Tag ab.
Der Roman spielt in den USA und wirkt auf mich tatsächlich auch sehr „amerikanisch“. Da kann, muss man aber nicht mögen. Der moralische herrschende Kodex dort wurde schon recht deutlich. Die Person des Lama Tashi dagegen hat schon fast „entrückte“ Züge. Im Gesamtkontext mag das aber passen.
Mein Hauptkritikpunkt sind die tatsächlichen materiellen Auswirkungen. Die eintretende Umverteilung ist zu begrüßen, aber was ist die Botschaft, wenn manche Reichen dabei immer nur noch reicher werden? Mit ein klein wenig volks- bzw. betriebswirtschaftlichem Wissen könnte man das Gesamtkonstrukt der Handlung grundsätzlich in Frage stellen. Ich würde sagen, es wird diesbezüglich eine Art „Schneeballsystem“ aufgezeigt, welches so nicht funktionieren kann, außer, es wird Geld aus dem Nichts erschaffen. Doch, es ist ja nur eine fiktive Geschichte, weshalb ich darüber hinwegsehen konnte. Trotzdem hakte genau dies fehlende Schlüssigkeit an manchen Punkten immer ein wenig bei mir.
Fazit: Insgesamt eine klar Leseempfehlung von meiner Seite, auch wenn ich persönlich meinen rationalen „Kopf“ nicht immer ganz ausschalten konnte.