Lange, kalte Winternächte: Zeit, um den Kamin zu entzünden, Zeit für Geistergeschichten. Ob in den wilden Mooren von Yorkshire, auf dem verschneiten Gelände eines Spukhauses oder auf dem belebten Londoner Weihnachtsmarkt – diese Geschichten, die von Gespenstern vergangener Tage erzählen, jagen den Lesenden die köstlichsten Schauer über den Rücken. So herrlich britisch wie ein Yorkshire Pudding, so stimmungsvoll und gruselig wie ›Eine Weihnachtsgeschichte‹ von Charles Dickens und so spannend, dass man dieses Buch kaum aus den Händen legen kann.
›Schaurige Nächte‹ vereint acht Erzählungen ausgewiesener Gruselexpert*innen, die eine alte Tradition neu beleben: Als Meister*innen des Unheimlichen und Makabren bescheren sie uns den köstlichsten Nervenkitzel.
Ich liebe Sammlungen von Kurzgeschichten, und hier haben sich ein paar ganz schauerhaft schöne zusammengefunden, um uns beim Lesen in dunklen Herbstnächten einen wohligen und manchmal auch ganz und gar ...
Ich liebe Sammlungen von Kurzgeschichten, und hier haben sich ein paar ganz schauerhaft schöne zusammengefunden, um uns beim Lesen in dunklen Herbstnächten einen wohligen und manchmal auch ganz und gar unwohlen Schauder über den Rücken zu jagen.
Beigesteuert wurden Storys von unterschiedlichen englischen Autor:innen und die Erzählungen decken auch die ganze Bandbreite schriftstellerischen Schaffens und unheimlicher Geschichten ab. Da gibt es Haunted House-Storys, viktorianisch anmutende Gruselgeschichten, klaustrophobische Erlebnisse oder schlichten Wahnsinn. Da wandern Schachfiguren von allein über das Brett, ein Rollstuhl entwickelt ein Eigenleben oder Tannengrün löst entsetzliche Erinnerungen aus. Ein Skelettfund entpuppt sich nicht als archäologische Sensation, sondern endet im Wahn. Meine Lieblingsautorin Kiran Millwood Hargrave hat ein alptraumhaftes Wochenbett beigesteuert und glänzt auch hier mit ihrer fulminanten Sprache. Nicht alle Geschichten haben sich mir beim Lesen völlig erschlossen, eine ist mir einfach nur ein Rätsel geblieben. Andere hingegen konnten mich ganz in ihren Bann ziehen und haben mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt.
Und während ich beim Schreiben dieser Worte hinaus in die Dunkelheit starre, bin ich dankbar, dass dies alles nur erfundene Geschichten sind und ich das leichte Grauen, das ich immer noch unterschwellig spüre, nur wie die Nachwehen eines schlimmen Traums mit mir davontrage. Ganz sicher hat es nichts mit den rot leuchtenden Augen zu tun, die aus der Dunkelheit vor meinem Fenster zu mir hereinstarren…
Bücher, in denen Sammlungen rund um ein spezielles Thema zusammenkommen, mag ich immer sehr. Verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen sind sehr spannend. ...
Eine tolle Sammlung an Schauergeschichten
Bücher, in denen Sammlungen rund um ein spezielles Thema zusammenkommen, mag ich immer sehr. Verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen sind sehr spannend. Jeder Autor hat seinen eigenen Stil, seine eigene Erzählweise. Diese dann in mehreren Kurzgeschichten zu lesen und ja, auch irgendwie miteinander zu vergleichen, ist aufregend.
Wie viele Leser hat mich erstmal der Name Jess Kidd angezogen, doch beim Lesen bin ich dann auf weitere bekannte Namen gestoßen. Gar nicht so sehr von Autoren, sondern von Figuren. Das hat mich überrascht und erfreut, da ich die Romane zwar selbst noch nicht gelesen habe, aber bisher nur Gutes gehört habe und sie auf meiner “lesen wollen” Liste stehen. Gemeint ist die Geschichte “Die Aal-Sänger”
Aber zurück zur Sammlung. Schon das ansprechende Cover lässt darauf schließen, dass es um eine Sammlung geht. In den Blättern stehen alle Autoren. Eine schöne Lösung um allen gerecht zu werden und es dennoch nicht überladen aussehen zu lassen.
Zu den Schreibstilen und Inhalten ist es natürlich schwer einen generelle Aussage zu treffen. Manche gefallen einem mehr, andere sagen einem nicht so zu. Manche überfliegt man, bei anderen wünscht man sich, man könne noch weiterlesen. Doch gerade das macht es so faszinierend. Man kann, ohne sich direkt ein eigenständiges Buch zu holen, Autoren und deren Schreibweisen kennenlernen.
Die Geschichten selbst sind zwar etwas gruselig angelehnt, doch denke ich, alles in einem Rahmen, in dem jeder sie lesen kann. Ein bisschen gruseln kann man sich immer.
EINE STUDIE IN SCHWARZWEIß klingt dem Titel nach nach Sherlock Holmes, hat inhaltlich aber etwas von E.E.Poe. Wir haben ein verlassenes Herrenhaus mit historisch-authentischem Setting, ...
Enthält Spoiler
EINE STUDIE IN SCHWARZWEIß klingt dem Titel nach nach Sherlock Holmes, hat inhaltlich aber etwas von E.E.Poe. Wir haben ein verlassenes Herrenhaus mit historisch-authentischem Setting, in dem es nicht mit rechten Dingen zu gut, ein Ende, dass man wie bei Poe nicht 100% einordnen kann und einen Protagonisten zwischen Wahnsinn und der tatsächlichen Existenz von Geistern. Die Geschichte ist unheimlich gut geschrieben und weil ich ein kleiner Angsthase bin, habe ich bereits bei der Hälfte beschlossen, den restlichen Text doch lieber bei Tageslicht zu lesen 😂
Bei THAIWETES MIETER spukt es ebenso in einem alten britischen Herrenhaus. Hier waren die Figuren für mich greifbarer, der Hintergrund eher traurig. Man konnte sehr mit der jungen Frau mitfühlen, die mit ihrem kleinen Sohn auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann war - dass der eigene Vater sie mit dem Argument zurückbringen will, sie sei der Besitz ihres Mannes und er könne mit ihr umgehen, wie es ihm beliebt, ist grausam und zu dieser Zeit leider sehr üblich. Die junge Frau selbst entwickelte sich von einer anfänglich eher nervigen, überheblichen, arroganten und verwöhnten Opferrolle zu einem Subjekt, das sein Schicksal selbst in die Hand nimmt. Dazu trugen die Geister des Anwesens bei. Die Unterstützung durch die weiblichen Ahnenlinie hat mir hier besonders gut gefallen. Der Text war ebenso wie der erste atmosphärisch-gut geschrieben und las sich flüssig.
DIE AAL-SÄNGER
Der Brite Thaniel, die achtjährige Waise/Adoptivtochter Six und der Japaner Mori verbringen Weihnachten in den Marschlands. Das ist der einzige Ort, an dem Mori Ruhe von seinen Zukunftsvisionen hat. Doch bald stellt sich heraus, dass die Fischerleute nicht menschlicher Natur sind, sodass die drei gerade noch so mit dem Leben davonkommen. Die Mischung aus japanischer und britischer Kultur hat mir richtig gut gefallen, jeder der 3 Figuren war ganz besonders, vor allem Six habe ich ins Herz geschlossen mit ihrer verdrehten andersdenkenden Art. Die Geschehnisse in den Fens waren wirklich unheimlich, jedoch diesmal auf psychologischer Ebene. Das Wasser und die Aal-Fischer haben mich an diese japanische Legende erinnert, in der die Menschen sich in Aale verwandeln, stattdessen ging es um den Wert von Erinnerungen, Zusammenhalt und Freundschaft. Die Geschichte war richtig gut geschrieben, sodass ich auch gern einen ganzen Roman der Autorin lesen würde. Ich glaube allerdings, ein worst case scenario am Ende ohne Happy End für alle 3 hätte den Spannungsbogen nochmal eine Stufe höher gesetzt, wobei man ihnen die Sicherheit Londons mehr als gönnt und wünscht!
LILY WILT
Das ist eine der Geschichten, auf die ich mich am meisten gefreut habe, weil JESS KIDD zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen zählt 🧡
Die Faszination um die unübertreffliche Perfektion der schönen Toten wird von Autorinnen wie Elisabeth Bronfen mit der Bezeichnung der schönen Leiche messerscharf durchleuchtet und kritisiert. Und auch hier wird die aufgrund ihrer Schönheit als Heilige bezeichnete femme fragile Lily zu einer geisterhaften femme fatale, die einen Fotografen in ihren Bann zieht, der wiederum quasi schockverliebt einen Weg zu finden versucht, sie zurück ins Leben zu bringen. Dies gelingt ihm auf eine makabre "Friedhof der Kuscheltiere"-Weise in einer widernatürlichen Stufe zwischen Leben und Tod. Irgendwie konnte es nicht anders enden als es hier geschah, das "grausame, überirdische Verführerin stürzt Mann erst in den Wahnsinn und anschließend in den Tod"-Konzept Bronfens schlug zu. Hier habe ich auch wieder einen gewissen Poe-Touch wahrgenommen wie bei LIGEIA oder MORELLA. Ich finde, einer Geisterbraut zählt neben dem Spukhaus der ersten Geschichte schon fast zu einem Muss eines Geistergeschichten-Buchs, sodass sie hier wirklich gut passt.
CHILLINGHAMS ROLLSTUHL
Ich glaube, über diese Geschichte hätte man einen ganzen Goth-Roman schreiben können in Richtung "Der mexikanische Fluch". Es geht in gewisser Weise um die Überführung eines Mörders und die familiären Verstrickungen der Protagonistin. Gegen Ende hat man den Täter zwar erahnt, doch durch das offene Ende ist unsicher, ob er überführt wird. Ich verstehe, weshalb die Autorin hier gestoppt hat, doch wäre eine Auflösung hier schon ganz gut gewesen 🤔 Insgesamt fand ich die Geschichte wirklich spannend, den Spuk greifbar und atmosphärisch. Hier möchte der Geist keine Vergeltung, sondern seinen eigenen Mord aufklären. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen! Ich fand es auch nicht vorhersehbar, da ich die Person überhaupt nicht verdächtigt hatte. Auch der Schreibstil hat mir sehr gefallen und die Figuren hatten Substanz und Charakter. Ich hätte gern weiter gelesen :)
DAS HÄNGEN DES GRÜNS
In dieser Geistergeschichte geht es um die Aufklärung eines Mordes, von dem der Protagonist gar nicht weiß, dass er es mit den Geister Verstorbener zu tun hat. Sie hat einen gewissen sektenhaften, satanistischen Touch, ist spannend und interessant zu lesen und mit völlig unerwartetem Ende. Auch diese Geschichte (mit Moral-Faktor) hat mir wieder sehr gut gefallen.
GEFANGEN
England, 1898.
Diese Geschichte hat mich tatsächlich am meisten gefesselt, was ich mir, als ich den Autorennamen Kiran Millwood Hargrave las, bereits dachte. Nicht nur ist sie wahnsinnig gut und spannend geschrieben, sondern hinterließ auch den größten Gänsehautfaktor. Das liegt einerseits an der Tatsache, dass es auf einem wahren Fall beruht, das Unheimliche also plötzlich seeeehr real wird. Zum anderen liegt es an der Ohnmacht der Mutter nach der Geburt, die für 9 Tage in ein völlig abgedunkeltes, rot gestrichenes Zimmer mit vernagelten Fenstern gesperrt wird, geschwächt von Geburt und massenhaft Laudanum und einer Horrorstory um ihre Nachbarn, eine gehängte Kindsmörderin, was nach und nach zu schrecklichen Psychosen führte. Ich glaube ehrlich gesagt kaum, dass ich an ihrer Stelle besser reagiert hätte, und finde die damalige Praxis dieses lokalen Wegesperrens, dass sie ihren Mann nicht sehen durfte, dem Arzt und seinen Drogen ausgeliefert war, mehr als übel. Eine Geburt würde die mentale Verfassung der Frau irreparabel schädigen, sagt Letzterer. Letztlich wurde sie als psychisch unzurechnungsfähig weggesperrt. Hätte man während und nach der Geburt auf ihre Bedürfnisse gehört anstatt sie von vorne bis hinten zu bevormunden, wäre dies sicher nicht passiert.
Ihren Ehemann fand ich super, er hat sich immer wieder über den Arzt hinweggesetzt und sich für sie eingesetzt, letztlich aber doch auf ihn gehört, weil er auf die weitreichende Erfahrung des Arztes hoffte. Auch in dieser Geschichte erlebt man wieder, wie übel es Frauen zu dieser Zeit erging...
Der Schreibstil war unglaublich gut, hier konnte ich das Buch kein einziges Mal weglegen. Hargrave beeindruckt mich wirklich immer wieder! Die Geschichte wäre mir an einem dunklen Winterabend allein vor dem Kamin zu gruselig haha, weshalb ich sie bei Tageslicht gelesen habe 😂
UNGEHEUER
Lyme Regis, 1838. In der letzten Geschichte geht es um das Fieber-Delirium eines Archäologen, der mit seinem Fund Weltruhm zu erlangen hofft. Dass dieser den Tod eines kleinen Jungen zur Folge hatte, treibt ihn unbewusst in den Wahnsinn, sodass er Fund und Kind immer wieder verwechselt, bis die angehende Psychose ihn schließlich in den Tod treibt. Es ist sehr gut und spannend geschrieben und eine ganz andere Form von Spuk. Mitgefühl hatte ich mit dem jungen Mann allerdings nicht, weil ihm der Tod des Jungen absolut gleichgültig war, er nur an seinen eigenen Ruhm dachte und seine Frau regelmäßig vergewaltigte mit der Begründung, sie müsse Respekt vor ihm lernen. Letzteres hat für mich wieder einmal den größten Gruselfaktor und ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz, weshalb eine Frau solche Szenen schreibt 🙈 Inhaltlich hat sich die Geschichte von den anderen abgehoben, indem Delir, Archäologie, Wahnsinn und Legenden miteinander verwoben wurden. Fesselnd!
Alle Autoren und Autorinnen des Buches sind preisgekrönt und/oder schrieben Bestseller. Die Auswahl ist also ziemlich beeindruckend, am Ende wurde zu jeder Person eine Kurzvita angefügt.
Insgesamt hat mir der Band wirklich gut gefallen. Die Spukgeschichten waren sehr unterschiedlich von Geistererscheinung und Spukhäusern über Psychosen zu zum Leben erwachten Legenden, also wirklich gut durchmischt und von allem etwas dabei. Allesamt spielten in England des 19. Jahrhunderts, meist eher abgelegen. Die Kulisse und die Zeit boten großen Spielraum, zumal die Menschen damals viel viel abergläubischet oder anfälliger für Spukgeschichten waren als wir heute.
Ich fand es gut, dass es sich nicht um richtig brutal-gruslige Horrorstories handelte, sondern es wirklich um den Titel "Schaurige Nächte" ging und daher für eine größere Bandbreite an Lesern und Leserinnen geeignet ist - auch für Angsthasen wie mich 🤭
Am besten gefallen haben mir GEFANGEN von Kiran Hargrave, LILY WILT von Jess Kidd und CHILLINGHAMS ROLLSTUHL von Laura Purcell.
Sehr sehr erschreckend fand ich wieder einmal die Behandlung von Frauen zur damaligen Zeit als passive, untergeordnete Püppchen, mit denen nach Lust und Laune umgesprungen wurde, was ja leider in einigen Teilen der Welt nach wie vor der Fall ist und mich einfach nur unglücklich macht 😔🙁 Deshalb finde ich es ungemein wichtig, Texte dieser Art kritisch zu lesen und sich die Message stets bewusst vor Augen zu halten und eben auch, was wir heute tagtäglich gegen die Benachteiligung der Frau bewirken können und sollten, unter anderem für einen selbst, allein schon, indem wir nicht darüber schweigen und Ungerechtigkeiten ansprechen.
Ich werde das Buch im Spätherbst und Winter sicher noch das eine oder andere Mal in einem Sessel vor dem Kamin hervorholen und durch die Schauergeschichten blättern, es hat einfach genau die richtige Portion Grusel sowie eine angenehme Länge der einzelnen Texte von etwa 30 Seiten.
Ich hatte schon lange keine solche Sammlung in Richtung E.E Poe mehr, sie hat mir wirklich sehr sehr gut gefallen, vor allem eben auch mit dem englischen Hintergrund jener Zeit.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung 🤗
„Lange, kalte Winternächte: Zeit, um den Kamin zu entzünden, Zeit für Geistergeschichten. Ob in den wilden Mooren von Yorkshire, auf dem verschneiten Gelände eines Spukhauses oder auf dem ...
Klappentext:
„Lange, kalte Winternächte: Zeit, um den Kamin zu entzünden, Zeit für Geistergeschichten. Ob in den wilden Mooren von Yorkshire, auf dem verschneiten Gelände eines Spukhauses oder auf dem belebten Londoner Weihnachtsmarkt – diese Geschichten, die von Gespenstern vergangener Tage erzählen, jagen den Lesenden die köstlichsten Schauer über den Rücken. So herrlich britisch wie Yorkshire Pudding, so stimmungsvoll und gruselig wie ›Eine Weihnachtsgeschichte‹ von Charles Dickens und so spannend, dass man dieses Buch kaum aus den Händen legen kann.
›Schaurige Nächte‹ vereint acht Erzählungen ausgewiesener Gruselexpertinnen, die eine alte Tradition neu beleben:
Als Meisterinnen des Unheimlichen und Makabren bescheren sie uns einen Nervenkitzel ganz besonderer Art.“
Mit dem Gruseln ist das ja so eine Sache. Der Eine bekommt es mit der Angst zu tun wenn er nur an Dracula denkt, der Andere bekommt Schweißperlen auf die Stirn wenn die Spannung bis zum Anschlag schon überstrapaziert ist. In diesem Buch werden uns verschiedenste Schauergeschichten von unterschiedlichsten Autoren vorgestellt. Da geht es beispielsweise um ein Ungeheuer oder um einen Aal-Sänger oder einen Rollstuhl, der ein Eigenleben führt.
Für meine Begriffe waren die Geschichten ganz nett zu lesen aber schaurig oder gar gruselig war hier nichts wirklich. Die Kurzgeschichten sind recht unterhaltsam und nette Lückenfüller aber nicht wirklich angsteinflößend o.ä.. Wie gesagt ist das aber auch alles Ansichtssache.
Die Aufmachung des Buches ist edel. Ein wirklich hübsches Cover, welches recht klassisch erscheint, sowie die feste Bindung machen dieses Buch zu etwas beständigem. Ich vergebe gute 3 Sterne hierfür!
Wenn die Tage kürzer werden und wir uns abends gemütlich in eine Decke kuscheln, dann wird es Zeit für gruselige Geschichten. Wer kennt sie nicht die Klassiker von Charles Dickens oder Oscar Wilde. Ebenezer ...
Wenn die Tage kürzer werden und wir uns abends gemütlich in eine Decke kuscheln, dann wird es Zeit für gruselige Geschichten. Wer kennt sie nicht die Klassiker von Charles Dickens oder Oscar Wilde. Ebenezer Scrooge und der Geist der Weihnacht, aber auch das Gespenst von Canterville werden mir wohl ewig im Gedächtnis bleiben, genau wie das Gefühl des Unheimlichen, das von ihnen ausgeht.
Mit »Schaurige Nächte«, im Original »The Haunting Season« hat es vor zwei Jahren ein Kurzgeschichtenband zum Sunday-Times-Bestseller geschafft. Ob die Geschichten mit den Klassikern mithalten konnten?
Ich muss sagen, dass ich außer Jess Kidd keine/n der Autor*innen kannte, aber das muss ja nichts heißen. Gleich die erste Geschichte von Bridget Collins »Studie in Schwarzweiß« konnte mich mit ihrer Atmosphäre einfangen. Gespenstige Koniferen, die Schachfiguren nachempfunden sind, verführen einen Mann, das leerstehende Haus zu kaufen, um das die Einheimischen lieber einen großen Bogen machen. Allerdings verpufft der erste Eindruck mit Fortschreiten der Geschichte, da sie sich weder steigerte, noch irgendeine gruselige Wirkung entfaltete.
Genau den Eindruck hatte ich auch von einigen anderen Geschichten. Man setzt hier in den meisten Fällen auf das altbewährte Konzept viktorianischer Geistergeschichten, das aber vorhersehbar bleibt, keine überraschenden Momente bietet und kaum über einen atmosphärischen Grundtenor hinauskommt. Einsame Häuser zu Zeiten, als es noch Kutschen gab und keine Telefone, der Rollstuhl eines Verstorbenen, der noch eine Rechnung mit den Lebenden offen hat. Die Grundidee oft sehr gut, die Ausarbeitung wenig schaurig.
Jess Kidd schreibt über einen Gedenk-Fotograf, der in seinen Bildern das Leben der Verstorbenen festhalten will und sich prompt in eine Tote verliebt. Mit typischer Kidd-Handschrift schildert die Autorin Skurilles und löst sich vom üblichen Geisterschema.
Ich denke, wer Geistergeschichten mag, sollte sich hier selbst ein Bild machen. Bei mir hat es weder ein unheimliches Gefühl ausgelöst noch eine Gänsehaut. Es waren durchweg leicht zu lesende Geschichten, die interessant waren, aber mehr leider auch nicht. Am Ende des Buchs hatte ich tatsächlich den Ausgang der ersten Geschichten schon wieder vergessen.
Bleibt die Frage: Gibt es sie, die moderne Gruselgeschichte? Eine, die auch in der heutigen Zeit funktioniert und sich von dem allseits bekannten Muster lösen kann?
Es mag sein, dass ich hier die falsche Zielgruppe bin, da ich jeden Thriller wesentlich spannender und fesselnder finde. Und wenn ich mir die nachhaltige Wirkung von Oscar Wilde und Charles Dickens ins Gedächtnis rufe, bleibe ich dann wohl eher bei den Klassikern.