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Veröffentlicht am 16.12.2023

Heftiger Justizkrimi

Natalies Traum
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„….Ohne ein Wort verlässt Papa das gemeinsame Mittagessen. Er hatte den Teller nicht einmal angerührt. Die dreizehnjährige Natalie folgt ihn ins Schlafszimmer. Was hat er vor?….“

Mit diesen Zeilen beginnt ...

„….Ohne ein Wort verlässt Papa das gemeinsame Mittagessen. Er hatte den Teller nicht einmal angerührt. Die dreizehnjährige Natalie folgt ihn ins Schlafszimmer. Was hat er vor?….“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender Justizkrimi, der ein heftiges Schicksal zum Inhalt hat. Der Schriftstil passt sich dem Genre an. Neben sehr emotionalen Szenen gibt es sachliche Beschreibungen, die aber besonders eindringlich wirken.
Natalies Vater hat seine Arbeit verloren. Zusätzlich belastet ihn die Situation im Gebiet Donezk, wo seine Verwandten leben. Er ertränkt seine Sorgen im Alkohol und vertreibt sich seine Zeit mit Obdachlosen. Während Natalie ihm gern helfen möchte, brüllt die Mutter nur rum.
Kurz nach ihrem 14. Geburtstag verunglückt der Vater tödlich. Die Mutter ist zu ihrem Freund gezogen und erscheint nur zu Kontrollbesuchen in der Wohnung.
Sehr detailliert wird geschildert, wie Natalie versucht, ihr Leben im Griff zu behalten. Sie hat keine Freunde und keine Ansprechpartner.
Natalie verdient etwas dazu, indem sie bei einem ehemaligen Freund ihres Vaters putzt. Dort hat ihr Vater in der letzten Zeit gewohnt. Sie hofft, ihm auf diese Weise nahe zu sein. Dabei bekommt sie mit, dass der Mann über einen Koffer voll Geld in der Wohnung verfügt. Mit zwei älteren Mädchen, die sie aus der Schule kennt, beschließt Natalie, sich den Koffer zu holen. Doch nichts läuft, wie geplant. Zurück bleibt ein Toter.
Nach fünf Jahren wird Natalie auf Bewährung entlassen. Marie Marler wird ihre Bewährungshelferin. Die Verhandlung und die Zeit im Gefängnis haben Natalie eins gelehrt: Die Wahrheit kann oft die schlechteste aller Optionen sein.
Natalie erzählt Marie, was damals wirklich passiert ist. Marie sorgt für eine Therapeutin, mit der Natalie die Vergangenheit aufarbeiten kann. Das Mädchen steckt voller Wut, die sie aber gut verbergen kann. Es sind ihre Bilder, die zeigen, was in Natalie vor geht. Malen ist für sie die Therapie, die sie auch durch die Haft getragen hat.
Recht schnell hat sie einen Freund. Marie ist skeptisch:

„...So wie Natalie ihren Freund fixiert, muss ihre Mutter ihren Mann angeschaut haben, als er zum Alkohol griff, denkt Marie. Das Leben ist Wiederholung...“

Natalie will sich bald von ihm lösen. Doch er klammert und wird handgreiflich. Jetzt rächt es sich, dass Natalie jegliches Vertrauen in die Polizei verloren hat. Wie sagt Marie zu Kommissar Christian, ihren Freund?

„...Wenn ihr die Hintergründe der Tat damals besser recherchiert hättet, wäre sie nicht zu so hoher Strafe verurteilt worden...“

Apropos Christian, das Verhältnis zwischen ihm und Marie ist sehr gespannt. Sie weiß nicht, inwieweit sie ihm vertrauen kann und er ist mir zu dominant.
Das Ende der Geschichte wartet mit einigen Überraschungen auf. Recht und Gerechtigkeit sind manchmal schwierig zu erreichen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier werden tiefgehende Verletzungen, die nie heilen konnten, zum Thema gemacht.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Bewegende Biografie

Ich war doch noch ein Junge
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„...Mitka Kalinski sitzt in seinem Haus in Sparks, Nevada, als er von einem seiner frühesten Kindheitstrauma erzählt. Seine geballte Fäuste unterstreichen die Worte...“

Die Erinnerungen reichen zurück ...

„...Mitka Kalinski sitzt in seinem Haus in Sparks, Nevada, als er von einem seiner frühesten Kindheitstrauma erzählt. Seine geballte Fäuste unterstreichen die Worte...“

Die Erinnerungen reichen zurück ins Jahr 1939, als Mitka fünf oder sechs Jahre alt war. Wie alt er genau ist, wird man nie herausfinden. Warum, das ist Inhalt seiner Geschichte.
Die Autoren haben ein beeindruckende Biografie geschrieben. Es sind immer nur Bruchstücke, die nach und nach zu einem Leben zusammengesetzt werden.
Der Schriftstil passt sich den Genre an. Er ist stellenweise sachlich und genau deshalb besonders berührend.
Nach einer Bombennacht, die Mitka in einem Kinderheim in der Ukraine verbracht hat, verlässt er am Morgen das Haus. Diese Flucht rettet ihm das erste Mal das Leben. Doch er wird von Deutschen aufgegriffen. Auch der Massenerschießung entkommt er. Sein Weg führt ihn durch vier Konzentrationslager bis ins Lager Pfaffenhof.

„...Die einzige Erinnerung, die ich habe, sind die an Hunger, Wenn man hungrig ist, vergisst man alles andere...“

Dort holt ihn 1942 Gustav Dürr heraus, der seinen Namen und seine Geburtsdaten ändert und den Junge als Kindersklave auf seinem Hof arbeiten lässt. An eine Situation erinnert er sich besonders. Eines Tages hört er eine Stimme, die sagt:

„...Am Ende findest du dein Ziel...“

Diese Worte sollte Mitka nie vergessen. Nach dem Krieg werden die Amerikaner auf ihn aufmerksam. Er wird aus der Familie geholt und durchläuft mehrere Kinderheime. Erstmals lernt er eine Schule kennen. Doch Schreiben und Lesen wird er nie lernen. Der schwer traumatisierte Junge muss sozialisiert werden. Das aber trifft in der damaligen Zeit für viele zu.
Musik gibt ihm Halt, Filme begeistern ihn. Da keiner weiß, woher Mitka stammt, muss entschieden werden, wo seine Zukunft liegen soll. Er möchte nach Amerika, dass er aber nur aus Filmen kennt. Trotz vieler Widerstände darf er in die USA ausreisen. .

„...Der etwa fünfzehnjährige Junge, der an jenem klaren Januarmorgen aus dem Flugzeug stieg, verfügte über ungewöhnliche Kraft, auffallende Attraktivität, schelmischen Humor und Charme...“

Doch im fehlt die Reife. Er hat nie gelernt, sein Leben selbst zu strukturieren. Woher auch! Aber er findet Menschen, die ihn sinnbildlich an die Hand nehmen und in ein selbstbestimmtes Leben
führen.
Er nennt sich Tim und verschließt seine Vergangenheit hinter einer hohen Mauer. Er heiratet, wird Vater und Großvater. Dann aber gibt es Probleme in seinem Leben, die die Vergangenheit wieder hochkochen lassen. Erste Anzeichen sind heftige Alpträume. Er muss darüber sprechen trotz aller Verlustängste. Seine Frau, für die das alles neu ist, glaubt ihm und steht zu ihm. Sie nimmt erneut die Fäden in die Hand. Es beginnt eine intensive Suche nach seinen Wurzeln. Eine Reise nach Deutschland folgt. Die ehemaligen Täter weigern sich, Papiere herauszugeben. Hier gab es für mich als Leser einige offene Fragen. Die betreffen insbesondere die Rechte der Opfer gegenüber den Tätern.
Es ist internationalen Privatinitiativen zu verdanken, dass Verwandte väterlicherseits von Mitka gefunden werden. Nicht alle aber sind bereit, ihn kennenzulernen.
Die Geschichte endet mit Mitkas Bar-Mizwa im Jahre 2001. Damit findet er zurück zu seinem jüdischen Glauben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeichnet ein Schicksal nach, dass die Folge von Antisemitismus und Krieg ist.

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Bewegende Geschichte über einen Bruderzwist

Elias - wenn Freiheit nicht genügt
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„...Du hattest eine Lungenentzündung sowie eine Entzündung in beiden Ohren. Das ist der Grund, weshalb du zur Zeit nichts hörst. Mach dir keine Sorgen, dass bekommen wir wieder hin...“

Elias ist 12 Jahre, ...

„...Du hattest eine Lungenentzündung sowie eine Entzündung in beiden Ohren. Das ist der Grund, weshalb du zur Zeit nichts hörst. Mach dir keine Sorgen, dass bekommen wir wieder hin...“

Elias ist 12 Jahre, als er nach einem Streich seines älteren Bruders Nathan das Gehör verliert. Die Worte der Ärzte treffen nicht zu. Sie bekommen es nicht hin. Elias kann seine Behinderung nur bedingt akzeptiern.
Die Autorin hat einen bewegenden und tiefgründigen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Er sorgt für eine hohen Spannungsbogen, lässt viel Platz für Gefühle und gibt den inneren Zwiespalt der Protagonisten wieder.
Nach dem Abitur hat Elias seine Familie verlassen. Normalerweise wollte er nur für ein Jahr nach Australien. Mittlerweile sind 10 Jahre vergangen. Er lebt in Amerika. Eine Rückkehr ist kein Thema. Die Dominanz der Mutter auf den Weingut und die Verachtung seines Bruders will er nie wieder spüren.
Dann aber erreicht ihn ein Hilferuf seiner minderjährigen Schwester Sophie. Einmal pro Woche hatte er mit ihr geskypt. Nun meldet sie sich außerhalb der Zeit. Bei einem Unfall wurden sein Mutter und sein Bruder getötet.

„…Diese Rachegefühle sind mit seinem Tode nutzlos geworden. Das Leben ist meiner Rache zuvorgekommen...“

Die Gedanken bewegen Elias, wenn er an Nathan denkt. Mit seiner Mutter aber hätte er sich gern noch ausgesprochen. Der Vater hat schon vor Jahren die Familie verlassen. Eine Scheidung gab es nie.
Elias lässt alles stehen und liegen und fliegt nach Deutschland. Hier sieht er sich einer Situation gegenüber, die er so nie haben wollte. Er muss sich um ein Weingut kümmern, das kurz vor der Insolvenz steht, die Sorgen und Wünsche seiner Schwester ernst nehmen und nebenbei Geld verdienen. Er hat zwar keine Ausbildung, ist aber ein begnadeter Mechaniker. Das verdankt er seinem Vater, der ihn schon als Dreikäsehoch bei Reparaturen helfen ließ. Als er den Traktor untersucht, mit dem der Unfall geschah, wird er stutzig.
Außerdem erscheint ein Fremder auf dem Hof, der Geld will, dass ihn Nathan angeblich schuldet. In der Nähe trifft Elias auf Lulu. Die junge Frau war in Australien seine Freundin. Sie kennt sich mit Buchhaltung aus und greift Elias unter die Arme. Ab und an geigt sie ihm auch gehörig die Meinung.

„...Eins noch. Es ist es wert, Elias. Am Ende wirst du erkennen, für die Menschen, die du liebst, ist es leicht, ein Stück seiner Freiheit zu opfern...“

Nach und nach wird deutlich, welche seelischen Verletzungen Elias mit sich herumträgt. Als sein Vater erscheint, werden die Karten neu gemischt. Er übernimmt Verantwortung. Das Gespräch des Vaters mit Elias ist für mich nicht nur der sprachliche Höhepunkt des Buches. Hier wird deutlich, was in der Familie alles schief gelaufen ist. Elias stellt sich mit dem Vater an seiner Seite seinen Ängsten. Die Familie findet zusammen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist heftig, wie es ausarten kann, wenn ein Bruder den anderen dominiert. Hinzu kam, dass für die Mutter nur das Weingut zählte. Die Wünsche der Kinder spielten keine Rolle. Für Nathans Narzissmus hatte sie keinen Blick.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Sehr schönes Kinderbuch

Feigenbaum und Gießkanne
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„...Eines Tages pflanzte die Gärtnerin einen Feigenbaum. Gespannt warteten alle darauf, dass er zu wachsen begann...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein Kinderbuch, bei dem es um Warten und Geduld, aber auch ...

„...Eines Tages pflanzte die Gärtnerin einen Feigenbaum. Gespannt warteten alle darauf, dass er zu wachsen begann...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein Kinderbuch, bei dem es um Warten und Geduld, aber auch Liebe und Fürsorge geht.
Die Texte sind kurz und in angenehmer Schriftgröße zum Vorlesen. Sie sind auch für Erstleser zum Selberlesen geeignet. Die Absätze sind klar gegliedert, der Inhalt verständlich. Auf einer Seite gibt es Sprechblasen.
Das Jahr vergeht, der Baum jedoch trägt nur wenige Blätter und keine Feigen. Da bitten die Kinder darum, sich um den Baum kümmern zu dürfen. Sie sind der Meinung, dem Baum fehle nur Liebe. Logischerweise sehen das die Erwachsenen anders. Aber die Kinder bekommen ihre Chance. Auch bei ihnen stellt sich nicht sofort ein Erfolg ein. Aber sie geben nicht auf. Nach einiger Zeit werden sie für ihre Mühe belohnt.
Das Buch ist wunderschön illustriert. Die Bilder sind farbenfroh und mit vielen Kleinigkeiten versehen. Gut gefällt mir, dass die Kinder von verschiedenen Erdteilen stammen.
Auf der vorletzten Seite gibt es Anmerkungen der Autorin. Sie beziehen sich auf das Gleichnis im Lukasevangelium und machen Vorschläge, welche Themen mit den Kindern nach dem Lesen der Geschichte betrachten könnte.
Die letzte Seite enthält ein Rezept für Feigenbällchen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt den Kindern, dass es sich lohnt, dranzubleiben und nicht aufzugeben.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Absolut lesenswer

Mein verdorbenes Blut oder Streuselkuchen nach schlesischer Art
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„...Warum könnt ihr alle nicht endlich begreifen, dass für eine Nazi Jude sein nur eines bedeutet: semitisches Blut zu haben! Es hat nichts mit irgendeiner Religion zu tun...“

Diese Worte fallen bei einem ...

„...Warum könnt ihr alle nicht endlich begreifen, dass für eine Nazi Jude sein nur eines bedeutet: semitisches Blut zu haben! Es hat nichts mit irgendeiner Religion zu tun...“

Diese Worte fallen bei einem Familientreffen. Ein großer Teil der Verwandtschaft ist seit mindestens einer Generation zum Christentum konvertiert. Obige Worte sagt Günther, der als Kampfpilot bei der Luftwaffe arbeitet, zu seiner Tante. Er hat mit Nazigrößen zu tun und weiß, wovon er redet.
Der Autor erzählt aus seinem Leben. Die Geschichte ist sehr lebendig geschrieben und verfügt über einen feinen Humor. Der Schriftstil passt sich gekonnt den Gegebenheiten an und bringt so den Widerspruch zwischen den Ängsten der Mutter und dem Überschwang der Jugend zum Ausdruck.
Als besonderes Stilmittel gibt es deshalb ab und an Tagebuchaufzeichnungen der Mutter.
Horst ist Halbjude und lebt mit seiner Familie in Breslau. Im Jahre 1936 verstirbt sein Vater. Die jüdische Mutter kann sich nicht zur Ausreise entschließen. Horst ist sechs Jahre, als ihn die Mutter über seine Herkunft informiert. Sie ermahnt ihn, nie darüber zu sprechen. Er soll sich schlau verhalten wie Reineke Fuchs.

„...Es war schön und lobenswert, klug und vorsichtig wie er zu sein, aber wenn ich mich richtig erinnerte, ging er auch Risiken ein, als seine Familie von Hunger bedroht war...“

Schnell lernt Horst, wie er das karge Lebensmittelangebot aufbessern kann. Seinem Aussehen nach hält man Horst für einen Arier. Seine Freunde halten zu ihm
Schon in jungen Jahren interessiert sich Horst für Kochen und Backen. Deshalb sind auch einige Rezepte geschickt in den Text eingearbeitet. Eine Liste dazu gibt es am Beginn des Buches. Durch Meta wird er ein Experte in der Bestimmung essbarer Pilze. Gleichzeitig habe ich als Leser auch eine Menge darüber gelernt.
Nach dem Krieg freundet sich Horst mit einem russischem Major an. Der bringt ihm bei, wie man mit Handgranaten fischt. Bald versuchen es die Kids allein.

„...Dutzende Fische schwammen oben und wir bildeten eine Staffel, um sie herauszubekommen. Jede vorstellbare Fischart war dabei...“

Dann aber sind Horst und seine Familie gezwungen, Breslau zu verlassen. Sie haben auf dem Schwarzmarkt die falschen Leute auf sich aufmerksam gemacht. Wieder ist es der russische Major, der sie zu Verwandten nach Bayern bringt. Der Mann bleibt mir bis zum Ende des Buches ein Rätsel. Er scheint weit mehr als nur ein Major zu sein.
Von den Einheimischen werden sie allerdings nicht besonders willkommen geheißen. Man will weder Flüchtlinge noch Protestanten. Da sich aber Horst vor keiner Arbeit scheut, hilft er auf einem Bauernhof beim Schlachten. Das bringt der Großfamilie wichtige Nahrungsmittel. Beim Fest danach lernt er von der Bäuerin, dass er vorsichtig sein muss.

„...Bayern sind praktisch immun, was die Wirkung von Bier anbelangt. Es wird nicht als alkoholisches Getränk, sondern als wichtiger Ernährungsbestandteil betrachtet...“

Obwohl die Familie nie über ihren Hintergrund gesprochen hat, ist er vielen bekannt. Das bekommt Horst in der Schule zu spüren. Mancher Lehrer stammt noch aus der alten Garde. Horst allerdings sagt zu seiner Mutter:

„...Mama! Werde bloß nicht wieder schüchtern und ängstlich. Hitler ist tot, die Nazis sind weg, in ein paar Jahren wird niemand mehr wissen, was Antisemitismus war...“

Es sollte nicht lange dauern, bis Horst begreift, dass er damit völlig falsch liegt. Die Ewiggestrigen scharren schon wieder mit den Hufen. Letztendlich beugt er sich dem Willen der Mutter. Sie reisen zu Verwandten nach Amerika.
Viele Fotos illustrieren das Buch und lassen die Geschichte zusätzlich lebendig werden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Horst ist ein Überlebenskünstler. Es gibt viele Situationen, die er gemeistert hat, obwohl sie den Keim des Scheiterns eigentlich in sich trugen. Trotzdem hat er sich nie in den Vordergrund gespielt. Er hat geteilt, was er erlangen konnte und hatte die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen.

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