Genial
“Die Dolmetscherin” ist ein intelligenter, tiefgründiger und einfallsreicher Psychothriller über eine labile und doch zähe Dolmetscherin. Ihre täglichen Kämpfe, die innerlichen wie äußerlichen, werden ...
“Die Dolmetscherin” ist ein intelligenter, tiefgründiger und einfallsreicher Psychothriller über eine labile und doch zähe Dolmetscherin. Ihre täglichen Kämpfe, die innerlichen wie äußerlichen, werden nuanciert, beklemmend sowie fesselnd geschildert. Ich habe das Buch in zwei Zügen verschlungen!
Nachdem Revelle beim Dolmetschen ein fataler Fehler unterlaufen war, versuchte sie ihn abzuhaken, nach vorne zu schauen, ihr schlechtes Gewissen quält sie jedoch seither und sie hat ihr Selbstvertrauen verloren. In der Gegenwart versucht sie ihre unberechenbaren Dolmetscheraufträge mit ihrer neuen Rolle als alleinerziehende Mutter in Einklang zu bringen - während ihre Arbeit gleichzeitig zunehmend zum ethischen Drahtseilakt wird.
Ich mochte Revelle. Ja, sie ist neurotisch und ich fand es zunächst befremdlich, dass ein labiler Single mit finanziellen Problemen und einem unbeständigen Job ein traumatisiertes Kind adoptieren will, mit fortschreitender Handlung wird das allerdings mehr und mehr nachvollziehbar...
Als sich bedrohliche Vorfälle in Revelles Leben häufen, die sowohl ihr Privatleben als auch ihren Beruf betreffen, wird sie hin und her gerissen. Sie bemüht sich Ruhe zu bewahren, pragmatisch zu sein, Lösungen zu finden, um schließlich doch immer wieder in einem Meer aus Paranoia, Panik sowie Schuldgefühlen zu versinken.
Dann erlaubt sie sich, im Namen der Gerechtigkeit, eine ethische Verfehlung. Aber gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht und als Revelle merkt, was sie angereichtet hat, verstrickt sich immer tiefer in selbstzerstörerische Täuschungsmanöver, um zu retten, was zu retten ist - spätestens ab jetzt wird es nervenzerreißend spannend! Und die Auflösungen sind brillant: Unerwartet, originell, erschütternd - dabei restlos überzeugend!