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Veröffentlicht am 27.12.2023

Spezielle Form!

Und plötzlich warst du fort
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Sally Holt ist dreizehn Jahre alt als sie von ihrer drei Jahre älteren Schwester Katie Abschied nehmen muss. Für Sally war ihre grosse Schwester nicht nur ein Idol, sondern auch eine gute Freundin.
Nun ...

Sally Holt ist dreizehn Jahre alt als sie von ihrer drei Jahre älteren Schwester Katie Abschied nehmen muss. Für Sally war ihre grosse Schwester nicht nur ein Idol, sondern auch eine gute Freundin.
Nun müssen Sally und ihre Eltern sich an ein Leben ohne Katie gewöhnen. Die Trauer ist enorm und Katies Freund Billy unerwünscht im Leben der Familie Holt. Sally pflegt trotzdem den Kontakt zu Billy, denn niemand kann ihre Trauer so verstehen wie er.

Die Jahre vergehen, Sally wird erwachsen, verliert den Kontakt zum ehemaligen Freund ihrer Schwester. Trotzdem ist da immer eine Verbundenheit, die die Jahre und den Kontaktabbruch übersteht.


Die Geschichte ist in einer selten gelesenen Form geschrieben. Durch das ganze Buch spricht Sally in Gesprächsform mit Katie. Auch dann noch, als der schicksalshafte Tag schon längst vorbei und Katie nicht mehr präsent ist. Ich finde das sehr gewagt, denn damit bekommt man genau eine Perspektive zu lesen.

Sallys!

Einerseits bleiben die anderen Figuren, die Eltern, Billy, sowie Katie damit eher blass. Ihre Gefühle, Gedanken, Trauer und Aengste erfährt man nur aus der Sicht von Sally. Andererseits finde ich es auch spannend die ganze Handlung aus der Sicht nur einer Figur zu erfahren.

Trauer, Schuldzuweisungen und Schuldgefühle spielen eine zentrale Rolle, denn Billy ist in den Unfalltod von Katie involviert. Die Trauer von Vater und Mutter ist riesengross und damit handeln sie auch nicht immer sehr gerecht. Worüber ich versuche nicht zu urteilen.

Die Geschichte zieht sich über Jahre und man liest, wie Sally als Kind, als Jugendliche und als Erwachsene fühlt, denkt und handelt. Das hat vieles von einem Jugendroman, obwohl das Buch unter Liebesroman gelistet ist. Ich finde sehr schade, dass in der letzten Passage, als Sally eine junge Frau von 28 Jahren ist, die Charakterisierung zu wenig differenziert erfolgte. Die Figur hat sich wenig bis gar nicht weiterentwickelt. Sie denkt, fühlt und handelt als junge Frau wie als 13-Jährige. Neben dem Verlust der Tochter und Schwester begleitet man als Leser die Familie Holt durch viele Jahre im Leben ohne Kathy. Dabei wird auch die Vergesslichkeit der Mutter, bei der ich mich gefragt habe, ob sie an einer frühen Demenz leidet, thematisiert. Sehr eindrücklich und empathisch thematisiert, hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil von Alison Espach ist einfach gehalten und die eine Figur Perspektive, wie oben schon beschrieben, einerseits spannend. Andererseits bleiben die, doch wichtigen Figuren der Geschichte, eher blass. Schade ist meiner Meinung nach, dass keine Deklaration der Zeiten abgegeben wurde. So habe ich oftmals raten müssen, wie alt Sally ist. Im Hinblick auf ihre durchwegs jugendliche Art und Weise, kein leichtes Unterfangen. Teilweise sogar unmöglich.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Tierisch!

Die Ballade von Max und Amelie
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Auf der Müllkippe mitten in ihrem Rudel lebt die Hündin Fleck. Nach einem Kampf mit ihrem Bruder verliert sie ein Auge und wird von nun an nur noch Narbe genannt. Eines Tages steht der Rüde Max, der sich ...

Auf der Müllkippe mitten in ihrem Rudel lebt die Hündin Fleck. Nach einem Kampf mit ihrem Bruder verliert sie ein Auge und wird von nun an nur noch Narbe genannt. Eines Tages steht der Rüde Max, der sich verlaufen hat, vor ihr. Max und Narbe müssen flüchten, denn sie werden von Narbes Bruder angegriffen. Die beiden machen sich auf die Suche nach Max's Menschenfamilie.

Max träumt von einer Zukunft mit Narbe und träumt von Liebe und gemeinsamen Welpen. Narbe weiss nicht, ob er dies ernst meint, denn eine einäugige Hündin wie sie kann doch niemand lieben.


Nachdem ich die Bücher "Mieses Karma" des Autors gelesen habe, habe ich mich gefragt, ob mich Davod Safier vielleicht mit einer Liebesgeschichte überzeugen kann? Wieder sind die Protagonisten Tiere, die vermenschlicht wurden. Das heisst, sie sprechen, reagieren, denken und fühlen wie Menschen. Das muss man mögen und sich darauf einlassen.

Ab und zu blitzt ganz viel Tiefe auf und Lebensweisheiten oder Ansichten drücken durch, die mich haben sinnieren lassen. Da ist zum Beispiel Narbe, die nach einem Angriff, die auf einem Machtkampf und Kräftemessen beruht, sich mit einer Beeinträchtigung durchschlagen muss. Die Hündin ist überzeugt, dass sie dadurch nicht liebenswert ist. Als sie Max kennenlernt, ist sie sich deshalb sicher, dass dieser schöne und gebildete Hund sie nicht lieben wird. Der Kampf, den Narbe mit ihm und insgeheim auch mit sich selbst austrägt, kann man genauso auf reale Beziehungen im realen Leben übertragen. Ausgesprochen witzig empfand ich der Blick der Hunde auf die Menschen. Wo in "Mieses Karma" ganz viel schwarzer Humor steckt, ist dieses Buch absolut frei davon.

Diese Ballade behandelt nicht nur die Themen Freundschaft und Liebe. Ab und zu fand ich es sehr brutal, wie zum Beispiel, als Max und Amelie in die Hände von Hundefängern geraten und ein anderer Hund eingeschläfert wird. Oder der beschriebene Kampf zwischen Narbe und ihrem Bruder.

Die Abenteuer, wobei das fast zu salopp ausgedrückt ist, denn was Narbe und Max erleben, sind keine lustigen Abenteuer. Sondern knallharter Kampf ums Ueberleben. Regelmässig wird ein Nebenstrang, bei dem ich mich auch nach Beendigung frage, was das soll, eingesetzt. Ich bin nach wie vor ahnungslos, wer da in fett geschriebenen Text erzählt und wie die Beziehung zu den Protagonisten Max und Narbe ist. Es hat wohl was mit Wiedergeburt zu tun. Ein Thema, das mich weder interessiert noch glaube ich daran.

Verwirrend empfand ich, dass die Hündin, die eigentlich von der Mutter "Fleck" getauft wurde, schlussendlich, nach ihrer Verletzung zu Narbe wurde. Zwischendurch wird sie Orchidee genannt, dies wohl als Kosename. In dem Titel heisst sie "Amelie" und so auch am Ende des Buches.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Verarbeitung!

Der Junge muss an die frische Luft
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Hape Kerkeling ist im Ruhrgebiet in einer von Frauen dominierten Familie aufgewachsen. Er wusste mit sechs Jahren, was er werden möchte. "Ich will ins Fernsehen", sagte er am Weihnachtstag seiner Mutter.

Als ...

Hape Kerkeling ist im Ruhrgebiet in einer von Frauen dominierten Familie aufgewachsen. Er wusste mit sechs Jahren, was er werden möchte. "Ich will ins Fernsehen", sagte er am Weihnachtstag seiner Mutter.

Als achtjähriger Knirps stirbt seine Mutter nach längerer Krankheit und er wächst bei seinen geliebten Grosseltern auf.

Offen erzählt Hape über sein Leben, seinen Berufswunsch, die Auf und Ab's in seiner Karriere und seinem Leben.




Auch wenn ich den deutschen Komiker Hape Kerkeling nicht so wirklich kannte, ist der Name natürlich nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Er ist ein Begriff, auch wenn man, wie ich, nicht TV schaut. In einer Art Biografie schreibt Hape Kerkeling hier als Autor über sein Leben. Als Familiengeschichte erhält man als Leser tiefen Einblick in die Vergangenheit, als Hape als Nachzügler in einer Familie aufwächst, in der die Frauen das Sagen haben. Der frühe Tod seiner Mutter war ein Einschnitt für ihn, seinen Vater und Bruder.

Eindrücklich sind Passagen, wie zum Beispiel, als er die todkranke Melanie trifft. Das hat mich schon sehr berührt. Genauso berühren konnte mich der Autor mit seinem ganz persönlichen Schicksal in seiner Kinderzeit. Als Achtjähriger verliert er seine Mutter, nachdem diese längere Zeit an einer Depression erkrankt war. Er wird von da an von seinen Grosseltern aufgezogen, sein Vater ist beruflich dauerabwesend, sein Bruder beträchtlich älter um brüderliche Verbundenheit zu empfinden.

Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Buch humorvoll gemeint sein soll oder eben als Art Biografie gedacht ist. Humorvoll fand ich es nicht. Als störend empfand ich eine gewisse Schmeichelei des Herrn Kerkeling. Für sich selbst. Unangenehm war mir, wie er prahlt, was er alles kann und macht und tut. Da habe ich mich doch gefragt, ob man das als bekannter Entertainer nötig hat?

Teilweise fand ich den Schreibstil umständlich und stockend, auch leicht altmodisch angehaucht. Andererseits schreibt hier jemand, frei Leber weg und offen über sein nicht immer einfaches Leben als Kind. Da wurde sicher viel aufgearbeitet und verarbeitet. Ob das nun vor aller Welt als Buch ausgebreitet werden muss? Da kann man sicher geteilter Meinung sein.

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Veröffentlicht am 12.12.2023

Asylpolitik und Kriminalität!

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Eine Jugendliche verschwindet, ihre Eltern sind krank vor Sorge. Leider muss die Polizei den Eltern mitteilen, dass ihre Tochter tot ist. Larissa Böhlefeld wurde ermordet und mit Schnee bedeckt hinter ...

Eine Jugendliche verschwindet, ihre Eltern sind krank vor Sorge. Leider muss die Polizei den Eltern mitteilen, dass ihre Tochter tot ist. Larissa Böhlefeld wurde ermordet und mit Schnee bedeckt hinter einer Marienstatue, nahe dem Tierheim, indem sie sich engagiert hat, aufgefunden. Kriminalhauptkommissar Bodenstein und Hauptkommissarin Pia Sander drehen jeden Stein um und schon bald wird ein afghanischer Asylbewerber, der kurz vor der Ermordung mit der 16-Jährigen gesehen wurde, verdächtigt, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Schon bald entwickelt dieser Verdacht eine Eigendynamik, die die Polizei fassungslos dastehen lässt.

Der mittlerweile elfte Band der Krimireihe aus dem Taunus zeugt nicht von Müdigkeit der Autorin. Ich staune, wie sie auch nach elf Bänden immer noch eine spannende Geschichte aus dem Aermel schüttelt.

Ein junges Mädchen, auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, wird mit 16 Jahren ermordet. Eine Tat, wenn auch nur gelesen, die wohl jede und jeden erschüttert. Mich haben vor allem die Reaktionen der Eltern des Opfers berührt. Von Beginn weg, als die Mutter ihre Tochter telefonisch nicht erreichen kann, bis zu dem Moment, als klar wird, dass Lissy tot ist, habe ich mitgelitten.

Ich habe mich über etliche Figuren, die schnell eine Meinung zu dem Mord und die noch schneller den Mörder gefunden haben wollen, sehr geärgert. Weil jemand als Asylsuchender in Deutschland lebt, wird er ohne Nachzudenken als Mörder abgestempelt. Mein Aerger wuchs mit jeder Seite und ich war emotional voll dabei. Dies auch in dem Wissen, dass dies in der Realität genauso auch an der Tagesordnung ist.

Nele Neuhaus hat sich dazu entschieden, nicht nur das Thema Asylbewerber in den Krimi mit einzubeziehen, sondern auch in einer Gerichtsverhandlung, in der es um jugendliche Straftäter geht, diese mit fremd klingenden Namen auszustatten. Den Sinn dahinter habe ich nicht so ganz verstanden und nachvollziehen können. War dies dazu gedacht, das Thema Asylpolitik und Kriminalität zu veranschaulichen? Ich empfand diesen Krimi als rassistisch geprägt und dies hat mich irritiert und auch gestört. Warum mussten 80 % der Täter, und davon gibt es viele in diesem Buch nicht deutsche Namen tragen?

Erschreckend und grausig die Dynamik, die die Vorverurteilung eines jungen Asylsuchenden, annimmt. Selbstjustiz, Blutrache und blinde Aggression, ohne sich die Frage zu stellen, ob da jemand schuldig ist oder schuldig gemacht wird. Noch bedrückender ist das Thema Selbstjustiz, das sehr weite Kreise zieht in dieser Geschichte. Ich muss jedoch gestehen, dass ich manchmal die Täter "hinter den Tätern" verstanden, jedoch nicht gebilligt habe.

Die Identität der Figur, die Lissy ermordet hat, war für mich überraschend und etwas gar schnell abgehandelt. Der Weg zu der Verhaftung, das heisst die Ermittlungen und die Erkenntnisse daraus, nicht so ganz nachvollziehbar.

Nele Neuhaus schreibt in einem gut zu lesenden Schreibstil und hat um den Mordfall an der Teenagerin eine abwechslungsreiche und fesselnde Geschichte gestrickt.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Anspruchsvoll!

Twelve Secrets -
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Ben Harper arbeitet als Journalist und er ist der beste True-Crime Reporter Englands. Ben ist zuerst entsetzt, als seine Chefin Madeline Wilson verlangt, dass er über die Tragödie seines Lebens schreibt. ...

Ben Harper arbeitet als Journalist und er ist der beste True-Crime Reporter Englands. Ben ist zuerst entsetzt, als seine Chefin Madeline Wilson verlangt, dass er über die Tragödie seines Lebens schreibt. Ben war acht Jahre alt, als sein Bruder Nick, sowie dessen Kumpel Simon, von zwei Mitschülerinnen brutal ermordet wurde. Bens Mutter Clare hat einige Zeit später Selbstmord begangen. Seit dieser Familientragödie sind 20 Jahre vergangen und ein Mord an einer Frau wirft nun neue Hinweise auf den Mord an Nick und Simon auf. Die Polizistin Dani Cash, die nach einer Auszeit wieder Dienst in der Polizeistation Haddley macht, untersucht den neuen Mordfall und verbündet sich mit dem Journalisten.


Ich fand es ganz schön schwierig in diesem Thriller den Ueberblick zu behalten. Viele Figuren mit Beziehungen der unterschiedlichsten Art und noch mehr Nebengeschichten machen die Geschichte anspruchsvoll. Diese Nebenhandlungen sind zwar oft interessant, faszinierend und haben mir gefallen. Oft wird jedoch in den einzelnen Leben der Figuren hin und her gependelt. Manchmal wusste ich nicht auf Anhieb, wer denn da aktuell in Ich Perspektive am Ball ist.

Eine der Hauptfiguren ist Ben Harper, der seit zwanzig Jahren mit dem Wissen lebt, dass sein Bruder Nick brutal ermordet wurde und seine Mutter sich daraufhin unter einen einfahrenden Zug wirft. Ben hat ( gerade deswegen?) einen Beruf ergriffen, in dem es um Verbrechen geht. Jetzt macht seine Chefin Ben Druck, über die Tragödie seines Lebens einen Artikel zu verfassen.

Eine weitere Protagonistin ist Holly Richardson, die reich geheiratet hat, Mutter einer kleinen Tochter ist und kein gesundes Verhältnis zu ihren Schwiegereltern pflegt. Holly ist ausserdem eine gute Freundin von Ben und lange konnte ich ihre genaue Rolle in Bens Drama des Lebens nicht einschätzen. Hollys Leben birgt Stoff für einen eigenen Thriller. Bei etlichen Passagen in Hollys Leben lief es mir ab und zu kalt über den Rücken. Als neben ...neben ... Handlung kommt noch Sarah, Hollys Freundin ins Spiel, die frisch verliebt ist und deshalb einen Kampf mit ihrem Exmann austrägt

Eine weitere wichtige Person ist die Altenpflegerin Corrine Parsons, deren Rolle im Ganzen mich überrascht hat.

Schlussendlich erlebt man noch die Polizistin Dani Cash. Sie kehrt nach fünf Monaten Auszeit zurück in die Polizeistation und erlebt Mobbing pur. Auch hier sind einige Szenen sehr brutal.

Jetzt geschieht also ein Mord. Die Verbindung mit diesem und dem zurückliegenden Mord an den beiden Teenagern 20 Jahre zuvor, schlägt nicht nur hohe Wellen. Es wird auch Staub, der über die lange zurückliegende Tötung der beiden Jungen lag, wieder aufgewirbelt. Ich gestehe, dass ich mehrmals den Faden verloren hatte und immer wieder überlegen musste, wer denn wer ist und welche Funktion innehat. Zwar wird früher oder später klar, dass alle und alles zusammenhängt. Ich finde aber, Robert Gold hätte es weniger verworren und gradliniger zum Leser bringen können. Zudem wurde der Zusammenhang der einzelnen Figuren sehr konstruiert, wenn er auch zugegebenermassen sehr einfallsreich ist.

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