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Veröffentlicht am 02.03.2024

Die Absenz der Königin

Das Lächeln der Königin
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"Das Lächeln der Königin" ist ein interessanter Roman über die Büste der Nofrete, in dem ebenjene Königin selbst seltsam abwesend ist.

Erzählt vorwiegend aus der Sicht von James Simon, einen jüdischen ...

"Das Lächeln der Königin" ist ein interessanter Roman über die Büste der Nofrete, in dem ebenjene Königin selbst seltsam abwesend ist.

Erzählt vorwiegend aus der Sicht von James Simon, einen jüdischen Textilunternehmer Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin, taucht man in das Berlin von 1913 bis 1925 ein. Simon ist ein Kunstliebhaber und unterstützt die archäologischen Ausgrabungen seines Freundes Ludwig Borchart in Ägypten. Dort findet Borchart die Büste der Nofrete und bringt sie nach Berlin. Zunächst wird sie jedoch nicht ausgestellt, aber als die wirtschaftliche und finanzielle Situation in den 20er-Jahren immer schlechter für Simon wird, entschließt er sich, die Büste in Berlin öffentlich im Museum auszustellen.

Was nach einem spannenden historischen Roman klingt, konnte mich nur bedingt überzeugen.

Besonders Anfang fliegt man nur so durch die verschiedenen Jahre, was es teilweise schwer macht, den Überblick über den zeitlichen Ablauf zu behalten. Zum Ende hin ist es jedoch übersichtlicher.
Der Schreibstil ist flüssig, aber etwas emotionsarm. So bleiben einen die Protagonisten fremd und an manchen Stellen liest es sich eher wie ein historischer Sachtext anstatt wie ein historischer Roman.

Mein Hauptkritikpunkt ist jedoch, die inhaltliche Abstinenz der Büste der Nofrete.
Ich hatte vermutet, dass ihre Entdeckung und Ausstellung mehr im Fokus stehen würde.
Stattdessen stehen ab der zweiten Hälfte des Buches mehr die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland im Vordergrund, auch wenn nicht wirklich tiefgehend.
So verbleibt der Roman leider irgendwo zwischen historischen Sachbuch und historischen Roman stehen ohne einem von beiden so richtig gerecht zu werden. Potenzial wäre da gewesen.

Zugutehalten kann man der Autorin die historischen und wissenschaftlichen Fakten, die sie durchaus kurzweilig in die Handlung einbaut. Eine einnehmendere, weniger oberflächlichliche und mehr fokussierte Rahmenhandlung hätte der Geschichte jedoch gut getan.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Licht und Schatten im Grenzgebiet

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Der 4. Band der "Grenzfall"-Reihe knüpft nahtlos da an, wo der 3. Band aufgehört hat.
Bernhard Krammers Kollegin Roza Szabo ist spurlos verschwunden. In ihrer Wohnung befindet sich eine männliche Leiche ...

Der 4. Band der "Grenzfall"-Reihe knüpft nahtlos da an, wo der 3. Band aufgehört hat.
Bernhard Krammers Kollegin Roza Szabo ist spurlos verschwunden. In ihrer Wohnung befindet sich eine männliche Leiche mit Tauchermaske.
Die letzte Spur von Szabo führt nach Bayern an den Walchensee. Da Krammer zunächst nicht öffentlich nach Szabo suchen lassen will, nimmt er Kontakt mit seiner Tochter, der Oberkommissarin Alexa Jahn, auf und bittet sie um ihre Hilfe. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Huber beginnt sie zu ermitteln. Schon bald merken beide, dass mehr hinter Szabos Verschwinden steckt und dass ihr Leben in Gefahr ist.

Erzählt nahezu abwechselnd aus der Sicht von Jahn und Krammer, mit gelegentlichen Unterbrechungen von Kapiteln aus Sicht einer unbekannten Frau, entwickelt der Kriminalroman schnell an Spannung. Zur Mitte hin nimmt diese jedoch etwas ab, um dann in einem packenden, auch wenn leicht kurz geratenen Höhepunkt zu gipfeln.

Nicht nur die Suche nach der Lösung, was hinter Szabos Verschwinden steckt, spielt eine Rolle in der gut konstruierten Krimihandlung. Auch das Thema Familie, Freundschaft und deren Bedeutung wird angerissen.
Jahn versucht, wie auch ihr Vater Krammer, sich über ihre bzw. seine Gefühle gegenüber ihren Vater bzw. seiner Tochter im Klaren zu werden und welche Beziehung sie in Zukunft zu ihm will und er zu ihr.
Bedingt durch die emotionale Suche und der Tatsache, dass sich beide ähnlicher sind, als sich beide eingestehen wollen, kommt es zu Spannungen zwischen Vater und Tochter.

Da viele Personen und Handlungsstränge aus den vorherigen Bänden vorkommen bzw. erwähnt werden, ist es sinnvoll, die ersten drei Bände gelesen zu haben.

Ganz so gut wie der Rest der Reihe hat mir der 4. Band nicht gefallen.
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt stimmungsvoll und bildhaft. Für meinen Geschmack schweift die Autorin jedoch etwas zu häufig von der Haupthandlung ab, wodurch diese an Spannung verliert.
Ebenso wirken die Anspielungen auf Jahns schwieriges Liebesleben etwas zu gezwungen auf mich.
Des Weiteren habe ich mir auch mehr vom Fall erwartet. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass der 4. Band als Bindeglied zwischen 3. und 5. Band fungiert. Der Cliffhanger am Ende, der Lust auf die Fortsetzung macht, verstärkt diesen Eindruck.

Für Fans der "Grenzfall"-Reihe auf jeden Fall lesenswert, auch wenn nicht so stark wie die ersten drei Bände.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Mörderisches Kloster

Die Mönchin
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"Die Mönchin" ist ein packend und stimmungsvoll geschriebener historischer Roman mit Krimielementen.

Der Benediktinermönch Adrian von Bitterstedt soll offiziell in der Abtei Ennswalden nach dem 5. Evangelium ...

"Die Mönchin" ist ein packend und stimmungsvoll geschriebener historischer Roman mit Krimielementen.

Der Benediktinermönch Adrian von Bitterstedt soll offiziell in der Abtei Ennswalden nach dem 5. Evangelium sichern, doch im Geheimen ist er auf der Suche nach dem verschollenen Brief des Athanasius, dessen Inhalt gefährlich für die Kirche werden könnte. Jedoch schon bald kommt es zu mysteriösen Todesfällen im Kloster und Adrian, der in Wirklichkeit Adriana von Bronnen heißt und sich nur als Mönch ausgibt, beginnt mit Erlaubnis des Abtes zu ermitteln. Ein Mörder geht im Kloster um und Adriana begibt sich in doppelter und geheimer Mission in Lebensgefahr.

Von Beginn an wird ein authentisches und stimmungsvolles Porträt der kirchlichen und klösterlichen Welt im Mittelalter heraufbeschworen.
Kurze Kapitelabschnitte und Perspektivwechsel sorgen dafür, dass man wissen will, wie es weitergeht.
Zusätzlich zeichnet sich der Roman auch durch seine Detailfülle aus und verarbeitet spannend historische Ereignisse.

Gefährliche Dokumente, seltsame Mordfälle im Kloster und eine Frau, die sich als Mönch ausgibt, sind vielversprechende Handlungselemente, die im Verlauf der Geschichte nur teilweise ihr vollständiges Potenzial ausschöpfen.

Gut gelungen ist die Charakterisierung von der Protagonistin Adriana. Sie ist eine selbstbewusste und intelligente junge Frau, die geschickt Mordermittlungen und Dokumentensuche unter einen Hut bringt, ohne großartigen Verdacht zu erregen.
Die weiteren handelnden Personen bleiben dagegen blass und schemenhaft.

Wenig glaubhaft war auch, dass keiner im Kloster misstrauisch gegenüber Adriana wurde und sie wirklich in Bedrängnis gekommen ist. Es lief für mich zu reibungslos.
Das Gleiche gilt für schwierige Situationen und Hürden, mit denen Adriana konfrontiert wurde. Diese wurden nämlich ziemlich leicht und einfach gelöst.
Auch wirkten die leidenschaftlichen Gedanken Adrianas mir etwas zu konstruiert.

Insgesamt ist "Die Mönchin" ein eingängiger geschriebener Mix aus Fiktion und historischen Ereignissen mit Spannungselementen, der inhaltlich überzeugen kann, aber in der sprachlichen und stilistischen Ausgestaltung Schwächen aufweist.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Kurzweilig, aber mehr auch nicht

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
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Klimawandel, Kriege, Terrorismus, Populismus etc. - die Liste ist lang an Problemen und Herausforderungen, die den Blick in die Zukunft trügen und eher für Pessimismus anstatt Optimismus sorgen.
Wie verliert ...

Klimawandel, Kriege, Terrorismus, Populismus etc. - die Liste ist lang an Problemen und Herausforderungen, die den Blick in die Zukunft trügen und eher für Pessimismus anstatt Optimismus sorgen.
Wie verliert man nicht die Hoffnung in den stürmischen Zeiten, in denen wir uns gerade befinden? - Antworten auf diese Frage habe ich mir von dem Sachbuch von Till Raether gewünscht, das diese meiner Meinung nach jedoch nicht wirklich liefert.

Lebendig widmet sich Raether von Beginn an dem Thema. Er liefert keine sachlich abstrakte Analyse, sondern bettet seine Gegenwartsanalyse in persönliche Anekdoten und Erlebnisse ein. Die persönliche Note und der flüssig zu lesende Schreibstil sind auch die Stärken des Sachbuches.

Inhaltlich bleibt es bei der Beantwortung der Frage, wie man nicht die Hoffnung verliert, etwas dünn. Denn wirklich neue Ansätze, wie man der Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft beibehält, präsentiert der Autor den Lesenden nicht. Zumindest ist mir diesbezüglich nicht wirklich etwas hängen geblieben.

"Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?" ist kurzweilig und regt während des Lesens zum Nachdenken bzw. Reflektieren über die eigene Verantwortung und Rolle in der Gesellschaft an, hinterlässt über das Seitenende jedoch nicht wirklich einen bleibenden Eindruck.

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Veröffentlicht am 10.12.2023

Blutiger Thriller mit Schwächen

Agonie (Milosevic und Frey ermitteln 2)
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"Agonie" lässt mich, wie schon der Auftakt "Stigma", mit gemischten Gefühlen zurück.

Überzeugen konnte mich die fesselnd erzählte und gut konstruierte Thrillerhandlung, weniger, die Charakterzeichnung.

Der ...

"Agonie" lässt mich, wie schon der Auftakt "Stigma", mit gemischten Gefühlen zurück.

Überzeugen konnte mich die fesselnd erzählte und gut konstruierte Thrillerhandlung, weniger, die Charakterzeichnung.

Der Anfang, wie auch der Rest des Buches, ist nichts für schwache Nerven.
Milo und Vincent werden mit einem grausamen Mord an einer jungen Influencerin, die sich für Tierrechte einsetzte, konfrontiert. Sie wurde wie ein Tier auf der Schlachtbank fachmännisch zerlegt. Leider bleibt sie nicht das einzige Opfer. Die blutigen Spuren führen den sich von seiner schweren Schussverletzung erholenden Vincent und Milo in die tierverachtende Welt der Fleischindustrie.
Neben einem gefährlichen Serienmörder, muss sich Milo noch mit privaten Problemen auseinandersetzen, denn zwischen ihr und Valerie hängt der Haussegen schief.

Der Fall um die tote Influencerin wird fesselnd erzählt. Kurze Kapitel, teilweise auch mit Abschnitten aus Sicht des Täters, sowie ein packendes Finale halten den Spannungsbogen hoch.
Zudem wird ein authentisches und nachdenklich machendes Bild von der Fleischindustrie gezeichnet, in der das Tierwohl keinen Platz hat und es nur um Profit geht.

Bedauerlicherweise konnte die Handlung abseits davon mich weniger begeistern. Das Thema Liebe und Beziehungen spielt hier eine große Rolle.
Milo macht aus Valerie immer noch ein Geheimnis, was zu Spannungen führt. Dann ist da noch ihre Kollegin, die mit ihr flirtet und beide kommen sich näher.... Etwas zu klischeehaft und zu schnell meiner Meinung nach.
Das Gleiche kann in Bezug zu Vincents aufkommenden Gefühlen zu Cleo, der Freundin der Toten, gesagt werden. Vincent wird regelrecht weichgespült und verliert an Kontur. Einzig Milo ist vielschichtig in ihrer Darstellung. Die anderen Charaktere sind leider etwas stereotyp in ihrer Beschreibung.

"Agonie" hatte das Potenzial zu einem spannenden Thriller, das er enttäuschenderweise nicht ausschöpft. Ein bedrückend und gut erzählter Fall allein reichen nicht aus, auch das Drumherum muss passen.

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