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Veröffentlicht am 17.12.2023

Hexenschlächter

A Breath of Winter
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In einer kalten Winterwelt geht ein Hexenschlächter um, der keine Gnade mit Hexen kennt. Wo immer er sie aufstöbert, bringt er sie um. Smilla hat durch ihn ihre ganze Familie und ihren Zirkel verloren; ...

In einer kalten Winterwelt geht ein Hexenschlächter um, der keine Gnade mit Hexen kennt. Wo immer er sie aufstöbert, bringt er sie um. Smilla hat durch ihn ihre ganze Familie und ihren Zirkel verloren; eine Prophezeiung führt sie zu der Söldnertruppe der Wilden Jagd, angeführt durch den geheimnisvollen, düsteren, aber natürlich wahnsinnig gut aussehenden Gent. Obwohl sie noch nicht richtig dazugehört, fühlen sowohl Smilla als auch Gent bald Lust aufeinander ineinander aufsteigen und ihren Verstand abschalten. Sie sind dem Schlächter auf den Fersen, doch der scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein, und dann sind da ja noch die Walküren, die fast genauso gern Menschen abschlachten wie der Schlächter, Berserkr und andere Wesen, die eventuell gefährlich werden können.

Ich hatte richtig Lust auf dieses Buch, schien es doch eine schöne Kombination aus Six of Crows und nordischer Mythologie zu sein. Positiv zu vermerken ist hier, dass Smilla, die Heldin, meistens relativ tough ist und dass vier Mitglieder der Wilden Jagd sympathisch sind. Damit endet das Positive allerdings. Von nordischer Mythologie sind wir so weit entfernt wie der Saturn von der Erde. Eine Winterwelt, ein erwähnter Jarl und Walküren, die wie griechische Harpyien dargestellt werden, reichen nun mal nicht. Und ich habe nichts gegen Romantasy, aber auch da darf es ein bisschen Handlung geben und die Handlung bitte nicht nur als lästiges Anhängsel dienen, um Heldin und Held irgendwie in einen sexuellen Clinch zu bringen. Romantische Vibes habe ich vergeblich gesucht, es war von Anfang an rein körperlich. Die Autorin hat sich auch keine Mühe gegeben, Kämpfe oder Waffen zu recherchieren, Szenen, in denen diese dargestellt wurden, waren inhaltlich eine Katastrophe. Gelegentliche Logikfehler fielen sogar den bis zum Schluss wohlgesonnenen LeserInnen der Leserunde auf. Am schlimmsten war für mich die Darstellung des Helden, die gegen alles spricht, was für mich einen Helden - selbst einen Anti - ausmacht. Da nicht mehr viel Zeit bleibt, dieses Buch zu toppen, wird es wohl der Jahresflop 2023 werden.

Veröffentlicht am 17.10.2023

Gary Stu in da town!

Vamps
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Tief in den Schweizer Bergen, bei den Schweizer Zwergen, liegt Hogwa... liegt Vamps. Das ist eine Eliteschule für junge Vampire und plötzlich muss da auch Dillon aus Irland hin, weil ... puh. Spoiler: ...

Tief in den Schweizer Bergen, bei den Schweizer Zwergen, liegt Hogwa... liegt Vamps. Das ist eine Eliteschule für junge Vampire und plötzlich muss da auch Dillon aus Irland hin, weil ... puh. Spoiler: seine Mama hat seinen Papa um den Gefallen gebeten, sobald er 18 ist. Aber seine Mama ist schon seit 18 Jahren nicht da, weil ... Doppelpuh. Weiß die Autorin scheinbar auch nicht so recht, aber immer, wenn das Thema aufkommt, kann man mal geheimnisvoll einen auf Dumbledore machen und sagen: Es ist das Beste für dich, Harry. Ähm. Dillon. Jedenfalls wusste Dillon gar nichts von Vampiren. Aber plötzlich ist er ein Dhampir, ein halb Mensch, halb Vampir. (So ähnlich wie Hagrid, nur mit weniger Haaren und ... Körper. Und die Riesen gegen Vampire ausgetauscht. Und Harry ... ich meine natürlich Dillon, ist gleich mal der totale Special Snowflake, oder wie das in Fanfictionfachkreisen genannt wird: Gary Stu. Obwohl er bis gestern noch keine Ahnung von Vampiren hatte, ist er so special, dass er nicht nur mit den reinblütigen (kommt der Begriff irgendwem bekannt vor? Nein? Ach, wahrscheinlich mein Fehler) Vamps total mithalten kann. Und sein Blut ist so special, dass alle scharf auf ihn sind, weil man mit dem Blut von Harry ... ich meine Dillon wahrscheinlich alles machen kann. Weiß zwar keiner so richtig was, weil trotz Millionen Tests nichts dabei rumkommt, aber bestimmt kann man damit sämtliche Kriege beenden, die Titanic heben und Hundekekse backen.

Also. Dillon wird wegen seines special Bluts gleich mal Klassensprecher. Oder VV, wie die Vamps cool sagen. Und er kann Gedanken hören. Wenn er richtig wütend ist, kann er mega kämpfen - das kennt er nämlich aus Irland. Er ist nämlich - und bitte lasst euch das auf der Zunge zergehen - in der Wildnis Irlands aufgewachsen. Der Wildnis! Was ist damit gemeint? Die grasbedeckten Ebenen? Die paar Mäuerchen, die in der Gegend rumstehen? Die genauso in der Gegend rumstehenden megabrutalen fiesen blökenden Schafe, gegen die man täglich auf dem Weg zur Schule kämpfen muss? Apropos Weg zur Schule. Andere Leute fahren mit Bussen zu ihren Schulen. Special Dillon und Dad fahren mit Hundeschlitten. In der Schweiz. Woher haben sie die? Wieso können die mit dem Hundeschlitten umgehen? Und sind sie den ganzen Weg von Irland mit dem Hundeschlitten in die Schweiz gefahren? Über den gefrorenen Ärmelkanal oder so? Man weiß es einfach nicht. Im Schweizer Hogwarts ist übrigens nicht Dumbledore Schulleiter. Die haben eine Frau - mit roten Haaren, hottem Körper und die heißt ... warte, warte, warte ... Lily! Wow. So ein Zufall! Draco heißt hier Bram. Snape heißt Hunt. Und die unwichtigen Mitschüler heißen alle was mit A. Aron. Angelo. Asta. Klingt wie der A-Wurf einer Hundezucht. Habe ich mir aber nicht selbst ausgedacht. Ganz der Verdienst der Autorin.

Was auch der Verdienst der Autorin ist - außer eine eher schlechte Harry-Potter-Fanfiction zu schreiben und aus den Zauberern einfach mal Vampire zu machen - ist ihr Schreibstil, der wirklich gruselig ist. Da werden Antworten gelacht, abgewunken und in Zusammenhänge gesetzt, die zum Nägelaufrollen sind. Und ob da ein Lektorat stattgefunden hat, wage ich zu bezweifeln. LektorInnen sollten das Autorenhandwerk beherrschen, wenn es die AutorInnen schon nicht können. Jedenfalls bin ich wirklich erschüttert, was ein großer Verlag hier in die Bücherwelt entlässt - ich muss jetzt erstmal mein Huskygespann suchen und eine Runde nach Irland damit fahren, um mich wieder zu erholen.

Veröffentlicht am 26.05.2023

King of Porno

King of Battle and Blood
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Isolde ist die Prinzessin von Lara, einem Land, das von dem mächtigen Vampirkönig Adrian überfallen und bedroht wird. Er verspricht, dass er Lara in Ruhe lässt, wenn sie ihn heiratet und entgegen des Willens ...

Isolde ist die Prinzessin von Lara, einem Land, das von dem mächtigen Vampirkönig Adrian überfallen und bedroht wird. Er verspricht, dass er Lara in Ruhe lässt, wenn sie ihn heiratet und entgegen des Willens ihres Vaters und Geliebten stimmt sie zu. Nun erwartet man von ihr, dass sie Adrian nahe genug kommt, um ihn zu töten. Sie ist dazu auch willig - allerdings auch auf andere Art und Weise. Sobald sie Adrian nahekommt, verliert sie Hirn, Höschen und Mordabsichten, weil sie lieber mit ihm den petite mort erlebt als das echte Töten. Daher erlebt sie jetzt von allen Seiten Stress - ihren und seinen Leuten. Aber in Isolde steckt noch mehr als nur ab und zu etwas vom Vampirkönig ...

Buh. Was kommen denn in letzter Zeit für Bücher bitte raus? Warum steht hier was von Vampir- und Fantasybuch, wenn es auf jeder dritten Seite eine Sexszene gibt, die nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt? Versteht mich nicht falsch, ich mag Sex so gern wie andere Leute, die Sex mögen (im Verhältnis zu asexuellen Typen und das ist absolut nicht abschätzig gemeint). Aber wenn ich einen Porno lesen möchte, dann lese ich einfach einen Porno. Dann brauche ich doch keinen Alibihintergrund á la Vampir spießt Prinzessin auf sein Schwert. Ein paar Namen und Handlungen vermixt, die an die Grisha-Trilogie erinnern, ein paar Dialoge zusammengezimmert und alles in allem ein Machwerk rausgebracht, das auch von einer KI hätte entworfen sein können. Andererseits, wer weiß, ob es eine Autorin mit diesem Namen tatsächlich gibt.

Veröffentlicht am 08.05.2023

Achtung, die Amseln kommen!

Black Bird Academy - Töte die Dunkelheit
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Leaf Young ist Kellnerin in New York. Damit man diese Tatsache auch ja nicht vergisst, wird das im Buch mehrmals wiederholt. Also: Leaf Young ist Kellnerin in New York. Merkt euch das, ich mache später ...

Leaf Young ist Kellnerin in New York. Damit man diese Tatsache auch ja nicht vergisst, wird das im Buch mehrmals wiederholt. Also: Leaf Young ist Kellnerin in New York. Merkt euch das, ich mache später einen Test mit euch! Nach einem eher präkoitalen, beinahe mostmortem One-Night-Stand mit einem heißen Typen stellt Leaf fest, dass sie sich was eingefangen hat. Nämlich einen Dämon in ihrem Inneren. Als wäre das nicht unangenehm genug, wird sie von Typen in lächerlich schwarzen Klamotten erst bewusstlos geschlagen, dann entführt und schließlich in einem Kerkerverlies gefoltert. Da sie an einen Stuhl gekettet ist, können die schwarzen Typen, die sich Black Birds nennen, ihr ein Angebot machen, ohne einen Pferdekopf bemühen zu müssen: Lass dich von uns ausbilden und sei unser Haustier-Dämon oder stirb. Total freiwillig stimmt also Leaf, die eigentlich Kellnerin in New York ist, zu und muss ausgerechnet den Foltertypen namens Falco als Ausbilder akzeptieren.

Tja.

Schönes Cover.

Reicht nicht als Rezension, oder? Okay. Eigentlich mag ich Akademiebücher. Wenn sie gut geschrieben sind und Sinn ergeben. Hier scheint mir jemand nur gefragt worden zu sein, ob sie sich vorstellen könnte, dem Trend entsprechend was zu schreiben. Und sie: Klar, kann ich. Finde ich nicht, aber gut.

Obwohl, nein, gut ist es nicht. Ich finde es uncool, wenn mega heiße Typen, die ansonsten nur einen langen Westernmantel und einen Stock im Ar... zu bieten haben, andere quälen. Aber wisst ihr was? Das ist voll okay. Der Typ ist nämlich heiß. Und wir haben ja im Laufe unserer Leseerfahrungen gelernt, dass jemand, der männlich, weiß und heiß ist, sich alles erlauben darf. Frauen schlagen, foltern, demütigen: alles in Ordnung. Schließlich sieht der Typ nicht wie Quasimodo aus. Und außerdem fängt er irgendwann an, mit seinem Schwa... zu denken und Leaf, die eigentlich Kellnerin in New York ist, auch ganz gut zu finden. Was für ein Glück, dass sich dann herausstellt, dass die beiden Soulmates sind und es miteinander treiben müssen, damit sie nicht zur herumlaufenden magischen Atombombe wird. Cool! Ist doch dann alles tutti-paletti, oder?

Nee. Für mich nicht. Es war ein schreckliches Buch mit cringy ach-so-lustigen Szenen und keinerlei Moral. Brauche ich nicht. Schon gar nicht als Fortsetzung.

Veröffentlicht am 06.05.2023

Die kleine Hexe Lillyfee

Ravenhall Academy 1: Verborgene Magie
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Lilly ist sackig, weil sie nicht mit Mama und Zwillingsschwester nach Italien fahren darf, sondern stattdessen zur Oma ins englische Hintertupfingen muss. Sie soll ihr in ihrem Buchladen helfen. Dann wird ...

Lilly ist sackig, weil sie nicht mit Mama und Zwillingsschwester nach Italien fahren darf, sondern stattdessen zur Oma ins englische Hintertupfingen muss. Sie soll ihr in ihrem Buchladen helfen. Dann wird ihr nebenbei mitgeteilt: Ach, übrigens, Harry, du bist ein Zauberer. Zumindest so ähnlich: Hey, Lilly, guess what? Du bist eine kleine Hexe, weil dein Hund verschiedenfarbige Augen hat. Und weil das so ist und Grandma auch eine Hexe ist und außerdem einen Nebenjob bei Hogwarts für Arme, genannt Ravenhall Academy, angenommen hat, muss Lilly eben auch dahin, ob sie will oder nicht. Nicht erst dort, aber dort so richtig lernt sie Jason kennen: der hiesige Mister Hot und Geheimnisvoll. Wie üblich behandelt er sie die ganze Zeit herablassend, bis ihn plötzlich der Pfeil des Armor trifft und er unsterblich in Lilly verliebt ist. Komische Sachen passieren ansonsten auch noch in der Akademie. Vergiftete Tiere, vergiftete neue beste Freundinnen, die typische Zimtzicke, deren einziger Daseinszweck beinhaltet, die arme kleine Lillyfee zickig anzuzicken ...

Man merkt schon, wie sehr mich das Buch begeistert hat. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei dem Gefühl, man bekäme hier eine Fanfiction aus Harry Potter und Catmere Academy serviert? Nur eben auf Wish bestellt? Und dabei war Catmere Academy schon ein echtes Machwerk. Kann sich noch jemand an die Szene aus Harry Potter 1 erinnern, wo Neville seine Kröte wiederfindet? Ja? Die gibt's hier auch. Nur dass Neville ein Mädchen ist und die Kröte ... ein Meerschweinchen. Hatte schon fast gehofft, dass sich das Meerschweinchen als Peter Pettigrew entpuppt, aber leider kam es dazu nicht. Wahrscheinlich hat die Autorin keinen Platz mehr dafür gehabt, denn sie musste zusehen, dass sie ihre sämtlichen Wiederholungen unterbrachte. Und ihre Heldin so dermaßen kindisch ist, dass ich sie eher auf elf geschätzt hätte, wenn mir nicht mehrmals versichert worden wäre, dass sie fast achtzehn ist. Da fällt mir ein: Wer bitte kommt mit achtzehn erst auf eine Zaubererschule? Und wie alt sind die Leute, die nicht mehr "Erstklässler" sind? Was passiert mit denen, die durchfallen? Latschen die mit Jesuslatschen und Vollbart und mit 56 Jahren immer noch da herum? Dürfen die ihren Porsche auf den Lehrerparkplatz stellen?

Und was ist eigentlich aus einem guten, alten Lektorat geworden? Ich könnte mir vorstellen, dass die arme Frau oder der arme Mann, der dafür abgestellt wurde, nach dem hundertsten "Hundelady" innerhalb der ersten paar Seiten und dem zweihundertsten "türkisfarbenen" Blick des Helden einen Nervenzusammenbruch bekam, nach Haiti auswanderte und von dort eine Postkarte per Raben schickte: Alles tuttipaletti, könnt ihr so drucken. Deshalb fiel der armen Person auch nicht auf, dass die Autorin null Ahnung von Bogenschießen hat, außer vielleicht mal ein paar Folgen Yakari zu schauen. Vielleicht reicht das mittlerweile als Recherche, um in großen Verlagen gepusht zu werden? Es würde jedenfalls auch erklären, warum die kleine Hexe Lillyfee hier sich auch in Gedanken mit ihrem Hund - sorry "ihrer Hundelady" - verbinden kann. Dieser arme Hund niest übrigens dauernd, aber keiner kommt auf die Idee, das Tier mal zum Arzt zu bringen. Vielleicht fällt das bei all den ständigen Wiederholungen im Buch auch einfach nicht mehr auf. Lillyfee hatte auch gar keine Zeit, sich um ihren Hund zu kümmern. Sie musste nämlich ständig gähnen. Ich weiß ja nicht, ob das arme Kind zum Frühstück Valium schnupft, aber was sie am Tag zusammengähnt und erschöpft ist, sollte eigentlich schon gesundheitlich bedenklich sein. Kurz mit dem Hund in den Park: erschöpft. Paar Stunden ein paar Bücher sortiert: erschöpft. Mit dem Zug nach Englisch-Hintertupfingen gereist: erschöpft.

Spätestens ab Seite 50 ging es mir rein solidarisch übrigens genauso. Trotz all der spannenden Dinge wie in den Unterricht gehen, mit Zicken rumzicken und Typen anzuhimmeln, die sich Sch... benehmen, musste ich beinahe genauso oft wie Lillyfee das Gähnen unterdrücken. In diesem Sinne beende ich ganz ohne Hundelady und erschöpft zu sein meine Rezension und verkneife mir sowohl ein Gähnen als auch die Fortsetzung der Geschichte.