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Veröffentlicht am 28.02.2024

Spannend und vielschichtig

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Der Wiener Ermittler Johann Winkler, genannt Jacket, wegen seiner tollen Zahnkronen, wurde vor mehreren Jahren berühmt, als er ein kleines Mädchen aus der Gewalt von Organhändlern befreite und dabei sechs ...

Der Wiener Ermittler Johann Winkler, genannt Jacket, wegen seiner tollen Zahnkronen, wurde vor mehreren Jahren berühmt, als er ein kleines Mädchen aus der Gewalt von Organhändlern befreite und dabei sechs Verbrecher im Alleingang getötet hat. Darüber hat er ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben. Seitdem fungiert er eher als Aushängeschild der Polizei und weniger als Ermittler. Er kommt an einen Tatort in der Nähe seiner Wohnung und übernimmt tatsächlich noch mal einen Fall. Dabei steht ihm sein sehr akribischer, aber in Außeneinsätzen völlig unerfahrener Kollege Mohammad, genannt Mo,zu Seite.

Es folgen weitere Morde, bei denen Jacket immer recht früh am Tatort erscheint. Die Morde folgen dem Muster, welches er in seinem neuen Buch beschreibt, dass außer ihm noch keiner gelesen hat.

Da Jacket nach den Erlebnissen bei der Befreiung des Mädchens stark traumatisiert ist und unter Schlafstörungen und Halluzinationen leidet, in Kombination mit starken Medikamenten, fängt er an an sich selbst zu zweifeln und weiß bald nicht mehr, ob er Mörder oder Ermittler oder beides ist.

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Jacket, Mo und Er. Bei dem zuletzt genannten handelt es sich um den Mörder.

Die Personen überzeugen und es ist sehr spannend geschrieben. Das Buch überrascht im Verlaufe mit einigen sehr interessanten Wendungen und Verwicklungen, die dafür sorgen, dass es auch bis zum Ende spannend bleibt.

Die Themenvielfalt ist auch recht erstaunlich. Von illegalem Organhandel über Rassismus im Berufsleben bis hin zu Verstrickung von Politikern ist alles dabei.

Der Showdown ist recht dramatisch und hätte vielleicht nicht ganz so krass ausfallen müssen.

Insgesamt ein fesselndes und lesenswertes Buch mit einer äußerst unerwarteten Schlusspointe.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Ein etwas anderes Weihnachtsbuch

Kein guter Mann
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Walter ist ein grantelnder Briefträger vom Typ Ove. Tag für Tag trägt er pflichtbewusst die Post aus, auch wenn er insgesamt nicht viel Freude am Leben und noch weniger Freunde hat. Sogar seine Familie ...

Walter ist ein grantelnder Briefträger vom Typ Ove. Tag für Tag trägt er pflichtbewusst die Post aus, auch wenn er insgesamt nicht viel Freude am Leben und noch weniger Freunde hat. Sogar seine Familie hält respektablen Abstand von ihm. Durch einen dummen, wahrscheinlich unbeabsichtigten Vorfall kommt es zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit einem Empfänger seiner Postsendungen die dazu führt, dass Walter seine Stelle räumen muss und in die Christkindl-Filiale nach Engelskirchen versetzt wird, um dort nach Schema F Briefe von Kindern zu beantworten. Bis eines Tages ein besonderer Brief des kleinen Ben eintrifft.

Ähnlich wie bei Ove erfährt man durch Rückblicke nach und nach, was aus Walter diesen Griesgram gemacht hat. Die Geschichte entwickelt sich immer mehr, und zwar nicht nur Richtung Ben sondern vor allem in Bezug auf seine Familie, die den Kontakt fast komplett abgebrochen hat zu ihm. Und auch dann lässt er kaum ein Fettnäpfchen aus, was alles immer wieder verkompliziert.
Der Schreibstil ist wirklich sehr gut zu lesen. Dennoch bekommt das Buch von mir lediglich 4 Sterne, denn leider ist es Izquierdo nicht gelungen, mir Walter ähnlich nahe zu bringen wie Ove. Er verlässt sich leider nicht darauf, dass Lesende alleine aus den Schilderungen den Griesgram verstehen lernen, sondern erklärt m. E. viel zu viel, was dieser oder jener gerade denken und wollen. So ist mir Walter leider trotz allem Verständnis merkwürdig fremd geblieben . Sehr schade! Aber wahrscheinlich waren meine Erwartungen an dieser Stelle auch zu hoch angesetzt. Was aber offenbar auch ein wenig beabsichtigt war, denn der ähnliche Aufbau der Geschichte kommt sicher nicht von ungefähr.
Fazit: Eine gute und überhaupt nicht kitschige Geschichte, die zu Weihnachten spielt mit besonderer Empfehlung für Lesende, die Ove noch nicht kennengelernt haben.

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Veröffentlicht am 11.10.2023

Überraschend gut

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Janice arbeitet als Reinigungsfrau in unterschiedlichsten Haushalten und wird dort im Laufe der Zeit mit zahlreichen Geschichten ihrer Arbeitgeber versorgt. Sie hat sehr damit zu kämpfen, dass sie ihrer ...

Janice arbeitet als Reinigungsfrau in unterschiedlichsten Haushalten und wird dort im Laufe der Zeit mit zahlreichen Geschichten ihrer Arbeitgeber versorgt. Sie hat sehr damit zu kämpfen, dass sie ihrer Meinung nach nichts im Leben erreicht hat als gut putzen zu können.
Die Beziehung zu ihrem Mann ist angeschlagen und ihre Liebe längst erloschen als er ihr offenbart, dass er wieder einmal seine Anstellung aufgeben wird. Für ihn ist sie "nur eine Putzfrau" und er treibt mit ähnlich abwertenden Bemerkungen einen immer tieferen Keil in ihre Ehe.
Alles beginnt einen anderen Weg zu gehen, als sie die alte und gewitzte Mrs. B trifft, für die sie ebenfalls arbeiten soll. Sie weckt in ihr Seiten, die sie selbst nicht kannte...

Die Geschichte hat mich sofort mitgenommen. Der Schreibstil gefällt mir ausnehmend gut und obwohl oft schon früh einigermaßen klar war wohin der Weg gehen wird, faszinierte mich das Wie ungemein. Recht lange passiert nicht wirklich was, aber alleine die kleinen Geschichten die sie gesammelt hatte fand ich schon sehr unterhaltsam, sodass mir keine Minute langweilig wurde.

Ausgesprochen fantasievoll fand ich das Verhältnis zu Foxterrier Decius, der einem ihrer Arbeitgeber gehört und mit dem sie gerne und oft spazieren geht.

Kurz und gut: Genau das Richtige für gemütliche Abende bei schlechtem Herbstwetter.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Sehr unterhaltsam und macht Lust auf mehr!

Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss
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Arie, ein ehemaliger Amsterdamer Polizist, setzt den Plan um, eine Detektei in seinem Hausboot zu gründen. Mit von der Partie sind 4 weitere aus der Bahn geworfene "Detektive" sowie ein angeblich bissiger ...

Arie, ein ehemaliger Amsterdamer Polizist, setzt den Plan um, eine Detektei in seinem Hausboot zu gründen. Mit von der Partie sind 4 weitere aus der Bahn geworfene "Detektive" sowie ein angeblich bissiger Neufundländer und ein junges Eichhörnchen. Ihr erster Fall führt sie in die Welt der Nobelküche. Doch dabei bleibt es nicht lange...

Wer hier einen reinrassigen Thriller oder auch nur einen hochspannenden Kriminalfall erwartet, wird enttäuscht werden. Kern des Romans ist eindeutig die Zusammenstellung der skurrilen Crew und die ebenso skurrilen Nebenfiguren dieses Krimis. Und genau das ist es, was ich gehofft habe.
Gut - ich hätte mir schon gewünscht, dass ich nicht schon manche Lösung recht früh geahnt hätte. Einfach, um die Spannung höher zu halten. Aber ich kann damit leben zu verfolgen, wie die Protagonisten die einzelnen Knoten lösen.

Dabei ist der Schreibstil wirklich gut und immer ein Stück von Comedy ala Safier entfernt. Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Teil der Reihe um die Hausboot-Detektei! Da wird dann sicher auch mehr Krimi drin sein, denn das Team ist ja schon klar.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Erinnerungen an eine Kindheit in Bulgarien

Samuels Buch
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Samuel Finzi erzählt über seine Kindheit in Sofia und Plovdov, wo er zufällig 1966 geboren wurde und seine Großeltern lebten. Bulgarien war in den 70ern und 80ern stramm sozialistisch, wozu gehört, dass ...

Samuel Finzi erzählt über seine Kindheit in Sofia und Plovdov, wo er zufällig 1966 geboren wurde und seine Großeltern lebten. Bulgarien war in den 70ern und 80ern stramm sozialistisch, wozu gehört, dass man nicht einfach durch die Weltgeschichte reisen durfte, um andere Länder und Sitten kennen zu lernen. Zu groß war die Furcht, durch das Erfahren kapitalistischer, benachbarter Staaten dem eigenen Land den Rücken zu kehren oder gar ähnliche Zustände für das eigene Land zu fordern. Entsprechend streng wurde auf die schulische Prägung geachtet.
Samuel Finzi allerdings wächst in einer Künstlerfamilie auf, was wahrscheinlich schon ausreicht, gewisse Freidenker-Mentalitäten zu entwickeln. Schon früh fühlte er, dass er diesen politischen Fesseln irgendwann entkommen wird. Die Glasnost-Politik Gorbatschows öffnet auch für ihn die Grenzen in den Rest Europas.

Laut Buchbeschreibung handelt es sich um einen biografischen Roman, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Denn für einen Roman fehlt mir ein stringenter roter Faden. An sich aber kein Makel, nur stört mich die Einordnung des Verlags.
Statt rotem Faden gibt es muntere Sprünge durch verschiedene Altersstufen und Begebenheiten. Gerade so, als würde man am gemütlichen Kaminfeuer gegenseitig Erinnerungen austauschen. Von Banalitäten bis hin zu tiefgehenden Erlebnissen - an was man sich halt aus seiner Kindheit und Jugend so alles erinnert.
Das alles in einem Schreibstil, der tatsächlich an lockere Gespräche erinnert. So bildhaft und lebendig, teils auch etwas launig, dass einem unwillkürlich Bilder vor dem inneren Auge erscheinen. Mir gefiel das ausgesprochen gut und ich finde, dass Sancho Finzi nicht nur ein hervorragender Schauspieler ist, sondern sich auch durchaus als Autor einen Namen machen kann.

Fazit: Absolut empfehlenswerte Unterhaltung mit viel historischem Background aus Bulgarien - weniger geeignet für überzeugte Sozialisten

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