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Veröffentlicht am 01.02.2024

Wichtiger sozialer Schwerpunkt in Frankfurt

Wo die Sterne uns sehen
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Die erste Reihe von Justine Pust hatte ich verpasst, aber ich habe durchaus viele positive Stimmen zu ihr gehört. Mein Geschmack bei New Adult hat sich über die vergangenen fünf, sechs Jahre doch deutlich ...

Die erste Reihe von Justine Pust hatte ich verpasst, aber ich habe durchaus viele positive Stimmen zu ihr gehört. Mein Geschmack bei New Adult hat sich über die vergangenen fünf, sechs Jahre doch deutlich gewandelt. Waren es einst die Bad Boy-Geschichten, brauche ich inzwischen Tiefgang und vor allem Figuren, die wirklich etwas zu erzählen haben. Da hatte ich bei anderen positiven Stimmen zu Pust rausgelesen, dass ich genau das bekommen würde. Daher habe ich bei „Wo die Sterne uns sehen“ nun gerne zugegriffen, um mich von der Autorin einmal selbst zu überzeugen.

Ich habe „Wo die Sterne uns sehen“ als Hörbuch konsumiert. Regina Lange und Louis Friedemann Thiele habe ich beide schon gehört und es sind auch beides sehr angenehme Stimmen, denen man gerne lauscht. Dennoch fällt speziell bei Thiele auf, dass er bei der Wiedergabe von Frauenstimmen schnell in die Gefahr rutscht, es lächerlich wirken zu lassen. Beispielsweise wenn Elias Kontakt mit seiner Mutter hatte, fand ich es sehr seltsam, wie aus seiner Perspektive seine Mutter klang, auch Ada und Martha sind nicht so gut weggekommen. Zum Glück war das bei Willa dann nicht so. Das ist immer ein bisschen schade und ich verstehe auch, dass es für eine Männerstimme auch wirklich schwer ist. Vielleicht empfinde ich es auch nur ganz individuell so und andere finden es normal, wenn Frauen so nachgemacht klingen. Mir fällt es öfters auf und je länger das Hörbuch andauert, desto mehr wird es zur Gewöhnung, aber ansprechen will ich es doch auch immer.

Kommen wir nun aber zur eigentlichen Geschichte und ich fand hier vor allem die Themenverbindung sehr gut gemacht. Mir ist es immer wichtig, dass beide Protagonisten ihre Geschichte haben und es ist auch okay, wenn es völlig unabhängig voneinander ist, denn die eigene Geschichte ist nun mal nicht auf alle Personen aus dem eigenen Umfeld angepasst. Hier war es aber schön, dass es sich in der Sozialen Arbeit so sammeln ließ. Auch wenn Willa und Elias völlig unterschiedliche Aspekte davon abdecken, aber es ist gemeinsames Thema und alleine schon die Bereitschaft, anderen etwas zu geben wollen, weil man selbst gewisse Erfahrungen gemacht hat, das teilen sie. Das hat man im Umgang miteinander auch gemerkt. Zwar ist Elias alles in allem weiter als Willa in der Verarbeitung gewesen, aber beide hatten es oft leichter, sich in den anderen hineinzuversetzen bzw. auch in ihre Freunde und die Besucher der Hilfegruppen. Sie haben Empathie bewiesen, weswegen auch früh wichtige Gespräche geführt wurden. Das hat dann schnell eine Atmosphäre geschaffen, wo ich früh wusste, egal, was jetzt noch an Geheimnissen anvertraut werden muss, es wird einen sicheren Hafen brauchen.

Im Verhältnis würde ich dennoch sagen, dass Willa mehr Raum eingenommen hat als Elias. Ich sprach schon an, dass er auf jeden Fall gereifter in seinem Prozess war und das ist auch okay, denn jeder hat sein eigenes Tempo. Dennoch muss man auch sagen, dass Behinderungen in diesem Genre wirklich extrem selten zu finden sind. In dem Sinne war ich sehr gespannt auf Elias‘ Geschichte im Vorfeld und finde, das Potenzial liegen gelassen wurde. Der Schwerpunkt lag mehr darauf, dass er die Rückkehr ins Elternhaus als Versagen empfindet und dass er eben in vielen Aspekten um Hilfe bitten muss, statt einfach selbst loslaufen zu können. Das waren auch jeweils wichtige Momente, aber ich habe selbst eine Freundin mit einer sehr ausgeprägten Behinderung und ich kenne ihre alltäglichen Kämpfe und aus diesem Bezug heraus habe ich dann doch einiges vermisst. Elias musste nicht wie Willa noch durch ein tiefes Tal gehen, aber man hätte inhaltliche Schwerpunkte auch in Rückblenden ansprechen können. Dass Pust diese tiefergehende Ebene drauf hat, habe ich dann deutlich an Willa gesehen, denn ihre Geschichte ist genau auf dem Niveau ausgearbeitet, wo ich es sehen wollte und will. Ihr ganzes Verhalten im Alltag, wie es an ihren dunkelsten Momenten ist und wie es auch ihren Umgang mit Fremden beeinflusst, ich fand es sehr nahbar und es hat mich berührt.

Alles in allem habe ich gesehen, warum Pust eine Stimme ist, die ich nun auch gerne im Auge behalte. Sie schafft sympathische Figuren, mit sehr individuell ausgearbeiteten Eigenschaften. Es ist keine oberflächliche Gruppe. Es gibt Gegensätze, die überwunden werden, interessante Themen, auch Ausbau von sehr alltäglichen Dingen, wie Unialltag etc., wo man merkt, da kennt sich jemand aus und hat es sinnig verarbeitet. Es war insgesamt eine echte Geschichte, was immer ein großes Kompliment ist.

Fazit: „Wo die Sterne uns sehen“ ist ein unterhaltsamer Reihenauftakt, der mich vor allem auf der emotionalen Ebene abgeholt hat, weil man gemerkt hat, hier geht es tief und hier haben die Figuren aufgrund ihrer Autorin etwas zu erzählen. Vielleicht wäre ein noch besserer Ausgleich der Hauptfiguren noch idealer gewesen, aber ich mochte das Buch sehr und bin froh, dass ich es mit Pust jetzt endlich auch gewagt habe.

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Veröffentlicht am 17.01.2024

Bessere Verpackung des Übernatürlichen

The Peace That Is You
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Die Dreamcatcher-Dilogie von Emma Scott gehört zu ihren älteren Werken, die nun für den deutschen Buchmarkt auch übersetzt wurden. „A Whisper Around Your Name“ war der erste Band und es war nicht wirklich ...

Die Dreamcatcher-Dilogie von Emma Scott gehört zu ihren älteren Werken, die nun für den deutschen Buchmarkt auch übersetzt wurden. „A Whisper Around Your Name“ war der erste Band und es war nicht wirklich meins. Ich habe zwar nichts gegen Übersinnliches, aber es war auf eine Weise eingebunden, die der Liebesgeschichte viel genommen, aber anderen Schwerpunkten dadurch nichts geschenkt hat. Da es eine Reihe ist, ist nun wenig verwunderlich, dass „The Peace That Is You“ sich der Stilistik anschließt. Ob mich der zweite Band besser unterhalten hat?

Ich hatte zu Beginn von „The Peace That Is You“ die Wahrnehmung, ich lese wieder „Bet On You“ von Morgane Moncomble, weil die Parallelen mit dem Pokern schon sehr evident waren. Dennoch bekomme ich letztlich sehr verschiedene Geschichten, wobei ich dennoch unter dem Strich sagen würde, dass Scott und Moncamble in meinen Augen eine sehr ähnliche Stilistik haben, was als Kompliment gemeint ist. Zurück aber zu diesem Buch, ich hatte gleich etwas Bauchschmerzen, denn das Eintauchen in Niks Gedankenwelt war so düster, wie ich „A Whisper Around Your Name“ verlassen habe und gleich mit so einer Stimmung zu starten, ist extrem beschwerlich. Gleichzeitig erleben wir aber auch erste Eindrücke dazu, was Niks besondere Gabe ist, sein ‚Gesicht‘, wie er es nennt. Natürlich kann man mit diesem Ausgeschlossen worden von den eigenen Eltern gut begründen, warum Nik nicht gleich als Sonnenschein daherkommt und dennoch ist es so schwer, Zugang zu ihm finden. Er saugt auch von mir als Leserin mehr weg als dass er mir gibt und das fand ich interessant, weil er genau so seine Fähigkeit auch bezeichnet. In dem Moment, wo er und Fiona dann aufeinandertreffen, da wurde es entschieden besser, weil sie für ihn Hoffnung verkörpert. Er öffnet sich innerlich sofort erheblich und das lässt mehr Blicke darauf zu, wer er hinter diesem Gesicht ist.

Fionas Geschichte ist wahrlich auch keine schöne und durch ihre Gedankenfetzen, in denen sie stets die kritisierende Stimme ihres Exmannes hört, haben wir einen guten Einblick in das, was sie erleiden musste. Dennoch hat sie eine ganz andere Aura an sich als Nik. Sie hat eine Hoffnung in sich, die ansteckt. Deswegen ist das mit ihr verbundene Figurenrepertoire mit den Nachbarn und der Arbeitskollegin aus dem Gartencenter auch so angenehm. Weil Fiona diese netten Menschen gefunden hat, weil sie ist, wer sie ist. Sie balanciert für mich die Geschichte aus und macht auch Nik besser, so dass er in der zweiten Hälfte dann die Geschichte tragen kann. Weil das Zusammenspiel der beiden Protagonisten so gut aufeinander abgestimmt ist, habe ich „The Peace That Is You“ als besseren Band aus der Dreamcatcher-Dilogie empfunden. Die übersinnliche Gabe von Nik ist eine interessante Ergänzung, aber nimmt nicht der Liebesgeschichte seinen Kern. In erster Linie bleibt es um die Liebe gehend und beide Figuren können auf dem gemeinsamen Weg sich selbst finden. Insgesamt mag die Handlung für mich nicht die emotionale Wucht haben, die Scott durchaus erzeugen kann, aber ich fand es in sich wirklich schlüssig und hat mich gut unterhalten.

Fazit: „The Peace That Is You” rettet die Dreamcatcher-Dilogie von Emma Scott erfreulicherweise, den Übersinnliches kann offenbar doch so eingebaut werden, dass es der Liebesgeschichte nicht völlig ihren Kern nimmt. Auch wenn es sicherlich nicht mein Liebling wird, aber es war eine gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Drachenliebe

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Bei Hype-Büchern bin ich eigentlich lieber schon am Start, bevor es überhaupt ein Hype wird, weil es sonst oft schon etwas vergiftet bei den Voreinnahmen ist. Deswegen habe ich auch erstmal entspannt von ...

Bei Hype-Büchern bin ich eigentlich lieber schon am Start, bevor es überhaupt ein Hype wird, weil es sonst oft schon etwas vergiftet bei den Voreinnahmen ist. Deswegen habe ich auch erstmal entspannt von Rebecca Yarros ihren Liebesroman „The Things We Leave Unfinished“ als Hörbuch konsumiert. Dadurch wusste ich schon, dass sie auf jeden Fall erzählen kann. Dann war entgegen des Hypes auch ein Argument, dass Amazon wohl eine Serie produzieren wird und meine Schwester, die kaum noch liest, hatte es empfohlen bekommen und so kam eins zum anderen und da habe ich beim Hype-Buch „The Fourth Wing“ doch noch zugegriffen.

Auch wenn es wahrscheinlich schon viele als Vergleich angebracht haben, aber ich habe in diesem ersten Band eine wirklich wilde Mischung vorgefunden. Es war „Game of Thrones“ und sein Ableger „House of the Dragon”, es war auch “Harry Potter” mit dem Internatsalltag und es war auch etwas süßer angelegt, „Drachenzähmen leicht gemacht“. Das Thema Drachen ist vielleicht auch so etwas wie es mit Vampiren schon war. Etwas, was gerade richtig Auftrieb bekommt. Das ganze World Building hat mich auf jeden Fall überzeugt, auch wenn man schon merkt, dass wir eine doch recht enge Perspektive durch das War College bekommen. Da die Handlung bis auf das letzte Sechstel nur vor Ort spielt, ist alles über dieses Areal hinaus vor allem Violet zu verdanken, die ursprünglich ausgebildet als Schriftgelehrte, ein wirklich heller Kopf ist, die viel Bescheid weiß und die auch nach Zusammenhängen sucht. Doch das Finale zeigt eindeutig, dass wir nur einen Schnipsel bislang kennengelernt haben und dass die Reihe auf jeden Fall noch großes Potenzial hat, auch wenn es sicherlich immer mal wieder ans War College zurückgehen wird.

Das ist aber auch nicht schlimm, denn das War College hat eine echt spannende Grundlage geboten. Ich war auch überrascht, wie düster die ganze Atmosphäre da am Anfang war. Ich habe wirklich gedacht, dass Violet da keine Freunde wird machen können, weil sich wirklich alle gegenseitig abschlachten wollen. Auch wenn die Gefahr wirklich überall lauert, so ist es erfreulicherweise dann doch nicht so. Es gibt ganz klare Feinde, aber ich konnte auch meine anfängliche Skepsis gegenüber anderen ablegen, denn es ging wohl darum, auch sehr intensive Beziehungen aufzubauen, wie bei Rhiannon zum Beispiel, aber ganz klar auch mit Liam. Dieser Beziehungsaufbau hat mir wirklich gut gefallen. Dain war als eine Art Kompass gedacht, aber er ist für mich früh durchgefallen. Er ist damit durchaus eine spannende Figur, weil er in seiner Art unberechenbar ist, nervig ist er dennoch. Insgesamt hat sich aber ein gutes Miteinander ergeben, natürlich auch mit Xaden, aber darauf komme ich gleich noch etwas genauer.

Was mich sehr überrascht hat, das war eindeutig das Erzähltempo. Auch wenn ich wahrlich keine Fantasy-Expertin bin und damit gar nicht so viele Reihen aus diesem Genre kenne, aber eigentlich ist George R. R. Martin mit „Game of Thrones“ sicherlich eine Art Maßstab und er nimmt sich alle Zeit der Welt. Eins hat Yarros ganz sicher nicht: Zeit. Es wird das ganze erste Ausbildungsjahr erzählt und es passiert wirklich unglaublich viel in diesem ersten Band. Das bewirkt, dass man das Buch kaum weglegen mag, aber manchmal war ich auch zu sehr überrascht, wie schnell manches ging. Das war schon krass manchmal, wie wir von Abenteuer zu Abenteuer gesprungen sind. Da wirkt auch die Entwicklung von Violet manchmal etwas schnell, aber sie war auch umgekehrt nie der Schwächling, den viele in ihr gesehen haben. Es mag nicht ihr Körper sein, der sie herausragend macht, aber ihr Verstand und ihr Mut suchen tatsächlich ihresgleichen und das merkt man von Anfang an und ich fand, dass sie sich das gut durch das Buch gezogen hat. Manches hat sich dennoch entwickelt, wie eben ihre körperlichen Verbesserungen. Wir sind die ganze Geschichte an sie gebunden und ich habe sie weitestgehend als sehr angenehm empfunden. Es war auch richtig cool, durch sie diese besondere Beziehung zu den Drachen zu ergründen. Die Idee fand ich richtig cool und das war für mich auch das allerbeste am Buch. Die Ausgestaltung der Drachen, dass sie eigene Persönlichkeiten sind, dass sie Kräfte haben, dass sie Kräfte kanalisieren sowie dann eben auch die besondere Verbindung, dass oft der Tod einhergeht, wenn der Drache stirbt.

Was nun etwas anstrengender war, das war die Art, wie Erotik in die Reihe eingebunden wird. Liebesgeschichten sind ja eigentlich der Standard, selbst Harry Potter hat eine bekommen, aber wirklich eine andere ausgestaltete. Hier hat man gleich gemerkt, dass es manchmal etwas derber und sexuell offener zugeht. Alles okay, aber es wird immer dann anstrengend für mich, wenn das dann speziell aus den weiblichen Charakteren hormongesteuerte Wesen macht, die auch noch ins Lebensgefahr nur an das eine denken. Ich finde auch, dass mir diese Art es etwas schwerer gemacht hat, Xaden wirklich neutraler zu sehen. Dabei ist er eine wirklich faszinierende Figur und eben genau nicht wegen seines Körpers. Das ist also insgesamt der Teil des Buchs, wo ich ahne, dass er die Reihe sehr prägen und mir auch Kopfschmerzen bereiten wird. Ich mag auch Aspekte ihrer gemeinsamen Geschichte, ich bin schließlich eine Romantikerin, aber es war doch in der Empfindung ein wildes Hin und Her in dem, was mir gefiel und was mir schon wieder viel zu viel war.

Fazit: Ich bin insgesamt froh, dass ich „The Fourth Wing“ jetzt gelesen habe, denn die Idee ist wirklich faszinierend und begeisternd und es gibt so viel Potenzial, was genug Stoff für weitere Bände bietet. Alles rund um die Drachen ist eh der große Trumpf, aber auch Violet als Protagonistin ist wirklich sehr stark und inspirierend. Einzig die Liebesgeschichte ist nicht so ausgestaltet, wie ich es ideal finde. Sie lenkt manchmal zu sehr ab von einer sonst flugs erzählten Geschichte, die großartig durch die Seiten treibt. In einer Serie umgesetzt wird das sicherlich genial aussehen!

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Veröffentlicht am 18.12.2023

Murder Mystery trifft Dark Academia

Fallen Princess
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Es gibt ja viele NA-Autorinnen, die ich sehr bewundere, die sich zur Abwechslung auch mal in Fantasy versuchen. Fantasy ist nicht unbedingt das Genre, wo ich bedingungslos überall zugreifen würde, weswegen ...

Es gibt ja viele NA-Autorinnen, die ich sehr bewundere, die sich zur Abwechslung auch mal in Fantasy versuchen. Fantasy ist nicht unbedingt das Genre, wo ich bedingungslos überall zugreifen würde, weswegen es mit dem Genrewechsel nicht überall Klick machen will. Die nächste auf der Liste ist nun Mona Kasten, die immer mal wieder auf ihrem Blog davon gesprochen hat, Fantasy schreiben zu wollen. Mit „Fallen Princess“ ist es nun soweit und ich hatte mit dem Klappentext nicht den Eindruck, dass es High Fantasy wird, so dass ich gerne zugegriffen habe, auch weil Kasten mich nun schon viele Jahre immer wieder mit ihren Büchern unterhält.

Was mir auf jeden Fall zugesagt hat, ist das Setting. Dark Academia ist dieses Jahr in aller Munde und wenn es in keinem düsteren Zusammenhang ist, dann wird auch sonst gerne das Internatsgeschehen abgebildet. So viel, wie ich dazu gelesen habe, muss ich sagen, dass der Alltag auf so einer Akademie oder Internat darzustellen, offenbar echt eine Herausforderung ist. Kasten hat das in meinen Augen gut geregelt bekommen und es auch geschafft, noch ein bisschen Murder Mystery einzustreuen, was zu dem Setting echt gut passt. Aber viel wichtiger war eben, dass der Schulalltag rübergekommen ist. Es war nicht so deutlich, wie man es wohl einfach bei Harry Potter immer feiern musste, aber es gab einen ungefähren Eindruck von den Fächern, die ungewöhnlichsten wurden durch eine Beispielstunde näher beleuchtet und so haben sich die Fäden gut ineinander gesponnen. Natürlich hätte man das Potenzial noch viel größer aufziehen können und dann jeweils wie bei HP 1000-Bänder abliefern können, aber die Menschen haben für Wälzer kaum noch die Muße und sowas muss man erstmal schreiben, von daher sehe ich es positiv, dass die geschaffene Welt voller Potenzial ist und dass auch so viel abgerufen wird, dass ich mich zum einen abgeholt und nicht im Regen stehen gelassen fühle und dass ich zum anderen einen Eindruck vermittelt bekommen habe, der mich nach mehr streben lässt.

Die von Kasten geschaffene Welt beruht offenbar auf irischen Mythen. Ich weiß nicht, wie viel davon wirklich existiert und wie viel selbst erfunden ist. Ich muss auch gestehen, weil das Irische eben doch vom Klang her so anders ist als andere Fremdsprachen, dass ich mich mit den ganzen Namen der magischen Vorfahren etwas schwer getan habe, sie immer zu sortieren, aber man kann trotzdem gut mitkommen. Und selbst wenn vielleicht vieles selbst erfunden sein sollte, es fühlt sich dennoch rund an und dass Kasten ganz genau weiß, was und worüber sie schreibt. Diese Aufteilung nach den drei Häusern je nach Fähigkeit fand ich auf jeden Fall interessant und auch das, was zu den verschiedenen Fähigkeiten angedeutet wurde, war mega spannend. Einige Figuren, die jetzt schon eine große Rolle spielen, die werden hoffentlich auch noch intensiver beleuchtet, aber es war in der Dosierung genug, dass das Interesse stets da ist. Im Fokus steht dann Zoey, die immer dachte, dass sie Heilerin wie ihre Mutter wird, stattdessen ist sie eine Banshee, eine Todesmagie. Während ich auch noch das Gefühl habe, dass es vielleicht einen noch nicht geklärten Grund gibt, warum sie so eine ganz andere Magie als erwartet hat, war es wichtig, ihre neuen Fähigkeiten gemeinsam mit Zoey zu entdecken. Ich finde es auch angemessen, dass sie am Ende des ersten Bandes noch nicht mal ansatzweise das ganze Potenzial ausgelebt hat, denn das wäre eher unlogisch gewesen. Stattdessen macht sie neue Erkenntnisse in emotionalen Ausnahmesituationen und es ist der Klassiker, wenn die Fähigkeiten so eng mit den Emotionen verknüpft sind.

Mir hat auch gut gefallen, die ganze Welt vor Ort zu entdecken, langweilig wurde mir eindeutig nie. Und den Murder Mystery-Teil, das ist auch total in aktuell, vor allem in Serien und auch das wurde echt spannend und mit regelmäßigen Höhepunkten gut umgesetzt. Was nun die volle Punktzahl nicht ermöglicht, das sind andere Aspekte, die Vorhersehbarkeit und zu schnelles Switchen im Gefühlschaos betreffen. Auch wenn ich nicht alles im Murder Mystery-Teil ahnen konnte, so war es aber mehr als auffällig, dass Zoeys alter Kreis mit großer Skepsis zu betrachten war. Speziell eben ihr Freund und ihre beste Freundin haben sofort Alarmglocken bei mir schrillen lassen und ich fand Dylan als Wahrheitsdetektor auch sehr hilfreich. Auch wenn er selbst viel von sich zurückgehalten hat, er hat eine überragende Menschenkenntnis und sagt über andere einfach die Wahrheit gerade heraus. Daran habe ich mich intuitiv orientiert. Dementsprechend kam mir Zoey manchmal ganz schön blind vor, wobei ich auch zugeben muss, wenn du die ganze Zeit so gedrillt wurdest und dachtest, einen Kreis gefunden zu haben, wo dich alle verstehen, dann wird es schwer sich Skepsis anzueignen. Aber manches war dadurch für mich als Außenstehende zu offensichtlich. Und das Liebesgeschehen war mir etwas zu oberflächlich dargestellt. Da Zoey in einer Beziehung steckt, die sie in meiner Wahrnehmung auch quasi bis zum Ende mit vollem Herzen führt, wirkt das mit Dylan völlig übereilt. Es ist nicht sofort eine große Anziehung zwischen ihnen. Das baut sich durch intensive Momente auf und das hat mir auch gut gefallen, aber ich hatte am Ende das Gefühl, dass noch was passieren musste, um einen Haken machen zu können. Dabei war die ganze Geschichte für mich so aufgebaut, dass es in Band 2 genug Raum gehabt hätte. Ich bin auf jeden Fall dann dabei und da es leider noch keine Ankündigung gibt, könnte die Wartezeit arg fies werden.

Fazit: Mona Kasten schafft den Sprung in ein neues Genre gut. Sie hat denn Alltag an dem Internat gut eingefangen bekommen und dabei einen gut zu händelnden Fantasy-Anteil mit Murder-Mystery gepaart. Die Spannung ist grundsätzlich da und ich habe so gerne eine neue Welt entdeckt. Kritikpunkte sind aber eine gewisse Vorhersehbarkeit sowie zu schnelles emotionales Switchen bei Zoey, wenn es um die Kerle in ihrem Leben geht. Aber Band 2 muss ganz dringend kommen!

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Veröffentlicht am 12.12.2023

Sogreich in der zweiten Hälfte

No Escape
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Mitte des Jahres haben ich von „One of the Girls“ von Lucy Clarke begeistern lassen und man kennt es, wenn eine Autorin, von der schon fleißig vorher Bücher auf dem deutschen Buchmarkt veröffentlicht wurden, ...

Mitte des Jahres haben ich von „One of the Girls“ von Lucy Clarke begeistern lassen und man kennt es, wenn eine Autorin, von der schon fleißig vorher Bücher auf dem deutschen Buchmarkt veröffentlicht wurden, die aber unter dem Radar liefen, auf einmal schlagartig bekannt ist, dann legt man die alten Dinger einfach wieder auf. Mir ist das leider schon mal unwissentlich passiert, was mich hat vorsichtiger werden lassen, aber bei „No Escape“ war es mir klar, dass es schon ein Buch von 2015 von Clarke ist. Hier war es mir aber auch egal, weil ich das Buch vor acht Jahren nicht gelesen habe und weil ich einfach mal ein anderes und gerne auch älteres Buch von der Autorin lesen wollte, um meinem Eindruck von ihr nachzuspüren.

Das Buch ist in zwei Zeitperspektiven eingeteilt, aber wir erleben die komplette Handlung jeweils nur aus der Sicht von Hauptfigur Lana. Diese enge Perspektive, die zum Beispiel in „One of the Girls“ durch die vielen verschiedenen Perspektiven ganz anders wirkte, verändert das Lesen schon. Bei „One of the Girls“ fand ich es tatsächlich genial, dass ich mir zu allen Figuren ein Bild machen konnte, was dann auch einen sehr psychologischen Schwerpunkt erlaubt hat. Das ist in „No Escape“ nun wahrlich nicht der Fall, so dass alle anderen Mitbewohner von der Blue wahre Mysterien sind, selbst eine Kitty, die seit der Kindheit Lanas beste Freundin ist. Dennoch würde ich keinesfalls behaupten, dass jetzt eine Variante besser oder schlechter ist. Denn diese enge Perspektivierung hat auch ihre Vorteile, weil es eben erst recht undurchschaubarer bleibt und so auch stetig alles möglich ist, wo man vor allem nicht so intensiv die Logik hinterfragen muss, weil man eben keinen wirklichen Gesamteindruck hat. Dazu ist eben auch die Einteilung von Vergangenheit und Gegenwart dafür verantwortlich, dass sich viele Mysterien aufbauen, wo man unbedingt Antworten zu haben will.

Dennoch muss ich sagen, dass „No Escape“ sich im Gegensatz zu „One of the Girls“ länger schwer tut, einen richtigen Sog zu entwickeln. Am Ende war er voll da und da habe ich sogar unvernünftig mit dem Lesen durchgezogen. Aber das ist für mich immer ein sicheres Zeichen, dass es mich jetzt wirklich über jedes Maß hinaus angefixt hat. Aber es ist eben das Problem, dass wir nur Lana haben, über die wir alles wissen, denn bei dem anderen Buch war es eine größere Gruppe, wo es ständig Neues zu erfahren gab. Das ist bei „No Escape“ so nicht der Fall. Natürlich lernen wir auch Denny, Aaron, Heinrich und Co. langsam kennen, aber es sind alles Figuren, die bewusst einen Teil von sich zurückhalten. Dadurch haben wir nur die Gedanken von Lana, die sich in ihrer Enttäuschung wegen ihres Vaters auch noch sehr ähneln, weswegen erst noch nicht der richtige Drive reinkommen will. Dennoch ist Lana eine gute Protagonistin. Zum einen weil sie sympathisch ist und zum anderen weil sie vor allem später auch die mit dem Gerechtigkeitsbewusstsein ist, die mir zusagt und die ich gut als meinen moralischen Kompass akzeptieren konnte.

Ein Reiz des Buchs war natürlich auch die ausführliche Darstellung des Lebens auf der Yacht. Wir haben wirklich alle Seiten präsentiert bekommen. Die Schönen mit Plantschen, Schnorcheln und einfach die Seele baumeln lassen, aber auch das eher einfache Leben, das gewisse Regeln braucht, um funktionieren zu können und dann eben wieder die wirklich harten Seiten durch Mann über Bord und die Wettereinflüsse. Das war eindeutig ein Spannungselement für sich und ich fand es sehr eindringlich, weil ich manchmal selbst dachte, ich bin am Bug der Blue und fiebere mit. Ab der Mitte des Buchs gibt es dann angesichts der Mischung aus spannendem Leben auf dem Boot und eben zig offenen Fragen, die Antworten verlangen, kein Halten mehr. Hier läuft dann alles genau zusammen und da habe ich Clarkes größte Stärke auch ausgespielt erlebt. Es gibt zig Kniffe und das zieht sich bis in den Epilog. Bei dieser Stilistik besteht immer die Gefahr, dass es am Ende zu viel auf einmal ist, aber das kann ich nicht bestätigen, es war ein angenehmes Maß und am Ende hatte ich ein wirklich zufriedenes Gefühl.

Fazit: „No Escape“ ist ein schon älteres Werk von Lucy Clarke und auch vor acht Jahren konnte sie schon unterhalten. Zwar braucht es etwas länger, um richtig in Gang zu kommen und durch nur eine Perspektive ist es keine so intensive Charakterstudie wie in „One of the Girls“. Insgesamt ist das spannende Leben auf der Blue gepaart mit den offenen Fragen aber vor allem in der zweiten Hälfte ein unwiderstehlicher Sog.

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