Ein Sommer aus Stahl
Darum geht's...
Francesca und Anna sind beste Freundinnen, sie wachsen gemeinsam an der Via Stalingrado in Piombino, einem Örtchen an der italienischen Küste, auf. Doch Piombino ist kein Ort, den Touristen ...
Darum geht's...
Francesca und Anna sind beste Freundinnen, sie wachsen gemeinsam an der Via Stalingrado in Piombino, einem Örtchen an der italienischen Küste, auf. Doch Piombino ist kein Ort, den Touristen aufsuchen. Dort ist es staubig, stickig, dreckig. Der einzige Arbeitgeber, das Stahlwerk, hat die besten Zeiten hinter sich. Die beiden Mädchen träumen von mehr, sie wollen weg, raus aus diesem Trist, die weite Welt sehen. Dann kommt alles anders, denn Anna verliebt sich und Francesca bleibt auf der Strecke.
Das sage ich dazu...
Silvia Avallone beschreibt in ihrem Buch Ein Sommer aus Stahl das typische Leben von Familien, die in einer typischen Arbeiterstadt aufwachsen, die nach dem Boom immer weiter verkommt. Zu Zeiten der Hochkonjunktur gab es mehr Arbeit als Arbeitnehmer, leider vergehen diese Zeiten immer viel zu schnell und was einst florierte ist heute nur noch ein Überbleibsel, die Arbeit im eigenen Land ist für die Unternehmen vermeintlich zu teuer, Outsourcing ist der neue Trend, Armut und Perspektivlosigkeit die Folge. Wer nicht umzieht oder auswandert ist in diesem Sumpf gefangen.
Vordergründig ist dies die Geschichte zweier Mädchen, Freundinnen, die in dieser aussichtslosen Situation aufwachsen, zwischen den Zeilen stochert Avallone aber viel tiefer in dieser Wunde. Piombino könnte jede andere Stadt auf der Welt sein und das Stahlwerk jeder andere Arbeitgeber. Man muss nur mal bei sich nach links und rechts schauen und sieht jeden Tag lauter Annas und Francescas auf der Straße umherlaufen. Die Geschichte ist nicht spannend, hat wenig Höhepunkte und kann sogar als langatmig bezeichnet werden, aber sie ist aufwühlend und wachrüttelnd, sie ist absolut authentisch geschildert.
Avallones Schreibstil ist ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, genau wie in ihrer Geschichte verschönert sie nichts. Er ist klar, verständlich und auf den Punkt gebracht, oft auch obszön und vulgär. Die Wörter, die benutzt werden, sind mir nicht unbekannt, dennoch stockte mir manchmal der Atem, weil ich daran denken musste, dass es um 13 - jährige und weitere, meist junge Menschen geht. Sex, Drogen und Gewalt spielen in diesem Buch eine wirklich sehr große Rolle und auch diese Szenen werden dem Leser unverblümt vor die Nase geknallt.
Und zum Schluss...
Im Großen und Ganzen hat mir ein Sommer aus Stahl gefallen, da ich italienische Wurzeln habe und meine Familie auch nicht aus dem dortigen Paradies kommt, weiß ich, dass Silvia Avallone den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Dennoch störte mich die Langatmigkeit ein wenig und die vielen Beschreibungen der einzelnen Arbeitsabläufe im Stahlwerk haben meinen Lesefluss auch etwas gebremst. Dennoch bleibt ein Sommer aus Stahl eine tiefgründige Geschichte, deren Protagonisten und deren Heimat stellvertretend für viele andere auf der Welt stehen.