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Veröffentlicht am 26.09.2017

Das Lied der Träumerin

Das Lied der Träumerin
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Darum geht's...

Als ihr Vater stirbt hält die 18-jährige Jana es zu Hause nicht mehr aus, an dem Ort, an dem sie von ihrer Mutter in ein Leben gedrückt wird, das sie nicht führen will. Jana nennt sich ...

Darum geht's...

Als ihr Vater stirbt hält die 18-jährige Jana es zu Hause nicht mehr aus, an dem Ort, an dem sie von ihrer Mutter in ein Leben gedrückt wird, das sie nicht führen will. Jana nennt sich jetzt Angelia und flieht nach England, das Geburtsland ihres Vaters. In London, in der Stadt, in der Träume wahr werden, möchte sie ihren eignen verwirklichen und Musik machen.

Das sage ich dazu...

Ich hätte niemals gedacht, dass hinter diesem verspielten Cover, das so sommerlich leicht und fröhlich daher kommt, so eine tiefgründige und poetische Geschichte steckt, die sich auf den relativ wenigen Seiten mit vielen Themen beschäftigt, die auch mal auf das Gemüt schlagen können (Tod, Religion, (Homo)Sexualität), das Leben im Allgemeinen und Speziellen). Letztendlich ist das Buch, wie der Titel schon vermuten lässt, träumerisch. Auf den ersten Blick kommt manchen evtl. realitätsfern vor, mag der Protagonistin einfach so zufliegen, geht ihr mit einer unverständlichen Leichtigkeit von der Hand. Ich denke, dass es genau das ist, worauf es bei dieser Geschichte ankommt. Ich stelle mir vor, dass Angelia auch auf Hindernisse gestoßen ist, diese aber ausgeblendet hat und dem Leser nur das Positive berichtet.

Die Charaktere an sich sind, obwohl jeder von ihnen ein Päckchen zu tragen hat, geradlinig. Unerwartete Handlungen oder Überraschungen sucht man vergebens. Persönlich fand ich das auch nicht schlimm, es hätte nicht zum Buch gepasst.

Sorgen habe ich mir teilweise um die Protagonistin gemacht, die schlechte Nachrichten oder schlimme Ereignisse praktisch mit einem Wink abtut und es nicht einmal als Stolperstein ansieht, der ihr vom Leben in den Weg gelegt wurde. Ob das so gesund ist? Ich beneide die Fähigkeit so leicht über etwas hinwegzukommen, ohne das es Spuren hinterlässt.

Wie eingangs erwähnt, ist „Das Lied der Träumerin“ eine poetische Geschichte, was nicht zuletzt an dem Schreibstil der Autorin liegt. Stewner hat eine Gabe Worte in Musik zu fassen und Musik in Worte.

Und zum Schluss...

Ein Buch von einer Träumerin, über eine Träumerin, für Träumer. Ein Buch das zeigt, dass man dem Leben auch anders begegnen kann. Ein Buch, das nachdenklich, aber auch Hoffnung macht.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Sternenschimmer

Sternen-Trilogie 1: Sternenschimmer (mit Bonus-Material!)
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Darum geht's...

Zukunft: Die Welt hat sich verändert, die Menschen haben zu spät bemerkt, dass sie die Erde zugrunde richten und konnten gerade noch das Schlimmste verhindern. Da nun weite Teile der Erde ...

Darum geht's...

Zukunft: Die Welt hat sich verändert, die Menschen haben zu spät bemerkt, dass sie die Erde zugrunde richten und konnten gerade noch das Schlimmste verhindern. Da nun weite Teile der Erde nicht mehr bewohnbar sind, mussten die Menschen zusammenrücken und sich neu arrangieren. Was man heute für kaum möglich hält, die Menschen stehen sogar mit anderen Planeten in Kontakt. Loduun ist einer dieser Planeten und dort tobt ein schrecklicher Krieg. Die 16-jährige Mia hat sich für die ehrenamtliche Arbeit in Flüchtlingshäusern gemeldet und trifft auf den geheimnisvollen Loduuner Iason und schon bald steht ihre Welt Kopf.

Das sage ich dazu...

Ich bin restlos begeistert von diesem Buch, ich habe es in einem Rutsch durchgelesen, aus der Hand legen war praktisch unmöglich. Kim Winter hat in Sternenschimmer so viele schöne und neue Ideen verarbeitet, dass ich gar nicht weiß, wo ich zuerst anfangen soll.

Leben auf engem Raum
Zuerst einmal hat mich die Zukunftsversion der Erde positiv angesprochen, ich halte die Vorstellung, dass wir Menschen uns den eigenen Lebensraum zerstören und bald nur noch sehr wenig Platz haben, für durchaus realistisch. Das dabei Kulturen, Sprachen, Währungen und viele Tierarten aussterben ist nur eine logische Konsequenz. Die Botschaft sich endlich mehr für die Umwelt zu interessieren und mit ihr statt gegen sie zu arbeiten, schreit einen förmlich an und da sollten wir doch endlich mal drauf hören, denn sie ist richtig und wichtig.

Abtauchen erlaubt
Ich war selbst überrascht wie schnell und fest mich Sternenschimmer in den Bann gezogen hat. Während dem Lesen konnte ich die Welt um mich herum total vergessen und mich auf der zukünftigen Erde verlieren. War wirklich jemand beharrlich und konnte mich aus diesen Träumen herausreißen, so musste ich mich anfangs ein bisschen orientieren, ehe ich wieder voll „da“ war. Es ist großartig wie viel Zeit sich Kim Winter genommen hat um alles rund um Mia zu beschreiben, dabei geht sie nicht nur auf die offensichtlichen Dinge ein, wie zum Beispiel die Umgebung, die Weltanschauung, die Loduuner, nein Kim Winter entführt auch in Mia’s Gefühls- und Gedankenwelt. Dabei ist Sternenschimmer zu keiner Zeit langweilig sondern überrascht mit viel Spannung und Wendungen und einem Ende das eigentlich keines ist, es kommt mir eher wie ein kleiner Neuanfang vor, deswegen bin ich umso hibbeliger auf die Fortsetzung.

Außerirdische mal anders
Wer kennt sie nicht, die ach so beliebte Darstellung von Außerirdischen. Sie müssen groß sein, gerne grün, schleimig und glibberig, große Augen, schlechte Hygiene. In Sternenschimmer sind uns die Außerirdischen in ihrer Erscheinung gar nicht so unähnlich, lediglich ihre Haut zeigt, dass sie von einem anderen Planeten sind. Jedoch ist die loduunische Lebensweise vollkommen anders, während die Menschen oft sehr emotional handeln, sind die Loduuner eher pragmatisch und vernünftig. Jeder Loduuner hat einen Sinn, den es zu erfüllen gilt, eine Idee die ganz wunderbar umgesetzt wurde.

Die Hoffnung stirbt zuletzt
Und auch für die Romantikbegeisterten bietet Sternenschimmer einiges. Von Anfang an ist zwischen Mia und Iason eine tiefe Verbundenheit spürbar, aber die Liebe schlägt nicht ein wie der Blitz und nimmt auch nicht überhand, sie ist Teil der Geschichte, ist aber unaufdringlich und lässt den anderen Teilen ebenfalls Platz zum Entfalten. Durch die ganzen Missverständnisse, die nun einmal aufkommen, weil Mia und Iason zwei unterschiedlichen Kulturen, ja sogar Planeten, entstammen, verleihen der Liebe eine eigene Note und ab und zu hatte ich wirklich Zweifel, ob die beiden sich noch zusammen reißen. Um die Beziehung mit wenigen Worten zu erklären: Diese Liebe zaubert einem Schmetterlinge in den Bauch.

Charaktere die begeistern können
Mia, die Protagonistin, war mir von Anfang an sympathisch, sie ist auf jeden Fall ein Mädchen, mit dem man sich identifizieren kann. Obwohl sie sich sehr viel engagiert, scheint sie mir doch etwas schüchtern zu sein und ein bisschen mehr Selbstbewusstsein schadet sicherlich auch nicht, trotzdem ist der Charakter gut gelungen, denn Mia bietet viel Raum für Entwicklung und so soll es auch sein. Iason ist ein typischer Loduuner, seine Taten werden durch Vernunft geprägt, doch als er auf Mia trifft, gerät seine Emotionswelt, die er eigentlich nicht haben sollte, ins Wanken und diese neuen Gefühle kann er nicht einordnen und so reagiert er oft falsch. Dadurch wirkt sein Charakter ruppig, doch man merkt direkt, dass er es eigentlich ganz anders meint und von daher konnte ich Iason auch nicht böse sein. Die loduunischen Kinder sind wirklich zuckersüß, da konnte ich gar nicht anders und musste jedes einzelne lieb gewinnen. Schön finde ich auch, dass alle Nebencharaktere einen festen Platz in der Geschichte haben und maßgeblich zur Handlung beitragen, auch wenn ihre Rollen noch so klein oder kurz sind, unbedeutend ist jedenfalls kein Charakter.

Augenschmaus
Die ganze Aufmachung des Buchs steht im Zeichen der Sterne und des Schimmers. Auf dem Buchumschlag kann man die Erde sehen und bemerkt direkt, dass nur ein Teil bebaut bzw. bewohnt ist, genauso wie Kim Winter die Zukunftserde beschreibt und natürlich sind auch die Sterne überall. Da ich Bücher generell ohne Schutzumschlag lese und auch den von Sternenschimmer entfernte, war ich total überrascht, dass auch das Buch selbst schimmert, ein gelungener Geniestreich. Sternenschimmer ist also auch etwas für die Augen.

Und zum Schluss

Eine Geschichte die mich fesselte mit Charakteren die mich begeistern. Ein wunderbar ruhiges Buch, dem es dennoch nicht an Spannung fehlt, ein Buch in das man perfekt abtauchen kann.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Ein Sommer aus Stahl

Ein Sommer aus Stahl
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Darum geht's...

Francesca und Anna sind beste Freundinnen, sie wachsen gemeinsam an der Via Stalingrado in Piombino, einem Örtchen an der italienischen Küste, auf. Doch Piombino ist kein Ort, den Touristen ...

Darum geht's...

Francesca und Anna sind beste Freundinnen, sie wachsen gemeinsam an der Via Stalingrado in Piombino, einem Örtchen an der italienischen Küste, auf. Doch Piombino ist kein Ort, den Touristen aufsuchen. Dort ist es staubig, stickig, dreckig. Der einzige Arbeitgeber, das Stahlwerk, hat die besten Zeiten hinter sich. Die beiden Mädchen träumen von mehr, sie wollen weg, raus aus diesem Trist, die weite Welt sehen. Dann kommt alles anders, denn Anna verliebt sich und Francesca bleibt auf der Strecke.

Das sage ich dazu...

Silvia Avallone beschreibt in ihrem Buch Ein Sommer aus Stahl das typische Leben von Familien, die in einer typischen Arbeiterstadt aufwachsen, die nach dem Boom immer weiter verkommt. Zu Zeiten der Hochkonjunktur gab es mehr Arbeit als Arbeitnehmer, leider vergehen diese Zeiten immer viel zu schnell und was einst florierte ist heute nur noch ein Überbleibsel, die Arbeit im eigenen Land ist für die Unternehmen vermeintlich zu teuer, Outsourcing ist der neue Trend, Armut und Perspektivlosigkeit die Folge. Wer nicht umzieht oder auswandert ist in diesem Sumpf gefangen.

Vordergründig ist dies die Geschichte zweier Mädchen, Freundinnen, die in dieser aussichtslosen Situation aufwachsen, zwischen den Zeilen stochert Avallone aber viel tiefer in dieser Wunde. Piombino könnte jede andere Stadt auf der Welt sein und das Stahlwerk jeder andere Arbeitgeber. Man muss nur mal bei sich nach links und rechts schauen und sieht jeden Tag lauter Annas und Francescas auf der Straße umherlaufen. Die Geschichte ist nicht spannend, hat wenig Höhepunkte und kann sogar als langatmig bezeichnet werden, aber sie ist aufwühlend und wachrüttelnd, sie ist absolut authentisch geschildert.

Avallones Schreibstil ist ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, genau wie in ihrer Geschichte verschönert sie nichts. Er ist klar, verständlich und auf den Punkt gebracht, oft auch obszön und vulgär. Die Wörter, die benutzt werden, sind mir nicht unbekannt, dennoch stockte mir manchmal der Atem, weil ich daran denken musste, dass es um 13 - jährige und weitere, meist junge Menschen geht. Sex, Drogen und Gewalt spielen in diesem Buch eine wirklich sehr große Rolle und auch diese Szenen werden dem Leser unverblümt vor die Nase geknallt.

Und zum Schluss...

Im Großen und Ganzen hat mir ein Sommer aus Stahl gefallen, da ich italienische Wurzeln habe und meine Familie auch nicht aus dem dortigen Paradies kommt, weiß ich, dass Silvia Avallone den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Dennoch störte mich die Langatmigkeit ein wenig und die vielen Beschreibungen der einzelnen Arbeitsabläufe im Stahlwerk haben meinen Lesefluss auch etwas gebremst. Dennoch bleibt ein Sommer aus Stahl eine tiefgründige Geschichte, deren Protagonisten und deren Heimat stellvertretend für viele andere auf der Welt stehen.

Veröffentlicht am 18.09.2017

Kurzkommentar

Meine Mutter, sein Exmann und ich
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Chapeau an den Autor, der so viele wunderbare Charaktere erschaffen und ihre Geschichte erzählt hat. Auf eine besonders bewegende und emotionale Weise darf man miterleben, wie Joschka scheinbar seine Mutter ...

Chapeau an den Autor, der so viele wunderbare Charaktere erschaffen und ihre Geschichte erzählt hat. Auf eine besonders bewegende und emotionale Weise darf man miterleben, wie Joschka scheinbar seine Mutter verliert, aber einen zweiten Vater gewinnt und merkt, dass das alles gar nicht so schlimm ist. Solche Bücher brauchen wir, gerade da in der heutigen Zeit (traurigerweise) 'Anderssein' immernoch ausgrenzt, obwohl unsere Gesellschaft sich für überaus tolerant hält.

Für mich ist das Buch ein kleines Meisterwerk.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Ginnys Plan

Ginny Moon hat einen Plan
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Darum geht's...
Ginny ist Autistin. Sie wurde von ihrer leiblichen Mutter misshandelt und vernachlässigt, woraufhin sie in verschiedene Pflegefamilien kam und von Maura und Brian adoptiert wurde. Doch ...

Darum geht's...
Ginny ist Autistin. Sie wurde von ihrer leiblichen Mutter misshandelt und vernachlässigt, woraufhin sie in verschiedene Pflegefamilien kam und von Maura und Brian adoptiert wurde. Doch alles ändert sich, als Maura schwanger wird und Ginny einen Weg findet mit ihrer leiblichen Mutter kontakt aufzunehmen.

Das sage ich dazu...
Das Buch 'Ginny Moon' ist eines dieser speziellen Bücher, die lange nach dem Lesen noch nachklingen und nachdenklich stimmen. Die Geschichte wird aus der Sicht der autistischen Ginny Moon geschildert. Dafür schon einmal großen Respekt an den Autor. Das war bestimmt nicht einfach, sich in den Kopf von Ginny zu versetzen, die ihre eigenen Regeln hat und alles wörtlich nimmt. Diese Aufgabe hat der Autor sehr gut gemeistert. Man ist ganz nah bei Ginny und kann so viele Handlungen besser nachvollziehen.

Auch wenn mir letztendlich klar war, noch vor den Erwachsenen in Ginny's Leben, weswegen sie so unbedingt zu ihrer biologischen Mutter zurück wollte, war es eine spannende und emotionale Reise, voller Überraschungen, lustigen und traurigen Momenten. Alle Charaktere wirken unheimlich authentisch. Wenn man dies alles aus Ginny's Sicht betrachtet, dann haben manche Aktionen, besonders ihrer Adoptivmutter, einen schlechten Beigeschmack. Immerhin haben die beiden sich bewusst für Ginny entschieden. Letztendlich muss man das große Ganze betrachten und man entwickelt auch für Maura und Brian ein gewisses Verständnis.

Und zum Schluss...
Ginny Moon hat einen Plan' ist ein berührender Roman über ein autistisches Mädchen, dass in ihrer eigenen Welt lebt und letztendlich doch einfach nur verstanden werden möchte. Es macht Mut und hilft Autismus anders zu sehen, als eine Krankheit.