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Veröffentlicht am 28.02.2024

Der Donnerstagsmordclub in Höchstform

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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MEINE MEINUNG
Der britische Autor Richard Osman hat mal wieder nachgelegt. „Der Donnerstagsmordclub und Ein Teufel stirbt immer zuletzt“ ist bereits der vierte Band seiner gelungenen, etwas skurrilen Cosy ...

MEINE MEINUNG
Der britische Autor Richard Osman hat mal wieder nachgelegt. „Der Donnerstagsmordclub und Ein Teufel stirbt immer zuletzt“ ist bereits der vierte Band seiner gelungenen, etwas skurrilen Cosy Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt die herrlich exzentrischen Mitglieder des Donnerstagsmordclubs aus der Seniorenresidenz Coopers Chase stehen.
Dieser Wohlfühlkrimi lässt sich auch ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Bände lesen, doch ist es sicher von Vorteil die Charaktere des Donnerstagsmordclubs mit all ihren Eigenheiten und Vorgeschichten schon etwas zu kennen, da sie nicht mehr ausführlich vorgestellt werden.
Einmal die Woche trifft sich das gewitzte Hobby-Ermittlerquartett bestehend aus den erstaunlich rüstigen Senioren Elisabeth, Joyce, Ibrahim und Ron, um ungelöste Morde auf ihre ganz eigene, höfliche und höchst stilvolle Art aufzuklären. Ihr neuer zu lösender Fall - ein verunglückter Drogendeal, bei dem sie sich wieder einer Vielzahl an skrupellosen Kriminellen zu stellen haben, hat es wirklich in sich. Geschickt eingebettet in den verwickelten Fall ist diesmal eine bewegende Rahmenhandlung, die um Elisabeth und ihren Mann kreist, und die eigentlichen Ermittlungen bisweilen etwas in den Hintergrund rückt.
Mit seinem flotten, typisch britischen und wundervoll bissig humorvollen Erzählstil sowie höchst amüsanten, schlagfertigen Dialogen gelingt es Osman hervorragend, uns wieder bestens unterhalten. Toller Wortwitz, viel Situationskomik sowie bisweilen recht abstruse Verwicklungen ließen mich immer wieder Schmunzeln.
Wie schon bei den anderen Bänden wird die turbulente Handlung hin und wieder von den aufschlussreichen Tagebucheintragungen von Joyce unterbrochen, die die Geschehnisse auf ihre unnachahmliche Art kommentiert und zusammenfasst.
Die Handlung kommt zwar recht langsam in Gang und der wendungsreiche Fall lässt etwas lange auf Spannung warten, doch bereitet es einfach viel Spaß, die gewitzte Seniorentruppe bei ihren ungewöhnlichen, aber sehr einfallsreichen Ermittlungen zu begleiten und ihre unterhaltsamen Diskussionen zu verfolgen. Der neue Fall für den Donnerstagsmordclub bietet zudem wieder viel Stoff zum Mitraten. Mit dabei sind natürlich auch weitere liebgewonnene Figuren wie das Polizisten-Duo Chris und Donna, und der geniale Bogdan als unentbehrliches Faktotum.
Mit seinen lebendigen, vielschichtig gezeichneten Hauptfiguren, die auch beim neuen Fall ihre interessanten Fähigkeiten und speziellen Stärken clever einzusetzen verstehen, kann Osman einfach wieder auf ganzer Linie punkten. Trotz ihrer liebenswerten Eigenarten und Schrullen wirken sie einfach äußerst lebensnah und authentisch. Souverän meistern sie im eingespielten Team mit Tricks, ihrer oft unorthodoxen Herangehensweise und cleverer Kombinationsgabe schließlich auch diesen verzwickten Fall.
ZUM HÖRBUCH
Das gekürzte Hörbuch wird von Johannes Steck und Beate Himmelstoß sehr abwechslungsreich eingelesen, so dass man rasch in die verwickelten Ermittlungen hineingezogen wird. Sie verstehen es hervorragend, den richtigen Ton zu treffen, humorvolle Episoden mit dem gewissen Augenzwinkern einzulesen und vor allem die schillernden Charaktere mit ihren schrulligen Eigenschaften zum Leben zu erwecken. Insbesondere der Part der vermeintlich etwas naiven Joyce wird von Beate Himmelstoß hervorragend umgesetzt. Mit seiner ruhigen, angenehmen Stimme und angemessenem Sprechtempo führt uns Johannes Steck gekonnt durch die erst langsam in Fahrt kommende Handlung. Insgesamt ein äußerst unterhaltsames und vergnügliches Hörerlebnis!
FAZIT
Erneut eine gelungene Fortsetzung dieser skurrilen und höchst amüsanten Cosy Crime-Reihe – mit tollem britischen Humor, wundervoll schrulligen Charakteren und einem verzwickten Kriminalfall!

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Beeindruckender historischer Roman

Das Gemälde
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuesten Werk „Das Gemälde“ hat die in Sydney geborene Pulitzerpreisträgerin und New-York-Times-Bestseller Autorin Geraldine Brooks einen opulenten und höchst beeindruckenden Roman ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem neuesten Werk „Das Gemälde“ hat die in Sydney geborene Pulitzerpreisträgerin und New-York-Times-Bestseller Autorin Geraldine Brooks einen opulenten und höchst beeindruckenden Roman vorgelegt. Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt sie in ihrem hervorragend recherchierten Roman die fesselnde und sehr berührende Geschichte über die außerordentliche Karriere des reinrassigen Vollbluthengstes Lexington, der als Ausnahmetalent des Pferderennsports in die Analen einging.
Zudem widmet sich die Autorin in diesem großartigen Roman natürlich auch vielen spannenden und hochinteressanten Aspekten der Wissenschaft, Kunst, Sklaverei und des Rassismus, die mich nachdenklich zurückgelassen haben aber auch zu weiteren Recherchen inspirierten.
Ausgangspunkt ihres sehr vielschichtig angelegten Romans ist ein faszinierendes Gemälde von einem berühmten Rennpferd und seinem schwarzen Reitknecht, das Mitte des 19. Jahrhunderts von Thomas Scott, einem Portraitmaler von Vollblütern, angefertigt wurde und durch Zufall aus dem Sperrmüll geborgen wurde.
Kunstvoll hat die Autorin die verschiedenen Handlungsstränge um die Entstehung des Gemäldes und dessen weiterem Schicksal im Laufe der bewegten Zeiten sowie die unterschiedlichen damit verbundenen Charaktere miteinander verwoben. Herausgekommen ist dabei eine sehr fesselnde und tiefgründige Geschichte, die uns sehr aufschlussreiche Einblicke in die Wurzeln und das Wesen des Pferderennsports, in weniger bekannte Kapitel amerikanischer Geschichte sowie in Kunst und faszinierende wissenschaftliche Forschungsbereiche gewährt. Zugleich konfrontiert sie uns aber auch mit Vorurteilen, Diskriminierung, strukturellen Rassismus und systematischer Ausbeutung, die damals wie heute verbreitet sind.
Die Autorin hat ihre komplexe Handlung auf drei sich abwechselnden Zeitebenen angelegt. Die Haupthandlung spielt vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der 1850er-Jahre in Kentucky, in der wir den jungen Sklaven und Pferdetrainer Jarrett kennenlernen, der eine enge Bindung zu dem Vollblutfohlen Darley aufbaut, das später als berühmtes Rennpferd und Zuchthengst Lexington in die Geschichte eingegangen ist, und dessen Lebensgeschichte eng mit Lexingtons Erfolg verbunden war. Ein weiterer Handlungsstrang rund um die bekannte New Yorker Kunsthändlerin und Galeristin Martha Jackson spielt im Jahr 1954 und die in Washington, D.C in der Gegenwart von 2019 angesiedelte Rahmenhandlung erleben wir aus der Perspektive der beiden fiktiven Protagonisten Jess und Theo.
Gekonnt lässt uns Brooks die spannende Geschichte in den jeweiligen Handlungssträngen aus Sicht verschiedener, für die Handlung bedeutsamer Figuren erleben, wobei das Hauptaugenmerk aber zum einen auf dem jungen Sklaven Jarrett liegt und zum anderen auf der jungen australischen Wissenschaftlerin Jess, die in der Abteilung Wirbeltierknochenkunde für das Smithsonian Museum arbeitet und dem nigerianisch-amerikanischen Diplomatensohn und Kunsthistoriker Theo. Die beiden begegnen sich zufällig und kommen sich durch ihr gemeinsames Interesse an dem beeindruckenden Pferdeportraits aus dem Sperrmüll näher und begeben sich auf eine ereignisreiche Spurensuche nach dessen historischen Hintergründen.
Dank des sehr ansprechenden, bildgewaltigen Schreibstils und der interessanten Charaktere fällt es nicht schwer, in die fesselnde Geschichte einzutauchen und voller Spannung und Anteilnahme den Fortgang der Geschehnisse aus den verschiedenen Perspektiven zu verfolgen. Vor allem die bewegende Handlung um den Sklaven Jarret in der Vergangenheit hat mich mit ihrer Intensität in den Bann gezogen hat und mich zudem mit seinen vielen historischen Hintergrundinformationen sehr begeistern können.
Der Autorin ist eine einfühlsame, facettenreiche Figurenzeichung ihrer Protagonisten gelungen.
Hervorragend hat mir vor allem die vielschichtig gezeichnete fiktive Figur von Jarrett als Sklaven gefallen, die stellvertretend für viele schwarze Pferdeknechte, Trainer und Jockeys steht, und die mit ihren außergewöhnlichen Talenten und durch ihre gnadenlose Ausbeutung zum äußerst lukrativen Geschäft mit den Vollblütern Blüte brachten.
Einfühlsam und eindringlich erzählt die Autorin die beeindruckende Persönlichkeitsentwicklung und das Schicksal des talentierten Sklaven, der mit seinem großen Einfühlungsvermögen eine tiefe Bindung zu Lexington aufbaut. Ohne das Recht selbst über sein Leben zu entscheiden, ist er der Willkür und Gnade seiner Master ausgeliefert und permanenten Demütigungen und Grausamkeiten ausgesetzt. Dennoch gelingt es ihm ihnen einen gewissen Respekt abzunötigen, sich kleine Freiräume zu schaffen und allmählich Selbstbewusstsein zu erlangen.
Am Beispiel der beiden Wissenschaftler Theo und Jess führt uns die Autorin anschaulich und ernüchternd vor Augen wie stark auch heute noch rassistische Diskriminierung und Ungleichbehandlung ethnischer Gruppen verbreitet sind und mangelndes Verständnis und Einfühlungsvermögen oft für Konflikte und Frustration im alltäglichen Miteinander sorgen. Insgesamt wirkten die Charaktere von Theo und Jess allerdings etwas farblos und insbesondere die Dynamik zwischen ihnen sehr blass und wenig authentisch auf mich.
Gekonnt lässt die Autorin schließlich die verschiedenen Handlungsfäden ihrer fesselnden Geschichte schließlich zusammenlaufen. Nach dem recht zuversichtlich stimmenden Ausklang im historischen Handlungsstrang endet der Roman jedoch im Gegenwartsstrang mit einem überraschend dramatischen und sehr beklemmenden Finale endet, das mich sehr aufgewühlt und bestürzt zurückgelassen hat.
Abgerundet wird der Roman mit einem interessanten Nachwort, in dem die Autorin ihre ausführliche Recherchearbeit erläutert. Zudem geht sie darauf ein, dass sie sich weitgehend an die übermittelten historischen Fakten gehalten, sich aber auch künstlerische Freiheiten bei der Ausgestaltung ihrer Geschichte und der Figuren genommen hat. In einem weiteren Anhang „Historische Verbindungen“ findet sich in einem Personenverzeichnis allerlei Wissenswertes über die historisch verbürgten Persönlichkeiten des Romans und ihre Vita.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Fesselnder Roman

Aktion Phoenix
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MEINE MEINUNG
Mit „Aktion Phoenix“ hat der unter dem Pseudonym Christian Herzog schreibende deutsche Autor Ralf H. Dorweiler einen historischen Roman mit fesselnden Thrillerelementen vorgelegt, der uns ...

MEINE MEINUNG
Mit „Aktion Phoenix“ hat der unter dem Pseudonym Christian Herzog schreibende deutsche Autor Ralf H. Dorweiler einen historischen Roman mit fesselnden Thrillerelementen vorgelegt, der uns in Deutschlands dunkle Vergangenheit eintauchen lässt. Sehr anschaulich widmet sich der Autor der Thematik, wie es totalitären Staaten gelingt, ihre Bevölkerung mit Hilfe von Propaganda und Repressionen in ihrem Sinne zu beeinflussen und ideologisch zu prägen.
Die Handlung ist im Nazi-Deutschland des Jahres 1936 rund um die 11. Olympischen Spiele in Berlin angesiedelt und lässt uns an einem bewegenden und sehr lehrreichen Abschnitt deutscher Zeitgeschichte Anteil nehmen.
Herzog ist es hervorragend gelungen, eine Vielzahl historischer Fakten und Geschehnisse in die spannende fiktive Handlung einzuflechten und uns zugleich die perfiden Mechanismen aufzuzeigen, mit denen das skrupellose Nazi-Regime die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Tätern, Mitläufern sowie auch Opfern steuern und manipulieren konnte.
Ausgangspunkt für seine Geschichte ist ein faszinierendes Gedankenspiel, das im Lichte des Größenwahns der NS-Regierung mit ihren willfährigen Handlangern durchaus glaubhaft scheint und sich in ähnlicher Weise hätte abspielen können. Äußerst spannend ist es daher, den Hintergründen der rätselhaften Aktionsgruppe Phoenix auf die Spur zu kommen.
Die vielschichtige, geschickt in den historischen Kontext eingebettete Handlung zieht uns rasch in ihren Bann.
In zahlreichen nebeneinander laufenden Handlungssträngen lernen wir nach und nach die unterschiedlichen Charaktere kennen, deren moralischer Kompass und Verhalten exemplarisch für viele Menschen während der Zeit der Nationalsozialisten stehen – vom schweigenden Mitläufer über den gewissenlosen Opportunisten bis hin zu den kleinen Helden, die sich trotz größter Gefahren gegen die Ideologie stellten und sich im Widerstand organisierten.
Im Mittelpunkt stehen drei fiktive Protagonisten, die alle in die schicksalhaften Ereignisse rund um die olympischen Eröffnungsspiele verwickelt sind und schließlich in höchste Gefahr geraten.
Gekonnt lässt uns Herzog ins Berlin 1936 eintauchen und zeichnet ein sehr stimmiges, authentisches Bild der damaligen Zeit. Während die Nazis sich bemühen, Deutschland der internationalen Öffentlichkeit als eine weltoffene Nation mit makellosem Image zu präsentieren und eine einzigartige Propaganda-Inszenierung der Olympischen Spiele planen, lässt er uns in verschiedenen Szenen auch einen schockierenden Blick hinter die herausgeputzten Fassaden werfen. Die eindrücklichen Darstellungen des damals üblichen Umgangston und allgemeinen Meinungsbilds sowie die damalige politische Stimmung in der Bevölkerung sind äußerst gelungen. Allgegenwärtig sind offener Judenhass und Rassismus, aber auch die permanente Überwachung und Bespitzelung der Bevölkerung lässt Misstrauen und ein Klima der Angst aufkommen. Doch SA-Schlägertrupps verkörpern die hässliche Fratze dieses totalitären Staats, denn auch die Systemtreuen sind vor Bedrohung und Erpressung nicht sicher.
Die Geschichte lebt neben den anschaulich dargestellten und gut recherchierten historischen Zusammenhängen vor allem von seinen vielschichtig und authentisch gezeichneten Figuren, in deren Gefühls- und Gedankenwelt man sich gut hineinversetzen kann.
Ob nun die junge Kunststudentin Anna Kollmann, die mit ihrer studentischen Widerstandsgruppe mit Plakat-Aktionen auf die Taten der Nazi-Diktatur aufmerksam machen will, der für die Propagandaabteilung arbeitende Hermann Schmidt, der der Nazi-Ideologie kritisch gegenübersteht, sich in die rebellische Anna verliebt wodurch sein Leben völlig aus den Fugen gerät, oder der unpolitische, gutherzige Oberkellner Georg Finkbeiner, der als Stewart im Zeppelin Hindenburg unversehens zwischen die Fronten gerät und einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur kommt – sie alle werden in ein in perfides Komplott hineingezogen, müssen schwierige Entscheidungen treffen und dem Unrechtsregime die Stirn bieten, um überleben zu können. Ein besonderes Highlight sind zudem die vielen historischen Persönlichkeiten wie Leni Riefenstahl, Goebbels oder sogar Hitler, die Gastauftritte haben und von Herzog sehr glaubwürdig darstellt werden.
Gekonnt lässt der Autor die Spannung immer weiter ansteigen, verdichtet die verschiedenen Handlungsstränge zunehmend und überrascht uns mit einem fulminanten und äußerst packenden Finale während der Olympia-Eröffnungsfeier. Auch wenn nicht alles bis in kleinste Detail aufgeklärt wird, so konnte mich die schlüssige Auflösung des perfiden Plans hinter der Aktion Phoenix sehr überzeugen. Abgerundet wird der tolle Roman durch ein interessantes Nachwort des Autors.

FAZIT
Ein fesselnder und nachdenklich stimmender Roman mit gelungenem Zeitkolorit, der mich sehr gut unterhalten hat. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Bewegender, sehr stimmungsvoller Roman

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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MEINE MEINUNG

„𝐅𝐥𝐨𝐫𝐞𝐧𝐜𝐞 𝐁𝐮𝐭𝐭𝐞𝐫𝐟𝐢𝐞𝐥𝐝 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐢𝐞 𝐍𝐚𝐜𝐡𝐭𝐬𝐜𝐡𝐰𝐚𝐥𝐛𝐞“ von der britischen Autorin Susan Fletcher ist ein faszinierender Roman mit einer fesselnden Geschichte voller Überraschungen und bewegender Rückblicke.

Auch ...

MEINE MEINUNG

„𝐅𝐥𝐨𝐫𝐞𝐧𝐜𝐞 𝐁𝐮𝐭𝐭𝐞𝐫𝐟𝐢𝐞𝐥𝐝 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐢𝐞 𝐍𝐚𝐜𝐡𝐭𝐬𝐜𝐡𝐰𝐚𝐥𝐛𝐞“ von der britischen Autorin Susan Fletcher ist ein faszinierender Roman mit einer fesselnden Geschichte voller Überraschungen und bewegender Rückblicke.

Auch wenn es sich hierbei - anders als zunächst von mir angenommen - nicht um einen englischen Wohlfühlkrimi handelt, konnte mich der sehr atmosphärische Roman rund um die sympathische Protagonistin Florence Butterfield berühren und mit seinem wundervoll idyllischen Landhaus-Setting gut unterhalten.

Im Mittelpunkt der warmherzig erzählten Geschichte steht die 87-jährige Florrie, die seit einiger Zeit ihren Lebensabend in der beschaulichen Seniorenresidenz Babbington Hall verbringt und nach einer Beinamputation an den Rollstuhl gefesselt ist. Als sie eines Nachts mitbekommt, wie die Heimleiterin Renata aus ihrem Fenster stürzt, ist sie davon überzeugt, dass es sich nicht um einen Suizidversuch handelt. Trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung beginnt sie gemeinsam mit dem liebenswerten Mitbewohner Stanhope Jones diskrete Nachforschungen zu den Hintergründen anzustellen. Immerhin ist ihnen bald klar, dass unter ihnen ein potentieller Mörder weilen könnte. Nur gut, dass sich Florrie als gewitzte Miss Marple der Seniorenresidenz bei den Ermittlungen auf ihr untrügliches Gespür für zwischenmenschliche Schwingungen verlassen kann. Die eigentliche Krimihandlung, die es durchaus in sich hat, entwickelt sich sehr gemächlich und spielt sich insgesamt leider eher im Hintergrund ab. Die aus Florries Perspektive erzählten Ereignisse werden, wie es so häufig bei älteren Damen vorkommt, immer wieder von abschweifenden Gedanken, detailverliebten Betrachtungen und eingestreuten Rückblicken auf ihr eigenes bewegtes Leben unterbrochen. So erfahren wir nach und nach unterhaltsame Anekdoten über ihre abenteuerlichen Reisen und erhalten ausführliche Einblicke in ihre ereignisreiche Vergangenheit, die von einem dunklen Geheimnis, das ihr weiteres Leben nachhaltig prägte, überschattet ist.

Dank des einfühlsamen Erzählstils der Autorin und den schönen bildhaften Beschreibungen wird man rasch in das wundervoll atmosphärische Setting von Babbington Hall und Florries faszinierendes, erfülltes Leben hineingezogen.

Die zahlreichen lebendig gezeichneten Charaktere, die mit ihren netten Eigenarten, kleinen Hintergrundgeschichten und Geheimnissen für jede Menge Abwechslung und Unterhaltung sorgen, sind der Autorin sehr gelungen.

Die liebenswerte Protagonistin Florence Butterfield ist natürlich ein besonderes Highlight. Mit ihr hat die Autorin einen interessanten und sehr vielschichtigen Charakter geschaffen, über deren bewegte Lebensgeschichte mit sechs Männern und etlichen herben Enttäuschungen man immer mehr Details erfährt, so dass man ihr schließlich immer näher kommt. Die weltoffene, clevere und sehr couragierte ältere Dame voller Lebensenergie konnte mich mit ihren ausschweifenden Geschichten über ihr Leben und lang gehütete Geheimnisse trotz einiger Längen für sich einnehmen, doch insbesondere ihre gewitzten Ermittlungen, die zum Ende hin richtig an Fahrt aufnehmen und in einem packenden Showdown gipfeln, konnten mich bestens unterhalten. Am Ende erfahren wir neben der schlüssigen Aufklärung des Falls auch die tragischen Hintergründe zu Florries traurigem Geheimnis, das mich sehr berührt hat.


FAZIT

Ein fesselnd und warmherzig erzählter Roman über eine faszinierende Heldin und ihre bewegende Lebensgeschichte - mit einem schönen Schuss Cosy Crime, stimmungsvoller Atmosphäre und wundervollem Landhaus-Setting.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Bewegende Familiengeschichte

Aenne und ihre Brüder
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MEINE MEINUNG
In seinem beeindruckenden Debüt „Aenne und ihre Brüder“ hat sich der deutsche Sportmoderator und Talkmaster Reinhold Beckmann seiner tragischen und sehr bewegenden Familiengeschichte angenommen.
Nachdem ...

MEINE MEINUNG
In seinem beeindruckenden Debüt „Aenne und ihre Brüder“ hat sich der deutsche Sportmoderator und Talkmaster Reinhold Beckmann seiner tragischen und sehr bewegenden Familiengeschichte angenommen.
Nachdem er sich bereits 2021 mit seiner Band in dem Song „Vier Brüder“ dem Schicksal seiner vier Onkel mütterlicherseits gewidmet hatte, die alle den Zweiten Weltkrieg nicht überlebten, geht er in seinem sorgsam recherchierten Buch eingehender auf die traurige Geschichte seiner eigenen Familie ein, die zugleich stellvertretend für viele Familien, ihre zerstörten Hoffnungen und bitteren Verluste durch die Auswirkungen des grauenvollen Kriegs steht. Beckmann ist ein berührendes Zeitzeugnis und sehr lesenswertes Buch gelungen, das mich mit seinen Schilderungen bewegt und sehr nachdenklich zurückgelassen hat.
Ausgehend von seinen intensiven Gesprächen mit seiner Mütter Aenne und mit Zeitzeugen aus deren Heimatort Wellingholzhausen in Niedersachsen sowie Recherchen in Archiven ist es dem Autor gelungen eine höchst fesselnde und aussagekräftige Geschichte zu erzählen. Im Mittelpunkt stehen die lebendigen Erinnerungen von Beckmanns Mutter Aenne, die ein hartes und vor herben Verlusten geprägtes Leben führte und dennoch mit bewundernswertem Willen an ihren Träumen und Hoffnungen festhielt. Neben einigen schwarz-weiß Fotografien blieben ihr als einzige Erinnerungsstücke an die vier Brüder Franz, Hans, Alfons und Willi nur etwa 100 in Sütterlin verfasste Feldpostbriefe, die sie sorgsam in einem Schuhkarton aufbewahrte und das Andenken an ihre geliebten Brüder all die Jahre stets liebevoll bewahrte. Gekonnt lässt Beckmann schrittweise anhand der Überlieferungen seiner Mutter und den Inhalten der Briefe die Historie um seine vier Onkel aufleben. So erhalten wir nicht nur lebendige, sehr persönliche Einblicke in den Lebensalltag von Aenne und ihrer Familie, sondern haben dank sorgsam eingearbeiteter historischer Hintergrundinformationen auch Anteil an den politischen Entwicklungen in Nazi-Deutschland. Anschaulich und glaubwürdig fängt er die damaligen Atmosphäre auf dem Dorf ein, schildert den dörflichen Alltag, geht ausführlich auf die Rolle der katholischen Kirche ein und macht den schleichenden Wandel durch die Diktatur in den Köpfen der Menschen deutlich. Von den einst streng gläubigen Menschen in jener erzkatholischen Region erleben wir hautnah den rapiden Wandel hin zur glühenden Nazibegeisterung der Bevölkerung in nur wenigen Jahren mit inklusive der Indoktrinierung der Jugend durch die Schule. Feinfühlig arbeitet Beckmann die unterschiedlichen Charaktere seiner Onkel sowie ihre persönlichen Einstellungen zum Leben und Krieg heraus und lässt die jungen Männer, die keine Nazis waren und sich doch von dem damaligen Zeitgeist haben einspannen lassen, für uns lebendig werden. Gekonnt veranschaulicht er in verschiedenen Episoden sehr nachvollziehbar und vielschichtig die unterschiedliche Entwicklung ihrer Figuren und ihr individuelles Handeln. Aufgebrochen mit einer gewissen Zuversicht und Abenteuerlust, lassen die grausamen Realitäten des Kriegs ihre Stimmung zusehends sinken. Auch wenn natürlich die Inhalte der Feldpostbriefe wegen der Zensur die Realität nicht offen thematisieren, enthalten sie oftmals doch erstaunlich ungeschönte Passagen, die von den Schrecken des nicht enden wollenden Kriegs an der Ostfront, der Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Soldaten in den Schützengräben zeugen. Beklemmend ist es über ihre Gedanken und Einschätzungen angesichts des ständigen Sterbens um sie herum zu lesen, ihrer Verzweiflung, Leere und Einsamkeit sowie ihrer permanenten Angst vor dem Vergessenwerden. Ergänzend zu den Briefauszügen finden sich geografische Zuordnungen der Kriegsschauplätze sowie „Feldberichte“ von ehemaligen Truppenangehörigen, die mehr Aufschluss über die Standorte, Truppenbewegungen geben und ermöglichen das Schicksal der Onkel zu rekonstruieren. Aus Sicht von Aenne erfahren wir aber auch über ihre übergroßen Sorgen um ihre Brüder im Krieg. Gerade der briefliche Kontakt mit ihren Liebenden Zuhause spendet ihnen so viel Kraft und Zuversicht und lässt ihr oft so ungewisses Schicksal und traumatische Erlebnisse besser ertragen. Sehr einfühlsam wird aufgezeigt, was der grausame Krieg mit den Menschen macht - für die Hinterbliebenen sind viele Leerstellen und Unsicherheiten geblieben und eine unendliche Traurigkeit über so viel vergeudetes Leben, doch ist es beeindruckend, wie aktiv das Andenken der vier im Krieg gefallenen Brüder in der Familie gewahrt wurde.

Abgerundet wird das Buch durch zahlreiche im Mittelteil eingefügte Fotografien von Aenne und ihrer Familie sowie eine Zusammenstellung von Briefen und Feldpostkarten im Original auf den Vorsatzseiten.
Im interessanten Nachwort des Romans finden sich zudem weitere Erläuterungen und Erklärungen zu Beckmanns Familiengeschichte und seinen Onkeln sowie im Anhang einen kurzen Überblick über die verwendeten Quellen und Literatur.

FAZIT
Ein sehr bewegendes Buch über eine tragische Familiengeschichte und ein sehr lesenswertes Zeitzeugnis!

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