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Veröffentlicht am 21.12.2023

Eine tragische Liebesgeschichte

Strangers Now
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In „Strangers Now – Yesterday“ von Emilia Flynn starten wir im Jahr 2014. Hier lernen wir William Fraser, einen erfolgreichen Schauspieler kennen. Doch er kämpft an verschiedenen Fronten, so z.B. mit seiner ...

In „Strangers Now – Yesterday“ von Emilia Flynn starten wir im Jahr 2014. Hier lernen wir William Fraser, einen erfolgreichen Schauspieler kennen. Doch er kämpft an verschiedenen Fronten, so z.B. mit seiner Familie. Nach einem beunruhigenden Anruf von seiner Schwester, fliegt er zurück nach Canterbury, in seine Heimat.
An dieser Stelle springt die Geschichte in die Vergangenheit und wir lernen Sophie kennen, die vor ihrer schweren Vergangenheit auf der Flucht ist und in einem Pub Unterschlupf und Arbeit findet. Hier trifft sie auf den 22-jährigen Cambridge Studenten Willem. Die beiden stammen aus zwei unterschiedlichen Welten, die nicht kompatibel scheinen, fühlen sich aber schnell zueinander hingezogen. Häppchenweise Rückblicke geben Einblick in Sophies Vergangenheit. Dazwischen erlebt man Sophie und Willem in verschieden Situationen im Jahr 1997.
Neben den zwei Hauptprotagonisten lernt man im Buch noch Willems Familie und Freunde kennen, sowie die Besitzerin des Pubs und noch ein paar andere Personen. Alle sind gut herausgearbeitet und es bereitet keine Probleme sie zuzuordnen oder auseinanderzuhalten. Manche waren schwierigere Persönlichkeiten als andere, so wie Menschen im richtigen Leben nun mal auch sind. So gab es hier tatsächlich aber auch Personen, die mir sogar lieber waren als der Hauptprotagonist.
Dieses Buch ist mein erstes von Emilia Flynn. Ich kenne keines ihrer anderen Bücher bisher und da ich immer offen bin Bücher von für mich neuen Autoren kennenzulernen und der Klappentext sich für mich sehr interessant angehört hatte, habe ich mich auf das Buch beworben. Die Freude war dann auch groß, dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte.
Das Buch ist eine Liebesgeschichte. Aber nicht wie ich erwartet hatte eine leichte, romantische Liebesgeschichte. Nein, es handelt sich hierbei um eine traurige, teilweise melancholische und tragische Geschichte, die viel tiefer geht als die vielen oberflächlichen Kitschromane, die man liest, wenn man nicht denken möchte, sondern nur entspannen.
Am Anfang des Buches findet sich eine Triggerwarnung, und diese sollte auch beachtet werden. Ich hatte sie im eBook leider übersehen. Da die Szenen in sehr bildhafter Sprache beschrieben sind, musste ich tatsächlich manch eine Lesepause einlegen, um das Geschriebene zu verdauen.
Sophie ist ein unglaublich sympathischer Charakter. Sie ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen. Ihre Entwicklung ist schön gezeichnet. Sie wird im Laufe der Geschichte immer selbstsicherer, traut sich auch ihre Meinung zu äußern. Sie fängt an ihr Leben in die Hand zu nehmen und es positiv zu verändern. Dank der Hilfe durch ihre Chefin lernt sie, nicht länger in der Vergangenheit stecken zu bleiben, sondern mutig zu sein und nach vorne zu gehen.
Will war mir zunächst auch sehr sympathisch und ich hatte Mitleid mit ihm. Als Schauspieler hat er sehr damit zu kämpfen, dass er nicht einfach nur er selbst sein kann, sondern immer in einer Rolle gefangen zu sein scheint. Doch in der Rückblende als junger Mann, wird er mir von Kapitel zu Kapitel unsympathischer. Sein Verhalten ist zwiegespalten. Einerseits ist er aufopferungsvoll und fürsorglich im Umgang mit seiner kleinen Schwester und andererseits ist er ein absoluter Egoist. Es geht ihm nur um sich selbst und darum seine Bedürfnisse zu befriedigen. Das zeigt sich z.B. auch in dem unglaublichen Verschleiß an Frauen, die er nur benutzt und dann nach einer Weile entsorgt. Solches Verhalten bei Männern ist für mich ein absolutes No Go. Das führte dann leider dazu, dass ich auch seine „guten“ Handlungen dann nicht mehr ernst nehmen konnte. Er ist in seinen Ansichten teilweise festgefahren und hat kein Bestreben danach, sich für die Sichtweise anderer zu öffnen. Seine Vergangenheit sollte Erklärungen für sein Verhalten liefern, konnte mich aber nicht überzeugen. Das Streben nach der Anerkennung seines Vaters steht für ihn über allem und jeden, auch wenn ihm das offenbar nicht bewusst ist oder es nicht wahrhaben will. Das alles führte dazu, dass ich ihn am Ende leider nicht mehr wirklich mochte.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Das Sprachvokabular entspricht dem Jargon der damaligen Zeit, ob man das mag oder nicht ist persönliche Ansichtssache. Auch wenn es in der Mitte etwas langatmig wurde und mir die Spannung teilweise etwas gefehlt hat, bin ich doch zügig durchgekommen. Und was Emilia Flynn auf jeden Fall beherrscht, ist, dass man unbedingt weiterlesen möchte, auch wenn man nicht ganz einverstanden war mit dem, was man gelesen hat. Und so werde ich auch den zweiten Band lesen, denn ich möchte wirklich wissen, wie es mit den beiden weiterging.
Fazit:
Dieses Buch hat in mir einige Emotionen geweckt. Jedoch nicht die, die ich erwartet hatte. Anstelle mit dem Liebespaar mitzufiebern und zu schmachten, war ich teilweise wütend auf Wills Verhalten. Unverständnis für Sophie überkam mich auch ein paar Mal, das sie wirklich bereit war, diesem Typen weiter eine Freundin zu sein und auf ihn zu warten.
Harte Themen, die mit der Zeit aufgedeckt und besprochen und hoffentlich auch verarbeitet werden, machen die Geschichte zu einer schweren Kost, und selbst nach einigen Tagen Nachdenkens bin ich immer noch hin- und hergerissen und weiß nicht, ob ich das Buch nun mochte oder nicht. Ich bin hin- und hergerissen, weshalb ich es auch unglaublich schwer finde eine Bewertung abzugeben. Normalerweise hängen mir Bücher nicht so lange nach.
Wenn es danach geht, ob mir das Buch nachgeht und lange im Gedächtnis bleiben wird: Dann bekommt es 5 Sterne.
Wenn es danach geht, ob man von der Geschichte gefesselt war und mit den zwei Liebenden mitgefiebert hat, weil man es auch spüren konnte, dass sie füreinander gemacht sind und bereit sind für den anderen alles zu opfern? Dann gibt es von mir leider nur 2 Sterne.
Doch das ist mein subjektives Empfinden. Deshalb bekommt es von mir 3,5 Sterne, mit der Tendenz zu 4.
Handwerklich hat die Autorin hier nämlich klasse Arbeit geleistet. Die Geschichte ist grundsätzlich interessant und hat viel Potenzial. Doch dadurch, dass mir Will und sein Verhalten so unsympathisch waren, hat das Buch es jedoch leider nicht geschafft mich bis zum Ende zu begeistern.
Da das Buch aber spannend aufhört, werde ich den zweiten Teil auf jeden Fall noch lesen, da ich wissen will, wie es weiter geht und dort vielleicht auch noch mehr über manch einen Nebencharakter erfahren werde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass erst durch das Kennen der ganzen Geschichte auch Wills Verhalten nochmals in ein anderes Licht gerückt wird.
Und wer weiß, vielleicht erscheint mir dieses Buch dann im Nachhinein doch besser, wenn ich die Dilogie ausgelesen habe. Wäre nicht das erste Mal, dass mich ein Buch erst nach dem Lesen des Folgebandes gewinnen konnte.

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Veröffentlicht am 24.02.2025

Kinderbuch mit Krimielementen

Der Schrazelschatz
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In Oberauf geht es nicht mit rechten Dingen zu! Es verschwinden immer mehr wertvolle Gegenstände, wie Gürtelschnallen, Abendmahlsgeschirr aus der Kirche oder glänzende Brieföffner. Ob die seltsame Wald-Walla ...

In Oberauf geht es nicht mit rechten Dingen zu! Es verschwinden immer mehr wertvolle Gegenstände, wie Gürtelschnallen, Abendmahlsgeschirr aus der Kirche oder glänzende Brieföffner. Ob die seltsame Wald-Walla etwas damit zu tun hat? Und was hat es mit dem Köhler, der im Wald seine Kohlemeiler betreibt, auf sich? Und warum schleicht der Bürgermeister durch den Wald?
Das Trio um Anton, Benedikt und Leni begibt sich mithilfe ihrer Dohle Corax auf Spurensuche! Beobachten und Dokumentieren lautet das Gebot der Stunde, wenn man einen Dieb fangen will! Doch das findet Bene ziemlich langweilig, und als er merkt, dass Leni und Anton sofort aus allem Schlüsse ziehen und verstehen, wo er nur lauter Fragezeichen sieht, da schleicht der Neid in sein Herz und der Ärger darüber, dass Leni auf einmal so an seinem großen Bruder klebt.
Während sie den Hinweisen nachgehen, erfahren die Kinder, wie Vorurteile die Menschen wirklich bösartig werden lassen. Auf die seltsame Walburga wird eine regelrechte Hexenjagd veranstaltet und die Menschen sind schnell dabei mit ihrem Urteil, und diejenigen, die sich zu ihr stellen, wie z.B. die drei Kinder, erfahren, dass sie genauso werden wie die in Ungnade gefallene Person. Plötzlich ist es gar nicht mehr so leicht, sich für die Wahrheit und Gerechtigkeit einzusetzen, wenn man sich entscheiden muss, was einem wirklich wichtig ist.
In diesem Buch lernt man einiges kennen, wie z.B. den Beruf des Köhlers. Die Schrazellöcher, von denen ich noch nie gehört habe, und andere Legenden.
Den christlichen Glauben und das Vertrauen auf Gott findet man auch, jedoch muss ich sagen, dass für mich Aberglaube, Nebelgeister und andere Mythologien so viel präsenter waren, dass sie den Glauben oftmals überdeckten. Am Ende wird natürlich alles logisch erklärt und darauf hingewiesen, dass es z.B. gar keinen Nebelgeist gibt. Doch in einer Welt, in der man mittlerweile Anleitungsbücher für Hexerei und Okkultismus für Kinder erwerben kann, würde ich mir von christlichen Büchern einen etwas distanzierteren Umgang mit dem Thema wünschen, denn für die Welt scheint der Geisterglaube wieder sehr präsent zu sein und nicht nur ein Hirngespinst.
Was mir leider auch nicht gefallen hat, war der fluchende Pfarrer. Ich muss ehrlich sagen, ich hatte damit wirklich Probleme und war am Überlegen, abzubrechen. Auch Pfarrer sind nur Menschen, und doch wirft das für mich ein schlechtes Licht auf den Glauben und zeugt für mich von mangelnder Ehrfurcht vor Gott. Besonders, da die Kinder das in dem Buch auch noch erheiternd finden. Eine Jesus-Nachfolge bedeutet für mich, dass auch meine Ausdrucksweise sich verändert. Und ich muss sagen, dass ich bisher keinem Geistlichen begegnet bin, der solch eine Ausdrucksweise hatte, wie dieser hier beschriebene Pfarrer.
Ein solches „Vorbild“ in einem Kinderbuch, das den Kindern doch Gott näherbringen soll, ist für mich kein gutes Vorbild. Und deshalb muss ich auch schweren Herzens sagen, dass ich dieses Buch nur unter Vorbehalten weiterempfehlen würde.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Herausfordernde Message

Anders als geglaubt - Mit Christus vor Augen Dekonstruktion verstehen
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Ich wollte dieses Buch lesen, da mir der Begriff Dekonstruktion präsent ist und ich lernen wollte, wie man damit umgehen kann, wenn man Dekonstruierenden begegnet. Eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben, ...

Ich wollte dieses Buch lesen, da mir der Begriff Dekonstruktion präsent ist und ich lernen wollte, wie man damit umgehen kann, wenn man Dekonstruierenden begegnet. Eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben, fällt mir nun aber sehr schwer. Da ich kein studierter Theologe oder Apologet bin, kann ich manches von dem, was der Autor an Argumenten anführt, nicht vollständig beurteilen. Andere Rezensionen, gerade von reformierten Theologen, sind ablehnend. Ich gehöre der gleichen Denomination an wie der Autor, kann somit aber auch vieles nachvollziehen.
Ich schildere meine subjektiven Empfindungen und was ich für mich persönlich aus dem Buch mitnehmen konnte:
Das Buch ist in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben. Nach einem „Plädoyer für die Dekonstruktion“ findet sich in Teil 1 des Buches das“ Warum“ für die Dekonstruktion und in Teil 2 eine „Vier-Schritte-Methode zum Dekonstruieren“. Das Fazit: „Ein Christentum für unsere Kinder“ beschließt das Buch.
Ich konnte dem Autor abspüren, dass er ein unglaubliches Verlangen danach hat, dass Christen und Nichtchristen in einen gesunden Dialog kommen. Dass theologische Ansichten, Dogmen und Praktiken nicht auf den anderen übergestülpt werden und der Person damit der Glaube abgesprochen wird, nur da sie nicht ins eigene Bild vom Christen passt. Beziehungen, in denen Vertrauen herrscht, sind der Rahmen, der es ermöglicht, dass Menschen mit Gottes Liebe in Berührung kommen. Den Autor schmerzt es, dass Menschen in der Institution Kirche verletzt werden und von Gott weglaufen.
Im Buch kommen Personen zu Wort, die ihren Glauben dekonstruiert haben. Ich fand diese Geschichten interessant zu lesen und dahingehend ausschlussreich, was Gründe für eine Dekonstruktion und ein Abwenden, gerade vom Evangelikalismus, sein können.
Ein ganz großer Punkt, den ich, während dem Lesen dieses Buches gelernt habe, ist, dass ich eine falsche Vorstellung davon hatte, was Dekonstruktion ist. Ich dachte, es bedeutet den christlichen Glauben zu zerlegen und sich dann vom Glauben abzuwenden.
Ulmer definiert Dekonstruktion jedoch anders. Dekonstruktion ist nicht gleich Destruktion! Es bedeutet Fragen zu stellen, Praktiken zu hinterfragen und Zweifel auch mal zuzulassen. Den eigenen Glauben zu dekonstruieren, um Jesus zu finden und ein festes Fundament zu bauen. Den übernommenen oder übergestülpten Glauben abzulegen. Es ist wichtig die Dinge zu dekonstruieren und loszuwerden, wo Menschen die Bibel dafür missbrauchen, um Macht über andere auszuüben.
Wer jedoch dekonstruiert muss auch rekonstruieren. Und er muss bereit sein sich der Autorität Jesu zu unterstellen und umzusetzen, was Er einem zeigt. Ulmer stellt die These auf, dass Jesus selbst ein Dekonstruierender gewesen sei, da er die Dinge, die von der religiösen Führung missbraucht wurden, aufzeigte und wegtat. Mit diesem Titel für Jesus hatte ich persönlich jedoch teilweise Probleme. Die grundlegende Intention des Autors meine ich aber verstanden zu haben.
Dekonstruktion ist ein natürlicher Teil unseres Glaubenslebens, es ist wie das Unkraut jäten im eigenen Garten, so der Autor. Wenn ich meinen eigenen Glaubensweg reflektiere und diese Definition von Dekonstruktion anwende, dann habe ich meinen Glauben wohl auch schon dekonstruiert.
Schwierigkeiten hatte ich bei den folgenden Punkten:
Ulmer scheint alle Evangelikalen über einen Kamm zu scheren. Er teilt gegen sie aus und unterstellt ihnen einige Dinge, die ich so nicht sehen kann bzw. nicht für die Gesamtheit der Evangelikalen. Das war mir zu viel und zu verallgemeinernd. Auch das Ablehnen der Apologetik konnte ich nicht vollständig nachvollziehen, da ich sie als hilfreiches Werkzeug sehe, um Antwort auf manch eine Frage zu finden.
Die verschiedenen Geschichten der Personen zeigen auf, dass sie alle in ihren Gemeinden verletzt wurden. Diese Erfahrungen und Gefühle sind valide und müssen ernst genommen werden. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass der Autor dafür plädiert, dass wir aufgrund der Liebe, die die Grundlage unseres Handelns sein muss, Wahrheiten der Bibel weglassen sollten, nur damit die andere Person nicht weiter in ihren Gefühlen verletzt wird. Ist zwar nicht so deutlich formuliert, schwang für mich aber zwischen den Zeilen so mit. Darum sehe ich die Gefahr, dass man sich sein eigenes Bild von Jesus bastelt, der so ist und liebt, wie wir es nach unseren menschlichen Standards der Toleranzvorstellung festlegen. Damit sich niemand ausgeschlossen oder schlecht fühlt, beugt man lieber das Wort Gottes.
Auf S. 155 wird eine Person wie folgt zitiert: „Ich lebe nach meinen Werten und meinem Glauben an Jesus.“
Das hat für mich das Problem aufgezeigt, dass vieles menschenzentriert ist. MEINE Werte und MEIN Glaube. Gott soll sich dem unterstellen; wo es mir nicht passt, wird er nicht beachtet. Wo ich es als lieblos empfinde, was die Bibel sagt, verwerfe ich es. Meine Erfahrung und Berichte von hunderten anderer Christen zeigen mir jedoch auf, dass wer Jesus wirklich begegnet ist, ein neuer Mensch ist, der seine Identität in Ihm sucht, und nicht mehr in persönlicher Selbsterfüllung, Sexualität oder sonstigem und der danach strebt nach Gottes Willen zu leben.
Ulmer kämpft mit den Paradoxien der Bibel. Ich auch oft und kann ihn da sehr gut verstehen. Seine Erkenntnis auf S.196 ist auch meine: „Je mehr ich dazu lerne, desto klarer wird mir, wie wenig ich weiß“.
Doch Glaube, gewirkt durch den Heiligen Geist, bedeutet Dinge zu glauben, auch wenn man sie nicht 100%-ig nachvollziehen und verstehen kann. Es bedeutet, dass wir „eine hohe Toleranz gegenüber Paradoxien in unserem Glauben entwickeln“ (S.194) und laut meiner Überzeugung auch Dinge tue und lebe, die gegen die gängige Meinung gehen. Wie genau Ulmer dazu steht, ist mir während der Lektüre nicht klar geworden.

Fazit:
Ein herausforderndes Buch, das uns Christen den Spiegel vorhalten möchte, damit wir unsere Einstellungen und Haltungen den Zweifelnden (Christen) gegenüber überdenken. Gleichzeitig fordert es uns auch heraus unseren eigenen Glauben auf ein festes Fundament zu stellen und nicht einfach nur Dinge zu übernehmen, ohne Fragen zu stellen. Denn nur wenn das Fundament stabil ist, wird es auch tragen, ohne zu bröckeln. Auch wenn es nicht in allem meinen eigenen Glaubensgrundsätzen entspricht, finde ich, dass man viel aus diesem Buch mitnehmen kann.

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Veröffentlicht am 30.12.2023

Weihnachten - ein merk-würdiges Fest

Ist das Gott oder kann das weg? - Weihnachtsausgabe
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„Wir sind daran gewöhnt, dass Gott nicht wie Superman vom Himmel herniederfährt, sondern als normales Baby geboren wird, um ein stinknormaler Teil der Welt zu werden. Das hören wir jedes Jahr in der Weihnachtgeschichte. ...

„Wir sind daran gewöhnt, dass Gott nicht wie Superman vom Himmel herniederfährt, sondern als normales Baby geboren wird, um ein stinknormaler Teil der Welt zu werden. Das hören wir jedes Jahr in der Weihnachtgeschichte. Aber es ist alles andere als normal. Es ist merkwürdig! Sehr merkwürdig sogar. Die Energie, die das ganze Universum geboren haben will, kommt als Baby zur Welt – in einer ärmlichen Handwerkerfamilie in Hintertupfingen? Kannste dir echt nicht ausdenken.“ (S.10)

Jakob Friedrichs, Teil des Kabarettduos „superzwei“, schreibt in diesem kleinen Buch von dem wundersamen des christlichen Glaubens.
Gott kam auf die Erde, ganz und gar nicht so, wie es die Menschen erwartet hätten oder wie es in anderen Religionen und Mythologien der Fall ist, wenn es um einen Gott geht.
Kennt ihr Bücher, bei denen ihr nicht sicher seid, ob ihr es wegwerfen oder weiterlesen sollt?
So erging es mir mit diesem Buch.
Der Autor hatte für meinen Geschmack eine saloppe Sprache, die es an Ehrfurcht Gott gegenüber fehlen lies. So schreibt er z.B. davon, dass Gott „strippt“ oder sich nackig macht. Das mag ich persönlich einfach nicht.
Doch auf der anderen Seite, schafft Friedrichs es die Einzigartigkeit des christlichen Glaubens an einen Gott, der sich klein, arm und schwach gemacht hat, wunderbar herauszuarbeiten.
Auch wenn seine und meine Ansichten in manchen theologischen Punkten nicht übereinstimmen, hat mich das Buch trotzdem dazu angeregt mir mal wirklich Gedanken über die „Merkwürdigkeit“, im Sinne von außergewöhnlich und einzigartig, meines Glaubens zu machen. Meinen eigenen Glauben zu reflektieren. Wie sehe ich Gott? Was habe ich für ein Bild von ihm?
Friedrichs deckt nämlich auch falsche Gottesbilder und Glaubensaspekte auf, die eigentlich nicht ins biblische Gottesbild passen, die Menschen sich aber zusammengebastelt haben in ihrer Vorstellung von Gott und wie er handelt.
Der Autor ist auch ehrlich damit, dass er manchmal mit seinem Glauben an diesen Gott kämpft, der nicht wie die anderen triumphalen Götter ein glückliches/gesundes/…Leben verspricht. Er bezeichnet sich als einen „Christlichen Agnostiker“. Dies fand ich interessant, gibt es doch den Zweifeln, die uns doch auch überfallen können, einen Namen. Ob ich den aber für mich übernehmen möchte, weiß ich nicht. Ich glaube, dass wir auch trotz Zweifel nicht aufhören müssen zu Glauben
Wer es aushält andere Ansichten zu lesen und kein Problem mit der Sprache hat, die letztendlich die Wahrheit einfach in salopper Weise ausdrückt, kann auf jeden Fall etwas aus diesem Büchlein mitnehmen und lernen.

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Veröffentlicht am 30.12.2023

Kein Cozy Crime

Mord im Christmas Express
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Klappentext:
Schneechaos. In letzter Sekunde erreicht die pensionierte Polizeibeamtin Roz ihren Nachtzug. Zum Glück, denn sie muss unbedingt pünktlich von London ins schottische Fort William kommen – rechtzeitig ...

Klappentext:
Schneechaos. In letzter Sekunde erreicht die pensionierte Polizeibeamtin Roz ihren Nachtzug. Zum Glück, denn sie muss unbedingt pünktlich von London ins schottische Fort William kommen – rechtzeitig zur Geburt ihrer Enkelin. Mit ihr an Bord befinden sich unter anderem eine junge Influencerin, ein narzisstischer Reality-TV-Star, eine schlagfertige alte Dame samt Katerchen, eine reichlich dysfunktionale Familie und der Staatsanwalt Craig, der in Roz eine versteckte Saite anschlägt. Doch dann entgleist der Zug plötzlich im dichten Schneetreiben. Und während die Geburt zu Hause immer dramatischer verläuft, geschieht an Bord ein Mord, der bei Roz alte Wunden aufreißt. Es wird nicht bei einem Opfer bleiben. Wen trifft es als nächstes, und wird Roz es rechtzeitig verhindern können? Hat sie die Chance, den Kreislauf der Gewalt endlich zu durchbrechen?

Dieses Buch hat ein unglaublich tolles Cover. Es ist nicht einfach nur bedruckt, sondern auch geprägt, weshalb es mir sofort ins Auge gefallen ist und nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war klar, das es mit nach Hause musste.
Geschrieben ist es entweder in der Erzählerperspektive mit Fokus auf Meg, die junge Influencerin, Roz, die Ex-Polizistin oder auf Killa, wie sich der Mörder selbst bezeichnet.
Der Schreibstil ist leicht zu lesen und die verschiedenen Perspektiven machen die Sache spannender und ich habe gerne mitgeraten, wer der Täter ist.
Es wird als zeitgenössischer Agatha Christie Krimi bezeichnet. Ganz so ausgeklügelt oder komplex ist dieser Krimi meiner Meinung nach jedoch nicht, auch wenn es sich um einen Rätselkrimi handelt.

Für meinen persönlichen Geschmack lag eine zu große Betonung auf den sexuellen Identitäten bzw. Orientierungen der Personen. Ich habe mir auch manch neues Wissen angeeignet, wobei ich das alles nicht unbedingt habe wissen wollen. Da fragt man sich doch, was es nicht alles noch gibt.
Während dem Lesen dachte ich auch immer wieder, dass wenn es auch spoilern würde, eine Triggerwarnung absolut notwendig wäre, denn es handelt sich auf gar keinen Fall um einen Cozy Crime.
Grundsätzlich finde ich, ist das Buch gut geschrieben und schnell gelesen werden kann.
Richtig fesselnd fand ich den Fall aber nicht und bis auf eine Wendung, die ich nicht habe kommen sehen, fand ich es auch nicht schwer den Fall zu lösen.
Ich hatte eindeutig etwas anderes erwartet, weshalb mich das Buch doch enttäuscht hat. Schade, denn es hatte Potenzial.

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