Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.12.2023

ein gelungener hist. Roman

Am Ende des Seils
0

Die Eiger-Nordwand zählte bis in die 1930er-Jahre in alpinen Fachkreisen zum „letzten Problem der Alpen“, da es bis dahin keiner Seilschaft gelungen ist, die 1800 Meter hohe, schroffe, längste und anstrengendste ...

Die Eiger-Nordwand zählte bis in die 1930er-Jahre in alpinen Fachkreisen zum „letzten Problem der Alpen“, da es bis dahin keiner Seilschaft gelungen ist, die 1800 Meter hohe, schroffe, längste und anstrengendste Wand der Alpen zu durchsteigen. Dutzende Bergsteiger mussten, beim Versuch die Eigernordwand zu bezwingen, ihr Leben lassen. Erst 1938 wird es einer Viererseilschaft mit Andreas Heckmair, Heinrich Harrer, Ludwig Vörg und Fritz Kasparek gelingen, die Eigernordwand zu durchsteigen. Heute führen mehr als 30 Routen durch die nach wie vor anspruchsvolle Wand.

Genau vor diesem historischen Hintergrund spielt dieser historische Roman.

Klappentext:

Liebe und Tod an der Eigernordwand – und eine außergewöhnliche Frau, die ihrer Zeit voraus ist

Oberbayern, 1936: Die junge Lehrerin Hedi hat die Leidenschaft fürs Bergsteigen von ihrem verstorbenen Vater geerbt. Zusammen mit ihm und den beiden Brüdern Thomas und Anderl, den Söhnen eines guten Freundes ihres Vaters, hat Hedi bereits viele Gipfel und Wände der Alpen bezwungen.
Als sie eines Morgens in der Zeitung liest, dass eine natürlich ausschließlich männliche französische Seilschaft im Juli 1936 zum ersten Mal die Eigernordwand, die in Fachkreisen als das »letzte Problem der Alpen« bezeichnet wird, durchsteigen will, ist sie wie elektrisiert. Sie sieht die Chance, der Welt zu zeigen, dass eine Bergsteigerin nicht weniger kann als ihre männlichen Kollegen. Gemeinsam mit Anderl, Thomas und deren Bekannten Hias stellt sie sich der Herausforderung – doch nicht nur der Berg birgt viele Gefahren. Das politische Klima im Land ist angespannt, und als Hedi und Thomas sich endlich näherkommen, scheint ihr Glück nur von kurzer Dauer ...

Meine Meinung:

Das Buch liest sich recht flott und ein erinnert ein bisschen an die Bücher der NS-Literatur der 1930-er und 1940er-Jahre, in der das (männliche) Heldentum gefeiert wird. Allerdings mit einem Riesenunterschied: Hier ist eine Frau die Heldin, die sich nicht unterkriegen lässt und zunächst gemeinsam mit Freundinnen versucht, Widerstand gegen die totale Vereinnahmung von Vereinen durch das NS-Regime zu leisten. Geschickt wird hier die zunächst langsame Unterwanderung beschrieben, Einschleusen von Spitzeln inklusive.

Gut verpackt sind neben dem männlich dominierten Alpinismus das politische Klima mit den drohenden Gefahren für Homosexuelle und Andersdenkende. Auch die Schwierigkeiten, die ledige Mütter und deren Kinder zu erwarten haben, sind gut beschrieben.

Fazit:

Ein gelungener historischer Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 22.12.2023

Weg mit dem Korsett

Spuren einer fernen Zeit
0

Sophie von Mayden, Tochter aus gutem Haus, und ihre Schwestern Marianne und Charlotte teilen das Schicksal Tausender junger Mädchen und Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Gesellschaft nimmt keine ...

Sophie von Mayden, Tochter aus gutem Haus, und ihre Schwestern Marianne und Charlotte teilen das Schicksal Tausender junger Mädchen und Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Gesellschaft nimmt keine Rücksicht auf Wissbegierde, Lernwillen oder persönliche Neigungen. Junge Mädchen und Frauen sollen vor allem eines sein: hübsch anzusehen, aber unscheinbar in ihrem Auftreten, gebärfreudig, aber ohne zu genießen und, wenn möglich vermögend.

Die Familie von der Mayden hat gleich drei Töchter, die aus dieser Weltanschauung ausbrechen. Marianne, die älteste fügt sich zuerst in die Heirat mit einem wesentlich älteren Mann und bricht, nach einigen Ehejahren aus.


Doch Mittelpunkt dieses historischen Romans ist Sophie, deren größter Wunsch ist, Paläontologie zu studieren und über Dinosaurier zu forschen. Zu ihrem Leidwesen ist zu dieser Zeit ein Studium an Deutschlands Universitäten nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten möglich ist. Doch wozu ist ihr Vater, der selbst an Forschung interessiert ist, Sponsor und Mitglied der Senckenbergischen Naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main?

Wird sich Sophie ihren Traum auch gegen alle Widerstände erfüllen können?

Meine Meinung:

Dieser historische Roman spielt im Frankfurt am Main zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor der prächtigen Kulisse des Senckenberg-Museums.

Birgit Borchert zeichnet ein Bild der gehobenen Gesellschaft, die langsam aber sicher einem Wandel unterliegt. Immer mehr Frauen wie Sophie oder ihre jüngere Schwester Charlotte, die unbedingt Malerin werden will, brechen aus ihren starren, ihnen zugewiesenen Rollenbildern aus. Während sich Marianne mit Alkohol betäubt und sich einem jungen Lover nimmt, beißt sich Sophie als außerordentliche Studentin durch und das Nesthäkchen Charlotte schlägt überhaupt fast radikal anmutende Wege ein. Sie legt das Korsett ab, kleidet sich in "Reformkleider" und
freundet sich mit Suffragetten und Frauenrechtlerinnen an. Fast könnte einem die Mutter leidtun, aber nur fast. Alle ihre hübschen Pläne, die Töchter gewinnbringend an den Mann zu bringen, scheinen zum Scheitern verurteilt zu sein.

Der Roman ist leicht und flüssig zu lesen. Irritiert hat mich der Überbegriff „Die Senckenberg-Saga“. Kommt da noch etwas? Grundsätzlich kann ja aus dem Leben der drei Schwestern eine Trilogie werden oder eine Art Fortsetzungsgeschichte mit den Töchtern (?) von Sophie und Charlotte. Auch hätte ich mir mehr über die Forschungsarbeit in Afrika gewünscht.

Gut gelungen ist, wie die Autorin Heerscharen von historischen Persönlichkeiten in die Geschichte rund um Sophie
Einflicht. Um hier einen Überblick über das „Personal“ zu haben, gibt es ein Personenverzeichnis.

Fazit:

Ein gelungener historischer Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 21.12.2023

Das Salzkammergut anhand von Sagen erwandern

Sagenhaft wandern im Salzkammergut
0

Erstmalig in der 39-jährigen Geschichte der Kulturhauptstadt Europas schließen sich 23 Gemeinden im ländlich geprägten inneralpinen Raum zu einer Kulturhauptstadt zusammen: Das Salzkammgut und seine ...

Erstmalig in der 39-jährigen Geschichte der Kulturhauptstadt Europas schließen sich 23 Gemeinden im ländlich geprägten inneralpinen Raum zu einer Kulturhauptstadt zusammen: Das Salzkammgut und seine Orte sind Kulturhauptstadt 2024. Aus diesem Anlass kann man aus einer Vielzahl von Büchern wählen. Eines davon begibt sich auf die Spuren von Sagen und Mythen überlieferter Erzählungen.

Das Salzkammergut bietet mit seinen Seen, Bergen, Wäldern und Almen reichlich Stoff für Sagen und Geschichten sind, die dazu anregen, diese Orte auch gleich zu besuchen.

Die Sagen sind folgenden Regionen zugeordnet:

Sagen aus dem Ausseer Land
Sagen rund um den Dachstein
Sagen aus dem Ischler Land
Sagen um den Traunsee
Sagen aus dem Seengebiet
Sagen aus dem Almtal

Zu jeder Sage, in denen es um Salige Frauen, Lindwürmer, Riesen und Zwerge geht, stellt uns das Autoren-Duo Helmut Wittmann & Sabina Haslinger passende Wanderungen vor. Jeder dieser Wandervorschläge enthält eine Beschreibung sowie einige Fotos bereit. Hier ist für Jede/Jeden etwas dabei: ob kurzer Spaziergang oder anspruchsvolle Tour. Das Einzige, das mir fehlt, sind Ausschnitte aus der jeweiligen Wanderkarte.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem, in gediegener Aufmachung mit Lesebändchen erschienenen Buch, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.12.2023

250 Jahre Habsburger in Tirol

Die Tiroler Habsburger
0

Von den Tiroler Habsburgern sind den meisten von uns nur Herzog Friedrich IV., besser bekannt als „Friedl mit der leeren Tasche“ und sein Nachfahre Maximilian, der als Kaiser Maximilian I. der letzte Ritter, ...

Von den Tiroler Habsburgern sind den meisten von uns nur Herzog Friedrich IV., besser bekannt als „Friedl mit der leeren Tasche“ und sein Nachfahre Maximilian, der als Kaiser Maximilian I. der letzte Ritter, auch über das Heilige Römische Reich herrscht, geläufig. Dabei haben zahlreiche andere Herrscher des Tiroler Zweiges der Habsburger die Geschichte von Tirol zwischen 1406 und 1655 bestimmt.

Diese Zeit ist von zahlreichen Erbstreitigkeiten, Kriegen, persönlichen Fehden und Schicksalsschlägen sowie einer, durch die Silberfunde in Schwaz wirtschaftlichen Blüte des Landes geprägt. Der Aufschwung Innsbrucks beginnt um 1420 als Friedrich IV. seine Residenz von Meran an den Inn verlegt. Als Schnittpunkt der wichtigen Nord-Süd- bzw. West-Ost-Verbindung gewinnt die Stadt rasant an Bedeutung. Nicht nur der Hof siedelt sich an, sondern auch kirchliche Würdenträger, Bürger, Handwerker und Kaufleute. Sie prägen mit ihren Kirchen und Häusern bis heute das Stadtbild von Innsbruck. Neben Innsbruck spielen auch die Städte Schwaz (Silberbergwerk) und Hall in Tirol (Münzprägeanstalt) eine große Rolle.

Insgesamt acht Tiroler Habsburger werden uns von Autor Anton Prock näher vorgestellt. Das sind

Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche (1406-1439)
Erzherzog Siegmund der Münzreiche (1439-1490)
Kaiser Maximilian I. (1490-1519)
Erzherzog Ferdinand II (1564-1595)
Erzherzog Maximilian III. der Deutschmeister (1602-1612, 1612-1618)
Erzherzog Leopold V. (1618-1632) und Claudia de‘ Medici (1632-1646)
Erzherzog Ferdinand Karl (1646-1662)
Erzherzog Sigismund Franz (1663-1665)

Meine Meinung.

Autor Anton Prock, im Brotberuf Schuldirektor und Kunsthistoriker, stellt das Leben bei Hofe, die wirtschaftliche und kulturelle Blüte während der 250-jährigen Herrschaft der Tiroler Habsburger, die in ganz Tirol ihre deutlich sichtbaren Spuren hinterlassen haben, recht anschaulich vor. Zahlreiche Abbildungen von Kunstdenkmälern sowie eine Zeittafel und Hinweise zu weiterführender Literatur ergänzen dieses interessante Buch über die Tiroler Habsburger. Der Schreibstil ist, man merkt den Lehrer im Autor, manchmal dozierend und trocken.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem, interessanten und in gediegener Aufmachung mit Lesebändchen erschienenen Buch, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.12.2023

Ein gelungener Regionalkrimi

Garmischer Wut
0

Ben Wiesegger ist vor einiger Zeit wieder in seine Heimat Garmisch-Partenkirchen zurückgekehrt, nachdem er vor mehr als zwanzig Jahren in die USA geflüchtet ist. Anlass dafür war ein Streit mit einem Freund, ...

Ben Wiesegger ist vor einiger Zeit wieder in seine Heimat Garmisch-Partenkirchen zurückgekehrt, nachdem er vor mehr als zwanzig Jahren in die USA geflüchtet ist. Anlass dafür war ein Streit mit einem Freund, der wenig später tot am Berg gefunden worden ist. Obwohl es keinerlei Beweise für Bens Schuld gegeben hat, hält ihn die ganze kleine Garmischer Welt für den Mörder. Besonders der Poschinger, der örtliche Polizist, der noch ein privates Hühnchen mit Ben zu rupfen hat, hat ihn im Auge.

Blöderweise stolpert er beim Waldspaziergang mit Beppo, seinem neuen Jagdhund, über die Leiche seines Journalistenkollegen, dessen Tod so manchem nicht ganz ungelegen kommt. Dass der Tote nach einem Hundebiss in den Unterleib verblutet ist, lässt die Menschen in der näheren und weiteren Umgebung eine Jagd auf einen Wolf machen, weil Ben, auf Geheiß seines Chefs, einen reißerischen Artikel über den Toten geschrieben hat.

Gemeinsam mit der Tierärztin Laura, die einen Hundebiss von jenem eines Wolfes sehr wohl unterscheiden kann, versucht er die Büchse der Pandora, die er mit seinem Bericht geöffnet hat, wieder zu schließen.

Meine Meinung.

Obwohl dieser Krimi der zweite einer Reihe ist, lässt er sich unabhängig vom ersten lesen, denn einige Hinweise auf die Vergangenheit sind geschickt eingeflochten. Allerdings schadet es nicht „Garmischer Mordstage“ zu kennen.

Was ich von Ben Wiesegger halten soll, habe ich noch nicht ganz herausgefunden. Er wirkt trotz seiner Zeit in den USA ein wenig unbedarft. Ein so langer Auslandsaufenthalt sollte einen Menschen doch reifen und erwachsen werden lassen. Immer wieder tappt er ins Fettnäpfchen, obwohl er eigentlich nur wissen will, was seinerzeit am Berg oben passiert ist. Auch die anderen Protagonisten haben so ihre Ecken und Kanten.

Gut gelungen ist es dem Autor Roland Krause, das emotionsgeladene Thema Wolf in seinem Krimi unterzubringen. Das Pro und Kontra geht hier quer durch die Familien. Ein weiteres ernstes Thema ist das mit gefälschten Herkunftszertifikaten importierte Holz, das aus nicht EU-Ländern stammt und in der EU mit hohen Gewinnmargen verkauft wird.

Der Schreibstil ist für einen Regionalkrimi aus Bayern passend. So mancher spricht wie ihm oder ihr der Schnabel gewachsen ist. Zünftiges Essen, Bier und das eine oder andere Schnapserl, dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das winterliche Garmisch dient hier als Kulisse.

Fazit:

Wer einen flott geschriebenen Krimi mit viel bayerischem Charme und jeder Menge Lokalkolorit sucht, ist hier richtig. Gerne gebe ich diesem Krimi aus dem Emons-Verlag 4 Sterne.