Eine Packung Scheibenkäse zum Geburtstag...
Ich, Eleanor OliphantEleanor Oliphant ist die tragisch-komische Figur in Gail Honeymans Buch „Ich, Eleanor Oliphant„. Liebenswert verschroben, so lässt sich vielleicht am besten beschreiben, was die 30-Jährige ausmacht. Sie ...
Eleanor Oliphant ist die tragisch-komische Figur in Gail Honeymans Buch „Ich, Eleanor Oliphant„. Liebenswert verschroben, so lässt sich vielleicht am besten beschreiben, was die 30-Jährige ausmacht. Sie ist alles andere als lebens- und welterfahren.
Nach einem tragischen Zwischenfall in ihrer Kindheit lebt sie sehr zurückgezogen, bis sie sich in das Bild eines Musikers verliebt. Wohlgemerkt: in das Bild eines Musikers, das sie sich selbst von ihm gemacht hat. Zugleich lernt sie ihren Büro-Kollegen Raymond besser kennen – all das stellt ihr Leben auf den Kopf. Auf einmal geht Eleanor aus, in Konzerte, wird eingeladen zu Geburtstagsfeiern, kleidet sich neu ein – der Leser kann mitverfolgen, wie die neuen gesellschaftlichen Aufgaben Eleanor selbst verändern und trotz der rationalen Sicht, die sie sich angewohnt hat, ihre Gefühle langsam auftauen lassen.
Dass damit auch die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Kindheit und ihrer – gelinde gesagt- herrschsüchtigen Mutter ansteht, wird Eleanor erst nach und nach klar. Wird sie dieser Auseinandersetzung gewachsen sein? Mit Spannung verfolgt der Leser Eleanors rasante Entwicklung – und ist verblüfft ob ihrer Veränderung.
Was „Ich, Eleanor Oliphant“ so unterhaltsam macht, ist vor allem die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist. Das Weltunverständnis aus der Sicht von Eleanor ist absolut komisch, schräg, grotesk. Manchmal auch mit einer bitteren Note, wenn es etwa um ihre Einsamkeit geht. Ihre Pedanterie, ihre regelmäßigen Tagesabläufe, ihre Direktheit – all das lässt sie verschroben erscheinen. Und doch ist da eine Eleanor in ihr, die das Leben leben will und dabei in recht viele Fettnäpfchen tappt. Wenn sie eine Packung Scheibenkäse zum Geburtstag verschenkt, mal wieder sagt, was sie nur denken sollte: dann hat der Leser ordentlich was zu lachen. Gail Honeymans Humor ist es, was dem Buch das gewisse Etwas gibt.