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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2017

Lesenswert!

Ich war Hitlers Trauzeuge
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Dieser Roman beleuchtet die letzten Wochen des Dritten Reichs aus einer ungewohnten und in dieser Form noch nie dagewesenen Perspektive. Der Jude Harry Freudenthal konnte sich bisher unter einer falschen ...

Dieser Roman beleuchtet die letzten Wochen des Dritten Reichs aus einer ungewohnten und in dieser Form noch nie dagewesenen Perspektive. Der Jude Harry Freudenthal konnte sich bisher unter einer falschen Identität erfolgreich vor den Nazis verbergen. Als er sich als Pilger getarnt auf den Weg nach Santiago de Compostela machen will, gerät er durch die resolute Leni Riefenstahl, die einen Durchhaltefilm dreht und noch Männer dafür braucht, mitten in den Volkslauf von Berchtesgaden nach Berlin. Der Sieger darf dort dem Führer zum Geburtstag gratulieren...

Der Reiz liegt bei diesem Werk in der gekonnten Verschmelzung von Realität und Fiktion. Wahre geschichtliche Ereignisse und real existente Persönlichkeiten aus der NS-Zeit wie Leni Riefenstahl, Joseph Goebbels, Eva Braun und auch Adolf Hitler begegnen der erdachten Figur Harry Freudenthal alias Paul Renner, dessen Deckname zum Programm wird. Er rennt buchstäblich um sein Leben und quält sich trotz Schmerzen immer weiter dem Ziel entgegen. Unterwegs verliebt er sich sogar in ein BDM-Mädchen, was ihn beinahe auffliegen lässt. Dazwischen erfährt man in Rückblenden vieles aus seinem bisherigen Leben und den Schicksalen seiner jüdischen Familie.

Der Schreibstil ist mit ironischem Witz und schwarzem Humor gewürzt und so lässt sich die schon überaus interessante Handlung noch unterhaltsamer lesen. Auch gibt es etliche bemerkenswerte Nebenfiguren, die mit ihren detailreichen Geschichten für Spannung sorgen. Ich konnte mich jedenfalls sehr gut in fast jeden Charakter hineinversetzen und habe besonders mit Harry mitgelitten und gebangt.

Ein sehr lesenswerter Roman über ein düsteres Kapitel unserer deutschen Geschichte, der zum Nachdenken anregt und trotzdem überaus unterhaltsam geschrieben ist. Ich muss sagen, dass sich die 20-jährige Recherche des Autors dafür gelohnt hat!

Veröffentlicht am 26.09.2017

Mitreißende Story in einer ursprünglichen Welt

Moon Chosen
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In einer dystopischen Zukunft existieren verschiedene Clans mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Gebräuchen. Leda ist die Mondfrau der Erdwanderer und reinigt alle drei Tage die Stammesmitglieder ...

In einer dystopischen Zukunft existieren verschiedene Clans mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Gebräuchen. Leda ist die Mondfrau der Erdwanderer und reinigt alle drei Tage die Stammesmitglieder vom Nachtfieber. Ihre Tochter Mari möchte sie gerne zu ihrer Nachfolgerin ausbilden. Aber Mari ist anders als die übrigen Erdwanderer und muss dieses Geheimnis wahren, um nicht von der Gemeinschaft verstoßen zu werden.
Nik gehört zu den Gefährten, die von einem Hund auserwählt, eine lebenslange Seelenpartnerschaft mit ihm eingehen. Doch sie leben in Feindschaft mit den Erdwanderern. Vor den Hautdieben müssen sich alle in acht nehmen, denn sie sind Kannibalen und ziehen ihren Opfern die Haut bei lebendigem Leibe ab. Die Situation spitzt sich zu, als Nik ein wertvoller Welpe in den gefährlichen Wald entwischt...

Die hier beschriebene Welt hat so etwas Ursprüngliches, dass man sich in einen steinzeitlichen Urwald zurückversetzt fühlt. Doch gründet sie sich auf eine vergangene Zivilisation, wobei nicht erklärt wird, wie es dazu kam. Obwohl am Anfang sehr viel passiert und etliche Informationen zu verschiedenen Clans zu verarbeiten sind, konnte ich die Zusammenhänge schnell verstehen und mich in dieser Welt bestens zurecht finden. Eine Karte wäre hierbei hilfreich gewesen, um die räumliche Lage der Clans und ihre Wege noch besser nachvollziehen zu können.

Der Schreibstil ist sehr anschaulich und man kann sich die ganze Szenerie lebhaft und bildlich vorstellen. Die Charaktere sind sehr interessant, da sie alle mit ganz verschiedenen Problemen zu kämpfen haben und sich im Laufe der Handlung realistisch und nachvollziehbar weiterentwickeln. Auch der Hautdieb Fahlauge begeht zwar abscheuliche Taten, aber in jeder guten Geschichte braucht es so eine richtig ekelhafte Hassfigur, sonst wäre es doch langweilig. Es kommen auch einige brutale Szenen vor, die zart besaitete Gemüter vielleicht abschrecken könnten, aber ich empfand sie als nicht zu heftig, wenn man bedenkt, was Jugendliche jeden Tag im TV oder Internet zu sehen bekommen. Für meinen Geschmack haben sich die rasanten Abschnitte im richtigen Verhältnis mit ruhigeren Beschreibungen gemischt und die Spannung im Lesefluss nicht abreißen lassen.

Als sehr dezent und doch romantisch dargestellt, war für mich die zart aufkeimende Liebe der Protagonisten. Trotz vieler gegenseitiger Missverständnisse und Vorurteile, bauen sie mit der Zeit ein immer größeres Vertrauen zueinander auf, dass sie gegen alle Widerstände verteidigen müssen.
Hier sind lebensnahe Themen, wie zum Beispiel Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt, die auch unsere Gesellschaft von heute bewegen, in eine mitreißende Story verpackt. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich freue mich auf die Fortsetzung, die ich schon sehr gespannt erwarte!

Veröffentlicht am 21.09.2017

Spannende Geschichte aus der Urzeit

Ivory and Bone
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Dieses Buch entführt weit in die Vergangenheit, als die Menschen noch mit Speeren Mammuts jagten und vor Säbelzahntigern fliehen mussten. Kol ist ein junger Mann, der zusammen mit seinen Eltern und Brüdern ...

Dieses Buch entführt weit in die Vergangenheit, als die Menschen noch mit Speeren Mammuts jagten und vor Säbelzahntigern fliehen mussten. Kol ist ein junger Mann, der zusammen mit seinen Eltern und Brüdern in einem Clan aufwächst. Ihre Aufgaben bestehen hauptsächlich in der Nahrungsbeschaffung, aber auch Hüttenbau und das Gerben der erbeuteten Felle sind wichtig für das Überleben. Leider gibt es in ihrem Clan keine im Alter zu ihnen passenden Frauen und sie machen sich Sorgen, dass sie niemanden zum Heiraten finden. Da taucht eines Tages Besuch aus einem anderen Clan auf. Dabei sind zwei junge Frauen, die anscheinend noch nicht vergeben sind. Mya ist eine von ihnen, doch sie ist nicht gerade nett, sondern eher abweisend zu Kol. Hat das mit einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit der Clans zu tun ?

Die Handlung beginnt mit einer Szene, als Kol und die verletzte Mya zusammen in einer Höhle ausharren müssen. Mya bittet Kol ihr eine Geschichte zu erzählen und er beginnt ihr aus seiner Sicht zu erzählen, was alles passiert ist, seitdem sie sich zum ersten Mal begegnet sind. So erfährt man als Leser, was die beiden zu diesem Zeitpunkt in der Höhle geführt hat. Ich finde, dass das ein sehr gutes Stilmittel der Autorin ist, um den Leser neugierig zu machen und dann nach und nach die Erklärungen zu liefern, warum sie in diese Situation geraten sind.

Das alltägliche Leben in einem urzeitlichen Clan ist detailliert und anschaulich beschrieben und man konnte sich sehr gut in die Probleme und Nöte der Protagonisten hineinversetzen. Der tägliche Kampf ums Überleben bei der Mammutjagd und Kämpfe mit Säbelzahntigern sorgen für Spannung. Aber auch die Feste, die gefeiert werden, die Zubereitung des Essens und die sozialen Strukturen und Gebräuche der Clans geben einen interessanten Einblick, wie es früher gewesen sein könnte. Sehr schön fand ich die Tatsache, dass die Autorin eine homosexuelle Beziehung in die Handlung eingebaut hat und dass Frauen beim Jagen und Kämpfen den Männern gleichgestellt waren.

Etwas verwirrend und kompliziert zu verfolgen waren die Intrigen und Stammesfehden, die teilweise schon über mehrere Generationen bestanden und die zu Auseinandersetzungen zwischen den Clans geführt haben. Man musste schon sehr genau den Überblick über die vielen Namen und Stammeszugehörigkeiten behalten, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dabei spielten zwei Schmuck-Anhänger jeweils aus Knochen und Elfenbein eine wichtige Rolle, mit denen sich mir dann auch der Titel des Buches erschlossen hat.

Es war eine sehr interessante und anschauliche Geschichte aus der Urzeit, die mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 13.09.2017

Atemlos durch die OASIS

Ready Player One
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Wow - was für ein Pageturner!

Wade Watts lebt in einem Stapel-Wohnwagenpark der Zukunft. Die Ressourcen der Erde gehen zur Neige und die meisten Menschen haben nicht einmal genug zu essen. Der einzige ...

Wow - was für ein Pageturner!

Wade Watts lebt in einem Stapel-Wohnwagenpark der Zukunft. Die Ressourcen der Erde gehen zur Neige und die meisten Menschen haben nicht einmal genug zu essen. Der einzige Lichtblick ist die virtuelle Welt OASIS, in der sie ihrem trostlosen Dasein entfliehen können. Der verstorbene und unfassbar reiche Entwickler dieser Simulation vermacht sein Erbe demjenigen, der das Easter Egg findet, welches er irgendwo in der OASIS versteckt hat. Seit Jahren versuchen die Menschen rund um den Globus, seine Hinweise zu enträtseln, bis Wade alias Parzival eine heiße Spur findet und plötzlich sein Avatar-Name auf dem ersten Platz des öffentlichen Scoreboards erscheint. Nun sind ihm nicht nur sämtliche Jäger auf den Fersen, sondern auch ein mächtiger Konzern, der vor nichts zurückschreckt...

Ich habe selten erlebt, dass mich ein Buch von Anfang bis Ende so gefesselt hat. Die Geschichte besitzt eine solch extreme Sogwirkung, dass ich das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen konnte, so spannend war es bis zur letzten Seite. Die Suche nach dem Osterei macht süchtig, auch wenn man (wie ich) die meisten der ständig zitierten Musikstücke, Games und Filme der 80er Jahre, gar nicht kennt. Manchmal war es ein wenig zu viel mit diesen ganzen Verweisen und es war auch etwas unglaubwürdig, wie viele Spiele und Filme Wade auswendig kennt. Vieles hat er unzählige Male gelesen, gesehen und durchgespielt. Er erinnert sich an jede Kleinigkeit im richtigen Augenblick. Kein Mensch mit einem normalen Gehirn würde das schaffen. Das ist aber der einzige und verzeihliche Kritikpunkt, den ich habe, da die Handlung ansonsten mit so viel Tempo und Spannung vorangetrieben wird, dass man völlig atemlos und begeistert diese Jagd mit verfolgt.

Neben Wade gibt es noch ein paar weitere bemerkenswerte Charaktere, die ich alle sehr interessant fand und sogar eine zarte Liebesgeschichte entwickelt sich zwischen den Konkurrenten. Es war dabei schön zu sehen, dass alle Personen trotz ihrer langen Aufenthalte in der virtuellen Realität, ihre menschlichen Gefühle nicht verloren haben.

Ich finde dieses Buch absolut lesenswert - nicht nur für Nerds, Gamer und Fans der 80er (für die ist es ein MUSS)!

Veröffentlicht am 11.09.2017

Faszinierende Geschichte mit viel Potential für eine weitere Fortsetzung!

Die Magie der Lüge
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Dies ist der Nachfolgeband von "Die Magie der Namen", welcher mir schon sehr gut gefallen hat, aber ich finde, dieser ist noch besser gelungen! Man sollte aber unbedingt den ersten Teil vorher lesen, weil ...

Dies ist der Nachfolgeband von "Die Magie der Namen", welcher mir schon sehr gut gefallen hat, aber ich finde, dieser ist noch besser gelungen! Man sollte aber unbedingt den ersten Teil vorher lesen, weil viele Ereignisse darauf aufbauen und man die Besonderheiten der Namensmagie dann viel besser versteht.

Anderta Passario ist eine Wahrheitsfinderin und erlebt deshalb, als eine der wenigen Menschen, bewusst die Veränderung der Wirklichkeit, die Tirasan Passario mit seiner mächtigen Magie ausgelöst hat. Plötzlich wird sie in die Mutterrolle gedrängt und auch sonst ist ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt und sie versucht verzweifelt, ihr früheres Dasein, an das sie sich im Gegensatz zu allen Anderen erinnern kann, wiederherzustellen. Doch dazu muss sie den Urheber des Zaubers finden und begibt sich mit ihrem Gefährten, ihrem Sohn und einigen zuerst ungebetenen Gästen auf die gefahrvolle Suche...

Mir war die Figur der Anderta sofort sympathisch, obwohl sie am Anfang sehr egoistisch erscheint, weil sie nur an die gestörte Beziehung zu ihrem Partner Londurs und weniger an das Wohlergehen ihres Sohnes Sanjan denkt. Doch man kann ihre zwiespältigen Gefühle sehr gut nachvollziehen und ich bin beeindruckt, wie einfühlsam und verständlich die Autorin deren erwachende Mutterliebe ausgearbeitet hat. Die persönliche Entwicklung von Anderta und auch die wiedererwachende Liebe zwischen Tirasan und seinem treuen Gefährten Rustan habe ich mit Vergnügen verfolgt. Dabei geht es natürlich nicht ohne Schwierigkeiten und überraschende Wendungen, die die Handlung mit spannenden Szenen würzen.

Herrlich amüsiert habe ich mich über den kleinen Sanjan, der auf der Reise, genau wie die Kinder in unserer Welt, gequengelt und genervt hat, so dass man sich total gut in die Erziehungsnöte seiner Eltern hineinversetzen konnte. Zum Glück gab es noch einen sehr geduldigen Mitreisenden, der mir als Nebencharakter auch sehr gut gefallen hat.

Am Ende des Buches ist ein Verzeichnis angehängt, auf dem man die Erklärungen zu den jeweiligen Namen, Titeln und Dynastien nachschlagen kann. Eine detaillierte und ansprechend gestaltete Karte befindet sich ebenfalls auf den Innendeckeln, was ich sehr liebe, weil ich gerne die Wege verfolge, die die Charaktere in der Handlung zurücklegen.

Das Buch kommt zu einem vollkommen befriedigenden Abschluss, aber ich hoffe sehr, dass es noch eine weitere Fortsetzung geben wird, weil mich die neuartige Idee der Namensmagie nach wie vor fasziniert und die Geschichte noch viel Potential in sich trägt!