tolles Buch über die Herrin der Minne
Hadjewich von Antwerpen hat zu ihren Lebzeiten am Hofe Frankreichs sehr hohen Eindruck gemacht. Doch der Weg dahin ist lang.
Geboren als Mädchen hat sie es in ihrer Familie nicht leicht. Wie viele Eltern ...
Hadjewich von Antwerpen hat zu ihren Lebzeiten am Hofe Frankreichs sehr hohen Eindruck gemacht. Doch der Weg dahin ist lang.
Geboren als Mädchen hat sie es in ihrer Familie nicht leicht. Wie viele Eltern hatten sich Hadjewichs Familie erstmal einen Jungen gewünscht, der das Familienerbe antreten kann. Dennoch erkennt die Familie das Talent der Tochter, und sie darf – wenn auch unter strenger Aufsicht – bei ihrem Lehrer Maître Guiscard Unterricht nehmen. Die beiden verlieben sich ineinander, sehr zum Missfallen der Familie. So werden beide getrennt. Doch Hadjewichs Reise beginnt hier: statt sich verheiraten zu lassen, zieht sie an den französischen Hof, um dort die Adeligen mit ihrem Minnegesang zu verzücken. Dort lernt sie viele neue Menschen kennen, nicht jeder ist ihr positiv zugetan. Obwohl sie sich den Ränkespielen entziehen will, bleibt es nicht aus, dass sich viele Ränkespiele genau um sie drehen. Schnell ist der Königin klar: sie und Hadjewich lieben den selben Mann. Und die Königin lässt das nicht dulden. Hadjewich wird zwangsverheiratet. Durch diese Heirat und die Freundschaft zu Marguerite Porete wird der Minnesängerin klar: für die Rechte der Frauen muss noch sehr viel getan werden.
Über Hadjewich von Antwerpen ist faktisch wenig belegt. Und doch: sie hat den Ruf als erfolgreiche Minnesängerin gefestigt. Die Autorin Andrea Zech hat mit ihrem Buch eine Möglichkeit aufgezeigt, wie das Leben der Hadjewich verlaufen sein könnte. Die Fakten um das Leben im 13. Jahrhundert sind gut überliefert, so dass Zech aus dem vollen schöpfen konnte. Der Roman ist spannend geschrieben und lässt sich gut lesen und nachverfolgen. Die Protagonisten sind mal mehr mal weniger sympathisch und glaubhaft gestaltet. Der Klatsch und Tratsch am Hofe lässt einen durchaus schmunzeln. Und gerade der letzte Teil um Hadjewichs Leben hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt, dass schon damals Frauen um ihre Rechte zu kämpfen wussten, was heute wichtiger ist denn je.
Was mir besonders gut an diesem Buch gefallen hat ist zum einen die Gestaltung des Buches: es lässt sich wie gesagt gut lesen. Zum anderen merkt man deutlich, dass sich die Autorin im Zuge ihrer Doktorarbeit bereits mit den Protagonistinnen beschäftigt hat und fleißig recherchiert hat. So hat der Roman zwar auch eine Liebesgeschichte inne, die für mich aber im Rahmen ist, aber der Fokus liegt hier primär auf dem historischen Teil. Für meinen Teil war ich gut unterhalten. Wer historische Romane mag, sollte hier beherzt zugreifen.