Eine unvorstellbare Klimakatastrophe
Das ist der zweite Klimathriller des unter dem Pseudonym schreibenden Schriftstellers Thilo Falk. Nach seinem ersten Thriller »Dark Clouds«, in dem es um Überschwemmungen infolge von Starkregen und Sturmfluten ...
Das ist der zweite Klimathriller des unter dem Pseudonym schreibenden Schriftstellers Thilo Falk. Nach seinem ersten Thriller »Dark Clouds«, in dem es um Überschwemmungen infolge von Starkregen und Sturmfluten geht, widmet er sich in diesem Werk einer Eiszeit, die Deutschland und ganz Mitteleuropa in Atem hält. In Zeiten des Klimawandels drängen immer mehr Bücher auf den Markt, die sich mit diesem Thema befassen.
Eine Eiszeit ist keine Erfindung des Autors. Das hat es schon gegeben. Allerdings geht hier die letzte kleine Eiszeit zurück auf Anfang des 15. bis ins 19. Jahrhundert hinein. Ursachen dafür waren die zunehmende Schwäche der Sonne. Die Sommer blieben kühl und feucht. Klimatologen fürchten, dass solche Verhältnisse wiederkehren könnten. Zum jetzigen Zeitpunkt undenkbar, wo die Sommer immer heißer werden und die Trocken- bzw. Dürreperioden zunehmen. Das hat aber nichts mit dem hier geschilderten Szenario zu tun.
Die Protagonisten dieses Thrillers sind die Geophysikerin Dr. Jana Hollmer, ihr Partner Clemens Bach und der holländische Reeder Titus van Dijk. Dieses Trio macht sich quasi auf den »Weg«, um die Welt zu retten. Ein gehörloser Beagle spielt ebenfalls eine Rolle. Der Hund gehört Jana Hollmer. Ich habe mir die Frage gestellt, was will der Autor damit aussagen? Sollen hier persönliche Empfindungen mehr in den Vordergrund gestellt werden? Bei jeder Unternehmung ist das Tier mit dabei, auch wenn sie noch so gefährlich ist. Das ist unrealistisch.
Die Einleitung beginnt mit der Überschrift »Fünf Jahre später«. Die kleine Emily drängt ihre Mutter Jana zu erzählen, wie diese und ihr Papa die Welt gerettet haben. Dass lässt schon einen gewissen Schluss zu, wie die Geschichte ausgehen könnte.
Die Erde über Deutschland und Mitteleuropa ist mit einer dicken Eisschicht überzogen. Die einzelnen Kapitel berichten aus verschiedenen Regionen bzw. deren Landeshauptstädten, wo die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich liegen.
Ständig wechseln die Schauplätze der Handlung, immer wieder neue Figuren kommen hinzu – auch nach ca. 60 Seiten fehlt mir ein roter Faden. Die Figurenzeichnung ist unübersichtlich und macht es nicht einfach, den Überblick zu behalten.
Es wird ein interdisziplinärer Krisenstab gebildet, der neben Dr. Jana Hollmer aus Wissenschaftlern, Politikern und Industriellen besteht. Von diesem Krisenstab gehen wenig bis keine Impulse aus, schon gar keine Ansätze für eine Ursachenforschung.
Handlungen, die zunächst nicht mit dem Geschehen direkt in Verbindung zu bringen sind (Bsp. Das Leben von Eric und Anton mit ihrer Tochter Lulu oder die kranke Ulrike mit ihrer Tochter Amelie) ergeben plötzlich Sinn. Sie können den Krisenstab bzw. Jana Hollmer mit wichtigen Informationen unterstützen. Das hat der Autor geschickt gemacht.
Andererseits kommen Dinge zur Sprache, deren Aufklärungen der Autor dem Leser/der Leserin schuldig bleibt (z.B. wird Jana auf dem Heimweg von einem Unbekannten angegriffen, der ihr die Tasche mit wichtigen Dokumenten entwendet – sie vermutet einen Maulwurf im Krisenstab). Während der Autor ansonsten ausführlicher die Dinge beschreibt, bleibt es hier vage.
Dass das Buch von einem Journalisten geschrieben wurde, ist unverkennbar. Immer wieder eingefügte Zeitungsberichte, Nachrichtenmeldungen und Interviews lassen die Spannungswelle abnehmen. Das lähmt die Handlung. Von einem Thriller erwarte ich mir mehr Spannung und nicht nur vereinzelte Spannungsmomente.
Erst auf den letzten ca. 50 Seiten kommt es zu einem unheimlichen »Showdown« – das ist mir bei einem Buch von über 440 Seiten zu wenig. Und was man im Laufe des Romans erfährt – erst als Vermutung, dann als Gewissheit – wie es zu dieser Eiszeit kommen konnte, ist mir einfach zu fiktiv. Offensichtlich ist es nicht einfach, eine Brücke zum Klimawandel und zur Realität zu schlagen. Die Fiktion sollte trotz allem nachvollziehbar sein.
Fazit:
Das Buch liest sich eher wie ein Sachbuch als ein Thriller. Man erfährt auch reale Dinge. Zum Beispiel kann der Eiffelturm an kalten Wintertagen bis zu 15 cm schrumpfen, was für das menschliche Auge natürlich nicht sichtbar ist. So etwas bewerte ich positiv in diesem Buch.
Trotzdem hat mich die Handlung nicht mitgenommen und ich bin mir nicht sicher, ob ich von diesem Autor ein weiteres Buch lesen möchte.
Für meinen Geschmack gibt es bessere Thriller, die sich mit dem Thema Klimawandel befassen (bspw. »42 Grad» von Wolf Harlander).
Letztlich stellen sich mir zwei Fragen: Kann man die Ursache für diese Eiszeit finden bzw. rückgängig machen und können die Menschen in der Zukunft wieder in ihre gewohnte Normalität zurückfinden?
Für dieses Buch kann ich leider nur 2 Sterne vergeben.