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Veröffentlicht am 06.05.2024

LGBTQIA+-Endzeit-Story

Wranglestone
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Wranglestone ist eines der letzten Reservate, in denen die verbliebenen Menschen einigermaßen sicher leben können. Seit die Welt von den sogenannten Ruhelosen überrannt wurde, Infizierten in einem zombiegleichen ...

Wranglestone ist eines der letzten Reservate, in denen die verbliebenen Menschen einigermaßen sicher leben können. Seit die Welt von den sogenannten Ruhelosen überrannt wurde, Infizierten in einem zombiegleichen Zustand, gibt es nicht mehr viele Orte wie diesen.
Als einziger hat Peter bisher nie das Festland betreten. Sein gesamtes Leben hat er auf den kleinen Inseln des Lake Wranglestone verbracht. Der sensible Jugendliche beschäftigt sich lieber mit häuslichen Aufgaben und gibt sich gerne der Schwärmerei für Cooper hin. Cooper ist ein richtiger Cowboy, dessen Aufgabe es ist, große Herden von Ruhelosen von Wranglestone fernzuhalten, indem er sie auf die große Ebene nahe des Sees treibt.

Nach einem Zwischenfall, der die Gemeinschaft von Wranglestone bedroht, ist für Peter jetzt die Zeit gekommen, herauszufinden, wie die wahre Welt jenseits der Inseln aussieht. Dabei kommt er Cooper nahe, der Peters Gefühle erwidert. Die beiden Jungen erfahren von der Liebe, die sie schon seit langer Zeit füreinander empfinden, jedoch nie ausgesprochen haben. Eine Liebe, die in einer Welt voller Zombies auf eine Probe von - im wahrsten Sinne - Leben und Tod gestellt wird.

Ich habe ein bisschen gebraucht, um wirklich in die Geschichte von Wranglestone einzutauchen. Das kann aber auch an einer Leseflaute liegen, die ich momentan bei mir erahne. Die Welt, in der Peter, Cooper und die Bewohner:innen von Wranglestone leben, hat mich als The-Walking-Dead-Fan sehr fasziniert. Die beiden Jungs sind ein äußerlich ungleiches, im Herzen aber sehr harmonisches Paar. Auf jeden Fall eine coole LGBTQIA+-Endzeit-Story!

Veröffentlicht am 18.02.2024

Ein kleines bisschen Dystopie

Ziemlich zappenduster
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Lisas Familie erlebt natürlich genau dann den Stromausfall des Jahrhunderts, als Lisas Vater mit einkaufen dran war. Mit den väterlichen Einkaufskünsten sitzt die Familie nun mit lediglich zwei Flaschen ...

Lisas Familie erlebt natürlich genau dann den Stromausfall des Jahrhunderts, als Lisas Vater mit einkaufen dran war. Mit den väterlichen Einkaufskünsten sitzt die Familie nun mit lediglich zwei Flaschen Mineralwasser zu Hause und wartet darauf, dass der Strom wieder anspringt. Für Lisas Bruder ist der Blackout besonders schwer zu ertragen, denn natürlich funktioniert weder das Internet noch kann er mit seinem Smartphone Videos für seinen YouTube-Kanal drehen. Während Lisas Vater seiner typischen Mal-schauen-was-kommt-Art glaubt, dass sich der Strom schon bald wieder einschalten wird, erkennt ihre Mutter die Gefahr einer aufkommenden Panik in der Bevölkerung, in der keiner mehr sicher ist. Und tatsächlich tauchen bald Plünderer auf, gegen die sich die Familien des Mehrfamilienhauses wehren müssen.

Das Fazit, das dieses Buch hinterlässt: Bereite dich vor. Lisas Papa ist ein Meister der Verdrängung, schwankt von der Zuversicht, dass die Regierung den Stromausfall schon bald behoben haben wird, zwischen Schuldzuweisungen, wer dafür verantwortlich ist und Verzweiflung darüber, eben nicht im Mindesten vorbereitet zu sein. In dem Chaos aus fehlender Heizung, fehlendem Wasser und kaum Nahrungsmitteln bewahrt Lisa sich nicht nur Zuversicht, sondern hält vor allem Ausschau danach, wer Hilfe braucht und von wem man welche erhalten kann.

Veröffentlicht am 18.02.2024

Eine besondere Ausdrucksform

fancy immigrantin
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Fancy Immigrantin. Was ist eine Fancy Immigrantin? Hatice Açıkgöz unterscheidet zwischen Fancies, Menschen mit Migrationshintergrund; und Basics, der (weißen) Dominanzgesellschaft angehörig, manche davon ...

Fancy Immigrantin. Was ist eine Fancy Immigrantin? Hatice Açıkgöz unterscheidet zwischen Fancies, Menschen mit Migrationshintergrund; und Basics, der (weißen) Dominanzgesellschaft angehörig, manche davon fähig zu lernen (auch von diesem Buch), andere (wie die AfDoofies) eher nicht.
Açıkgöz Tagebuch liest sich nur insofern chronologisch, als dass sie darin prägende Ereignisse/Erlebnisse/Erfahrungen aus ihrem Leben aufgereiht hat. Deutsche Kulturübernahme à la Wallah, Bodyshaming, Hanau, unterstellte Identitätsdefizite aus der eigenen Community, Halle. Aus einer mehrfachen Marginalisierung heraus schreibt sie dieses poetische Tagebuch, das sie – anders als ihre anderen Werke – politisch verstanden wissen möchte.
Nicht nur ein poetisches, nicht nur ein politisches, sondern auch ein persönliches Tagebuch, dessen letzte Seite beim Zuklappen aussieht, als würde sie mir winken und viel Glück wünschen dabei, über das Gelesene nachzudenken.

Veröffentlicht am 25.12.2023

Eine Welt ohne Männer?

Die andere Hälfte der Welt
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Als Dr. Amanda Maclean im Krankenhaus drei Männer mit Fieber behandelt, die alle kurz nacheinander sterben, ist ihr schnell klar, dass sie es mit dem Beginn einer Pandemie zu tun hat. Ihre bedrohliche ...

Als Dr. Amanda Maclean im Krankenhaus drei Männer mit Fieber behandelt, die alle kurz nacheinander sterben, ist ihr schnell klar, dass sie es mit dem Beginn einer Pandemie zu tun hat. Ihre bedrohliche Entdeckung teilt sie der Gesundheitsbehörde mit, doch Amandas Warnung bleibt ungehört, und dann ist es zu spät. Das Virus, das nur Männer befällt, durchdringt innerhalb kürzester Zeit die schottische Bevölkerung und breitet sich über die Landesgrenzen hinaus aufs Festland und auf der ganzen Welt aus.
Die folgenden Wochen und Monate werden von Angst, Tod und Trauer beherrscht. Die Zivilisation versinkt im Chaos, und doch waren Frauen für sich nie so sicher, denn sie können zwar (Über-)Trägerinnen des Virus sein, selbst aber nicht daran sterben. Auf der Suche nach abgelegenen Orten, an denen Männer die tödliche Pandemie auszusitzen vermögen, brächten sie sich in Lebensgefahr, wenn sie Frauen zu nahe kämen. Vergewaltigungen und Plünderungen, wie sie es sonst gäbe, bleiben so aus. Doch auch wenn die Frauen nicht am Virus sterben können, so haben sie Väter, Brüder, Partner, Söhne und Enkel, die sie durch das Virus verlieren können.
In Episoden wird die Pandemie aus der Sicht verschiedener Frauen erzählt. Frauen, die bereits wissen, dass ihre Männer und Jungen erkranken werden. Jede dieser Frauen durchlebt auf ihre Weise einen Verlust. Und nach der Zeit der Trauer gilt es, die Zivilisation wieder aufzubauen. Frauen müssen männlich konnotierte Rollen und Berufe übernehmen, alle müssen einen staatlich verortneten Beitrag leisten.

Bei dieser gesellschaftlichen Dystopie komme ich gar nicht umhin, Parallelen zur Covid-Pandemie zu ziehen. Doch genauso denke ich an die Frauen im und zum Ende des Zweiten Weltkrieges, die ob der vielen im Krieg gebliebenen Soldaten, welche die Wirtschaft am Leben und das Land wiederaufbauen mussten. Ein interessantes Gedankenspiel, diese männervernichtende Pandemie.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich zeitweise Probleme dabei hatte, mir all die Frauen und ihre Beziehungsgeflechte zu merken. Manche Stelle hätte gekürzt werden können, bei manchen Charakteren hätte ich gerne länger verweilt. Auf jeden Fall gibt es von mir eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.12.2023

Lovestory & Die Sims

Today I’ll Talk to Him (1)
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Layla und Asher sind ein Liebespaar, leider nur virtuell auf dem PC. Denn Layla ist viel zu schüchtern, um Asher im richtigen Leben anzusprechen, und so streamt sie hinter einer Maske ihre Lovestory als ...

Layla und Asher sind ein Liebespaar, leider nur virtuell auf dem PC. Denn Layla ist viel zu schüchtern, um Asher im richtigen Leben anzusprechen, und so streamt sie hinter einer Maske ihre Lovestory als Sims einer kleinen Fanbase im Internet.
Und dann ist die Highschool geschafft. Layla startet einen Neuanfang mit ihrem Studiumj in Spieleentwicklung & Gamedesign am College in einem verschlafenen Ort namens Harpersville. Doch schon nach wenigen Tagen merkt sie, dass auch Asher in Harpersville studiert, obwohl er doch eigentlich in New York sein sollte. Den ersten Schock teilt auch ihre Sims-Community, der sie im nächsten Stream vom Wiedersehen mit Asher erzählt, aber recht schnell kommen ihre Follower auf die Idee, dass Layla den Neuanfang nutzen könnte, um Asher endlich näher zu kommen und ihre Fortschritte in Sims zu streamen. Layla, die davon träumt, mit ihren Streams irgendwann so bekannt zu werden, dass sie davon leben könnte, sieht in der Idee die Möglichkeit, zwei Lebensziele zu realisieren und nimmt die Herausforderung an in Form von kleinen Challenges. Glücklicherweise wird Layla einer AG zugeteilt, die sie so nah an Ashers Volleyballteam bringt, dass sich Projekt „Today I'll talk to him“ wirklich realisieren lassen könnte. Wäre da nicht diese unglaublich grummelige Henry, der ebenfalls zum Volleyballteam gehört und nicht nur in Asher einen Antagonisten sieht, sondern in Layla gleich mit.

Normalerweise mache ich einen Bogen um so arg liebeslastige Jugendbücher (sagt die Person, die kurz zuvor Tokioregen rezensiert hat, haha), aber da ich eh noch fürs Weihnachtsgeschäft was aus dem Bereich Young/New Adult lesen wollte, und mich der Gaming-Hintergrund der Protagonistin angesprochen hat, gab ich dem Buch eine Chance. Gerade, weil in manchen Ecken den Gaming-Community Mädchen und Frauen noch immer eher belächelt als ernstgenommen werden. Die Geschichte ist auf jeden Fall ganz süß, wobei mir Layla manchmal ein wenig zu verplant war. Eine nette Schmöker-Schmonzette für zwischendurch!