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Veröffentlicht am 10.01.2024

Fesselnde Adaption von Orwells 1984 bietet düstere Tiefe und überraschende Wendungen

Julia
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Julia 1894 ist eine fesselnde Adaption von George Orwells 1984, diesmal aus der Perspektive von Winstons Verführerin Julia. Obwohl ich 1984 zuvor nicht gelesen hatte, wurde ich sofort von Julias klarem ...

Julia 1894 ist eine fesselnde Adaption von George Orwells 1984, diesmal aus der Perspektive von Winstons Verführerin Julia. Obwohl ich 1984 zuvor nicht gelesen hatte, wurde ich sofort von Julias klarem Schreibstil angezogen. Die anfängliche Verwirrung über die Situation in England und die politischen Verhältnisse wurde durch Online-Recherche und Anmerkungen im Buch geklärt, was darauf hinweist, dass es ratsam wäre, den Originalroman vorab zu lesen.

Dennoch hat mich Julia mit ihrer klaren Erzählweise in ihren Bann gezogen. Die schockierenden Umstände, in denen sie lebt, haben mich fassungslos zurückgelassen. Einige Szenen sind nichts für schwache Nerven, aber dennoch ist es für mich ein bemerkenswert guter Roman. Zwar nicht so gesellschaftskritisch wie sein Vorbild, aber als Adaption und Ergänzung durchaus geeignet.

Die Autorin gelingt es, Julia aus 1984 ins Zentrum der Handlung zu rücken und ihre Geschichte näher am Original zu erzählen. Newmans Julia erscheint anfangs sympathischer als die von Orwell, und die detaillierte Schilderung ihrer Vorgeschichte fand ich ansprechend. Hier zeigt sich jedoch bereits ein deutlicher Unterschied zum Originaltext. Newmans Roman präsentiert eine Dystopie in der heutigen Lesart, mit plastischen Charakteren und nachvollziehbaren Handlungssträngen. Im Gegensatz dazu taucht man in 1984 in eine Gesellschaft ein, die einfach so existiert, und fühlt sich genauso machtlos wie Winston Smith.

Besonders faszinierend sind die neuen Wendungen, die Sandra Newman der Geschichte gibt, und die ich mit großem Interesse verfolgt habe. Die Sprache bleibt dabei nahe am Original, und es gibt drastische Szenen, die sensiblere Leserinnen und Leser beachten sollten. Julia lebt in einer Welt, die sich von Winstons Welt unterscheidet, und sie kämpft aktiv gegen das Regime, was den aktuellen Trends in dystopischen Romanen entspricht.

Die bekannten Figuren aus 1984 treten auf, agieren teilweise überraschend, und es gibt neue Handlungsstränge, die den Roman bereichern. Die neuen Protagonisten fügen dem Werk zusätzliche Tiefe hinzu. Der Roman ist düster und fesselnd, und obwohl das Ende nicht klassisch glücklich ist, empfand ich es als etwas hoffnungsvoller als das Original.

Trotz meines anfänglichen Mangels an Kenntnissen über 1984 konnte ich Julia gut verstehen. Die Leseempfehlung gilt besonders für Liebhaber dystopischer Romane, solange sie keine Probleme mit drastischen Bildern und teilweise auch sexuell konnotierter Sprache haben. Julia 1894 ist eine gelungene, düstere Interpretation mit einem cleveren Ende.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 27.12.2023

Forever Young: Authentisch, Bewegend, Unvorhersehbar

Forever Young
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"Forever Young" von Alexander Mersich ist eine fesselnde Jugendgeschichte, die sich sowohl an junge Leser als auch an Erwachsene richtet. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und leicht verständlich, ...

"Forever Young" von Alexander Mersich ist eine fesselnde Jugendgeschichte, die sich sowohl an junge Leser als auch an Erwachsene richtet. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und leicht verständlich, was das Lesen angenehm gestaltet. Besonders beeindruckend sind die inneren Monologe von Chris und die einfühlsamen Beschreibungen der Emotionen aller Charaktere.

Die Handlung des Buches ist überraschend und authentisch, ähnlich wie das echte Leben. Die Geschichte ist schockierend, bewegend und packend, dabei aber stets so geschrieben, dass sich jeder Leser damit identifizieren kann. Die Erzählung regt zum Nachdenken über eigene Handlungen und Emotionen an und bietet Raum für Selbstreflexion.

Die behandelten Themen sind von großer Relevanz, und Alexander Mersich schafft es, sie auf eine authentische Weise in die Handlung einzuflechten, ohne das Buch überladen wirken zu lassen. Die Aufarbeitung von schweren Traumata, der Umgang mit Verlust und die Suche nach Identität sind zentrale Elemente der Geschichte.

Das Buch überzeugt nicht nur durch seine spannende Handlung, sondern auch durch die Vielschichtigkeit der Charaktere. Chris, als Hauptprotagonist, wird als facettenreiche Persönlichkeit präsentiert, bei der der Leser zwischen Sympathie und Unsicherheit schwankt. Die Nebenfiguren tragen ebenfalls zum Gesamtbild bei und bringen zusätzliche Dynamik in die Geschichte.

Verpackt in einem wundervollen Cover ist "Forever Young" eine Leseempfehlung für ein breites Publikum. Jugendliche, Eltern und Erwachsene können gleichermaßen etwas aus der Geschichte mitnehmen. Der Autor schafft es, tiefgreifende Themen auf eine einfühlsame und mitreißende Weise zu präsentieren. Ein großes Dankeschön an Alexander Mersich für dieses beeindruckende Buch, das im Rahmen einer Lovelybooks-Leserunde zur Verfügung gestellt wurde. Die Vorfreude auf die Fortsetzung ist spürbar, und die Erwartungen an die weitere Entwicklung der Geschichte sind hoch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2019

Tower of Night!

Tower of Night
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In ihrer Dunkelheit
erstrahlt ein Funken Licht.
Hinter seinem Licht
verbirgt sich die Dunkelheit.

»Tower of Night« ist ein eigenständiger Roman der NYX-Reihe von Everly ...

In ihrer Dunkelheit
erstrahlt ein Funken Licht.
Hinter seinem Licht
verbirgt sich die Dunkelheit.

»Tower of Night« ist ein eigenständiger Roman der NYX-Reihe von Everly Sheehan, welche bezaubert und den Leser zum entdecken, staunen, fluchen und lieben einlädt. Wir begegnen in unserer Welt Wesen, welche nicht unterschiedlicher seien könnten. Nyx und Hemera leben zusammen und versuchen ein Leben in Gleichgewicht zu führen. Doch es ist gar nicht zu einfach, denn immerhin sorgen üble Gerüchte dafür, dass Nyx den Hemera nicht vertrauen und es anders herum nicht viel besser ist.

Wir lernen auf unserer Reise Dahlia kennen. Eine Nyx, welche den gewissen Unterschied zu anderen Nyx bringt. Sie ist anders. Das weiß nicht nur sie, sondern auch ihre Familie und die Menschen um sie herum. Sie fühlt Dinge und hinterfragt Situationen, welche eigentlich für jede Nyx ‚normal‘ sein sollte. Daher fällt sie nicht nur mit ihren blonden Haaren auf, sondern auch mit sehr ausgeprägten Charakterzüge. Doch Dahlia ist dazu bestimmt, das Ritual durchzuführen. Es gibt ihr die Chance endlich wieder im Sonnenlicht zu gehen und jeden Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu erleben. Die Chance auf ein normales Leben, welches sie sich sehnsüchtig wünscht. Für dieses Ritual muss sie in den Tower of Night. Ein Turm, welcher in Mitten der Stadt Seattle steht und der Regierungssitz der Hemera ist. Ein Ritual, welches gefährlich sein kann. Ein Ritual, vor welchen sogar Dahlia‘s Mutter warnt. Nichts ist wie es scheint.

Im Tower of Night lernen wir Kieran kennen. Ein junger Hemera, welcher das Potenzial dazu hat, die nächste Generation anzuführen und in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er besitzt ebenfalls Merkmale, welche eher für einen Nyx sprechen, als für eine n Hemera. Doch davon lässt sich der junge Mann weniger beeindrucken. Er ist unnahbar und besitzt anscheinlich ein Herz aus Stein. Doch Dahlia berührt ihn auf eine gewisse Art, welche sogar seine Fassade zu bröckeln lässt. Doch diese Liebe ist verboten. Sie könnte alles gefährden. Das magische Ritual hatte oberste Priorität.

„Doch ihre Liebe darf nicht sein, denn er steht auf der Seite des Lichts, waehrend sie die Dunkelheit in sich traegt“

Everly Sheehan lockt mit einer einzigartigen Geschichte. Ihre Charaktere sind atemberaubend ausgearbeitet und die Entwicklung jedes einzelnen ist spürbar und nachvollziehbar. Sie lockt mit einem sehr angenehmen Schreibstil und einem guten Spannungsbogen den Leser dazu, dass Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Jedoch entwickelte sich zu schnell eine wahrhaftige Liebesbeziehung zwischen den beiden Protagonisten. Hier hätte ich mir etwas mehr Zeit und Raum gewünscht, denn die Beziehung wirkt am Anfang sehr überstürzt. Jedoch wird dieses Makel mit einer sehr schnell verlaufenden Geschichte und viel Spannung überdeckt. Durch Everlys Schreibstil hat man die Möglichkeit, dass sich die Szenen wie ein Kopfkino im Hirn abspielen. Diese Tatsache ist ihr wirklich gut gelungen! »Tower of Night« lockt mit einer spannende fantastischen Welt, welche jedem Fantasyleser gefallen wird! 4,5/5 Sternchen.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Super zweiter Band!

Symantriet - Der Kuss der Täuschung
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Die dunkelste Stunde
ist nicht die, in der alles verloren
scheint. Es ist jene,
in der die Hoffnung
schwindet.

Der Kampf umd Symantriet geht weiter! Mit »Der Kuss der Täuschung« ist der zweite Band der ...

Die dunkelste Stunde
ist nicht die, in der alles verloren
scheint. Es ist jene,
in der die Hoffnung
schwindet.

Der Kampf umd Symantriet geht weiter! Mit »Der Kuss der Täuschung« ist der zweite Band der Symantriet - Reihe von C. I. Harriot erscheinen und reißt den Leser erneut in den Bann. Im Auftakt der Reihe lernten wir Belle kennen, welche einen rebellischen und doch sehr liebevollen Charakter besitzt. Mit viel Detailliebe zu den einzelnen Personen des Buches, entführte uns die Autorin in eine abwechslungsreiche Geschichte. Schon im ersten Band hat mir die Gestaltung des Buches sehr gut gefallen und auch wenn ich am Anfang einige Probleme mit dem Lesen hatte, war ich mir sicher das der zweite Band ebenfalls in mein Regal einziehen wird.

Im zweiten Buch erhalten wir einen tieferen Einblick in die Geschichte von Symantriet und dem Tyrann, außerdem lernen wir unterschiedliche Charaktere kennen und bekommen einen besseren Einblick in die schon vorhandenen Charaktere. Unsere Geschichte knüpft nahtlos an die Geschehnisse an den Auftakt der Trilogie an. Die Flucht aus Endline erscheint sich als schwierig und auch die Kräfte, welche Belle besitzt, erlangen immer und immer mehr Macht. Wir stoßen auf die Dämonen und eine dunkle Kraft welche sich im Schloss von Endline ausbreitet. Menschen, welche wir lieben, sterben, Opfer werden gebracht und die Geschichte reißt uns mit ins wundervolle Symantriet.

In »Der Kuss der Täuschung« begegnen wir einen lockeren und freien Schreibstil. Ich hatte keinerlei Probleme mich in den Fortlauf der Geschichte einzufinden und hatten keinen üblen Hänger. 380 Seiten verfliegen im Wind und am Ende begegnen wir einer offenen Geschichte, welche den Leser einlädt das, mittlerweile erschienene, dritte Buch zu kaufen. Mit dem Sichtwechsel der Autorin hat man außerdem einen Blick in die verschiedenen Handlungsweisen der Charaktere. Man erlebt das Gesagte aus verschiedenen Sichtweisen und das gefällt mir sehr. Das Detailverliebte behält C.I. Harriot auch in »Kuss der Täuschung« und wir erleben ein Strom der Gefühle.

Die Fortsetzung der Geschichte ist ein voller Erfolg. Der Kampf um Symantriet ist spannend und lässt den Leser nicht los! Ich freue mich schon wahnsinnig auf den finalen Teil und hoffe das Belles Herz den Richtigen finden wird. Das Buch bekommt von mir 4 1/2 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.12.2024

ine berührende Reise durch Verlust, Verbundenheit und samische Identität

Als wir im Schnee Blumen pflückten
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Tina Harnesks Debütroman ist kein leicht verdaulicher Snack für zwischendurch, sondern ein intensives Werk, das sich wie eine leise Melodie ins Herz schleicht. Die Geschichte, die im hohen Norden Schwedens ...

Tina Harnesks Debütroman ist kein leicht verdaulicher Snack für zwischendurch, sondern ein intensives Werk, das sich wie eine leise Melodie ins Herz schleicht. Die Geschichte, die im hohen Norden Schwedens spielt, erzählt von Heimat, Verlust und der Kraft familiärer Bindungen – eingebettet in die kulturellen und historischen Wurzeln der Samen.

Im Zentrum stehen zwei Protagonisten: Máriddja, eine ältere Samin, die nach ihrer Krebsdiagnose entschlossen ist, ihren Neffen Heaika-Joná ein letztes Mal zu sehen, und Kaj, ein Arzt, der durch seine Rückkehr in den Norden mit seinen samischen Wurzeln konfrontiert wird. Beide Geschichten verweben sich meisterhaft und offenbaren nach und nach tiefe, verbindende Fäden. Máriddjas Alltag mit ihrem dementen Mann Biera ist von bittersüßer Melancholie geprägt, während Kajs Suche nach Identität und Zugehörigkeit eine zusätzliche Dimension hinzufügt.

Was Harnesk hier erschafft, ist eine stille, aber kraftvolle Erzählung, die sich wie das Schälen einer Zwiebel anfühlt: Schicht um Schicht wird freigelegt, bis die ganze emotionale Wucht der Geschichte auf den Leser trifft. Besonders Máriddjas unerwartete Verbindung zu einer virtuellen Telefonstimme, „Siré“, bringt eine charmante und gleichzeitig tiefgründige Leichtigkeit in die ansonsten ernste Handlung.

Der Schreibstil ist poetisch und bildhaft, manchmal jedoch so reich an Metaphern und samischen Begriffen, dass es einen Moment dauert, um vollständig in die Welt einzutauchen. Diese sprachliche Herausforderung mag nicht jedem liegen, doch sie verleiht der Geschichte eine authentische Tiefe, die lange nachhallt.

Das Cover und der Titel spiegeln die Atmosphäre des Romans perfekt wider – gleichzeitig verspielt und von Vergänglichkeit durchzogen. Trotz der Schwere des Themas bleibt am Ende ein Gefühl von Hoffnung und Verbundenheit.

Mit 4 von 5 Sternen bewerte ich dieses Buch als eine anspruchsvolle, aber lohnende Lektüre, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Ein literarischer Schatz, der die Stimme der Samen hörbar macht und zugleich eine universelle Botschaft über Familie und Identität erzählt.

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