Cosy, amüsant & düster!
Das Mörderarchiv“Das Mörderarchiv” war für mich perfekte, englische Cosy Crime-Unterhaltung: Die Figuren sind hinreißend eigentümlich, die Handlung ist herrlich rätselhaft, düster sowie spannend, und der kreative Schreibstil ...
“Das Mörderarchiv” war für mich perfekte, englische Cosy Crime-Unterhaltung: Die Figuren sind hinreißend eigentümlich, die Handlung ist herrlich rätselhaft, düster sowie spannend, und der kreative Schreibstil ist atmosphärisch, stellenweise witzig spritzig, außerdem ausdrucks- und bildstark.
Sommer 1965 in dem Dorf Castle Knoll in Südengland: Die 17-jährige Frances geht zu einer Wahrsagerin und erhält DIE Weissagung - sie wird eines Tages ermordet werden! Sie nimmt das aus gutem Grund sehr ernst, richtet ihr Leben danach aus. Sie setzt ihren Mitmenschen mit paranoiden Fragen zu, nervt die Polizei, sammelt Hinweise, um mögliche Motive sowie Verdächtige zu erfassen. Schließlich entsteht das titelgebende Mörderarchiv. Mit diesem Verhalten macht sie sich zusehends unbeliebt und wird letztlich als Verrückte abgestempelt. Sie übt dennoch Macht aus, da einige auf die Wohltätigkeit der, zu großem Reichtum gelangten, alten Dame angewiesen sind...
Sommer, Gegenwart in London: Die 25-jährige, frisch arbeitslos gewordene, Annie zieht wieder zuhause ein, zu ihrer Mutter. Das Haus, in dem die talentierte, aber mittellose Künstlerin lebt, gehört allerdings ihrer Tante Frances, die sie gerade enterbt hat. Jetzt soll Annie, die ihre Großtante nie kennengelernt hat, zur Testamentsänderung nach Castle Knoll kommen. Als Annie in dem Herrenhaus Gravesdown Hall ankommt, ist Frances jedoch kürzlich verstorben.
Der Handlungsaufbau ist abwechslungsreich sowie fesselnd gestaltet, denn Annies Erlebnisse in der Gegenwart und Frances Tagebucheinträge aus den 1960er Jahren wechseln sich ab.
Beide Frauen berichten aus der Ich-Perspektive, von aufregenden, aber auch verstörenden Ereignissen: Annie ist diejenige, die entdeckt, dass ihre Großtante ermordet wurde und beginnt zu ermitteln. Frances erzählt, warum sie die Weissagung ernst nimmt, von den kleinen sowie großen Dummheiten, die sie mit ihrer Clique anstellte, dem ungeklärten Verschwinden einer Freundin, von Familiengeheimnissen und wie sie zur Hausherrin von Gravesdown Hall wurde.
Aber es geht auch um sehr viel Geld, denn das Testament von Frances besagt, dass zwei Verwandte die Chance erhalten, alles zu erben: Wer es schafft ihren Mord innerhalb einer Woche aufzuklären, bekommt den gesamten Besitz. Zudem gibt es zwei Charaktere, die aufgrund eines raffinierten Testamentzusatzes indirekt davon profitieren würden, wenn die beiden es nicht schaffen, den Mord aufzuklären, sodass ein gefährlicher Wettbewerb beginnt...
“Das Mörderarchiv” hat mich rundum begeistert, denn hier stimmt einfach alles und die komplexe Handlung, mit den vielen interessanten Charakteren, von denen fast alle mehr oder weniger verdächtig wirken, verströmt klassische Krimi Vibes à la Agatha Christie.