Die "innere Wildnis" durch das Außen entdecken"
Das Buch „Wandern, Abenteuer, Natur“ von Roland Wiednig schafft es, zwischen ganz unterschiedlichen Themen einen wunderbaren Bogen zu spannen und zeigt damit auf, dass der Mensch auf vielen Ebenen mit ...
Das Buch „Wandern, Abenteuer, Natur“ von Roland Wiednig schafft es, zwischen ganz unterschiedlichen Themen einen wunderbaren Bogen zu spannen und zeigt damit auf, dass der Mensch auf vielen Ebenen mit der Natur eng verbunden ist. Wer also einen Reisebericht erwartet, ist hier falsch, Abenteuerwandern zieht sich zwar durch das Buch, aber eher auf einer übergeordneten Weise.
In authentischer, offener Weise erzählt der Autor von seinen Erfahrungen und wie innere Stärke und der Glaube an sich selbst Berge versetzen können. Bereits die erste Erkenntnis nach vor dem Prolog hat mich gefesselt und das ganze Buch über nicht losgelassen. Der Autor spricht von der „inneren Wildnis“ und wie wir durch Bewegung, hier vor allem Wandern, den Weg zu seinem Selbst finden können.
Das Buch ist gespickt mit sogenannten „Quotes“ also Sprüchen von anderen, die mit einem Satz oft mehr sagen als andere in einer ganzen Geschichte und diese Sätze alleine sind es schon wert, darüber zu reflektieren. Sie umrahmen die Geschichte des Autors und verleihen ihr noch mehr Tiefe. Sie leiten dazu an, innezuhalten und sich mit den Themen, die kommen, bewusst auseinanderzusetzen, etwa jenem der Langsamkeit. Dies hat mich persönlich angesprochen, denn Geduld oder eben Langsamkeit zählen nicht zu meinen Stärken.
Sehr interessant war auch das Kapitel mit den zehn zentralen Lebenskompetenzen. Wenn man diese liest, scheinen sie klar und deutlich zu sein, aber das Hinterfragen dieser im eigenen Leben wirft dann vielleicht doch ein paar Fragen auf.
Aristoteles wusste schon: „Das Leben besteht in der Bewegung“ und der Autor beschreibt hier eindrucksvoll, wie sich diese in seinem persönlichen Leben ausgewirkt hat und welche Stärken und Erkenntnisse er daraus gewonnen hat. Und er beschreibt seinen mutigen Weg, sich gegen eine operative Behandlung seines Krebses zu entscheiden und hier eine alternative Lösung zu finden. Dies setzt eine wirklich gefestigte innere Überzeugung voraus, die die meisten von uns nicht haben werden, ich ganz bestimmt nicht, und daher stellt Roland Wiednig auch klar, dass sein Weg nicht für alle passt. Umso wichtiger ist es, sich selbst kennenzulernen und auf die Art und Weise zu handeln, die für einen ganz persönlich als passend und zielführend erscheint.
Ich selbst war bereits zwei Monate auf einer Weitwanderung unterwegs und habe immer wieder berichtet, dass ich für mich selbst keine besonderen Erkenntnisse gewonnen habe. Nach dem Lesen dieses Buches bin ich überzeugt: ich habe nicht richtig hingehört. Die Erzählungen des Autors haben mich teilweise in meine Erlebnisse zurückversetzt und plötzlich habe ich Dinge erkannt, worauf mir am Weg selbst – vermutlich vor allem durch die körperliche Anstrengung – die Sicht versperrt war.
Nach dem Lesen dieses Buches ist mir völlig klar: „Ich muss wieder raus“. Danke, Roland Wiednig, für diese lehrreichen, spannenden Lesestunden.