Sehr interessant, aber die Auflösung hätte ich mir etwas anders gewünscht
Deutschland wird von einer Kältewelle noch nie gekannten Ausmaßes heimgesucht. Schon über Monate herrschen Temperaturen von an die -30° Celsius und das sorgt für allerhand Probleme. Immer mehr Menschen ...
Deutschland wird von einer Kältewelle noch nie gekannten Ausmaßes heimgesucht. Schon über Monate herrschen Temperaturen von an die -30° Celsius und das sorgt für allerhand Probleme. Immer mehr Menschen können sich die Energiekosten nicht mehr leisten und erfrieren, Menschen, die in Autos oder mit Zügen irgendwo stranden, erfrieren. Und erste Gebäude halten den Temperaturen ebenfalls nicht mehr stand und kollabieren. Doch was ist für diese Kältewelle verantwortlich? Der Klimawandel? Etwas Menschengemachtes? Dr. Jana Hollmer, eine Geophystikerin versucht all dem auf den Grund zu gehen – was alles andere als einfach ist.
Ich fand die Idee an sich mega. Ich meine, ich liebe bis heute den Film „The Day after tomorrow“ und finde die Vorstellung irgendwie erschreckend und faszinierend zugleich. Es ist halt mal wieder ein „Was wäre, wenn“-Spiel. Dass wir hier für derlei Rekordtemperaturen nicht gerüstet sind, sollte niemanden überraschen. Ich meine, die Bahn kriegt ja schon bei leichtem Schneefall Probleme und erst in diesem Winter (2023) gab es ja das Schneechaos in Bayern, das gezeigt hat, dass bei uns in dem Bereich einiges im Argen liegt.
So ist es auch in diesem Buch. Niemand war darauf vorbereitet und jetzt wird gleichermaßen nach einem Grund, also einem „Schuldigen“ gesucht, wie nach schnellen Methoden, diesen Zustand zu beenden, damit sich die Politiker als „Macher“ darstellen können.
Wie auch in „Dark Clouds“ gibt es auch in „White Zero“ viele Charaktere, denen man folgt und viele Ortswechsel. Allerdings fiel es mir dieses Mal etwas leichter, zu folgen. Trotzdem fragte man sich eine ganze Weile, wozu der ein oder andere Charaktere denn jetzt da war und warum man ihm oder ihr folgte, aber mich hielt dieses Buch trotzdem bei der Stange.
Ab und an kam ich an Jana heran, leider nicht immer. Besonders zu Beginn als das mit der Kaserne passiert und man die Geschichte ihres Hundes erfährt, fühlte ich mich ihr nahe. Ich konnte ihre Gefühle da sehr gut nachvollziehen und empfand sie als nahbar und im weitesten Sinne „normal“. Später verlor ich sie mehr und mehr, aber unsympathisch war sie mir zu keinem Zeitpunkt.
Fazit: Die Idee fand ich mega. Wir alle wissen ja, dass der Klimawandel stattfindet, versuchen das aber zu großen Teilen zu ignorieren, wenn wir denn können. Doch Extremwetterereignisse nehmen zu und machen uns das immer schwerer.
Ich fand die Darstellung der Extremkälte echt toll. Das wirkte realistisch auf mich, ebenso wie die Folgen. Die Überforderung war spürbar, ebenso wie die Hilflosigkeit und die Verzweiflung bei der Suche nach Antworten.
Jana war mir durchaus sympathisch, allerdings verlor sie bei mir zunehmend ihre Nahbarkeit. Anfangs war ich noch voll bei ihr, später nicht mehr, da blieb ich eher auf Distanz.
Was mich störte war zum einen Janas Lebensgefährte und dessen Grußkartensprüche – ich empfand ihn größtenteils als störend und seine Sprüche als nervig. Ja, er war stellenweise ein wichtiges Bindeglied, aber ansonsten nervte er mich nur. Da wäre stattdessen vielleicht ein nerdiger Assistent interessanter gewesen.
Und zum anderen, dass sich für mich einiges zu konstruiert anfühlte, auch bei der Auflösung. So gut mir gerade der Anfang und stellenweise auch der Mittelteil gefielen, so zeigte das Buch in meinen Augen gerade bei der Verknüpfung der vielen Sichtweisen erste Schwächen.
Eine andere Art Lösung hätte mir besser gefallen. Ich kann verstehen, warum diese Lösung gewählt wurde – der Autor erklärt es ja auch im Nachwort – aber ich hätte etwas anderes eindringlicher gefunden, weniger fantastisch und realistischer.
Da mich das Buch trotzdem gepackt hat, bekommt es von mir 4 Sterne.