Anmutig und poetisch
„Eine Bulldoggenameise krabbelt über einen Fluch.“ Wir befinden uns im Jahr 1936 am Hollow Wood Friedhof von Darwin, wo Molly Hook aufwächst. Der Fluch ist Teil der Inschrift des Grabes ihres Großvaters. ...
„Eine Bulldoggenameise krabbelt über einen Fluch.“ Wir befinden uns im Jahr 1936 am Hollow Wood Friedhof von Darwin, wo Molly Hook aufwächst. Der Fluch ist Teil der Inschrift des Grabes ihres Großvaters. Das Mädchen ist noch zu klein, um die ganze tragische Bedeutung des dicht gedrängten Textes zu verstehen und warum sich ihre Mutter genau hier für immer von ihr verabschiedet. Sechs Jahre später redet sie mit dem Himmel, nennt sich selbst das Totengräbermädchen und ihr zweitbester Freund ist eine dreckige Schaufel namens Bert.
Und wieder habe ich ein Buch von Trent Dalton verschlungen. In „Der ganze Himmel“ verschmelzen dieses Mal auf poetisch anmutige Art und Weise die Erinnerungen der jungen Molly mit der brutalen Realität zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Ihr Vater und Onkel sind die Totengräber von Darwin, Leichenfledderer und stadtbekannte Säufer. Als die Stadt evakuiert wird, befinden sie sich wieder auf einem Saufgelage. Molly, auf sich alleine gestellt, beschließt, den Toten ihre geraubten Schätze zurückzugeben. Der brutale Onkel erwischt sie dabei und lässt sie ihr eigenes Grab schaufeln. Der Luftangriff der Japaner verhindert das Schlimmste, zerfetzt aber ihren Vater, der sich im letzten Moment zwischen sie und seinen gnadenlosen Bruder stellt.
Molly flieht gemeinsam mit der saloppe Sprüche klopfenden Schauspielerin Greta Maze aus der Stadt. Und hier beginnt ein spannender Roadtrip durchs australische Outback. Das Totengräbermädchen sucht nach dem alten Zauberer, der ihre Familie verflucht hat. Ein trauriger japanischer Kampfpilot, der nicht mehr kämpfen will, fällt vom Himmel und direkt vor ihre Füße. Sie wandern entlang eines schmalen Grades. Auf der einen Seite die paradiesische Landschaft Australiens, auf der anderen wartet das abgrundtief Böse.
Wieder ein ergreifendes, philosophisches, realistisches, emotionales und humorvolles Werk voller Geheimnisse von Trent Dalton, dass man erst wieder aus der Hand legen kann, wenn das letzte Kapitel zu Ende ist.