Daheim und nicht zu Hause
Mit 47 Jahren endet für die Ich-Erzählerin das Leben mit Mann und Kind. Die Tochter ist flügge geworden und das Ehepaar hat sich zwar noch viel zu sagen, jedoch auf einer anderen Ebene. So zieht sie ans ...
Mit 47 Jahren endet für die Ich-Erzählerin das Leben mit Mann und Kind. Die Tochter ist flügge geworden und das Ehepaar hat sich zwar noch viel zu sagen, jedoch auf einer anderen Ebene. So zieht sie ans Meer, zu ihrem Bruder, um ihm in seinem Restaurant zu helfen. Mit ihrem Mann schreibt sie sich Briefe, von ihrer Tochter hört sie nur sporadisch. Sie findet Menschen im Ort die ihr wichtig sind, aber irgendwie auch nicht wirklich nahe. Der Schreibstil wirkt nüchtern und einfach, bewirkt dadurch jedoch eine gewisse Tristesse. Der Blick der Ich-Erzählerin geht oft zurück und nur selten in die Zukunft. Der Umzug wirkt, wie eine nicht geplante Flucht aus dem bisherigen Leben ohne die Vorstellung wie es anders sein könnte. Die neue Liebe, die sie findet, wirkt zufällig und nicht besonders leidenschaftlich, genau wie sie selbst. Ich mag den Schreibstil von Judith Hermann sehr gerne und auch das, was sie damit ausdrückt. Das Buch erinnert mich an ein Gemälde, dass auf den ersten Blick klar und einfach wirkt und bei dem man bei längerer Betrachtung immer mehr Details sieht. Worte die Stimmung erzeugen, ohne viel zu sagen. Wie schwarze Wolken, die aufziehen und in einem das Bedürfnis wecken tätig zu werden, alles zusammenzupacken und heimzugehen.