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Veröffentlicht am 31.12.2023

Das wahre Leben

Verfehlungen und Verbrechen
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Das wahre Leben schreibt immer die besten Geschichten. Dass da etwas dran ist, zeigt Ursula März mit diesem faszinierenden Büchlein mit vierzehn Episoden aus dem Alltag des Gerichts.

Sachlich auf den ...

Das wahre Leben schreibt immer die besten Geschichten. Dass da etwas dran ist, zeigt Ursula März mit diesem faszinierenden Büchlein mit vierzehn Episoden aus dem Alltag des Gerichts.

Sachlich auf den Punkt gebracht, schildert Autorin Ursula März, welche selbst Gerichtsreporterin ist, ganz unterschiedliche Mordprozesse und Tathergänge. Mit feinem Spürsinn sieht sie hinter die Fassade der Menschen im Saal, ergründet deren Motive, sucht Auslöser und Ziele einer jeden Missetat. Da gibt es überwiegend Menschen wie du und ich, Menschen, die unauffällig in der Nachbarschaft leben, denen man regelmäßig im Supermarkt begegnet und doch sitzen sie eines Tages auf der Anklagebank. Wie ist das passiert? Wie konnte es so weit kommen? Präzise beschreibt März vierzehn Beispiele, wie aus ganz „normalen“ Mitbürgern Straftäter werden, aus Gier, aus Berechnung, bisweilen durch reinen Zufall, der eine Reaktionskette auslöst. Jeder Fall für sich ist spannend und faszinierend, der Schreibstil passt perfekt zu dieser Art von Buch, in dem es um wahre Sachverhalte geht, welche teils informieren, teils verwundern, teils unterhalten.

Ein gelungener Mix aus Krimielementen, welchen wahre Begebenheiten zugrunde liegen, einzelne Episoden, die kurz und bündig dargestellt werden und dem Leser ermöglichen, auch einmal die Tätersicht einzunehmen, ohne etwas zu verharmlosen oder zu beschönigen. Wie geht es Anwälten und Richtern, was ist deren täglich Brot, was spielt sich Prozess um Prozess im Gerichtssaal ab? Einen Abriss an Antworten kann dieses Buch liefern und die Menschen hier draußen wahrlich zum Staunen bringen. Ich empfehle „Verfehlungen und Verbrechen“ sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 28.12.2023

Feine Bonbons

Träume aus Karamell
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Werther in Westfalen, 1909: Anna und ihr Bruder Fritz sind Waisen, auch die geliebte Großmutter lebt nicht mehr, aber – sie hat den beiden jungen Menschen ihr Haus vermacht, in dem viele liebe Erinnerungen ...

Werther in Westfalen, 1909: Anna und ihr Bruder Fritz sind Waisen, auch die geliebte Großmutter lebt nicht mehr, aber – sie hat den beiden jungen Menschen ihr Haus vermacht, in dem viele liebe Erinnerungen stecken, sowie der Duft nach Streuselkuchen. Als gelernter Zuckerbäcker fragt Fritz in Städtchen Werther bei der ansässigen Bonbonmanufaktur nach Arbeit und wird prompt samt seiner Schwester von Direktor Anton Leyen eingestellt. Gemeinsam wird experimentiert, wobei sich Anna und Anton näherkommen. Aber nicht alle sind mit dem jungen Glück und dem Erfolg der Bonbonproduktion einverstanden, wie boshafte Sabotageakte zeigen.

Aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt Luise Bastin diese süße Geschichte rund um die originalen Karamellbonbons, welche schon beim Lesen auf der Zunge schmelzen. Mit frischen Zutaten wie Butter, Sahne, Zucker und einer Prise Salz geht es fast ein wenig zu schnell mit der Entwicklung des Bonbons, das in der Sonne so zart schimmert wie Annas Haar und auch die Liebe zwischen Anna und Anton gleicht eher einer Explosion als einer zarten Annäherung. Dennoch liest sich der Roman angenehm und flüssig, eine Menge Themen der Zeit werden angeschnitten, darunter die vorherrschende Mode, Malerei, Literatur und nicht zuletzt die Rechte der Frau. Gut gezeichnete Charaktere sorgen für Lebendigkeit, insbesondere der zerstreute Direktor Anton und seine zielstrebige und durchaus resolute Arbeiterin und bald darauf Ehefrau Anna bringen Abwechslung und Kurzweil ins Geschehen.

Wie alles anfängt im deutschen Städtchen Werther, das beschreibt Autorin Luise Bastin in diesem ersten Band sehr schön. Die Leichtigkeit im Leben der Leyens nach einigen Rückschlägen währt allerdings nur kurz, denn der Erste Weltkrieg hat begonnen. Gerne empfehle ich diesen Auftakt der Bonbon-Saga weiter und warte gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 28.12.2023

Pentester

Zero Days
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Jacintha, genannt Jack, Cross und ihr Ehemann Gabriel Medway arbeiten gemeinsam als sogenannte Pentester. Während sich Jack um die physischen Belange kümmert, kontrolliert Gabe die digitale Seite. Eines ...

Jacintha, genannt Jack, Cross und ihr Ehemann Gabriel Medway arbeiten gemeinsam als sogenannte Pentester. Während sich Jack um die physischen Belange kümmert, kontrolliert Gabe die digitale Seite. Eines Abends läuft der Test aus dem Ruder, Jack wird verhaftet und als sie mitten in der Nacht heimkommt, findet sie ihren Mann über seinen Computer gebeugt vor – mit durchtrennter Kehle. Kaum meldet Jack den Mord unter 999, wird sie auch schon als Täterin verdächtigt. Um ihre Unschuld zu beweisen, beginnt sie eine gefährliche Suche nach dem wahren Mörder.

Eine aufregende Reise in die Welt der Technik bietet Ruth Ware mit diesem spannenden Thriller. Ein Mord, dessen Motiv nicht klar ist und bei dem die Polizei aufgrund von Indizien die Ehefrau festsetzen möchte, sorgt bei ebendieser für einen Adrenalinschub. Jack verschwindet von der Bildfläche und unternimmt einen waghalsigen Trip im Alleingang, denn schon bald muss sie feststellen, dass sie kaum jemandem trauen kann. Mit interessanten Details zum Thema Internet und Sicherheit kann Ruth Ware hier ebenso punkten wie mit einem flotten Schreibstil. Auch wenn das Katz- und Mausspiel zwischen Polizei und Jack sich mehrfach wiederholt, so bleibt die Sache doch spannend und überrascht am Ende mit einer Neuigkeit, die auch Jack verblüfft. Nicht immer zu hundert Prozent glaubwürdig, aber doch fesselnd und inhaltlich interessant, was die Kontrolle über das weltweite Netz betrifft.

Dies ist mein erstes Buch von Ruth Ware und es hat mir sehr gut gefallen, weshalb ich gerne fünf Sterne vergebe und eine Leseempfehlung ausspreche.

Veröffentlicht am 28.12.2023

Niemals aufgeben

Die Brotbäckerin
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„Niemals aufgeben“, das ist das Motto der beiden Schwestern Elisabeth und Anna, als sie nach dem Tod der Mutter auch noch den Vater infolge eines Unfalles verlieren und als Frauen im Jahre 1810 die Bäckerei ...

„Niemals aufgeben“, das ist das Motto der beiden Schwestern Elisabeth und Anna, als sie nach dem Tod der Mutter auch noch den Vater infolge eines Unfalles verlieren und als Frauen im Jahre 1810 die Bäckerei aus dem Familienbesitz nicht behalten dürfen. Ein berechnender, schleimiger Konkurrent kauft den jungen Damen das Geschäft ab, indem er mit einem hinterhältigen Angebot lockt. Anna scheint sich anfangs in ihr Schicksal zu fügen, aber Liesi setzt von Beginn an alles daran, auch weiterhin Brot backen zu dürfen, denn das Handwerk hat sie von Grund auf von ihrem Vater erlernt.

Einem Märchen gleich mutet diese bewegende Erzählung an, es gibt Fortschritte und Rückschläge, Bedingungen, die kaum erfüllbar scheinen. Warmherzig und mit Liebe zum Detail erweckt Nadja Raiser eine glaubwürdige Geschichte zum Leben, welche neben erfundenen Elementen auch historische Begebenheiten und Persönlichkeiten beinhaltet und beides geschickt verwebt. Liesi und Anna, sowie sämtliche andere Figuren hat man schnell ganz plastisch vor Augen, die Tätigkeiten in der Backstube kennt man am Ende des Buches fast so gut wie die passionierte Bäckerin selbst. Mehlstaub und der Duft knusprigen Brotes sind zwischen den Zeilen merkbar, die Angst um den Betrieb und die Zukunft für die Schwestern sowieso. Gesellschaftliche Zwänge der Zeit hemmen heimliche Träume und ersticken jede neue Idee sogleich im Keim. Gibt es gute Feen nur im Märchen oder hält das Schicksal auch für Liesi und Anna ein Quäntchen Glück bereit?

Obgleich sich manches wiederholt und einzelne Figuren sich selbst allzu lange im Wege stehen, so ist die Handlung durchaus realistisch angesiedelt und sorgt für gute Unterhaltung. Für mich ist es ein neues Märchen, das gut zur besinnlichen Weihnachtszeit passt und welches ich daher gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Erste Einblicke

Töchter des Aufbruchs
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Elsaß-Lothringen, 1910: Pauline übernimmt das Mädchenpensionat in Diedenhofen an der Mosel und damit die schwierige Aufgabe, die jungen Damen nach einem strikten Lehrplan zu unterrichten und sie dennoch ...

Elsaß-Lothringen, 1910: Pauline übernimmt das Mädchenpensionat in Diedenhofen an der Mosel und damit die schwierige Aufgabe, die jungen Damen nach einem strikten Lehrplan zu unterrichten und sie dennoch zu selbständigen Frauen mit eigenem Gedankengut zu erziehen. Keinesfalls sollen aus ihren Schützlingen unterwürfige Anhängsel ihrer späteren Ehemänner werden. Zudem zwar dezent, aber stets modisch gekleidet, ist Pauline so manchem Einwohner hier im deutsch-französischen Grenzgebiet ein Dorn im Auge, die Gerüchte werden ordentlich befeuert, als ein Fremder als Gärtner eingestellt wird und Suzette, eine neue Schülerin im Institut, plötzlich verschwindet.

Voller Charme mit einigen Einsprengseln in Französisch und fränkischem Platt (Erklärungen ergeben sich direkt aus dem Text bzw. am Ende des Buches im Glossar) erzählt Marie Pierre diese erste Geschichte rund um das Pensionat an der Mosel, intensive Recherche begründet interessante Informationen zu politischen und gesellschaftlichen Hintergründen. Und natürlich steckt viel Liebe im Detail, wie man an den Figuren, deren Kleidung oder den typischen Gerichten erkennen kann, welche nicht nur Köchin Lisbeth stets auf den Tisch zaubert. Neben gesellschaftlichen Konventionen und den damals üblichen Vorstellungen des Frauenbildes kommt auch das Militär nicht zu kurz und wird akkurat beschrieben. Der preußische Hauptmann Erich von Pliesnitz ist ein würdiger Vertreter seines Standes und sorgt für Unterstützung, wo man sie von ihm im ersten Moment gar nicht erwartet. Hinreißende Beschreibungen der Gegend mit Mirabellenbäumen und kühler, würziger Nachtluft, kulinarische Besonderheiten wie Bergamottes de Nancy, hochrädrige Kinderwagen und Pferdefuhrwerke, Kopfsteinpflaster und rauchende Lokomotiven versetzen den Leser mit all seinen Sinnen zurück in diese längst vergangene Zeit, welche so lebendig und realistisch dargestellt wird, als würde gerade alles direkt rund um uns passieren. So fällt es von den ersten Worten an leicht, mit Pauline und ihren Zöglingen, Hauptmann Pliesnitz und einem undurchschaubaren Gärtner mitzufiebern, als Suzette verschwindet. Bestens charakterisiert und vorstellbar ist jede einzelne Figur, mit Akribie und Leichtigkeit gleichermaßen entwirft Marie Pierre ihre Szenen, die den Leser berühren und anhalten mitzurätseln. Gedanken und Gefühle aller Personen kann man richtiggehend spüren, wenn man den Zeilen folgt, sodass jeder Blickwinkel authentisch und nachvollziehbar ist.

Es ist nicht einfach, Worte zu finden für ein Buch, welches von der anfänglichen Figurenübersicht über die Handlung selbst bis hin zum reichhaltigen Glossar und Nachwort vollends überzeugt und einen hervorragenden Einblick gewährt in die geschichtsbehaftete Zerrissenheit der Gegend an der Mosel. Kurzum: ich bin begeistert und empfehle diesen Reihenauftakt sehr gerne weiter!

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