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Martinchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2024

Spiel mit Klischees

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Im Prolog zählt die Literaturagentin Nora alle Klischees auf, die in diesem Genre zu erwarten sind: junge, attraktive Sie verliert Partner, den Job, die Wohnung oder eine Kombination daraus, flüchtet an ...

Im Prolog zählt die Literaturagentin Nora alle Klischees auf, die in diesem Genre zu erwarten sind: junge, attraktive Sie verliert Partner, den Job, die Wohnung oder eine Kombination daraus, flüchtet an einen entfernten Ort, meist mit Erinnerungen oder Familienangehörigen verbunden, und findet dort ein neues Glück in einem (anderen) Beruf und endlich Mr. Right.

Emily Henry versteht es ausgezeichnet, mit diesen Klischees zu spielen, die in ihrem Roman Variationen aufweisen. Ihre Charaktere sind lebendig und authentisch beschrieben. Die toughe Literaturagentin Nora, sehr erfolgreich in ihrem Job, liebt ihre Schwester Libby über alles. Ein Leben außerhalb New Yorks kann Nora sich nicht vorstellen. Ihr Gegenüber ist der Lektor Charlie, der Bücher ebenso liebt wie Nora.
Der Schreibstil ist locker-leicht und sehr bildhaft. Einige Szenen sind urkomisch, auch wenn die Protagonisten dies in der Situation nicht unbedingt so sehen würden. Köstlich ist der Schlagabtausch zwischen Nora und Charlie, eine schöne Art zu flirten, die auch zeigt, wie gut sie sich verstehen. Emily Henry erklärt im Verlauf der Geschichte die Beweggründe ihrer Charaktere, die die gedachten Erwartungshaltungen der anderen erfüllen wollen, unabhängig von ihren eigenen Wünschen – und damit nicht immer richtig liegen. Dadurch bleibt der Roman spannend, am Ende wird eine gute Lösung gefunden.

Das Cover ist sehr verspielt und passt perfekt zum Inhalt.

Fazit: ein äußerst unterhaltsamer Roman

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Spannende Kriminalfälle aus Görlitz

Görlitzer Goldbroiler
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Sechs wahre Kriminalgeschichten aus der Neißestadt hat Eveline Schulze in ihrem neuen Band vereint. Dabei handelt es sich um wahre Fälle, bei denen die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden. Die Opfer ...

Sechs wahre Kriminalgeschichten aus der Neißestadt hat Eveline Schulze in ihrem neuen Band vereint. Dabei handelt es sich um wahre Fälle, bei denen die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden. Die Opfer sind übrigens in allen Fällen Frauen.

Eveline Schulze, Jahrgang 1950, hat Journalistik studiert. Sie war bei der Kriminalpolizei Görlitz tätig. Seit ihrem ersten Buch, das 2007 erschienen ist, hat sie weitere Sammlungen authentischer Kriminalfälle vorgelegt. Reiseunternehmen folgen den Spuren der Autorin und besuchen die von ihr behandelten Tatorte in der Neißestadt, wo man sie die „Miss Marple von Görlitz“ nennt. (Klappentext)

Packend erzählen kann Eveline Schulze, ohne Frage. Mit dem ersten Satz jedes Falles werden die Szenerien lebendig. Der Leser erfährt viel über das Leben in der DDR, auch die Leben ihrer Täter und Opfer werden detailliert erzählt, die Beweggründe werden deutlich, was nicht heißt, dass hier Verständnis geweckt werden soll, ganz im Gegenteil. Die Autorin bleibt neutral und sachlich und wahrt so eine gewisse Distanz zum Geschehen, sei es bei dem im Klappentext genannten Verbrechen oder bei den nahezu unerträglichen Beschreibungen des Martyriums der kleinen Nadine, deren Vergehen darin besteht, dass sie ihrem Vater ähnlich sieht.
In den letzten beiden Fällen verliert sie diese Distanz jedoch etwas, was den dazugehörigen Zeitungsberichten geschuldet ist, die tatsächlich sehr speziell sind.

Der Titel bezieht sich auf die erste Geschichte, das Cover passt in meinen Augen nicht zum Inhalt.

Fazit: spannend und unterhaltsam erzählt

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine berührende Erzählung über den Glauben - anders als erwartet

Deine Spuren im Schnee
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Stefan begegnet Lenya in der Bibliothek – bei ihm ist es Liebe auf den ersten Blick. Der Atheist und die Christin werden ein Paar, obwohl es ihnen nicht leicht gemacht wird, denn Lenyas Umfeld glaubt nicht ...

Stefan begegnet Lenya in der Bibliothek – bei ihm ist es Liebe auf den ersten Blick. Der Atheist und die Christin werden ein Paar, obwohl es ihnen nicht leicht gemacht wird, denn Lenyas Umfeld glaubt nicht an eine Zukunft für die beiden. Als Lenya in eine tiefe Krise stürzt, beschließt Stefan, für sie die Schönheit des Glaubens wiederzufinden.

Titus Müller studierte Literatur, Mittelalterliche Geschichte, Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Er gründete die Literaturzeitschrift „Federwelt“ , ist Mitglied des PEN-Clubs und hat diverse Auszeichnungen erhalten.

Das Cover mit der jungen Frau im roten Mantel vor dem schneebedeckten Wald zog mich sofort an. Ich habe von Titus Müller bereits einige Titel mit Begeisterung gelesen. Mit seiner neuen Erzählung hat er es mir nicht so leicht gemacht.

Titus Müller lässt überwiegend Stefan die Geschichte erzählen, Lenyas Perspektive erfahren wir zumeist aus den Dialogen, bevor sie selbst auch zu Wort kommt. Vieles bleibt ungesagt und unerzählt. Dem Leser/der Leserin bleibt viel Spielraum für die eigene Fantasie und eigene Gedanken. Ich hätte schon gern an der einen oder anderen Stelle etwas mehr erfahren.

In dieser 154 Seiten langen Erzählung sind so viele schöne Gedanken und Überlegungen enthalten, insbesondere die, die sich Stefan über Gott macht.

Fazit: berührend und gehaltvoll

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Die Olympiade in Berlin und ein perfider Plan

Aktion Phoenix
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Christian Herzog lässt seinen Roman im Jahr 1936 in Berlin spielen. Die Eröffnung der Olympischen Spiele steht unmittelbar bevor. Die Reichshauptstadt will sich als glamourös und weltoffen präsentieren. ...

Christian Herzog lässt seinen Roman im Jahr 1936 in Berlin spielen. Die Eröffnung der Olympischen Spiele steht unmittelbar bevor. Die Reichshauptstadt will sich als glamourös und weltoffen präsentieren. Um diesen Eindruck zu vermitteln, hat Hermann Schmidt vom Propagandaministerium (kurz Promi genannt) die Aufgabe, eine Truppe hasserfüllter Schläger und eine Widerstandsgruppe ruhig zu halten. Sollte er diese Aufgabe gut meistern, winkt ihm ein Karrieresprung – nicht zuletzt wegen seines Schwiegervaters. In einem zweiten Erzählstrang deckt der Zeppelin-Steward Georg Finkbeiner ein schreckliches Geheimnis auf, das die Fahrt des Luftschiffes „Hindenburg“ zur Eröffnungsfeier betrifft.

Christian Herzog ist das Pseudonym von Ralf H. Dorweiler, Jahrgang 1973, der als Redakteur für eine große Tageszeitung arbeitete und nebenberuflich Kriminalromane veröffentlichte. Seine historische Romane sind sehr erfolgreich und ermöglichen ihm, ausschließlich als Schriftsteller tätig zu sein.

Das Thema dieses Romans ist die Frage, „wie autoritäre Staaten die Menschen mit Mitteln der Propaganda beeinflussen. Eine Thematik, die auch im 21. Jahrhundert von brisanter Aktualität ist.“ Insbesondere diese beiden Sätze haben mich davon überzeugt, das Buch lesen zu wollen.

Christian Herzog schreibt einen flüssig zu lesenden und bildhaften Stil. Viele Szenen entstanden sofort vor meinem geistigen Auge. Seine Protagonisten sind lebendig und authentisch beschrieben. Insbesondere die Kunststudentin Anna Kollmann steht für den Widerstand, wobei sie sich der Gefahr jederzeit bewusst ist. Hermann Schmidt, der sich in Anna verliebt, wird absolut glaubhaft in seiner Verunsicherung, sowohl was diese Affäre betrifft als auch beruflich, hin- und hergerissen zwischen seiner Frau und seinem wohlmeinenden Schwiegervater und seiner Schwester, die einen Juden geheiratet hat und in die USA ausgewandert ist. Hermann Schmidt fühlt sich nicht wohl in seiner Rolle und das spürt der Leser an vielen Stellen.

Der Erzählstrang um Georg Finkbeiner und die anderen Mitarbeiter auf der „Hindenburg“ ist sehr realistisch beschrieben. Georg will eigentlich nur als Steward arbeiten, sein großer Traum und findet sich dann in einer Rolle wieder, die ihm eigentlich etwas zu groß ist, die er jedoch wunderbar und glaubwürdig meistert.

Viele weitere Figuren tauchen auf, die teilweise eher Nebenrollen spielen und authentisch beschrieben sind. Das gilt auch für die historischen Persönlichkeiten, soweit ich das beurteilen kann.

Die Geschichte ist gut aufgebaut und auch das Ende nachvollziehbar, auch wenn ich gerne etwas mehr über Hermann Schmidts weitere Zukunft erfahren hätte. Insbesondere die Idee mit der Namensgleichheit der Aktion hat mir sehr gut gefallen.

Dennoch bin ich mit dem Roman nicht so recht warm geworden, wobei ich nicht begründen kann, woran das liegt. Vielleicht einfach daran, dass mich der perfide Plan, der zwar rein fiktiv war, aber durchaus im Rahmen des Möglichen lag, erschüttert hat, insbesondere vor dem Hintergrund der heutigen technischen Möglichkeiten.

Fazit: ein spannender Roman mit aktuellen Bezügen.

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Fesselnd geschrieben

Die Rosenkranzmorde
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Die Rechtsmedizinerin Dr. Mara Sheridan zieht nach einem Schicksalsschlag zurück in ihr Heimatdorf, in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter. Nach ihrer Ankunft wird sie sofort zu einem Todesfall gerufen. ...

Die Rechtsmedizinerin Dr. Mara Sheridan zieht nach einem Schicksalsschlag zurück in ihr Heimatdorf, in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter. Nach ihrer Ankunft wird sie sofort zu einem Todesfall gerufen. Ein Mönch wird unter merkwürdigen Umständen tot in seiner Zelle gefunden. Es gibt weitere Todesfälle, gemeinsames Merkmal sind die an den Tatorten hinterlassenen Rosenkränze. Worin aber besteht die Verbindung?

Mit einem flüssigen Schreibstil und kurzen Kapiteln versteht es Martina Kurfürst, ihre Leser zu fesseln. Ihre Protagonisten, neben Mara sind das vor allem Kriminalhauptkommissar Alexander Peters und sein Kollege Christian Escher, sind ausgesprochen sympathisch. Alle, auch die weiteren Charaktere sind lebendig und detailliert beschrieben. Im Vordergrund steht die Lösung des Falls, aber auch das Privatleben der beiden Kollegen spielt eine Rolle.
Die Ermittler treibt vor allem die Frage nach der Verbindung zwischen den Opfern um, die sie lange Zeit nicht herstellen können. Mara, die ja noch neu in der Truppe ist, macht sich ihre eigenen Gedanken und geht selbständig einige Spuren nach. Dabei bringt sie sich in Gefahr, kommt der Lösung jedoch näher. Kurz vor der Auflösung wird es etwas unübersichtlicher, da die Autorin einige Personen einführt, die vorher keine Rolle spielten. Insgesamt ist am Ende jedoch alles nachvollziehbar gelöst.

Fazit: ein spannender und lesenswerter Krimi

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