»Ist es mal wieder so weit?«, fragt der Postbote, als er Riitta ein großes Paket überreicht. »Nähst du wieder?« Das ganze Jahr über freut Riitta sich auf diese eine Woche im Sommer, wenn Phil nach Finnland kommt, um mit ihr auf dem Tangofestival in Seinäjoki zu tanzen. In der Zwischenzeit führt sie ein ruhiges Leben in ihrem Holzhaus mit Sauna, fährt mit dem Boot zum Angeln raus auf den Inarisee oder gärtnert. Über die Vergangenheit und ihre frühere Liebe sprechen Phil und sie nie, so lautet die Abmachung. Doch in diesem Jahr zögert Riitta, ein neues Kleid zu nähen - sie hat das Gefühl, dass Phil nicht kommen wird. Kurzerhand beschließt Riitta, zum ersten Mal seit siebenundzwanzig Jahren in ihre einstige Heimat zurückzukehren, um Phil in Süddeutschland zu besuchen. Der allerdings lädt zur selben Zeit seine Tochter Johanna und seine Enkelin Leni ein, ihn nach Finnland zu begleiten - er wolle ihnen das Land zeigen, das er so liebe. Werden Riitta und Phil einander verpassen und damit ihre möglicherweise letzte Chance, die Vergangenheit aufzuarbeiten?
Riitta lebt ein zurückgezogenes Leben in ihrem kleinen Haus am Inari See, hoch im Norden von Finnland. Nur einmal im Jahr geht sie aus. Dann für eine ganze Woche. Beim finnischen Tangofestival. Dort trifft ...
Riitta lebt ein zurückgezogenes Leben in ihrem kleinen Haus am Inari See, hoch im Norden von Finnland. Nur einmal im Jahr geht sie aus. Dann für eine ganze Woche. Beim finnischen Tangofestival. Dort trifft sie sich mit Phil aus Süddeutschland. Eine Woche lang genießen Sie die Mitternachtssonne, den Tango und die Liebe. Dann geht Phil zurück zu seiner Familie und Riitta zurück an den See. Über ihre Vergangenheit sprechen Sie nicht. Die ist lange her, damals war Riitta die Schülerin von Phil und sie verband eine große Leidenschaft....
Doch dann stirbt Phils Frau und er macht sich mit seiner ältesten Tochter und seiner Enkelin auf in den hohen Norden. Während Riitta sich zwar Gedanken macht, am liebsten aber alles so lassen würde, wie es ist.
Mit viel Empathie für ihre Figuren, mit Tiefgang und mit vielen kleinen Geschichten über das Leben im Norden hat die Autorin Hiltrud Baier hier einen unterhaltsamen und berührenden Roman geschrieben. Manches bleibt ein wenig an der Oberfläche, aber die Hauptgeschichte ist schlüssig und alles andere als alltäglich. Auch wenn neugierige Leser:innen wahrscheinlich irgendwann das Familiengeheimnis erraten können... Aber lest selbst!
Phil und Riitta, jedes Jahr verbringen sie genau eine Woche miteinander, und zwar beim Tangofestival in Seinäjoki. Den Rest des Jahres verbringt sie ein ruhiges Leben in Lappland und er ist Direktor einer ...
Phil und Riitta, jedes Jahr verbringen sie genau eine Woche miteinander, und zwar beim Tangofestival in Seinäjoki. Den Rest des Jahres verbringt sie ein ruhiges Leben in Lappland und er ist Direktor einer Volkshochschule in Nürtingen, mittlerweile allerdings in Rente. Über die Vergangenheit und ihre frühere Liebe schweigen sie sich aus, so ist ihre Abmachung. Sie genießen einfach die Zweisamkeit beim Tanzen.
Doch in diesem Sommer ist alles anders. Riitta ist unruhig, sie hat sich zwar schon Stoff für ein neues Kleid bestellt, sie ist aber nicht sicher, ob Phil auch wirklich kommen wird. Sie hat von dem Tod seiner Frau gehört und macht sich Sorgen um ihn. Kurzerhand fliegt sie nach Stuttgart.
Phil hingegen freut sich das ganze Jahr auf diese eine Woche in Finnland. Seine Herzrythmusstörungen hat er mit Tabletten in den Griff bekommen und nun würde er gerne seine Tochter Johanna und seine Enkelin Leni auf einen Besuch nach Finnland mitnehmen. Dafür gibt es Gründe, die aber zunächst einmal im Dunkeln bleiben. Mit dem alten Ducato machen sie sich auf den langen Weg.
Die Perspektive wechselt zwischen den Hauptpersonen hin und her. Da sind aber nicht nur Phil und Riitta, da ist auch Johanna mit ihrer kleinen Tochter Leni. Johanna ist Journalistin ohne feste Anstellung und hat daher die Zeit, ihren Vater auf die Reise zu begleiten. Ihr ist lange nicht klar, warum ihr Vater ihr unbedingt Finnland zeigen will, zumal er sich, als sie erstmal angekommen sind, auch nicht wirklich auszukennen scheint.
Also, viele Fragezeichen, die sich erst im Verlauf des Buches lösen. Aber wie es scheint, wächst mit zunehmendem Alter auch die Weisheit und Einsicht in die Fehler der Vergangenheit, auch wenn es dafür manchmal eines plötzlichen Krankheitsschlages und eines kleinen Mädchens bedarf, die unvoreingenommen an Neues herangeht.
Das Buch liest sich gut und flüssig, ich habe mich im letzten Teil des Buches über Youtube von finnischer Tangomusik begleiten lassen, das passte gut und man konnte wunderbar in die Handlung eintauchen.
Tanze mit mir in den Morgen
Tanze mit mir in das Glück
In deinen Armen zu träumen
Ist so schön bei verliebter Musik
Jedes Jahr im Sommer ist es Zeit für ein neues Kleid und Riitta ist voller Vorfreude ...
Tanze mit mir in den Morgen
Tanze mit mir in das Glück
In deinen Armen zu träumen
Ist so schön bei verliebter Musik
Jedes Jahr im Sommer ist es Zeit für ein neues Kleid und Riitta ist voller Vorfreude auf das Tangofestival, bedeutet es doch, dass sie Phil wiedersieht und in seinen Armen zu den Klängen des Tangos über die Tanzfläche schweben kann. Aber Riitta hat eine dunkle Vorahnung, die sie ausbremst. Ihr Unterbewusstein hält sie davon ab, den schönen Stoff zu einem wundervollen Kleid zusammenzunähen.. Riiitta packt kurzerhand ihre Tasche und reist nach Deutschland. Eine Reise, die sie so eigentlich nie wieder unternehmen wollte, denn die Erinnerungen sind zu schmerzhaft. Sie ahnt nicht, dass Phil bereits mit seiner Tochter und Enkelin auf dem Weg nach Finnland ist, um beiden nicht nur die Schönheit dieses Landes zu zeigen. Ob Phil und Riitta dieses Jahr gemeinsam in das Glück tanzen ?
Bisher habe ich noch keinen Roman aus der Feder von Hiltrud Baier gelesen und mich neugierig auf "Tangosommer" gestürzt. Schon nach wenigen Seiten habe ich mich in einer gefühlvollen und sehr melancholischen Geschichte wiedergefunden, die alle Merkmale eines Tangos in sich vereint. Baier schafft es nämlich, die Eigenschaften dieses ausdrucksstarken Tanzes ihren Charakteren auf den Leib zu schneidern und die Hingabe zum jeweils Anderen die Leser:innen spüren zu lassen.
Die Autorin erzählt von einer großen unerfüllten Liebe, von alten Wunden, die nie ganz verheilt sind und von Erinnerungen, die immer wieder durch die Hoffnung auf ein bisschen Glück am Leben gehalten werden. Riitta scheint das ganz Jahr über in einem Schneckenhaus zu leben und blüht nur in dieser einen Woche so richtig auf, in der sie gemeinsam mit Phil das Glück genießen kann.
Auch wenn Phil in Deutschland eine Familie gegründet hat, kommt er doch von Riitta nicht los. Sein Herz schlägt sogar ausser Takt, weil er die Vergangenheit nicht los lassen kann. Seine Gefühle für Riitta hat er über all die Jahre nicht unterdrücken können.
Auch Johanna lernt mit der Reise nach Finnland sich selbst kenne und mit dem Gang in die Sauna fällt der Ballast von ihr ab. Sie ist endlich bei sich selbst angekommen und lauf ihre innere Stimme zu hören, darauf zu achten und mit unvorhergesehen Ereignissen umzugehen.
Im Verlauf der Handlung öffnen sich die Figuren immer mehr, geben einen Einblick in ihre Gefühls- & Gedankenwelt frei, der sehr intim ist und sie verletzlich und zugleich nahbar macht. Es gelingt Baier, die unterschiedlichen Verhaltensweisen so darzustellen, dass die Leser;innen gewisse Entscheidungen nachvollziehen und verstehen können. Manches muss man nicht gut heißen, aber für die jeweils betroffene Person ist eben jener Schritt genau richtig gewesen. Letztendlich wächst zusammen, was zusammen gehört und die Schreibende lässt aus den einzelnen Lebensgeschichten einen bunten Quilt entstehen, der farbenfroh und zugleich voller unterschiedlicher (Lebens-)Verläufe ist.
Der finnische Tango kommt mir eindeutig zu kurz und ich hätte gerne mehr darüber gelesen. Ansonsten eine wirklich stimmige Geschichte, der ich sehe gerne 4 Sternchen gebe.
Ich liebe das Cover und den Titel "Tangosommer". Meine Erwartung war eine leichte Sommergeschichte in Finnland, dies hat sich so nicht bestätigt. Viel mehr geht es um eine Familiengeschichte und die Aufarbeitung ...
Ich liebe das Cover und den Titel "Tangosommer". Meine Erwartung war eine leichte Sommergeschichte in Finnland, dies hat sich so nicht bestätigt. Viel mehr geht es um eine Familiengeschichte und die Aufarbeitung dieser.
Der flüssige Schreibstil ist angenehm. Ich habe Riittas Leben in Finnland gerne mitverfolgt und auch Phil ist sehr sympathisch. Die Liebe zwischen den beiden konnte ich sogar zwischen den Zeilen lesen. Mit Johanna wurde ich nicht so warm, dies hat mein Lesevergüngen aber nicht gestört.
Am meisten haben mir die Beschreibungen der Landschaft von Lappland gefallen. Man merkt, dass die Autorin dorthin ausgewandert ist. Ich kann gut verstehen, wieso Riitta die wunderschöne Natur und die Ruhe dem Stadtleben vorzieht.
Die Reise von Phil, Johanna und Leni nach Lappland hat mir gut gefallen und hat bei mir Sommergefühle geweckt. Durch die traurige Familiengeschichte war die Stimmung aber durchgehend bedrückend. Und trotzdem hat es mir leider an Tiefgründigkeit gefehlt. Die Gefühle konnte ich nicht nachempfinden und war nicht gefesselt. Ich hätte mir auch mehr Tiefe bei den Erzählungen der Vergangenheit von Ritta und Phil gewünscht.
Dennoch ist es ein schöner Sommerroman, der zum Reisen nach Finnland anregt.