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Veröffentlicht am 29.12.2023

Bewegende Geschichte einer jungen Frau

Der Geschmack meiner Jugend
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„...Eine Kirche, ein Spielplatz, einundsiebzig Straßenlaternen, knapp zweihundert Einwohner. Die Elbe nicht weit. Die Highlights: Zwei Bushaltestellen, die Freiwillige Feuerwehr, eine Kegelbahn...“

So ...

„...Eine Kirche, ein Spielplatz, einundsiebzig Straßenlaternen, knapp zweihundert Einwohner. Die Elbe nicht weit. Die Highlights: Zwei Bushaltestellen, die Freiwillige Feuerwehr, eine Kegelbahn...“

So beschreibt die Ich-Erzählerin den Ort Hinterelbe in Sachsen-Anhalt, in dem sie aufgewachsen ist. Die Einleitung zeigt: Es gibt Stellen im Buch, da ist der Schriftstil spartanisch, kurz und prägnant. Das sind häufig besonders wichtige Stellen. Ansonsten lebt das Buch von einer Menge an Emotionen. Ab und an blitzt ein sehr trockener Humor auf.
Im Buch erzählt Malina von ihrer Kindheit und Jugend. Ihre Eltern waren 1992 aus den Westen in das kleine Dorf gezogen. Malina war Außenseiterin. Das lag schon darin, dass sich ihr Wortschatz von dem der Einheimischen häufig unterschied. Was für sie eine Bücherei war, war für andere eine Bibliothek, um ein Beispiel herauszugreifen. Ihre Eltern wiederum gaben sich keine Mühe, im Dorf dazu zu gehören.

„...Nicht einmal in den Heimatverein traten sie ein und da hatte man natürlich gleich verloren. Ohne eine umfangreiche Art von Beteiligung am Dorfgeschehen geht gar nichts...“

Die Grundschulzeit wird sehr lebendig beschrieben. Es gibt Probleme, aber auch viele Glücksmomenten. Malina ist unangepasst, kommt jedoch zurecht. Obwohl sie in der Schule gern träumt, schafft sie den Übergang zum Gymnasium. Das aber bedeutete, dass sie nicht mehr mit ihrer besten Freundin die gleiche Schule besuchte.
An ihrem dreizehnten Geburtstag teilt ihr der Vater per Brief mit, dass er die Familie verlassen wird. Für Marina ist das ein Schock. Und er hinterlässt Spuren, die sie über Jahre begleiten werden. Wenig später formuliert sie, was sie selbst will:

„...Ich wollte eine Leben voller Widerstände, voller Ecken und Kanten, an denen man sich ständig die Birne anhaute, hinfiel, Narben behielt, aber doch immer wieder aufstehen und weitermachen konnte, weil man brannte für starke Emotionen...“

Sie probiert eine Menge aus, was die Jugendkultur der Zeit so bietet. Liebesbeziehungen zu Jungen allerdings sind kein Thema. Mit dem neuen Freund ihrer Mutter kommt sie nicht klar. Sie sieht, wie sich ihre starke Mutter in der Beziehung verändert. Das kann und will sie nicht nachvollziehen. Dass sie selbst nach der Trennung der Eltern psychische Probleme hat, ist ihr nicht bewusst.
Dann lernt sie einen Jungen kennen. Er gibt ihr wieder Lebensmut. Doch die Beziehung wird toxisch. Sie kann nicht mit ihm und nicht ohne ihn. Es folgen depressive Phasen. Es sollte lange dauern, bis sie sich lösen und ein selbstbestimmtes Leben führt kann.
Der Epilog ist ein Kapitel der Hoffnung und des Neuanfangs.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht in die Tiefe und zeigt, welche Folgen das Verhalten Erwachsener für Kinder haben kann.

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Ein etwas anderes Sachbuch

Gib dem Tiger Daten
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„…Die zentrale These dieses Buches ist, dass der Weg zum datenbetriebenen Unternehmen eine lange Reise ist, auf die ich Sie anhand einer lebendigen Geschichte anschaulich und beispielhaft mitnehmen möchte...“

Diese ...

„…Die zentrale These dieses Buches ist, dass der Weg zum datenbetriebenen Unternehmen eine lange Reise ist, auf die ich Sie anhand einer lebendigen Geschichte anschaulich und beispielhaft mitnehmen möchte...“

Diese Zeilen finden sich im Vorwort des Buches. Als Leser weiß ich nun, was ich zu erwarten habe. Eingebettet in eine Fabel werden die einzelnen Schritte, die zur Datennutzung und deren Anwendung führen, dargelegt.
Die Geschichte lässt sich gut lesen. Es wird jeweils zuerst das Ereignis im Tierreich geschildert, bevor die Schlussfolgerung für die Umsetzung in einem Betrieb erfolgt.
Den Dschungel durchdringen ungewöhnliche Geräusche. Der Gorilla macht sich mit seinem ältesten Sohn auf den Weg, um die Quelle der Störung zu finden. Dabei erklärt er ihm:

„...Kein Geschöpf ist von Natur aus böse. Wir alle streben nur danach, unseren Lebensraum und unsere Art zu erhalten und genug Futter zu finden. Und jeder hat seinen Weg gefunden, dieses Ziel zu erreichen...“

Dann aber treffen die beiden auf Menschen. Und die setzen ihrem Leben ein Ende. Das geschehen rüttelt die anderen Tiere auf. Sie kommen zu einer Konferenz zusammen und beschließen, Informationen zu sammeln. Nicht alle sind davon begeistert. Das Flusspferd meint:

„...Ich habe schon immer in meinem Fluss gelebt. Dort herrscht das Recht des Stärkeren, Und ich bin das größte und das stärkste Tier in meinem Fluss Da brauche ich keine Informationen und muss nicht flexibel sein...“

Wie das auf die Praxis zu übertragen ist, muss ich hier sicher nicht erwähnen. Nach und nach bauen die Tiere ihr Informationssystem aus. Dinge wie Datenvernetzung, Ethik, Datenschutz und Maskierung von Daten kommen dabei zur Sprache.
Schnell wird klar, dass ihnen die Informationen ihr tägliches Leben erleichtern. Eines aber ist bisher ungelöst: Der Mensch dringt weiter und weiter in den Dschungel vor. Wie kann die Arbeit mit den Informationen das verhindern? Es sind neue Ideen gefragt. Man braucht Verbündete.
Zu jedem der fünf Kapitel gibt es eine kurze Zusammenfassung. Am Ende stehen zehn konkrete Schritte, die zum Erfolg führen können. Außerdem wird die Datenkultur nochmals theoretisch vertieft.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der tierische Ansatz sorgt für das nötige Verständnis der Vorgehensweise. Die Übertragung auf betriebliche Ebene bringt dann die entsprechenden Fachbegriffe und Umsetzungsmöglichkeiten.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Das Jahr 1941 aus Sicht eines britischen Mädchens

Margherita und der dunkle Widerschein der Welt
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„...Von meinem Platz am Fenster aus betrachtete ich die in der Abenddämmerung liegende Landschaft. Hier und da hob ein armseliges Bäumchen sein Haupt, aber ansonsten war es so flach, als wäre die Erde ...

„...Von meinem Platz am Fenster aus betrachtete ich die in der Abenddämmerung liegende Landschaft. Hier und da hob ein armseliges Bäumchen sein Haupt, aber ansonsten war es so flach, als wäre die Erde tatsächlich, wie man früher meinte, eine Scheibe...“

Diese Gedanken ging der 15jährigen Margherita durch den Kopf, als sie am Ende der Weihnachtsferien im Jahre 1941 zurück ins Internat nach Newquay fährt. Doch sie werden schneller mit der harten Wirklichkeit des Krieges konfrontiert, als sie je geahnt haben.
Der Autor hat einen gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Drei Handlungsstränge laufen über weite Strecken parallel. Das sind zum einen die Erlebnisse von Margherita, zum anderen der Kriegseinsatz von Danny und nicht zuletzt die Geschehnisse, die Gino betreffen.
Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Er bringt das Zeitgeschehen auf den Punkt, lässt aber viel Platz für persönliche Befindlichkeiten.
Nach dem Schrecken der Bombardierung des Zuges und den nötigen Krankenhausaufenthalt geht bald wieder das Leben im Internat seinen Gang. Die Mädchen erleben ihre erste Liebe. Abi muss sich von Danny verabschieden. Der sieht die Zukunft realistisch.

„...Viele sind in diesem Krieg schon gefallen und es werden noch viel mehr fallen, bevor er vorbei ist. Vielleicht werde auch ich fallen...“

Das will Abi logischerweise nicht hören. Danny ist aus Deutschland geflohen, weil er Jude ist. Er darf zwar in der britischen Armee dienen, hat aber keinerlei Aufstiegschancen. Und er muss erleben, dass ihn einer seiner Vorgesetzten als Jude beschimpft.
Gino, Margheritas Bruder, ist Pilot. Er wird auf Malta eingesetzt. Ich erfahre, was während der Schiffsreise dorthin so alles passiert und darf von dem einen oder anderen Luftkampf lesen.

„...Zwei Wellen aus sechs beziehungsweise drei italienischen Macchi 200 wurden gemeldet. Es gelang ihnen, die zweite Welle in der Nähe des Hafens von Valetta zu stellen...“

Obwohl die Geschichte über eine innere Spannung verfügt, ist es eher ein leises Buch. Die Beschränkungen des Krieges sind in jeder Zeile spürbar. Trotzdem wird deutlich, dass jeder ,der nicht an der Front ist, versucht, so normal wie möglich zu leben. Bei den jungen Mädchen schließt das ein, dass sie sich ausprobieren wollen. Das kann allerdings auch gehörig schief gehen.
Ein Nachwort weist auf Abweichungen von historischen Gegebenheiten hin und gibt weitere Leseempfehlungen. Ein Personenverzeichnis ergänzt das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt den Krieg aus völlig neuer Sicht.

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Spannender historischer Roman

Bronze und Stahl
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„...Die Bronze ruhte blasenfrei in der Vertiefung im Stein und erhärtete stabil, ohne porös zu werden, wie es bei einem reinen Kupferguss geschah...“

Der 17jährige Paiawon soll am nächsten Tag bei seinem ...

„...Die Bronze ruhte blasenfrei in der Vertiefung im Stein und erhärtete stabil, ohne porös zu werden, wie es bei einem reinen Kupferguss geschah...“

Der 17jährige Paiawon soll am nächsten Tag bei seinem Herrn, den Herrscher in Wilusa, ein Bronzeschwert abliefern. Drei Jahre hat er bei seinem Vater gelernt. Sein Arbeitsstück wird darüber entscheiden, ob er weiter in der Schmiede bleiben darf, denn sowohl er als auch sein Vater sind Sklaven.
Der Autor hat einen spannenden und exakt recherchierten historischen Roman geschrieben, der vorwiegend im Reiche der Hethiter spielt. Ab und an gibt es Hinweise auf den vergangenen Kampf um Troja. Seit damals ist Paiawons Familie versklavt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich den historischen Gegebenheiten an. Das betrifft insbesondere die Verwendung der geografischen Namen und der der Völker.

„...Wie so oft war er erstaunt, dass andere Menschen nicht mehr klar denken konnten, gerade wenn am wichtigsten war...“

Die Worte stammen von Archaios, der mit einem Schiff auf den Weg ins Hethiterreich ist. Es sind seine Ideen, die es dem Kapitän ermöglichen, den Piraten zu entkommen.
Ein dritter Handlungsstrang spielt am Königshof. Dort wird Neter, ein Nubier, für seinen Mut im letzten Kriegseinsatz gelobt.
Als Paiawon sein Schwert überreicht, gibt ihm sind Herr zu verstehen, dass Bronzeschwerter überaltert sind Am Königshof benutzt man Schwerter aus Stahl. Es ist die Herstellung des Stahls, die Archiaos nach Wilusa ins Hethiterreich geführt hat. Doch die Stadt enttäuscht ihn.

„...Selbst der neue Königspalast, dessen Rückwand aus Teilen der alten Mauer bestand, war eher eine große Halle mit Säulen davor, als ein richtiger Palast...“

Man kann es auch anders sagen: Mehr Schein als Sein. Dafür zeichnet sich der Besitzer durch seine Grausamkeit und seine Selbstherrlichkeit aus. Als er sich an ihrem 15. Geburtstag an Iyalanda, Paiawons Schwester vergreift, wird er von Vater und Bruder bedroht. Der Vater stirbt. Für Paiawon und Iylanda beginnt eine unterschiedliche Odyssee, bis sich ihre Wege bei der Schlacht um Kadesch wieder kreuzen. Im Laufe der Geschichte werden die beiden anderen Handlungsstränge mit der vom Leben der Geschwister zusammengeführt.
Der Roman verfügt über einen hohen Spannungsbogen, ist für manche Überraschung im Handlungsablauf gut und zeichnet sich durch seine historische Genauigkeit aus. Außerdem werden die Personen sehr gut charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch deren Handlungen. Dabei lässt der Autor seine Protagonisten im Laufe des Geschehens reifen. Sie lernen Fähigkeiten, die ihnen als Sklaven nie zugänglich gewesen wären. Auch werden ihre Meinungen und ihre Vorschläge ernst genommen.
Mehrere Karten sind in die Handlung eingebunden. Das Nachwort benennt konkret die wenigen enthaltenen geschichtlichen Abweichungen. Außerdem gibt es ein Personenverzeichnis, eine Übersicht über die unterschiedlichen Götterwelten und eine Liste der Städte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat meine Kenntnisse über die damalige Zeit erweitert.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Stella gibt nicht auf

Ein Pferd für Stella
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„...Ich war so unsagbar müde. Einfach liegen bleiben. Ich hütete mich davor, meine Augen zu öffnen…“

Wenig später merkt die 24jährige Stella, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie erwacht in einem Krankenhaus. ...

„...Ich war so unsagbar müde. Einfach liegen bleiben. Ich hütete mich davor, meine Augen zu öffnen…“

Wenig später merkt die 24jährige Stella, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie erwacht in einem Krankenhaus. Sie hatte einen Unfall.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Außerdem ist in jeder Zeile spürbar, das sich die Autorin in dem Metier auskennt, von dem sie schreibt. Das betrifft nicht nur die Situation in Krankenhaus und Reha, sondern auch die Arbeit mit Pferden.
Stella erfährt, dass sie sich Wirbel verletzt hat und vorläufig auf den Rollstuhl angewiesen ist. Nach dem ersten Schock entschließt sie sich, darum zu kämpfen, bald wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Ihren Rollstuhl nennt sie Hugo. Mit Peter, ihrem Psychotherapeuten in der Klinik, kommt sie gut zurecht.Er muss ab und an ihren Eifer bremsen.

„...Allzuviel ist ungesund. Die Dosis macht den optimalen Erfolg aus...“

Sehr realistisch wird geschildert, was es bedeutet, nach 6 Wochen im Liegen die Muskeln wieder aufzubauen. Auf eigenen Wunsch darf sie vor der Reha für zwei Tage nach Hause. Dort zeigt sich, wo in der Wohnung die Probleme liegen. Sie meistert sie mit der nötigen Phantasie und viel Humor. Ob die Mietwohnung aber je noch ihren Erfordernissen umgebaut werden kann?
Dann beginnt ihre Zeit im Rehazentrum Silbertal in Bad Berka. Sie weiß, was sie will.

„...Ich wollte kein Mitleid und niemand sollte mich anfassen, wenn ich das nicht wollte! Tatsächlich gab es Leute, die meinten, ihr Mitgefühl zeigen zu müssen, indem sie mich ungefragt streichelten...“

Neben den Anwendungen sind es die bürokratischen Hürden, die sie zu nehmen hat. Für alles und jedes müssen seitenweise Anträge ausgefüllt werden. Stella hat weder Eltern noch Geschwister, die ihr unter die Arme greifen können. Sie hatte das elterliche Blumengeschäft geerbt und steht nun ohne Einnahmen da.
Auf einen ihrer Ausflüge lernt sie Freddy mit seinem Pferd Kaspar kennen. Der stellt sich unter anderem in der Rehaklinik vor, weil er therapeutisches Reiten anbieten will. Er erklärt Stella:

„...Dabei werden alle Muskeln angeregt, diverse Reize gesetzt, die Durchblutung und der Gasaustausch im Körper angeregt. Du bekommst ein neues, besseres Gefühl für den eigenen Körper. Du kannst Gleichgewicht und Koordination entwickeln...“

Freddy ermöglicht ihr das Reiten. Dann aber steht sie unerwartet dem Unfallverursacher gegenüber. Sie reagiert heftig und stürzt mit dem Rollstuhl. Wird das Folgen haben?
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich finde es klasse, wie Stella um ein selbstständiges Leben kämpft und alle Chancen, die sich ihr bieten nutzt. Sie sit dem Leben zugewandt.

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