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Veröffentlicht am 13.10.2024

Politische Schwestern

Die Mitford Schwestern
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Die Mitford-Schwestern sind ihrer sechs und entstammen zusammen mit ihrem Bruder Tom einem alten, aber verarmten englischen Adelsgeschlecht. Marie Benedicts Roman dreht sich hauptsächlich um ...

Die Mitford-Schwestern sind ihrer sechs und entstammen zusammen mit ihrem Bruder Tom einem alten, aber verarmten englischen Adelsgeschlecht. Marie Benedicts Roman dreht sich hauptsächlich um Nancy, Diana und Unity, die anderen drei Schwestern sind ebenso wie der Bruder und die Eltern eher Randfiguren. Die schillernde Diana und die eher reizlose Unity verfallen zur Gänze dem Faschismus, während Schriftstellerin Nancy versucht, gemeinsam mit Winston Churchill gegen den Faschismus auch im eigenen Land anzukämpfen.

In eher sachlichem, emotionslosem Schreibstil erzählt die Autorin die Geschichte der Schwestern. Die kurzen Kapitel, immer der Reihe nach aus der Sicht einer anderen Schwester geschrieben, machen das Lesen sehr leicht.

Die einzige Schwester, mit der ich mich einigermaßen identifizieren kann, ist Nancy, die hilflos zusehen muss, wie Diana und Unity im Sumpf des Faschismus versinken. Fast unerträglich war für mich die Lobhudelei und blinde Gefolgschaft Unitys für Hitler. Mir ist klar, dass das alles historisch belegt ist und zu dieser Story einfach dazugehört. Mit dem Wissen, was das Ungeheuer, das sich hinter dieser charmanten Fassade verbirgt, alles angerichtet hat, ist das trotzdem schwer zu ertragen. Dianas blinde Gefolgschaft für den britischen Faschistenführer Mosley ist ebenso schwer zu verstehen. Gerne hätte ich die beiden gelegentlich geschüttelt, um sie aufzuwecken. Es ist schwer zu verstehen, wie zwei Frauen, die so zielstrebig und raffiniert vorgehen, um ihre Ziele zu verwirklichen, sich gleichzeitig so naiv und einfältig für des "Führers" Zwecke einspannen lassen.

Vor dem Lesen dieses Buches hatte ich keine Ahnung von der Existenz der Mitford-Schwestern. Auch dass es in Großbritannien zu jener Zeit eine so starke faschistische Bewegung gegeben hat, war mir neu. Insofern hat sich das Lesen dieses Buches wirklich gelohnt, ich habe auf unterhaltsame Weise einiges an Geschichtswissen dazu gewonnen.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Rechtlose Frauen

Im Nordwind
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Vor allem um die nicht vorhandenen Rechte der Frauen dreht sich dieser Roman der in Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Man konnte als Mädchen verkauft, vergewaltigt und geschwängert ...

Vor allem um die nicht vorhandenen Rechte der Frauen dreht sich dieser Roman der in Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Man konnte als Mädchen verkauft, vergewaltigt und geschwängert und später zwangsverheiratet werden. Als Ehefrau durfte man arbeiten gehen, damit der Mann den Lohn versaufen und einem obendrein noch fast zu Tode prügeln konnte. All das ist Alice passiert, als sie sich an Rechtsanwalt John Reeven wendet, damit er ihr zur Scheidung verhilft. Zunächst macht er ihr wenig Hoffnung, wagt es dann aber doch. Im Lauf der Vorbereitungen entwickeln die beiden dann auch Gefühle füreinander. Was die beiden dabei durchmachen ist sehr spannend und manchmal aufwühlend zu lesen. Der Schreibstil ist so einfühlsam, dass Alice`s Angst vor ihrem Ehemann ebenso gut spürbar ist wie Johns Zerrissenheit in Bezug auf seinen weiteren Lebensweg. Er ist standesgemäß verlobt, scheint aber nicht so recht hinter dieser Beziehung zu stehen. Auch beruflich hat er Zweifel, ist da doch noch das Familienunternehmen, in dessen Leitung er sich eigentlich einbringen soll. Der Handlungsstrang, der sich um die Erkrankung von Johns Vater und den Auswirkungen auf die Familie dreht, hat mir sehr gut gefallen, denn er zeigt nebenbei die Gegensätze zwischen Johns Welt und der von Alice auf. Die beiden scheinen keine Chance auf ein gemeinsames Leben zu haben. Doch das wird wohl im zweiten Band geklärt werden, denn dieser endet nicht nur diesbezüglich mit einem Cliffhanger.
Insgesamt hat mir die Geschichte von John und Alice sehr gut gefallen, so dass ich sicherlich Band 2 auch lesen möchte und Band 1 wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 04.07.2024

Verwickelte Ermittlungen in düsterem Milieu

Maybrick und die Toten vom East End
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Vanessa Glas entführt uns ins Jahr 1910 in das düstere Milieu der Slums bei den Docks von London. Hier leben nicht nur die Ärmsten der Armen, das Gebiet wird auch beherrscht von verschiedenen ...

Vanessa Glas entführt uns ins Jahr 1910 in das düstere Milieu der Slums bei den Docks von London. Hier leben nicht nur die Ärmsten der Armen, das Gebiet wird auch beherrscht von verschiedenen Gangs, die sich gnadenlos bekämpfen. Das ist das Revier des frisch gebackenen DI Maybrick. Er hat Heimvorteil, denn er stammt aus diesem Viertel und kennt sich bestens aus. Unterstützt wird er vom Pathologen Dr. Roberts. Die beiden werden maximal herausgefordert, als eine übel zugerichtete Kinderleiche auftaucht. Zur Klärung dieses Falls müssen sie tief in die Geheimnisse der Slums eintauchen.

Der Schreibstil ist ein bisschen sperrig, ich musste mich erst daran gewöhnen, dann lies sich die spannende Geschichte jedoch flüssig lesen. Bei der Vielzahl an Personen muss man aufpassen, dass man nicht den Überblick verliert. Sehr gut gefällt mir Maybrick. Obwohl er schon in alle Abgründe der Menschheit geblickt hat, hat er sich doch seine Empathie und seine Sensibilität bewahrt. Auch Roberts hat schon einiges mitgemacht, er versteckt seine Verletzlichkeit hinter einer Maske aus Zynismus und Arroganz. Auch die zahlreichen anderen Figuren sind gut ausgearbeitet und wirken authentisch.
Es gelingt der Autorin außerordentlich gut, das Leben in den Slums zu dieser Zeit glaubhaft darzustellen, ich konnte die Trostlosigkeit der bedrohlichen Umgebung sehr gut spüren. Zudem lässt sie gekonnt historische Fakten einfließen, was die Handlung noch authentischer wirken lässt. Atemlos bin ich den Ermittlungen gefolgt und hatte tatsächlich bis zur Aufklärung keinen Schimmer, wer nun der gesuchte Täter ist.
Mein Fazit: Erstklassiger historischer Krimi, unbedingt empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Mord in der besetzten Stadt

Paris Requiem
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Paris zur Zeit der deutschen Besatzung: Ein bestialischer Mord in einem Jazzclub in Montparnasse ruft den Ermittler Eddie Giral auf den Plan, der in selbigem Club in Jugendzeiten tätig war. Schnell ...

Paris zur Zeit der deutschen Besatzung: Ein bestialischer Mord in einem Jazzclub in Montparnasse ruft den Ermittler Eddie Giral auf den Plan, der in selbigem Club in Jugendzeiten tätig war. Schnell findet er heraus, dass der Mord in Zusammenhang mit dem mysteriösen Verschwinden zahlreicher Häftlinge in Zusammenhang steht. Bei seinen Ermittlungen auch in Reihen der deutschen Besatzer stößt er schnell auf eine Mauer des Schweigens.

Mit seinem einfühlsamen Schreibstil bringt Chris Lloyd Lloyd mir die düstere Atmosphäre in der feindlich besetzten Stadt schnell nahe. Die Angst der Bevölkerung ist spürbar, das Schweigen verständlich. Die Erzählweise in der 1. Person aus Eddies Sicht lässt mich das Geschehen hautnah miterleben. Die eingehende Beschäftigung mit seinen manchmal fast schon philosophischen Gedanken verleiht der Geschichte Tiefgang. Er geht mutig seinen Weg und scheut sich nicht, sich mit den Mächtigen dieser Tage anzulegen. Sein Kollege Boniface machte auf mich zunächst den Eindruck eines wenig motivierten Polizisten, der seine Zeit lieber mit dem Savoir-Vivre verbringt. Im Verlauf der Geschichte wird allerdings klar, dass er ein heller Kopf und ein wertvoller Mitarbeiter ist.
Die Ermittlungen kann ich allerdings nicht immer nachvollziehen. Manche Schritte kommen sehr unvermittelt und die zahlreichen Namen machen das Ganze nicht einfacher. So habe ich einige Male den Faden verloren und musste zurückblättern und Textpassagen mehrfach lesen, um Eddie und Boniface wieder folgen zu können.
Sehr gut gefällt mir die Einbettung der Handlung in das historische Geschehen, das offenbar sehr gründlich recherchiert wurde.

Mein Fazit: Eine gelungene Mischung aus Krimi und historischem Roman, der die bedrückende Atmosphäre aus Angst, Hunger und Hoffnungslosigkeit in der besetzten Stadt erstklassig zum Ausdruck bringt. Absolut empfehlenswert!



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Veröffentlicht am 30.12.2023

Mittelalterliches Klosterleben

Die Mönchin
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Wir lesen hier die Geschichte des Mönchs Adrian von Bitterstedt im beginnenden 15. Jahrhundert, der sich auf der Suche nach einem Dokument, das die katholische Kirche zerstören könnte, in das ...

Wir lesen hier die Geschichte des Mönchs Adrian von Bitterstedt im beginnenden 15. Jahrhundert, der sich auf der Suche nach einem Dokument, das die katholische Kirche zerstören könnte, in das Benediktinerkloster Ennswalden begibt. Was niemand weiß - Adrian ist eigentlich Adriana, eine sehr gebildete junge Frau. Nicht nur dieser Umstand sorgt dafür, dass sie bei Ihrer Mission mehrfach in tödliche Gefahr gerät.

Das Cover passt sehr gut zu einem historischen Roman. Der Schreibstil ist packend, es wird von Beginn an eine gewisse Spannung aufgebaut. Adriana ist eine für ihre Zeit sehr ungewöhnliche Frau, die in der Rolle des Mönchs gut zurecht kommt. Allerdings ist sie doch ein wenig leichtsinnig mit ihrer falschen Identität, sie hat ganz schön Glück, dass sie nicht auffliegt. Aus Guillermo jedoch werde ich nicht schlau - kein Wunder, wie ich jetzt weiß. Die beiden bilden ein gutes Team und lösen langsam aber sicher die Verwicklungen um das historische Dokument und seine Bewacher auf. Auch wenn ich mit den zahlreichen Namen sehr aufpassen musste, um nicht durcheinander zu kommen, konnte ich ihren Handlungsschritten gut folgen. Letztlich offenbaren beide sich gegenseitig auch ihre wahre Identität, denn auch Guillermo hat etwas zu verbergen.

Der historische Kern der Geschichte ist, dass es tatsächlich solche alten Dokumente gibt, die die Fundamente der katholischen Kirche angreifen. Ich denke, davon liegen einige verborgen in den Archiven des Vatikan. So klingt hier gut verpackt in die spannende Handlung eine leise Kritik an der Institution Kirche an, die doch sehr dogmatisch mit dem christlichen Glauben umgeht.

Insgesamt habe ich mich von diesem historischen Krimi in vermeintlich frommem Umfeld sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle ihn gerne weiter.


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