Profilbild von rallewu

rallewu

Lesejury Star
offline

rallewu ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit rallewu über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2023

Ein typischer Kaminer - feine Mischung aus Humor und Gesellschaftskritik

Wie sage ich es meiner Mutter
0

Wladimir Kaminer versucht seiner mittlerweile 90jährigen Mutter die heutige neue Welt in der wir leben mit bis zu 72 verschiedenen Geschlechtern, wahrscheinlich ebenso vielen Bio-Siegeln, immer neuen Virenarten ...

Wladimir Kaminer versucht seiner mittlerweile 90jährigen Mutter die heutige neue Welt in der wir leben mit bis zu 72 verschiedenen Geschlechtern, wahrscheinlich ebenso vielen Bio-Siegeln, immer neuen Virenarten mit den zugehörigen immer neuen Verhaltensweisen und verrückt gewordenen Politikern zu erklären - oder ihr zumindest beim Verstehen dieser Phänomene zu helfen, denn - sind wir ehrlich - weder er noch sonst jemand versteht all diese Dinge zur Gänze.
So erlebt er gemeinsam mit seiner Mutter viele bemerkenswerte Momente und versucht daraus für sich und seine Lieben mit viel Humor, aber auch Sinnhaftigkeit die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Ich bin sehr froh bei Wladmir Kaminers' Reise durch die Verrücktheiten der jüngsten Jahre dabei sein zu können, denn er versteht es wie kein zweiter Autor diese neue, sich nahezu stündlich verändernde Welt darzustellen, sie zu interpretieren und den dahinter liegenden Schwachsinn mit feinem Humor herauszulösen.
Immer persönlich, immer humorvoll, aber auch immer tiefgründig und durchdacht - dafür muss man Kaminers Bücher einfach lieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2023

Auch der Tod denkt über den Sinn des Lebens (oder Todes...) nach

Und der Tod fragte sich, ob er (un)endlich ist
0

Der Tod ist auch nur ein Mensch... Hört sich an wie eine Platitüde, entspricht aber den Tatsachen, denn er fragt sich nach Jahrhunderten auf Erden und mit zunehmender Erschöpfung und Verständnislosigkeit ...

Der Tod ist auch nur ein Mensch... Hört sich an wie eine Platitüde, entspricht aber den Tatsachen, denn er fragt sich nach Jahrhunderten auf Erden und mit zunehmender Erschöpfung und Verständnislosigkeit über das Verhalten seiner "Kunden", den Menschen, immer häufiger, was er da eigentlich macht, was das soll und was wohl mit ihm passiert, wenn die Menschen sich weiterhin so konsequent selbst zerstören und schließlich nicht mehr da sind.

Kurz gesagt - der Tod steht kurz vorm Burn Out. Die Lösung - er nimmt Urlaub und versucht das eigene Sein zu ergründen. Bei der Beantwortung vieler seiner Fragen erhält er sehr große Hilfe von außergewöhnlichen Menschen, denen er in anderen Situationen bereits begegnet ist - aber davon weiß er nichts mehr. Und die Menschen erst recht nicht - oder...?

Sehr gefühlvoll, sehr emotional und tiefgründig, dabei aber immer spannend und mit einer gehörigen Portion Humor widmet sich die Autorin Charlie Reiss einem Thema, das viele gerne aussparen, weil es ihnen Angst macht. Aber dass der Tod selber auch Ängste, Zweifel und Unsicherheiten haben könnte, und vor allem nicht versteht, warum die Menschen ihn so sehr fürchten, ist ein hochinteressantes Thema, über das man sich praktisch nie Gedanken macht.

Charlie Reiss geht dieses Thema sehr sensibel an und läßt den "Gevatter Tod" sehr menschlich erscheinen. Ein tolles Buch mit nachdenklich machender Botschaft - sehr lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2023

Psychostreß pur für den sympathischen Norderneyer Polizeichef

Inselspiel
0

Martin und Anne haben den "Weihnachts-Feiern-bei-Annes-Verwandschaft-in-Lübeck-Horror" einigermaßen schadlos überstanden und sind nun auf dem Weg zurück auf ihre Insel Norderney. Unmittelbar vor Sylvester ...

Martin und Anne haben den "Weihnachts-Feiern-bei-Annes-Verwandschaft-in-Lübeck-Horror" einigermaßen schadlos überstanden und sind nun auf dem Weg zurück auf ihre Insel Norderney. Unmittelbar vor Sylvester freuen sie sich auf den Start in ein neues Jahr - ein Jahr, das ein ganz besonderes werden soll für das glückliche Paar.

Aber bevor dieses Jahr beginnt, haben beide noch am Feiertag ihre Bereitschaftseinsätze abzuleisten - Martin als Polizeichef der Wache von Norderney, Anne als diensthabende Ärztin im Krankenhaus der mondänen ostfriesischen Insel. Nur noch dieser Sylvesterdienst - dann wird sich vieles ändern im Leben der beiden. Und so kommt es auch - aber völlig anders, als sich Anne und Martin das vorgestellt, geschweigen denn sich in ihren dunkelsten Träumen ausgemalt haben...

"Inselspiel" ist kein typischer Nordseekrimi. Anja Eichbaum schafft es, den Leser in ein verworrenes, völlig undurchsichtiges Netz verschiedener Handlungen zu ziehen - lange Zeit ohne jeden Hinweis auf den entscheidenden Strang der Geschichte. Jeder Handlungsstrang ist interessant, jeder ist spannend, aber die überraschende Aufklärung des Falls läßt sich sehr, sehr lange weder vorausahnen, noch voraussehen.

Ein toller Krimi auf einer wunderbaren Insel mit starken Charakteren, die hier auch mal richtig Schwächen zeigen dürfen. Absolut lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2023

Tolle Kurzgeschichtensammlung - tiefgehende Unterhaltung von der Küste

Auf Tiefe
0

H. Dieter Neumann gilt als Altmeister der Spannungsliteratur aus dem Norden. Zu Recht, wie er mit diesem Kurzgeschichten-Band eindrucksvoll unter Beweis stellt. Von spannend bis witzig, von mystisch bis ...

H. Dieter Neumann gilt als Altmeister der Spannungsliteratur aus dem Norden. Zu Recht, wie er mit diesem Kurzgeschichten-Band eindrucksvoll unter Beweis stellt. Von spannend bis witzig, von mystisch bis knallhart real, von historisch bis hochaktuell - der Autor kann all diese Genres und Themenkomplexe bedienen. Dabei bewegt er sich sicher in ihnen ohne das Langeweile oder Ungeduld aufkommt.

Die in diesem Buch enthaltenen Stories sind alle auf den Punkt geschrieben - kein Geplänkel, keine langen Einführungen. Einige Geschichten wird man mehrmals lesen müssen um den tieferen Sinn dahinter zu erkennen und zu verstehen, aber es lohnt sich. H. Dieter Neumann bietet mit deser Sammlung hochwertige Spannungsliteratur zum Nachdenken oder einfach nur zum Genießen - auf jeden Fall sehr lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2023

Witzige und tiefgründige Suche nach dem eigenen Weg

Vinz Solo
0

Vinzenz Bachmaier lebt in den 1980ern in der niederbayerischen Provinz nahe Landshut. Gerade 18 Jahre ist er alt, Ministrant und im Herzen Revoluzzer - aber ohne die bewußte Intention ein Revoluzzer zu ...

Vinzenz Bachmaier lebt in den 1980ern in der niederbayerischen Provinz nahe Landshut. Gerade 18 Jahre ist er alt, Ministrant und im Herzen Revoluzzer - aber ohne die bewußte Intention ein Revoluzzer zu sein. Er rutscht einfach von einer merkwürdigen Situation in die nächste, kommt dabei dem zu dieser Zeit in der Provinz noch nahezu allmächtigen und unfehlbaren Pfarrer, und damit auch den anderen Gemeindemitgliedern in seinem Heimatort in die Querre. Dabei möchte er doch eigentlich nur cool sein und bei seiner großen Liebe Ricarda landen (die aber dummerweise mit dem viel cooleren Rainer zusammen ist). Außerdem möchte Vinzenz ein tolles Auto fahren und mit seinem latent vorhandenen Talent an der Gitarre ein Musikstar werden. Vinz läßt sich nicht verbiegen und nimmt sich vor, seinen Weg zu gehen. Aber der ist alles andere als geradlinig - und ist das überhaupt sein Weg...?

Der Autor Sebastian Beck erzählt in "Vinz Solo" die witzige und aufwühlende Geschichte eines Jungen in den 1980er Jahren, der zwischen kreuz-konservativem Alltag, durch die Kirche und die CSU geprägtem Umfeld, den links-politischen Atomprotesten unter anderem durch die aufkommenden Grünen rund um die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, Drogenexperimenten und den vielen, vielen eigenen Problemen seinen persönlichen Weg sucht. Dabei wandelt Vinzenz Bachmaier oft auf merkwürdigen Pfaden, wechselt die Richtung mehr als einmal und gerät in ernste Schwierigkeiten. Dabei will er doch eigentlich nur glücklich sein und seine Träume erfüllen.
Ein wirklich sehr unterhaltsames, teils witziges, teils auch aufrüttelndes Buch, das Spaß macht und auch ein wenig die Provinzwelt vor 30/40 Jahren beschreibt. Absolute Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere