Ans Meer
Das späte LebenMit 76 Jahren bekommt Martin überraschend eine Krebsdiagnose. Der Arzt macht ihm in aller Offenheit keine Hoffnungen. Martin bleiben nur noch wenige Monate, nicht einmal ein Jahr. Doch zunächst geht es ...
Mit 76 Jahren bekommt Martin überraschend eine Krebsdiagnose. Der Arzt macht ihm in aller Offenheit keine Hoffnungen. Martin bleiben nur noch wenige Monate, nicht einmal ein Jahr. Doch zunächst geht es Martin genauso wie vorher, wenn nur die Müdigkeit nicht wäre, die ihn manchmal unvorbereitet trifft. Nun muss Martin sich mit seinem nahenden Tod beschäftigen, aber auch mit dem Leben, das ihm noch bleibt. Martins Frau Ulla ist erheblich jünger als er. Zwar war sie nicht seine Studentin, aber als sie sich kennenlernten war sie Studentin und er Professor. Die beiden haben einen knapp sechsjährigen Sohn, den Martin regelmäßig vom Kindergarten abholt.
Wie lange noch? Wie lange noch kann Martin David abholen? Wie lange noch wird er mit Ulla verheiratet sein? Wie lange noch wird er die Sonne genießen können? Viele wie lange noch, die Martin durch den Kopf gehen. Wie geht Ulla mit seinem baldigen Ableben um? Was wird mit David sein, wenn er ohne Vater aufwachsen muss? Überraschend gibt es auch noch Neues, was Martin erfahren muss oder darf. Und einige Unternehmungen, die er mit Ulla und David schon lange mal wieder machen wollte, können in Angriff genommen werden. Ist das alles überhaupt wahr? So schlecht geht es ihm gar nicht.
Immerhin hat Martin ein erfülltes Leben, doch hätte man ihm ein längeres Leben gewünscht. Leider ist manchmal nicht so einfach mit der Wunscherfüllung. Nicht alles läuft wie man möchte. Doch so eine Diagnose. Das ist hart. Dabei wirkt Martin trauernd um das, was er nicht mehr erleben kann. Dennoch ist er nicht wehleidig, er nimmt seine tödliche Erkrankung wie sie kommt. Er versucht, möglichst lange seinen normalen Alltag zu erleben. Er versucht sich und seinen Lieben möglichst viele freudige Momente zu erhalten. Mit einigen unerwarteten Situationen muss er sich auseinander setzen. So wie ihm normalen Leben, in dem nicht dieses Damoklesschwert über ihm hinge. Behutsam und sanft nähert sich Bernhard Schlink seinem Thema. Der Autor selbst in einem ähnlichen Alter schreibt sehr nahegehend wie er sich vorstellt, wie es ist mit dem nahenden Tod konfrontiert zu sein. Tatsächlich so würde man es sich wünschen, das Schicksal annehmend, noch das Beste draus machend. Wie es wirklich wird, kann man zum Glück nicht sagen. Das wird wohl sehr individuell sein. Dieser Roman ist sehr berührend. Ein hervorragender Schriftsteller, dessen Gedanken bei diesem Hörbuch ebenso hervorragend und nachdenklich vorgebracht werden von Ulrich Noethen.