Ein erstes Jahreshighlight 2024
Wir schreiben das Jahr 1494 und befinden uns in Florenz, Italien. Du bist gerade einmal 15 Jahre und hast dich unsterblich in einen attraktiven jungen Mann verliebt. Du malst dir eure gemeinsame Zukunft ...
Wir schreiben das Jahr 1494 und befinden uns in Florenz, Italien. Du bist gerade einmal 15 Jahre und hast dich unsterblich in einen attraktiven jungen Mann verliebt. Du malst dir eure gemeinsame Zukunft aus, freust dich auf alles was kommt. Bis eines nachts aufgrund von Unruhen im Land deine große Liebe flüchten muss. Für dich wird klar: Du wirst mit ihm gehen! Noch in der Nacht läufst du zu ihm, bist kurz davor mit auf sein Pferd zu springen und plötzlich wirst du weggerissen und wieder nach Hause gebracht. Jemand anderes hat über deine Zukunft entschieden und deinen weiteren Weg bestimmt.
So wird es auch der schönen Lisa Gherardini ergehen, die als junges Mädchen mit Sicherheit nicht ahnen konnte, dass ihr Gesicht einmal das wohl bekannteste und wertvollste auf der Welt sein würde.
In dem historischen Roman „Das Geheimnis der Mona Lisa“ von der Autorin Beate Rygiert, erschienen am 24. November 2023 bei dem „Bastei Lübbe“-Verlag, wird uns die Geschichte einer Frau erzählt, die wir alle schon einmal gesehen haben. Es geht um Mona Lisa, welche als Modell für das berühmte Kunstwerk „Mona Lisa“ oder auch „La Gioconda“ von Leonardo da Vinci saß.
In dem Roman wird aus zwei Perspektiven erzählt, einmal die aus Lisas Sicht und einmal wird die Geschichte um Leonardo da Vinci wiedergegeben.
Wie oben bereits geschildert, hat sich Lisa in einen der Medici-Brüder verliebt, welche über Nacht aus der Stadt verschwinden müssen. Ihrem Vater, den strengen Antonmaria Gherardini, reicht es und schickt seine älteste Tochter zu seiner Schwester ins Kloster. Lucrezia, ihre Mutter, kann Lisa zumindest vor einem Leben dort für immer bewahren und hat eine Ehe mit dem doppelt so alten Seidenhändler Francesco di Bartolomeo di Zanobi del Giocondo arrangiert.
Die Jahre ziehen ins Land, Lisa hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden, dennoch hat sie nie die Hoffnung auf das große Wiedersehen mit ihrem Giuliano aufgegeben.
Leonardo da Vinci dagegen lebt für seine Kunst, für seine Visionen und seine Erfindungen. Durch seinen guten Ruf bekommt er Aufträge, sei es von der Kirche oder von oberster Herrschaft. Mit seinen Freunden und Mitarbeitern leistet er fantastische Arbeiten. Als bescheidener Mann hat er dennoch sehr hohe Ansprüche an seine Werke und vor allem an seine Künstler.
Wer kann ahnen, dass Leonardo durch einen Auftrag von Giuliano Medici, seine Geliebte Lisa zu porträtieren, eines der berühmtesten und teuersten Gemälde der Welt erschaffen wird?
Was für ein Buch! Ich habe es kurz vor Jahresende angefangen und dachte, ich würde den Jahreswechsel nicht mitbekommen, da ich tatsächlich noch bis 23.50 Uhr an Silvester diesen Roman gelesen habe. Ich konnte ihn nicht aus der Hand legen. Dieses Buch hat mir das Gefühl gegeben, dass ich nicht „nur“ 600 Seiten gelesen habe, sondern diese Geschichte in mindestens drei Büchern verfasst wurde. Es gibt so viel Wissenswertes, so viele Informationen, so viele Emotionen. Es ist so gehaltvoll, dass ich auch jetzt noch darüber nachdenke und teilweise Hintergründe google. Ich war vor 12 Jahren in Paris im Louvre und ja, ich stand vor der Mona Lisa. Ich gebe zu, dass mich das Gemälde überhaupt nicht beeindruckt hat, schon gar nicht konnte ich den Hype darum verstehen. Nach dem ich nun „Das Geheimnis der Mona Lisa“ gelesen habe, müsste ich nochmal in den Louvre, um dessen Bedeutung die Ehre zu erweisen.
Der Schreibstil von Beate Rygiert hat mich sehr begeistert. Auch wenn wir das 15. Jahrhundert schreiben und ich vorher meine Bedenken hatte, ob ich die „Sprache“ überhaupt verstehen würde, habe ich die Geschichten flüssig inhalieren können. Wenn ich einen Begriff nicht kannte, habe ich zwischendurch das Internet durchforstet. Auch was den Hintergrund betrifft, war mir das Netz eine große Hilfe. Manches weiß man dann halt doch nicht.
Der Aufbau des Buches ist sehr gut gelungen. Man hatte stets den roten Faden vor Augen, auch wenn ich ab und zu mit den Personen nicht klar kam. Da war die Legende im Buch toll, in welcher die Personen aufgezählt wurden.
Der Roman ist in lange Kapitel eingeteilt , welche zu Anfang auch die zeitliche Einordnung mit dem Jahr mitteilen. So konnte man perfekt verfolgen, was wann passiert ist. Durcheinander kam ich an keiner Stelle. Die Länge der Abschnitte gefällt mir sehr, da man während des Lesens dann auch wirklich in der Geschichte versinken kann und nicht plötzlich aus der Situation rausgezogen wird oder ein Wechsel der Perspektive stört.
Das Cover und die Beschaffung des Buches sprechen mich absolut an. Das dunkelrote Cover mit der goldenen Schrift sieht sehr edel aus und auch das Buch an sich wirkt hochwertig. Das gibt mir das Gefühl, eine kostbare Geschichte zu lesen, die seit Jahrhunderten die Historie prägt.
Eine Person ist mir währenddessen schon ans Herz gewachsen und das ist kein geringer als Leonardo da Vinci selber. Er isst aus Respekt kein Fleisch, ehrt die Tiere und liebt Katzen. Ich selber esse auch kein Fleisch und Fisch und habe zwei Stubentiger als Mitbewohner. Leonardo, dich hätte ich gerne mal kennengelernt!
„Das Geheimnis der Mona Lisa“ ist gleich zu Beginn des neues Jahres ein Highlight für mich. Es hat einfach alles für mich gestimmt. Beate Rygiert hat einen eindrucksvollen, überragend recherchierten und toll geschriebenen historischen Roman geschaffen, den ich allen empfehlen möchte. Mona Lisa ist mehr als ein Gemälde hinter Sicherheitsglas, Leonardo da Vinci ist mehr als ein Künstler.
Vielen Dank für die schönen Lesestunden Beate Rygiert und das toll gestaltete Rezensionsexemplar von der Bloggerjury und dem Bastei-Lübbe-Verlag.