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Veröffentlicht am 01.01.2024

Ein gutes Buch mit Längen

Wellness
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Dass man für ein Buch von Nathan Hill Geduld braucht, ist bekannt. Dieses hier lotet dafür nochmal die Grenzen aus. Es ist wirklich, wirklich, wirklich ausführlich.

Im Grunde geht es um Jack und Elisabeth, ...

Dass man für ein Buch von Nathan Hill Geduld braucht, ist bekannt. Dieses hier lotet dafür nochmal die Grenzen aus. Es ist wirklich, wirklich, wirklich ausführlich.

Im Grunde geht es um Jack und Elisabeth, die dachten, sie wären originelle Menschen und ein Traumpaar, bis schließlich auch sie Alltagsroutinen erliegen. „Wellness“, die Firma, bei der Elisabeth arbeitet, bietet ungewöhnliche Kuren für tausenderlei Probleme an, nur helfen die nur Uneingeweihten. Man kann nur an Zauberei glauben, wenn man die Zaubertricks nicht kennt, aber was ist, wenn der Zauberer einen Zauber braucht?

Das ist grob das Thema, wobei allerdings alle Befindlichkeiten akribisch beleuchtet werden. Der familiäre Hintergrund spielt ja immer eine Rolle, und wenn es um eine angesehene Familie wie die von Elisabeth geht, kann man auch ruhig mal bis ins 19.Jahrhundert ausholen. Mit nervtötender Konsequenz erscheint immer eine Rückblende, wenn man gerade dachte, jetzt kommen Dinge in Bewegung. Die Figuren und deren Umfeld werden seziert und in jeder Lebenslage neu analysiert.

Das passiert alles in einer wunderbaren Sprache, mit Humor, Einfühlungsvermögen und einem scharfen Blick auf unsere Gesellschaft. Man findet sich sehr oft wieder oder kennt jemanden, der genauso hilflos das Internet entdeckt wie Jacks Vater Lawrence – herrlich komisch!

Alles in allem ist es ein sehr gutes, sehr kluges Buch mit viel Humor und einigen Längen, bei dem ich mir ein klareres Ziel gewünscht hätte. Es spricht zahlreiche Themen an, nur fehlt die Pointe, mit der ich eigentlich gerechnet habe. Lesenswert ist es trotzdem.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Ungewöhnlich und berührend

Endstation Malma
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Anhand der Buchbeschreibung hatte ich eigentlich mit einer Art Roadtrip gerechnet und Beschauliches befürchtet. Davon verabschiedet man sich aber blitzschnell. Hier bricht einem das Herz schon auf Seite ...

Anhand der Buchbeschreibung hatte ich eigentlich mit einer Art Roadtrip gerechnet und Beschauliches befürchtet. Davon verabschiedet man sich aber blitzschnell. Hier bricht einem das Herz schon auf Seite 16, wenn die kleine Harriet gedankenlos von ihren Eltern gemobbt wird.

Tatsächlich liest man hier eine Familiengeschichte über drei Generationen, die episodenhaft aus drei Perspektiven erzählt wird. Nach und nach setzt sich eine Geschichte zusammen, die immer verhängnisvoller wird.

Der Erzählstil fasst einen an, lässt uns mitten ins Herz der Figuren schauen, zeigt, was ignorante Eltern für Schäden anrichten und wie sich ein Kindheitstrauma vererbt.

Es ist eine sehr leidvolle Lektüre, aber trotzdem fesselnd. Hat man erst angefangen, legt man das Buch nicht wieder zur Seite. Mich hat das Buch sehr beeindruck, auch wenn ich einen Stern abziehen für eine Spur zu viel Pathos hier und da.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Spannend, neu und aufregend gruselig

Der Wald
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Das ist auf jeden Fall mal ein ganz anderer Weltuntergang. Ich habe schon einige gelesen aber so etwas noch nicht. Hier gibt es eine grauenhafte tödliche Pflanze, eine Killerpflanze, resistent gegen alles ...

Das ist auf jeden Fall mal ein ganz anderer Weltuntergang. Ich habe schon einige gelesen aber so etwas noch nicht. Hier gibt es eine grauenhafte tödliche Pflanze, eine Killerpflanze, resistent gegen alles und jedes, die die Menschen verätzt, vergast, verbrennt.

Markus Holland macht sich auf, die Welt zu retten. Er ist Pflanzenforscher, ein Wissenschaftler, ein Förster und ein bekannter Autor. Und das ist im Grunde meine einzige Kritik an dem Buch. Die Hauptfigur ist lahm, Indiana Jones ohne Hut und Gesicht.

Ansonsten ist es toll, die Geschichte ist neu spannend, actionreich gruselig, wunderbar erzählt. Sie bietet jede Menge Überraschungen und das Ende ist durch und durch unvorhersehbar.

Den Hörbuchsprecher muss man ein klein wenig beschleunigen, dann hat man ein wunderbares Hörbuch, spannend, neu und aufregend gruselig.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Überraschend und unterhaltsam

Das Nachthaus
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Dieses Buch führt einen immer wieder hinterhältig aufs Glatteis.

Anfangs meint man, in einem Jugendbuch gelandet zu sein. Richard ist 13, ein Nerd, ein Außenseiter, der plötzlich Dinge erlebt, die man ...

Dieses Buch führt einen immer wieder hinterhältig aufs Glatteis.

Anfangs meint man, in einem Jugendbuch gelandet zu sein. Richard ist 13, ein Nerd, ein Außenseiter, der plötzlich Dinge erlebt, die man sonst nur in Gruselfilmen sieht. Als sein Freund Tom verschwindet, ist die Wahrheit so absurd, dass Richard sie nicht der Polizei sagen kann. Niemand würde ihm glauben. Aber mit seinen schwammigen Aussagen macht er sich selbst verdächtig.

Das Geschehen ist spooky und noch absonderlicher ist, dass man etwas liest, was man von Jo Nesbø ganz und gar nicht erwartet hat. Über etwa zwei Drittel des Buches meint man, im falschen Film gelandet zu sein, bis das Ganze dann eine unerwartete Wendung nimmt, eigentlich sogar mehrere.

Im Nachhinein betrachtet ist das genial. Jo Nesbø hat hier maximalen Grusel und Verwirrung auf mehreren Ebenen geschaffen, ein fein komponiertes Verwirrspiel, das ich gerne genossen hätte. Leider konzentriert sich das auf den letzten Teil des Buches, während man die meiste Zeit mit einem Jugendbuch beschäftigt war, das man nicht lesen wollte und das ist wirklich schade.

Das Hörbuch dauert 7 Stunden, 5 Minuten und wird von David Nathan gelesen, den man eine Winzigkeit schneller drehen muss.

Alles in allem ist dieses Hörbuch unterhaltsam und wahrlich unerwartet.

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Veröffentlicht am 09.10.2022

Nicht perfekt, aber lesenswert

Dschinns
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Ja, was sagt man jetzt dazu? Am Ende hatte ich doch eine Träne im Knopfloch, obwohl ich zu großen Teilen mit diesem Buch gerungen habe.

Hier stirbt ein Vater. Er tut das sehr eindrucksvoll und überraschend ...

Ja, was sagt man jetzt dazu? Am Ende hatte ich doch eine Träne im Knopfloch, obwohl ich zu großen Teilen mit diesem Buch gerungen habe.

Hier stirbt ein Vater. Er tut das sehr eindrucksvoll und überraschend gleich im ersten Kapitel und lässt uns, während er in den letzten Zügen liegt, ein klein wenig in seinen Kopf gucken. Er ist ein Türke, der mit seiner türkischen Familie in Deutschland gelebt hat. Jetzt wollte er eigentlich zurückkehren.

Zu seiner Beerdigung reist dann seine Familie an. Jedes einzelne Familienmitglied stellt sich persönlich vor, erzählt uns die Geschichte einer Gastarbeiterfamilie aus unterschiedlichsten Perspektiven.

Das ist zu großen Teilen spannend und großartig erzählt. Fatma Aydemir bringt einem eloquent und einfühlsam die unterschiedlichsten Typen nahe. Allerdings ist die Dramaturgie des Ganzen so planvoll angelegt, dass es die Individualität der Figuren doch wieder relativiert. Wir hätten ganz wunderbar mit Ümit leiden können, der den plötzlichen Tod seines Vaters verdauen muss und dazu verdammt ist, die Leiche herzurichten wie es die Tradition verlangt. Seine Homosexualität ist natürlich auch ein Problem, in dieser Situation aber ein unnötiges Topping. Es drängt sich der Eindruck auf, dass man möglichst vielfältige Probleme in einem Roman unterbringen wollte und das nimmt der eigentlich guten Geschichte mehr als es ihr gibt.

Da geht es um Türken, Deutsche und auch Kurden, unterschiedliche Kulturen, die aufeinanderprallen, aber auch um Traditionen, Familiensinn, das Patriarchat, Selbstbestimmung, Männer, Frauen und ihr Rollenverständnis im Wandel der Zeiten, Selbstverwirklichung, Identität und vieles mehr. Das ist viel Stoff für ein nicht allzu dickes Buch, ich war lange Zeit unsicher, ob es mir gefällt.

Am Ende mausert es sich aber doch noch zu einem wirklich anrührenden Aufruf zu Toleranz und Offenheit, eine tolle Botschaft, die berührt, kein perfektes Buch, aber ein sehr lesenswertes.

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