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Veröffentlicht am 10.03.2024

Leidvoll und blumig

Die Hexen von Cleftwater
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Hexenverfolgung ist ein sehr finsteres Kapitel in der Geschichte. Dieses Buch basiert auf wahren Begebenheiten, was es umso trauriger macht.

Wir sind in East Anglia im Jahr1645, wo der Hexenjäger Silas ...

Hexenverfolgung ist ein sehr finsteres Kapitel in der Geschichte. Dieses Buch basiert auf wahren Begebenheiten, was es umso trauriger macht.

Wir sind in East Anglia im Jahr1645, wo der Hexenjäger Silas Makepeace im Dorf Cleftwater aufräumt. Plötzlich sind überall Hexen zu finden, die Verdachtsfälle türmen sich, ein falsches Wort kann den Tod bedeuten, wenn Angst und Aberglaube angeheizt wird.

Martha, die stumme Kräuterfrau und Hebamme in mittleren Jahren ist natürlich als Opfer prädestiniert, kommt aber sehr lange um eine Beschuldigung herum. Sie wird als Expertin herangezogen, die die Körper der beschuldigten Frauen nach Teufelsmalen absuchen soll und gerät damit in einen Zwiespalt und in Gewissensnöte.

Sie tut einem zwar sehr leid, es hat aber trotzdem lange gedauert, bis ich mit ihr mitleiden konnte. Sie spricht nicht und fühlt aber sehr tief, was die Autorin recht blumig zum Ausdruck bringt: „Ihre Lungen pumpten, keuchend, wie ein Fisch im Netz“. „Deutlich pochte das Unbehagen unterhalb ihres Brustbeins und sie spürte, dass die Angst sie durchzuckte wie ein Peitschenhieb.“ „Die Sorge lastete auf ihr wie der Deckel auf einem Topf.“

Den Erzählstil muss man mögen.

Martha spielt ein bisschen mit dem Feuer. Sie hat eine Wachsfigur von ihrer Mutter geerbt. Der Atzmann kann ihr helfen, hat sie gesagt. Soll sie ihn benutzen oder macht sie das erst recht verdächtig?

Diese Geschichte ist sehr leidvoll und hat auch eine gewisse Spannung. Das Ambiente und die historische Atmosphäre werden plastisch geschildert, das kann man sich alles sehr gut vorstellen. Allerdings hat mich die Erzählweise eher amüsiert als beeindruckt und das nimmt dann doch einiges an Wirkung.

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Spannend und unfreiwillig komisch

Schneesturm
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Bei der Bewertung dieses Buches ringe ich ein bisschen mit mir selbst.

Die Geschichte an sich hat was. Sie sind zu sechst, alte Schulfreunde, die sich zum Jahrestag des Todes des Siebten im Bunde auf ...

Bei der Bewertung dieses Buches ringe ich ein bisschen mit mir selbst.

Die Geschichte an sich hat was. Sie sind zu sechst, alte Schulfreunde, die sich zum Jahrestag des Todes des Siebten im Bunde auf der Insel Inishmore treffen, auf der sie gemeinsam aufgewachsen sind. In der Silvesternacht vor 10 Jahren ist Cilian gestorben und jetzt wollten sie sich wieder treffen, an ihn denken und feiern. Leider durchkreuzt ein Schneesturm und eine Leiche ihre Pläne. Polizistin Cara muss Ermittlungen anstellen statt zu feiern und je mehr sie entdeckt, desto fragwürdiger findet sie ihre Kindheitsfreunde.

Wir haben eine gruselige Situation, irische Originale und ein Rätsel zu lösen. Die Vergangenheit holt Cara wieder ein. Es liegt Tragik in der eisigen Luft, Gefahr und einige Spannung, so weit könnte es ein super Thriller sein, wäre es sprachlich nicht so durchwachsen.

Es ist nahezu lächerlich, wie man sich hier noch in den schlimmsten Situationen ein besorgtes „Alles okay?“ zuruft, wenn doch ganz offensichtlich gar nichts okay ist. „Es wird alles gut.“ ist eine weitere stark strapazierte Plattitüde, die überflüssiger nicht sein könnte. Gekrönt wird das Fest der Floskeln durch poetische Entgleisungen: „Es strömte eine enorme Traurigkeit in ihre Glieder.“

Also, dieses Buch bietet eine gute Portion unfreiwillige Komik, aber das ist ja auch irgendwie unterhaltsam. Ich habe es auf jeden Fall bis zum Ende gehört und war sehr gespannt auf die Auflösung. Das Hörbuch liest Christiane Marx sehr engagiert. Es dauert 10 Stunden und 59 Minuten.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Solider Krimi

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Dies ist der 11. Fall für das Bodenstein-Kirchhoff Team, wobei Kirchhoff jetzt Sander heißt.

Der Tod eines Mädchens scheint verhängnisvoll mit anderen Todesfällen zusammenzuhängen. Je mehr Pia und Bodenstein ...

Dies ist der 11. Fall für das Bodenstein-Kirchhoff Team, wobei Kirchhoff jetzt Sander heißt.

Der Tod eines Mädchens scheint verhängnisvoll mit anderen Todesfällen zusammenzuhängen. Je mehr Pia und Bodenstein herausfinden, desto finsterer gestaltet sich der Fall. Ein Morddelikt scheint sich zum Skandal auszuweiten, der ungeahnte Ausmaße annimmt.

Das ist die Idee hinter diesem Teil der Reihe und die ist originell. So etwas hat noch niemand gelesen. Je weiter man vordringt, desto verzwickter wird die Situation. Spannende Momente gibt es auch einige. Trotzdem hat mich das Buch nur mäßig gefesselt und das liegt in erster Linie an den Figuren.

Zugegeben, ich bin nicht ganz die Zielgruppe und nur Gelegenheitskrimileserin. Ich habe die Reihe nur auszugsweise verfolgt, aber immerhin gut genug um sagen zu können, Pia und Bodenstein sind noch immer im Dienst und noch immer recht langweilig. Ihr Privatleben wird zwar ins Geschehen mit eingebaut (ich scheine je zwei Scheidungen verpasst zu haben!), nur ein Gesicht bekommen sie nicht. Das ganze Ermittlerteam hat im Grunde keine Eigenschaften, alle sind klug, engagiert, emotions- und humorlos.

Das, gepaart mit einem sehr nüchternen Erzählstil, wirkt dann recht brav. Die Fans scheinen es trotzdem zu lieben.

Ich habe die gekürzte Hörbuchversion erwischt und dabei nichts vermisst. Sie wird von Julia Nachtmann sehr schön gelesen. Sie schafft es, diesem eher spröden Text doch noch ein bisschen Leben einzuhauchen. Es dauert 14 Stunden und 3 Minuten.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Witzig, fantasievoll, nur ein bisschen viel davon

Der Spurenfinder
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An diesem Buch hat Marc-Uwe Kling wohl großen Spaß gehabt. Es ist ein Ideenfeuerwerk, das er zusammen mit seinen Töchtern geschrieben hat. Die beiden sind zwölf Jahre alt und Zwillinge, genau wie Ada und ...

An diesem Buch hat Marc-Uwe Kling wohl großen Spaß gehabt. Es ist ein Ideenfeuerwerk, das er zusammen mit seinen Töchtern geschrieben hat. Die beiden sind zwölf Jahre alt und Zwillinge, genau wie Ada und Naru in dieser Geschichte.

Elos von Bergen, der beste Spurenfinder des Reiches, hat sich aus Sicherheitsgründen nach Friedhofen zurückgezogen. Der Name ist Programm. Seine Kinder Ada und Naru langweilen sich schrecklich, bis ausgerechnet in der Nacht der Träume ein Mord geschieht. Schon müssen Spuren gefunden werden und Ada und Naru dürfen ihrem Vater assistieren.

Die Geschichte strotzt vor fantastisch-lustiger Ideen und macht großen Spaß. Allerdings hatte ich anfangs Probleme, mich einzuleben. Hier sind Kinder die Hauptfiguren, die schlau und mutig das Geschehen bestimmen. Es ist klar ein Jugendbuch, wird aber als neuer Roman des Autors beworben. Natürlich hat man auch als Erwachsener seinen Spaß daran, nur hätte ich gerne vorher gewusst, auf was ich mich einlasse.

Und dann hatten die Autoren deutlich zu viele Ideen für ein Buch. Hier wird man in eine zauberhafte neue Welt geworfen, hat aber keine Gelegenheit, sich einzuleben. Allein die Gründe, aus denen Elos und seine Kinder nach Friedhofen zogen, sind ein Buch wert. Nahezu jede Figur hat einen spannenden Hintergrund, der knapp angerissen wird und dann liegenbleibt. Man hat das Gefühl, Band fünf einer Reihe erwischt zu haben und fühlt sich um die Vorgeschichten betrogen. Viele wunderbare Kleinigkeiten gehen unter im Wust der Randgeschichten. Ich hätte zum Beispiel gerne die Tatsache bestaunt, dass der Kaiserpalast von Wächterinnen bewacht wird. Weiblichen Wächtern bin ich noch in keinem Buch begegnet, sie bekommen aber nur ein-zwei Nebensätze, weil die Geschichte des Bruders der Kaiserin erzählt werden muss.

Das Hörbuch liest der Autor selbst und macht das toll. Er beherrscht hundert verschiedene Stimmen (natürlich ist eine davon das Känguruh, klar.). Ihm zu lauschen, wenn Elos mit seinen Kindern Stimmonade mixt, um den Trank für eine Alte-Oma-Stimme zu bekommen, ist ganz großes Kino.

Es dauert 7 Stunden, 44 Minuten und ist ein großer Spaß, nicht perfekt, aber ein Spaß allemal.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Enttäuschend

Lichtspiel
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Ich war von „Tyll“ schwer beeindruckt und habe dieses Buch für einen sicheren Tipp gehalten. Und der Prolog scheint das noch absolut zu bestätigen. Da wird ein dementer Mann aus seinem Pflegeheim in eine ...

Ich war von „Tyll“ schwer beeindruckt und habe dieses Buch für einen sicheren Tipp gehalten. Und der Prolog scheint das noch absolut zu bestätigen. Da wird ein dementer Mann aus seinem Pflegeheim in eine Fernsehshow gezerrt. Man möchte ihn zu seiner Vergangenheit als Filmschaffender befragen, aber er gibt nicht die Antworten, die man sich gewünscht hat. Und was ist mit dem Film, der nie veröffentlicht wurde?

Das ist ein genialer Einstieg in ein Buch mit genialem Thema und macht genau das, was mir am Tyll so gefallen hat: Es transportiert elegant allzu Menschliches und deutet unterschwellig einen Hintergrund an, der eigentlich nicht erzählt wird. Leider erschöpft sich das im Prolog.
Was danach kommt, ist durchaus eine interessante, geschickt aufgebaute Geschichte, nur die Figuren werden dabei so überzeichnet, dass man kaum noch jemanden ernst nehmen kann.

Das Leben von G.W. Pabst bietet eine ganze Menge Themen. Als einer der ersten Filmregisseure hat er Filmhistorie miterlebt und gestaltet, den deutschen Film durchs Dritte Reich begleitet und sogar Asyl in Hollywood gesucht. Sein verschollenes Werk ist bis heute ein Mysterium und dessen Entstehung bringt sogar eine Spur Enthüllungsjournalismus ins Spiel. Nur geht dieser geniale Ansatz komplett unter, indem man ihn durch Witzfiguren ausgestalten. Sogar Papst selbst tritt weitgehend als unbeholfener Wicht in Erscheinung, der von seinem eigenen Hausmeister tyrannisiert wird, der selbst irgendwas zwischen Quasimodo und Dracula ist.
Wir lernen Berühmtheiten in Massen kennen, von denen keiner ein Gesicht bekommt. Nahezu blankes Namedropping berührt niemanden.

Meine anfängliche Begeisterung für dieses Buch hat sehr schnell nachgelassen. Es ist eine tolle Geschichte und ein originelles Stück Historie, die einem nahe gehen sollte. Ich konnte sie leider zu großen Teilen nicht ernst nehmen.

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