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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2024

Vor der Wahl

Die zerrissenen Staaten von Amerika
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Die zerrissenen Staaten von Amerika ist ein hochaktuelles Sachbuch, das einen Blick auf den Zustand der USA in der momentanen Vorwahlsituation wirft.

Arthur Landwehr, von dem ich auch ein spannendes Interview ...

Die zerrissenen Staaten von Amerika ist ein hochaktuelles Sachbuch, das einen Blick auf den Zustand der USA in der momentanen Vorwahlsituation wirft.

Arthur Landwehr, von dem ich auch ein spannendes Interview zu diesem Buch gehört habe, ist ein USA-Experte, der die USA kennt und sich Gedanken gemacht hat. Sein Ansatz ist, ein Verstehen zu ermöglichen. Damit kann man dann besser die Situation einschätzen und besser damit umgehen.
Außerdem scheut Landwehr es auch nicht, Vergleiche der USA zu Deutschland zu nennen.
Das Buch passt auch vom Umfang. An manchen Stellen ausführlich, aber nie geschwätzig. Die Kapitel werden nicht zu lang.

Es ist ein Kluges Sachbuch, erzählerisch gut gestaltet.

Veröffentlicht am 15.01.2024

meditativ

Die Verletzlichen
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Der Plot von Sigrid Nunez neuen Roman erinnert leicht an ihr wunderbares Buch Der Freund. Da hatte sie einen Hund gesittet. In Die Verletzlichen ist es ein Papagei.
Außerdem ist es die Zeit der Pandemie ...

Der Plot von Sigrid Nunez neuen Roman erinnert leicht an ihr wunderbares Buch Der Freund. Da hatte sie einen Hund gesittet. In Die Verletzlichen ist es ein Papagei.
Außerdem ist es die Zeit der Pandemie in New York. Und die Zeit der Präsidentschaft von Donald Trump.
Diese Zeit in den USA hat etwas befremdendes.

In der Handlung kommt ein junger Student hinzu, der zeitweise ebenfalls in der Wohnung des zu betreuenden Papageis lebt. Er ist ein Freund der Familie.

Trotz gewisser Vorbehalte gehen die Gedanken der Protagonistin oft zu dem viel jüngeren Mann, der gelegentlich Wutausbrüche hat und sich über den Zustand der Welt chauffiert.
Sowohl der Papagei Eureka als auch der junge Student sind wirklich lebendige Charaktere.

Die Protagonistin ist sehr nachdenklich und reflektierend. Dabei ist ihr oft die Welt der Literatur nahe. Zum Beispiel nimmt sie einmal ausführlich Bezug zu einem Essay von Joan Didion.
Insgesamt hat das Buch etwas meditatives. Auch das ist typisch für Sigrid Nunez Prosa.

Veröffentlicht am 04.01.2024

Der Weg von Pedro und Marquez

Supermarkt
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Supermarkt ist en Roman eines brasilianischen Autors, der ein glaubhaftes Bild der Gesellschaft zeichnet.
Pedro und Marquez sind eigentlich zwei durchschnittliche Typen, die in einem Supermarkt arbeiten. ...

Supermarkt ist en Roman eines brasilianischen Autors, der ein glaubhaftes Bild der Gesellschaft zeichnet.
Pedro und Marquez sind eigentlich zwei durchschnittliche Typen, die in einem Supermarkt arbeiten. Genervt von ihrer schwierigen, kargen finanziellen Lage fangen sie an Gras zu verkaufen. In dieses Geschäft rutschen sie leicht rein.
Man sollte beachten, dass die brasilianische Gesellschaft nicht direkt mit der deutschen vergleichbar ist. Armut ist stark verbreitet.

Wirklich kein schlechtes Buch. Besonders die halbphilosophischen Dialoge zwischen den Freunden sind sehr gelungen. Manchmal ist es etwas zu detailliert, aber das ist nicht schlimm. Eine gehörige Portion Ironie entschädigt den Leser.
Von Jose Falero würde ich wieder etwas lesen.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Eine Beztiehung

Wellness
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Nathan Hill schafft mit Wellness mit viel Aufwand und hunderten von Seiten das realistische Porträt einer langen Liebesbeziehung in unseren Zeiten.
Er bevorzugt eine sachliche Schreibweise. Dennoch bleiben ...

Nathan Hill schafft mit Wellness mit viel Aufwand und hunderten von Seiten das realistische Porträt einer langen Liebesbeziehung in unseren Zeiten.
Er bevorzugt eine sachliche Schreibweise. Dennoch bleiben dem Leser die Hauptfiguren nicht gleichgültig. 1993 sind der Fotokünstler Jack, der aus Kansas stammt und die Psychologiestudentin Elizabeth Nachbarn in Chicago, die sich zunächst nur gegenseitig beobachten und dann spontan zusammen kommen. Das wird in den ersten Kapiteln beschrieben, die wirklich brillant sind. Es gibt dann schnell einen Sprung ins Jahr 2014, aber es wird auch erzählerisch wieder in den Jahren zurückgegangen. Das ist gut gemacht.
Die beiden haben einen Sohn, der manchmal schwierig ist und die Elizabeth vor Herausforderungen stellt. Und schließlich stellen Jack und Elizabeth ihre Beziehung in Frage.

Eins muss man kritisch sagen. Das Buch ist zu lang. Auf den einen oder anderen Einschub wäre besser verzichtet worden.
Davon abgesehen, ist Nathan Hill ein kluger Autor und weiß, seinen Text zu gestalten und dessen Stärke die Details sind.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Armenien, damals und heute

Aprikosenzeit, dunkel
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Es beginnt mit Erinnerungen an die Wüste. Ein Kapitel, dass die Eindrücke einer Überlebenden des Genozids 1915 vermittelt. Das leitet die Kapitel um Karine ein. Aber zwischen deren Kapiteln kehrt man ...



Es beginnt mit Erinnerungen an die Wüste. Ein Kapitel, dass die Eindrücke einer Überlebenden des Genozids 1915 vermittelt. Das leitet die Kapitel um Karine ein. Aber zwischen deren Kapiteln kehrt man immer wieder in diese Vergangenheit zurück.

In Deutschland aufgewachsen, doch mit armenischen Wurzeln geht die Protagonistin Karine in die Heimat ihrer Mutter, um für eine NGO zu arbeiten .
An ihrer Seite erlebt der Leser eine andere Welt. Die Hitze, die graue Stadt, Eintönigkeit, dann Ararat, den berühmten Berg.

Sprachlich spielt die Autorin noch nicht in der ersten Liga, aber es gibt Ansätze. Man spürt die Emotionen. Es ist ein interessanter Roman, der deutlich macht, wie schwierig es ist, mit dem Thema Völkermord offen umzugehen.
Das Buch steht natürlich auch ein wenig im Schatten jüngster Ereignisse in Bergkarabach.
Corinna Kulenkamp hat da einen vielversprechendes Debüt vorgelegt.