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Veröffentlicht am 28.02.2024

Pieksig und stachelig? - Trotzdem umarmen

Wer umarmt den kleinen Igel?
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Der Igel spaziert durch den Wald. Plötzlich fühlt er sich einsam und möchte, um dieses Gefühl zu vertreiben, ein anderes Tier umarmen. Doch keins der Tiere möchte einen stacheligen, pieksigen Igel umarmen. ...

Der Igel spaziert durch den Wald. Plötzlich fühlt er sich einsam und möchte, um dieses Gefühl zu vertreiben, ein anderes Tier umarmen. Doch keins der Tiere möchte einen stacheligen, pieksigen Igel umarmen. So reden sie sich, um dem Igel möglichst nicht weh zu tun, mit allerlei Vorwänden heraus und machen sich danach aus dem Staub. Der Igel wird immer unglücklicher.
Dann trifft er Pelle, einen Jungen in einem Fuchskostüm. Dieser will ihn zwar auch nicht umarmen, macht sich aber Gedanken und versucht, ihm auf verschiedene Weisen zu helfen. Doch Versprechungen, eine Maschine und ein Riesenballon helfen auch nicht weiter. Erst als der Igel Pelle vorm Ertrinken rettet und er ihn danach umarmt, sticht sich Pelle nicht.
Das spricht sich herum und auch die anderen Tiere wollen nun den Igel umarmen. Das wird dem Igel dann aber doch zu viel. Darum geht er am Ende mit Pelle, den er immer wieder umarmen möchte, mit.
Die Bilder begleiten und umrahmen den Text. Sie nehmen aber immer mehr Raum auf den Doppelseiten ein als dieser. Auf fast jeder Doppelseite ist ein wichtiger Satz oder eine wichtige Äußerung in anderer Schrift und sehr viel dicker gedruckt als der übrige Text vorhanden.
Der Illustrator gibt der Geschichte seinen eigenen Touch, denn die Tiere tragen fast alle Kleidung. Das erwähnt der Text – bis auf Pelles Kostüm - aber nicht. Außerdem sind sie etwas skurril gemalt, für mich nicht so ansprechend. Seine Zeichnungen malt er in leicht gedämpften Farben, wie eben in einem Wald, mit einem Grünstich. Er zeichnet sehr detailreich, man erkennt fast jede(s/n) einzelne(n) Haar/Stachel/Feder der Tiere und andere Einzelheiten: Z. B. lebt die Elster in einem zusammengezimmerten Holzhäuschen auf Stelzen, bei dem man die Maserung sieht. (Aber auch dieses Häuschen erwähnt der Text nicht.)
Das Buch erzählt davon, dass jeder ab und an eine Umarmung braucht, auch wenn oder gerade weil er piekst, und wir sie uns immer geben sollten, damit sich niemand alleine und verlassen fühlt. Doch die Geschichte zeigt auch, dass es für jeden ganz besondere Menschen in seinem Leben gibt, von denen man immer wieder umarmt werden möchte, gute Freunde, wie Pelle für den Igel.
Fazit: Wenn jemand gerade „piekst“, umarme ihn trotzdem oder gerade deswegen! Er hat es nötig!

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Veröffentlicht am 13.02.2024

Voller Vorstellungskraft!

Kleine Schwester, große Schwester
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Große Schwester zu sein ist gar nicht so einfach, wenn die kleine Schwester ganz viel sein will, denn eigentlich ist man ja noch selber klein.
Zuerst stellt die große Schwester, deren Name nicht erwähnt ...

Große Schwester zu sein ist gar nicht so einfach, wenn die kleine Schwester ganz viel sein will, denn eigentlich ist man ja noch selber klein.
Zuerst stellt die große Schwester, deren Name nicht erwähnt wird (vermutlich ist es die Autorin selber, denn die Widmung lautet: Für Ada), ihre kleine Schwester Ada vor. Sie erklärt auch auf der nächsten Doppelseite, dass an Ada noch alles klein ist von den Ohren bis zu den Füßen.
Weil Ada selber das auch so sieht und es ihr wohl nicht ganz recht ist, wünscht sie sich am Montag ein Elefantchen (kein großer, ausgewachsener Elefant!) zu sein mit einem großen Rüssel. Am Dienstag wünscht sie sich die Ohren dazu und so geht es weiter bis Freitag zu den vier Elefantenbeinen.
Die Autorin begleitet den sehr kurzen Text (auf einer Doppelseite nur ein bis zwei Sätze) mit ihren fast naiven Zeichnungen. Die Körperteile, die sich Ada gewünscht hat, werden am nächsten Tag in hellblau, wie an ihr festgewachsen gemalt. Am Ende (Samstag) sieht sie wirklich fast wie ein kleiner Elefant aus. Farblich beschränkt sich die Künstlerin sehr: Ada trägt auf allen Bildern ein rotes Kleid, ihre große Schwester eine blaue Latzhose mit dünnen schwarzen Streifen. Alles andere – die Haare, die Haut, der Tisch, der Kuchen, die Tischdecke, das Stofftier, die Vase auf dem Tisch - ist in schwarz-weiß gehalten bis auf die grünen Blätter und roten Beeren der Zweige, die in der Vase stehen.
Am Freitag fällt die Vase um, dazu am Samstag der Kuchen vom Tisch, wie es wohl bei einem echten Elefanten im Wohnzimmer geschehen wäre. Schnell sind die Mädchen unter dem langen Tischtuch verschwunden und krabbeln später weg, denn „Wir sind ja noch klein.“
„Julie Völk erzählt in klaren Bildern mit leuchtenden Farbakzenten von zwei Schwestern. Eine pointierte Hommage ans Spielen und an die kindliche Vorstellungskraft.“ (Zitat aus der Buchbeschreibung des Verlages)

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Kann man flirten und sich verlieben lernen?

Eight Nights of Flirting
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Die 16jährige Shira ist in Isaac verliebt, seit er als Praktikant bei ihrem Onkel arbeitet und sie ihn kennenlernte.
Oder doch nicht? Zur Chanukkafeier auf der Insel Nantucket trifft sie ihren alten Schwarm ...

Die 16jährige Shira ist in Isaac verliebt, seit er als Praktikant bei ihrem Onkel arbeitet und sie ihn kennenlernte.
Oder doch nicht? Zur Chanukkafeier auf der Insel Nantucket trifft sie ihren alten Schwarm Tyler und überwunden geglaubte Gefühle für ihn flammen wieder auf.


Shira geht daran, Isaac für sich zu gewinnen, wie sie in ihrem Leben bislang an alles herangegangen ist: Perfektion kommt durch Übung; Übung macht eben irgendwann den Meister. Das war so, als sie Mathenachhilfe bekam, beim Klavierspielen und beim Eislaufen. Also engagiert sie Tyler, damit er ihr das Flirten beibringt, denn es scheint so, als ob ihm das sehr leichtfallen würde – jede(r) mag ihn.
Durch diese Flirtübungsstunden entsteht eine Dreiecksgeschichte, denn Shira verdrängt ihre wahren Gefühle für Tyler und bildet sich ihr Verliebtsein für Isaac mehr oder minder ein, weil es ihr so vernünftig vorkommt. So entsteht bei ihr eine sehr theoretische Herangehensweise an das Thema Flirten und Beziehung. Der ganze Roman ist in Ich-Perspektive aus Shiras Sicht geschrieben, so dass die Leserin sehr nah in ihr Erleben mit hineingenommen wird.
Am Ende muss es kommen, wie es kommen soll und schon von Anfang an absehbar ist: Shira lernt Tyler besser kennen und kann irgendwann ihre wahren Verliebtheitsgefühle für ihn nicht mehr leugnen. So kommen die beiden zusammen und der vorher so bindungsunfähig wirkende Tyler kann bei Shira auch er selbst sein und eine Beziehung eingehen.
In diesem Roman wird das Genre Teenie-Liebesroman nicht neu erfunden – die Entwicklung der Geschichte ist sogar sehr voraussagbar -, aber es ist eine schöne Überraschung, dass die Leser
innen einiges über jüdische, aber auch christliche Festtagsbräuche in den USA (Chanukka und Weihnachten) erzählt bekommen. Leider spielt die Geschichte aber nur in der High-Society, so dass auch hier vieles romantisiert wird und sehr überzogen wirkt. Des Weiteren wird ein Stück der interessanten Walfanggeschichte der Insel Nantucket miterzählt, weil Shira und Tyler ein Kästchen mit Erinnerungsstücken im Haus von Shiras Großeltern finden und sich fragen, was es damit auf sich hat, und nachforschen.
Für Teenager mag das Ganze Hin und Her zwischen Tyler und Shira interessant und romantisch sein, für die ältere Leser*in ist die Geschichte sehr vorhersehbar und wenig spannend.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Kakaobohnen können trügerisch sein

Das Schoko-Geheimnis
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Vier Freunde müssen herausfinden, was passiert ist, denn ihr lieber älterer Nachbar und sein Hängebauchschwein sind verschwunden!

In einfacher Sprache und Schrift beschreibt die Autorin diesen „Kriminalfall“, ...

Vier Freunde müssen herausfinden, was passiert ist, denn ihr lieber älterer Nachbar und sein Hängebauchschwein sind verschwunden!

In einfacher Sprache und Schrift beschreibt die Autorin diesen „Kriminalfall“, in dem vier Kinder auf Spurensuche gehen, fast wie einen Fall von TKKG oder den drei Fragezeichen, denn die Kinder besitzen alle auch eine besondere Begabung, füllen so eine Rolle aus und haben besondere Spitznamen.
Was im Alltäglichen beginnt, bekommt durch das Unsichtbarsein von Herrn Ritter eine fantastische Note und besonderen Reiz. Verschiedene Personen werden verdächtigt, an der „Entführung“ und Erpressung schuld zu sein. Hier wird leider auch ein Stereotyp bedient: Frau Traube. Sie wird als eine missmutige, ältere Frau „mit mächtigem Bauch, lila Locken und geblümter Schürze“ beschrieben, „die ständig Bibelverse zitiert“ (S.41 – 43) Sie wird dann auch als „fiese Traube“ betitelt. Das ist mir zu tief in das Schubladendenken gegriffen! Allerdings ist die Täterin dann jemand, von dem man es nicht gedacht hätte.
Ein paar Ungereimtheiten gibt es für mich auch: Warum sind der Zeitungsverlag und das Büro von Herrn Osterhaas (S. 48/49) nicht abgeschlossen? Woher wissen die Kinder, dass genau dies der Garten von Herrn Osterhaas ist (S. 55)?
Alles in allem ist die Geschichte für Kinder spannend, mit trickreichen Wendungen geschrieben, einfach aus Spaß am Lesen.
Für Lehrer*innen gibt es „Materialien für einen handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht“ gegen Entgelt gedruckt (ISBN 978-3-407-72014-6) oder kostenlos online dazu, so dass sich dieses Buch bestimmt gut im Unterricht einsetzen lässt.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

So viele Paradiese – wo ist es am schönsten?

So viele Paradiese
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Zum Buch:
Dieser Roman wurde von der Auswanderung des Großonkels der Autorin inspiriert, hat aber mit der Erzählung einer „normalen“ Auswanderungsgeschichte wenig gemein, vielmehr gehört er in den Literaturbereich ...

Zum Buch:
Dieser Roman wurde von der Auswanderung des Großonkels der Autorin inspiriert, hat aber mit der Erzählung einer „normalen“ Auswanderungsgeschichte wenig gemein, vielmehr gehört er in den Literaturbereich der Fantastik.
Der Hauptprotagonist Antonio Grillo ist ein Träumer, der sich in seinem kleinen, beschaulichen Dorf Gesso auf Sizilien wie eingesperrt fühlt, obwohl es ihm als begütertem Sohn eines Gipssteinbruchbesitzers, der kaum arbeiten muss, an nichts fehlt. Er hat eine besondere Beziehung zu Tieren, z. B. zu seiner Stute Aurora und seinen zwei Gänsen, und verschiedene, alle ganz andersgeartete Freundschaften.
Dennoch möchte er in Amerika seine Freiheit finden. Doch ohne die tatkräftige Unterstützung seines Bruders und eines Gönners hätte er nicht einmal die Fahrkarte für das Schiff dahin erstanden. Diese verspielt er dann auch prompt auf dem ersten Schiff und muss in Genua einen Zwischenstopp einlegen, von dem er fast nicht wieder weggekommen wäre.
Auf seiner Reise geschehen ihm viele sagen- und märchenhafte Dinge, aber auch ganz Reales, das an dieser Stelle die kurze Inhaltsangabe sprengen würde.

Zum Inhalt:
Dieses Buch hat einen ganz eigenen Schreib- und Erzählstil mit einem sehr ruhigem Erzähltempo, der ins Märchen- und Sagenhafte (auch Philosophische) führt, auch wenn die Geschichte kein eigentliches Märchen ist.
Die Atmosphäre des Dorfes empfinde ich als ganz wunderbar eingefangen und wie gut Antonio die „Sprache“ der Tiere spricht, sehr schön an den Szenen mit dem Gorilla und seinen eigenen Tieren gezeigt. Die Kapitel über sein Leben im Dorf bei seiner Familie und seinen Freunden wird aus seiner Sicht als Träumer in langsamem Zeitverlauf mit wenig Fantastischem erzählt.
Das ändert sich ungefähr ab dem XI. Kapitel mit Beginn der Überfahrt. Ab hier benutzt die Autorin viele Motive aus der Märchen- und Sagenwelt und auch aus der Bibel. In jedem Kapitel springt die Leser etwas Neues davon an. Leider wirkt das Buch auch damit überfrachtet. Bei manchen Motiven fragt man sich, was dies jetzt mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat, aber die Autorin folgt in dieser Geschichte wohl dem Motto: „Der Weg ist das Ziel!“ und beschreibt mehr die „Odyssee“ des Antonio Grillo als sein neues Leben, denn in Amerika wird nur sehr kurz seine Ankunft geschildert und sofort wieder mit dem sagenhaften Kennenlernen einer Königin verbunden, wie eine weitere Station der „Paradiese-Fahrt“. Wie es dem Protagonisten dort weiter ergeht, gehört nicht mehr zum Inhalt des Buches.
Ich habe mich von all der fantastischen, philosophischen Atmosphäre teilweise erschlagen gefühlt. Oft gefielen mir die realistischen Szenen besser (Irrenanstalt, Waffenschmuggel, Kneipe, etc. – auch das Dorf Gesso). Schade fand ich auch, dass die Mitreisenden des ersten Schiffes, die so detailreich und liebevoll von der Autorin eingeführt und Antonios Freunde wurden, dann ganz abrupt durch das Verspielen des Billetts wieder aus der Geschichte herausgerissen wurden und man im Folgenden nichts mehr von ihnen gelesen hat. (Dieser Verlust war natürlich auch für Antonio schmerzlich, aber letztendlich nicht wirklich beeinflussend.)

Fazit:
Dieses Buch lässt sich am ehesten in den Bereich der Fantastik einordnen. Wer es lesen möchte, muss dieses Genre mögen, sich auf viele Anspielungen und ein sehr ruhiges Erzähltempo mit vielen neuen Ideen und Wendungen einlassen können.

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