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Veröffentlicht am 02.01.2024

Echt Creepy

Creep
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Fanni lebt in Deutschland. Minimalistisch ist ihre Wohnung eingerichtet, die ihr der Vater zur Verfügung gestellt hat. Sie betreut Kundenkonten von Menschen, die ihr Haus mit Sicherheitskameras ausgestattet ...

Fanni lebt in Deutschland. Minimalistisch ist ihre Wohnung eingerichtet, die ihr der Vater zur Verfügung gestellt hat. Sie betreut Kundenkonten von Menschen, die ihr Haus mit Sicherheitskameras ausgestattet haben. Eigentlich soll sie nur Fehlfunktionen beheben, doch irgendwann hat sie angefangen, eine Kundenfamilie zu stalken. An ihrem Leben teilnehmen, so umschreibt sie es. Junya in Japan kommt kaum aus seinem Zimmer heraus. Seine Mutter behandelt er wie eine Dienstmagd. Er bemerkt nicht einmal, dass sie krank ist. Nur manchmal schleicht er sich nachts hinaus, um bei anderen Leuten einzubrechen. Was haben die beiden miteinander zu tun?

Zwei Menschen, die Kontakt eigentlich nur durch Medien haben. Dabei hat Fanni noch eine Art geregelten Alltag, allerdings weiß sie mit ihrem Wochenende nichts wirklich anzufangen. Man könnte beinahe meinen, sie fühlte sich ihrer gestalkten Familie eher zugehörig als ihrer biologischen. Zugegeben, mit ihren biologischen Eltern möchte man auch nicht verwandt sein. Junya hat sich in seinem Zimmer vergraben, treibt sich auf web-Seiten im Internet herum und sammelt Ablehnungsschreiben der Kunsthochschule. Erst als seine Mutter erkrankt ist er gezwungen, sein Leben zu ändern. Ob zum Besseren muss dahingestellt bleiben.

Als mittelalte oldschool Leserin fragt man sich, ob man irgendwie den Absprung verpasst hat. Mochte man das erste Buch des Autors so gerne, dass man den Folgeroman mit Spannung erwartet und sofort erworben hat, so musste man mit Erstaunen feststellen, dass man es nach wenigen Kapiteln erstmal geraume Zeit liegen lassen musste. Nun während des Urlaubs ist die Zeit gekommen, es erneut aufzuschlagen. Doch immer noch bleibt die Feststellung, zu diesen Figuren findet man keinen Zugang. Wobei Fanni noch halbwegs lebenstüchtig wirkt, wenigstens zu Beginn. Doch bei ihr gewinnt man den Eindruck, dass sie sich immer mehr im Internet verfängt. Und Junya ist eine so eigenartige Persönlichkeit. Allem Anschein nach hat er sich völlig von der Realität abgekoppelt. Nicht mal die Erkrankung seiner Mutter rüttelt ihn wach. Man sieht durchaus Parallelen zur heutigen Welt, wünscht sich allerdings, dass diese deprimierende Entwicklung noch aufgehalten werden kann. Der Inhalt des Romans ist irgendwie genauso düster und creepy wie das Cover. Für die Leserin war es leider nicht die passende Lektüre. Wie es von anderen gesehen wird, muss jeder oder jede für sich entscheiden.

Veröffentlicht am 15.11.2023

Häppchen

Statusmeldungen
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Stefanie Sargnagel ist mit ihren kleinen Posts und Statusmeldungen in sozialen Medien bekannt geworden. Das vorliegende Buch enthält Aufzeichnungen aus den Jahren 2015 und 2016. Und so erfährt man von ...

Stefanie Sargnagel ist mit ihren kleinen Posts und Statusmeldungen in sozialen Medien bekannt geworden. Das vorliegende Buch enthält Aufzeichnungen aus den Jahren 2015 und 2016. Und so erfährt man von ihrer Freundschaft zu Witzmann, von ihrer Tätigkeit bei einer Telefonauskunft, vom Entschluss, sich selbstständig zu machen und vieles mehr. Je kürzer die kleinen Abschnitte geraten, desto treffender wirken sie. Doch Stefanie lässt nicht viele Menschen an sich heran. Woher diese Zurückhaltung kommt, bleibt im Unklaren. Dafür hat sie einen gewissen Wiener Schmäh und mitunter einen treffenden Blick auf die Lage der Nation.

Allerdings wie die Covergestaltung möglicherweise andeutet verbreiten die vielfältigen Äußerungen doch auch etwas trübe oder depressive Stimmung. Dabei hatte die Autorin doch den Mut und die Energie, sich selbstständig zu machen. Von den manchmal witzigen Aufzeichnungen über die Telefonate mit den Kunden, die nach einer Telefonnummer suchen, geht es nahtlos zum Lamentieren über die Lesereisen und den Alkoholkonsum, mit dem die Zeit Backstage ertragen wird. So halten Tran, Witz und kerniger Humor die Waage.

Besonders schön und ansprechend ist die Gestaltung des Buches mit kleinen blauen Einsprengseln, wie Datum, Seitenzahlen und Worten aus dem Glossar. In diesem Glossar werden einige Erläuterungen gegeben zu Fragen, die man sich beim Lesen durchaus stellt. Außerdem enthält das Buch einige farbige Illustrationen, die die Texte auflockern und die dem Buch ein Alleinstellungsmerkmal geben.

Veröffentlicht am 08.09.2023

Darkness

Rotwild
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Seit dem letzten Fall ist einige Zeit vergangen. Santa Berling ist eigentlich nicht mehr bei der Mordkommission. Dafür hat sie eine Wohnung und kümmert sich um Sixten, den Hund ihrer Kollegin Eir. Eines ...

Seit dem letzten Fall ist einige Zeit vergangen. Santa Berling ist eigentlich nicht mehr bei der Mordkommission. Dafür hat sie eine Wohnung und kümmert sich um Sixten, den Hund ihrer Kollegin Eir. Eines Abend jedoch findet sie einen schwer verletzten jungen Mann, der ihr unter den Händen stirbt. Die Umstände des Todes geben Rätsel auf und so beginnen Ermittlungen, an denen Sanna und Eir wieder gemeinsam arbeiten. Doch noch immer beschäftigt der alte Fall Sanna. Es gibt nur wenige Spuren und Sanna und Eir gehen jedem kleinen Hinweis nach.

Dies ist der zweite Fall von Sanna Berling und Eir Pedersen. Sanna scheint es etwas besser zu gehen, obwohl die alte Mordserie sie noch immer umtreibt. Auch Eir wirkt relativ glücklich in ihrer Beziehung zu Fabian. Nur die Rückenschmerzen, die sie in letzter Zeit plagen, geben ihr zu denken. Und nun dieser Todesfall. Ein junger Mann wurde offensichtlich angefahren und ihm wurde solange nicht geholfen, bis er wegen seiner schweren Verletzungen nicht mehr zu retten war. In welchen Kreisen bewegte sich der Verstorbene? Wieso? Plötzlich beginnen in Sannas Umfeld seltsame Dinge zu geschehen. Und sie ist unsicher, ob sie wirklich zur Mordkommission zurückkehren soll.

Die düstere und depressive Stimmung des Buches/Hörbuches wird hervorragend dargestellt von Vera Teltz, die für ihre besonderen Lesungen bekannt ist. Da es in dem Roman etliche Rückbezüge zum ersten Band gibt, ist es schon von Vorteil, wenn man diesen gelesen hat. Ob einem diese recht enge Verzahnung gefällt, ist etwas, was jeder Leser für sich entscheiden kann. Auch die laufende persönliche Involviertheit von Sanna und Eir ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Der Fall als solches ist jedoch rätselhaft und es bleibt lange völlig unklar, wie der junge Mann zu Tode kam. Die düstere Grundstimmung wird allerdings ein wenig überbetont. Es fehlt das positive Gegengewicht. Wenn man diese Art Krimi mag, hat man einen spannenden handwerklich sehr gut gemachten zweiten Band einer Reihe, deren dritter Teil bereits angekündigt ist.

Veröffentlicht am 16.08.2023

Der 30. Geburtstag

Auf Tod komm raus
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Die Zwillinge Nicolas und Jasmine verbringen den Weihnachtsabend gemeinsam in einer Gaststätte. Am ersten Feiertag weden sie dreißig Jahre alt. Jasmine befürchtet, dass einer von ihnen vor diesem Geburtstag ...

Die Zwillinge Nicolas und Jasmine verbringen den Weihnachtsabend gemeinsam in einer Gaststätte. Am ersten Feiertag weden sie dreißig Jahre alt. Jasmine befürchtet, dass einer von ihnen vor diesem Geburtstag sterben wird. Nicolas ist sicher, dass da keine Gefahr besteht und sie ordentlich feiern wollen. Als Nicolas am nächsten Morgen aufwacht, ist Jasmine tot. Kein Wunder, dass Nicolas in Panik gerät. Er flieht aus der Wohnung seiner Schwester und kann doch nicht verhindern, dass er unter Verdacht gerät und verhaftet wird. Die Anwältin Angela Köhler übernimmt die Verteidigung.

Für Angela Köhler arbeitet die ehemalige Polizistin Ebba Tapper. Gemeinsam übernehmen sie ihren ersten Fall. Nicolas Moretti, ein ehemaliger Profi-Fußballer, beteuert seine Unschuld. Doch etliches spricht gegen ihn. Er war am Tatort, er ist geflohen und noch einiges mehr. Ein gefundenes Fressen für die Polizei. Doch Angela Köhler will versuchen, Zweifel zu wecken. Dabei soll Ebba die Fußarbeit erledigen. Ebba tut ihr Möglichstes, um Hinweise zu finden, die auf einen anderen Täter deuten könnten. Doch nicht immer kann sie ganz bei der Sache sein, denn den Verlust ihrer Stelle bei der Polizei hat sie nicht verwunden und ist etwas abgestürzt.

In diesem ersten Roman um Ebba Tapper schaut der Leser hinter die Fassade einer vermeintlich glücklichen und wohlsituierten Familie. Was man da zu sehen bekommt, ist schon harter Tobak und ob man das alles so wissen möchte, muss mal dahingestellt bleiben. Zugegebenermaßen sind einem inzwischen auch Ermittler lieber, die wenn überhaupt nur normale Probleme haben. Die Alkoholprobleme von Ebba Tapper wirken etwas störend bei der sonst gewitzt agierenden angestellten Juristin. Angela Köhler ist auch eine eigene Persönlichkeit. Ein wenig such man in diesem Roman nach einem Sympathieträger. Was man allerdings sagen kann, spannend ist dieser Thriller. Die Neugier auf das Wissen um die Zusammenhänge lässt einen gefesselt weiterlesen.

Wenn man überlegt, woher man die Autorin kennt. Es sei auf die Zack Herry Reihe verwiesen, wo sie teilweise als Co-Autorin genannt wird.

Veröffentlicht am 11.01.2023

Die Fähre

Unsterblich sind nur die anderen
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Iva und Malin machen sich auf die Suche nach drei Freunden, welche schon vor Wochen nur eine kurze Tour auch mit der Fähre machen wollten und die seitdem nicht wieder aufgetaucht sind. Nach einer Übernachtung ...

Iva und Malin machen sich auf die Suche nach drei Freunden, welche schon vor Wochen nur eine kurze Tour auch mit der Fähre machen wollten und die seitdem nicht wieder aufgetaucht sind. Nach einer Übernachtung in einem eigenartigen Hotel geht es auf die Fähre, die ebenfalls einen eigenartigen Eindruck macht. Der Bordmusiker Ola geht alle zwei Wochen aufs Schiff, er kennt die Mannschaft gut. Doch viel erzählen kann er nicht. Allerdings machen sich ihre Gedanken, denn die Crewmitglieder sehen durchweg ausgesprochen gut aus. Das kann keine Zufall sein. Und letztlich tauchen auch die Freunde wieder auf.

Keine Kriminalroman diesmal, das macht neugierig. Was hat es mit dem Fährschiff und seiner Mannschaft auf sich. Die Crew gleichzeitig forsch und zurückhaltend. Die beiden Frauen in Sorge um ihre Freunde, Iva auch in Sorge um ihre kleine Tochter, die sie wohl noch nie für eine Woche alleine gelassen hat. Dem Vater der Kleinen traut sie jedenfalls nicht. Und doch beginnen sich die Freundinnen auch dem Schiff wohl zu fühlen. Es ist ja schließlich nur eine Woche und an den Haltepunkten der Fährlinie werden kleine Ausflüge angeboten. Als die beiden Frauen die Gesuchten wieder treffen, erhalten sie keine besonderen Erklärungen.

Die Bücher der Autorin haben immer ihren eigenen Reiz und so ist es auch, wenn es kein Krimi ist, der geboten wird. Zwar gibt es auch Spannungsmomente. Diese werden jedoch vom Phantastischen bei weitem übertroffen. Für die Leserin bleiben zudem einige Fragen offen, was ihr als Liebhaberin von Kriminalromanen nicht so behagt. Dennoch regt es dazu an, sich selbst im Nachhinein ein paar Gedanken zu machen. Durch die vielen Dialoge und auch die unterschiedlichen Formen wirkt das Buch sehr lebendig und es liest sich weg wie nichts. Auch wenn man inhaltlich nicht alles nachvollziehen kann, ist es doch eine phantasievolle Reise durch die Nordsee und den Nordatlantik.