Schönes Kinderbuch
„...Rubert hatte genug Zeit, sich aus dem Staub zu machen, denn Blüml musste ja die Teiglinge formen, aufs Blech legen, mit Wasser bestreichen, kurz gehen lassen und in den Backofen schieben...“
Rubert ...
„...Rubert hatte genug Zeit, sich aus dem Staub zu machen, denn Blüml musste ja die Teiglinge formen, aufs Blech legen, mit Wasser bestreichen, kurz gehen lassen und in den Backofen schieben...“
Rubert Rappl ist ein Räuber, der gerade den Bäcker bestohlen hat. Diese Zeilen stehen in der ersten Geschichte. Das Zitat zeigt schon, dass sich der Schriftstil den historischen Gegebenheiten anpasst. Er ist kindgerecht und kommt schnell auf den Punkt. Hier wird sehr bildhaft die Arbeit des Bäckers beschrieben.
Wir befinden uns im Jahre 1805. Napoleon hat Europa mit Krieg überzogen. Ab und an kommt das kurz zur Sprache, ohne dass der Krieg die Handlung tangiert.
Gut gefällt mir die Wahl der Namen. Sie sind für Kinder eingängig und manchmal fast selbsterklärend. Eine Spur feinen Humors fehlt ebenfalls nicht.
Das Buch besteht aus neun Geschichten. In der ersten Erzählung gerät Pfiffikus Pfeffernuss in den Ort Glückshausen im Donauries. Er bekommt eine Stelle bei Griselda Guglhupf. Schnell wird klar, dass die Leute im Ort nicht nur zusammen feiern, sondern auch zusammen halten.
In der zweiten Geschichte sucht Pfiffikus nach seinen Wurzeln. Es ist die Hexe Holterdipolter, die ihm dabei hilft. Sie ist eine ziemlich ungewöhnliche Hexe.
Pfiffikus ist sich für keine Arbeit zu schade. Außerdem macht er seinen Namen alle Ehre und hat in schwierigen Situationen gute Einfälle.
Die nächsten drei Geschichten beschäftigen sich mit dem Leben im Dorf, lassen mich als Leser an manchem Fest teilnehmen und bergen die eine oder andere Überraschung.
Lustige Szenen mit einem Siebenschläfer und Pfiffikus` Hochzeit folgen in der sechsten Erzählung. Die lebenskluge Griselda erklärt Pfiffikus:
„...Griselda sagt, sobald die Gewohnheit einkehrt, wechselt die Begeisterung in stille Liebe. Es kommt halt darauf an, dass man ehrlich ist und im Streitfall eine gerechte Lösung findet...“
Im nahen Schloss Glücksburg lebt der Graf mit seine zwei Sprösslingen. Die Prinzessin träumt vom Märchenprinz, der Prinz kommt an keiner Süßigkeit vorbei. Um sie drehen sich die siebte und achte Geschichte. Auch hier gibt es eine Ermahnung:
„...Nichts ist so ernst, dass man es nicht auch von heitere Warte aus betrachten könnte...“
In der letzten Geschichte werden dann alle Handlungsstränge konsequent zu Ende geführt. Manch einer beginnt ein völlig neues Leben.
Als Besonderheit sind in dm Buch viele alte Volkslieder enthalten. Außerdem gibt es eine Menge an Sprüchen. Pfiffikus ist auch ein begnadeter Dichter. Das zeigt sich, als er den Nachtwächter vertritt und jede Stunde ein neues Verslein aufsagen muss. Sie sind aktuell und auf den Ort bezogen. Doch auch andere können das. Beispiel gewünscht?
„...Weizenmehl und Gerstenmalz,
Hefe, Wasser, Etwas Salz,
Buttermilch und Roggenschrot,
backe mir ein Vollkornbrot...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es führt die Kinder in die historische Zeit und hat trotzdem viele märchenhafte Züge.