Profilbild von SteffMcFly

SteffMcFly

Lesejury Star
offline

SteffMcFly ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SteffMcFly über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2024

Starke Geschichte, schwache Charaktere

Die Übersetzerin
0

In Jersey im Jahr 1940 tritt Hedy eine Position als Übersetzerin für die deutschen Besatzer auf der Kanalinsel an. Ihre jüdische Identität bleibt vorerst unbekannt. Während sie heimlich Widerstand gegen ...

In Jersey im Jahr 1940 tritt Hedy eine Position als Übersetzerin für die deutschen Besatzer auf der Kanalinsel an. Ihre jüdische Identität bleibt vorerst unbekannt. Während sie heimlich Widerstand gegen die Nazis leistet, entwickelt sie ausgerechnet Gefühle für den deutschen Wehrmachtssoldaten Kurt, der diese erwidert. Doch ihre wahre Identität bleibt nicht lange verborgen. Gemeinsam mit Kurt und einer engen Freundin plant Hedy mutig, ihren Verfolgern zu entkommen.

Die zentrale Figur ist Hedy Bercu, eine österreichische Jüdin, die 1938 vor der drohenden Deportation nach Jersey flieht. Anfangs wird sie, wie alle Flüchtlinge, eher geduldet als willkommen geheißen. Die Situation ändert sich jedoch 1940, als die Wehrmacht die Insel besetzt und die Registrierung aller Ausländer fordert, vor allem, um Macht zu demonstrieren und Juden aufzuspüren. Zunächst scheint Hedy Glück zu haben, indem sie eine Stelle als Übersetzerin bei den Deutschen bekommt und sogar einen Freund unter den Wehrmachtsoffizieren findet. Doch im Laufe der Zeit verschlechtern sich die Bedingungen, und drei Jahre später bleibt ihr keine Wahl, als ihr Überleben in die Hände anderer zu legen und unterzutauchen.

Obwohl Hedys Erfahrungen und Erlebnisse per se stark emotional sind, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, die Autorin versucht eine gewisse Distanz zwischen ihrer Geschichte und den Leser:innen zu wahren. Ich hatte keine Chance, an Hedy heranzukommen, da die Autorin scheinbar keinen oder nur sehr wenig Platz für Mitgefühl oder Empathie ließ. Auch Hedy ist als Protagonistin keine wirkliche Sympathieträgerin. Ich verstehe, dass es Teil des Stils ist und Hedy stark und abgehärtet sein msuste, um all das ertragen zu können und sich das natürlich in der Charakterbeschreibung und auch in der Metaebene der Erzählung wiederspiegelt, aber es war mir dann doch ein wenig zu wenig. Gefühlt interessierte es Hedy nur selten, was um sie herum passierte bzw. ließ sie sich nur soweit darauf ein, wie es ihr eigenes Leben nicht streifte. Zum Beispiel bin ich immer noch ratlos, warum sie dem besten Freund nicht stark nachtrauerte oder dessen Frau mehr Trost spenden wollte oder konnte. Stattdessen begegnete sie ihr teilweise mit Überheblichkeit.

Alles in allem ist es eine wirklich starke Geschichte, ein wichtiges Thema, aber durch die Protagonistin ging leider viel Gefühl verloren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2023

Kurzweiliger Krimi

Der Pakt – Zwei Frauen. Eine Flucht. Und ein dunkles Geheimnis.
0

Caroline, die sich dem Schutz des Gesetzes verschrieben hat, hütet ein Geheimnis, von dem niemand ahnt, dass sie bereits gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen hat. Als sie in der Mitte der Nacht zu einer ...

Caroline, die sich dem Schutz des Gesetzes verschrieben hat, hütet ein Geheimnis, von dem niemand ahnt, dass sie bereits gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen hat. Als sie in der Mitte der Nacht zu einer dringlichen Besprechung ins Präsidium gerufen wird, scheint ihre schlimmste Befürchtung Wirklichkeit zu werden: In einem abgelegenen Forsthaus hat eine Explosion mehrere Menschenleben gefordert, und zwei Jugendliche befinden sich auf der Flucht. Caroline wird beauftragt, die Verdächtigen aufzuspüren – eine Aufgabe, der sie sich nur widerwillig stellt. Denn mit einer der flüchtigen Personen teilt Caroline ein düsteres Geheimnis aus ihrer eigenen Vergangenheit ... Mit jedem Schritt in Richtung der flüchtenden Jugendlichen wächst die Gefahr für Caroline selbst.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Hauptsächlich wechseln sie zwischen der Ermittlerin Caroline und den Flüchtigen Jugendlichen. An sicht hat mir die Erzählweise wirklich gut gefallen, da man quasi in Echtzeit beide Seiten verfolgen konnte und wenig ausgelassen wurde. Sein Schreibstil zeichnete sich durch die perfekte Mischung an Atmosphäre und Zugänglichkeit aus. Hier merkte man jedoch stark, dass der Autor eigentlich ein Drehbuchautor ist. Hin und wieder hat mich der krasse Perspektivwechsel ein wenig rausgerissen, mich aber andererseits auch am Ball gehalten. Da bin ich ein wenig zwiegespalten.

Caroline als Protagonistin überzeugt auf ganzer Linie. Mit einigen Eigenheiten wirkt sie dennoch äußerst authentisch. Ihre Ängste und Panikmotive werden wirklich gut vermittelt, während das zugrundeliegende Geheimnis eine beachtliche Spannung erzeugt, auch wenn es nicht so spektakulär aufgelöst wird, wie ich zunächst gehofft hatte.

Anfangs lässt die Spannung auch eine ganze Weile auf sich warten, gewinnt jedoch im Verlaufe des Buches rasant an Fahrt. Ein regelrechter Showdown entfaltet sich, der allein das Lesen des Buches rechtfertigt. Die actionreichen Kampfszenen sorgen für ein beeindruckendes Kopfkino.

Das Ende war für mich ein wenig arg konstruiert und überzeugen, aber dennoch hatte ich wirklich Spaß beim Lesen und hab mich gut unterhalten gefühlt. Jedoch würde ich sagen, dass es sich hierbei eher um einen Krimi als um einen Thriller handelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2023

Miträseln

Abgrund
0

Clementine kann es noch immer nicht glauben: Ihre kleine Schwester ist tot. In einer wunderschönen und sternenklaren Nacht, soll sich Poppy von einer Klippe gestürzt haben. Die Untersuchungsergebnisse ...

Clementine kann es noch immer nicht glauben: Ihre kleine Schwester ist tot. In einer wunderschönen und sternenklaren Nacht, soll sich Poppy von einer Klippe gestürzt haben. Die Untersuchungsergebnisse der Ermittlungen lassen keinen Zweifel. Doch Clementine zweifelt. Ihre Schwester soll sich umgebracht haben? Niemals. Doch in besagter Nacht bekam Clementine einen Anruf, der ins Leere lief – von ihrer Schwester Poppy.
Während ihre Eltern gelähmt sind vor Schmerz, findet Clementine keine Ruhe und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Sie taucht ein in Poppys Leben und versucht herauszufinden, was in den letzten Monaten passiert ist. Denn sie ist sich sicher: Poppy hat sich nicht umgebracht. Sie wurde ermordet.

Ich hab die Geschichte um Clementine unwahrscheinlich gern gelesen. Clementine war so voller Selbstvorwürfe, Trauer, Schmerz und dem Willen, ihrer Schwester Gerechtigkeit zu schenken. Die Leute davon zu überzeugen, dass Poppy sich nicht das Leben nahm. Poppy wieder ins rechte Licht zu rücken. Auch wenn mir Clementine an sich nicht sonderlich sympathisch gewesen ist, war ich einfach komplett bei ihr. Ihre von Schmerz, Trauer und Ungläubigkeit getriebene Motivation war einfach mitreißend. Ich musste an ihrer Seite herausfinden, was mit Poppy passiert ist.

Und das tat ich. Und rätselte. Es wurden so viele falsche Fährten gelegt, dass ich kaum noch hinterher kam. Auf einmal waren jede:r und alle verdächtig. Manche Dinge zu offensichtlich und deswegen wieder verworfen, später wieder aufgenommen, weil sie eventuell doch wahrscheinlicher waren als zunächst angenommen. Ich kam aus dem Rätseln nicht mehr raus und hatte unwahrscheinlich Spaß daran, in Sackgassen zu laufen, falschen Menschen zu vertrauen und den richtigen zu misstrauen.

An sich zog sich die Geschichte an manchen Stellen schon sehr in die Länge, aber es machte dennoch Spaß. Besonders auch die Zerrissenheit zwischen Clementine und ihren Eltern, das zarte Band, das sich langsam wieder knüpfte, nur um dann zerrissen zu werden. Ehrliche Kommunikation ist einfach mal wieder der Schlüssel.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, zum Miträseln einlädt und so voller Trauer ist, dass es einen teilweise zerreißt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2023

Luft nach oben

Throne of Glass – Die Erwählte
0

Celaena Sardothien ist jung, attraktiv und hat eine Todesstrafe über sich hängen. Doch dann tritt Captain Chaol Westfall auf den Plan und bietet ihr eine einzige Möglichkeit, dem Tod zu entkommen. Kronprinz ...

Celaena Sardothien ist jung, attraktiv und hat eine Todesstrafe über sich hängen. Doch dann tritt Captain Chaol Westfall auf den Plan und bietet ihr eine einzige Möglichkeit, dem Tod zu entkommen. Kronprinz Dorian hat sie ausgewählt, an einem lebensgefährlichen Turnier teilzunehmen. Wenn sie es schafft, 23 erfahrene Kämpfer für ihn zu besiegen, wird sie ihre Freiheit zurückerlangen. Während des Trainings mit Captain Westfall entwickelt sie nicht nur ihre Kampffertigkeiten, sondern auch Gefühle für ihn. Der Kronprinz weckt ebenfalls ihr Interesse. Aber die Zeit, über ihre Emotionen nachzudenken, ist knapp bemessen. Denn im Schloss lauert eine äußerst bedrohliche, mörderische Präsenz im Dunkeln.

Der Schreibstil von Sarah J. Maas ist lebendig und bildhaft. Sie schafft es, die Leser in die fantastische Welt von Erilea eintauchen zu lassen, ohne dass es künstlich wirkt. Die Beschreibungen der Orte, die Charaktere und die magischen Elemente sind gut ausgearbeitet und lassen die Welt lebendig werden.

Die Charaktere in der Geschichte sind vielschichtig und interessant. Celaena ist eine faszinierende Protagonistin, eine begnadete Kämpferin, aber auch eine verletzliche junge Frau, die mit ihrer düsteren Vergangenheit kämpft. Captain Chaol Westfall ist geheimnisvoll und loyal, während Kronprinz Dorian eine interessante Entwicklung durchläuft. Die Dialoge zwischen den Charakteren sind humorvoll und emotional, was dazu beiträgt, dass sie greifbarer und realer wirken.

Die Handlung des Buches ist voller Spannung und Action, besonders während des Wettbewerbs, bei dem Celaena gegen andere Kämpfer antreten muss. Die Prüfungen sind aufregend und gefährlich, aber leider werden einige dieser Szenen zu schnell abgehandelt, was schade ist, da sie das Potenzial für mehr Spannung und Tiefe gehabt hätten.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Celaena in manchen Momenten übermäßig selbstbewusst und gelassen erscheint, was nicht immer zur Ernsthaftigkeit der Situation passt. Man hätte sich gewünscht, dass sie sich ihrer bedrohlichen Lage bewusster ist.

Insgesamt ist "Throne of Glass" ein vielversprechender Start in die Serie, der eine faszinierende Welt, interessante Charaktere und eine spannende Handlung bietet. Obwohl es einige Längen in der Erzählung gibt und die Hauptfigur gelegentlich unrealistisch selbstsicher wirkt, gibt es definitiv Potenzial für die kommenden Bände. Die Geschichte endet mit vielen offenen Fragen, die die Neugierde der Leser wecken und Lust auf mehr machen. Sarah J. Maas hat eine fesselnde Welt geschaffen, die darauf wartet, weiter erkundet zu werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2023

Wohnungstausch

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
0

Leena kriecht auf dem Zahnfleisch. Ihr Alltag besteht seit Monaten aus Arbeit, nicht enden wollenden Projekten und einer Menge überstunden. Nach einer Präsentation, die ganz und gar nicht so gelaufen ist, ...

Leena kriecht auf dem Zahnfleisch. Ihr Alltag besteht seit Monaten aus Arbeit, nicht enden wollenden Projekten und einer Menge überstunden. Nach einer Präsentation, die ganz und gar nicht so gelaufen ist, wie sie sollte, wird Leena zu einer Auszeit gezwungen. Zwei Monate Sabbatical. Leena, die sich seit Monaten in Arbeit stürzte, um nicht an ihre verstorbene Schwester denken zu müssen, ist zunächst entsetzt. Doch schnell findet sie Halt bei ihrer Großmutter Eileen in Vorkshire. Eileen ist eine aktive Rentnerin Ende 70, die Lust auf eine neue Liebe hat. Die Auswahl in ihrem kleinen Dorf ist jedoch mehr als begrenzt. Die Lösung: ein Ortswechsel! So beschließen die beiden kurzerhand, ihre Wohnungen zu tauschen. Eileen wird nach London gehen und sich in die Dating-Szene stürzten wohingegen Leena in das ruhige Yorkshire ziehen und zur Ruhe kommen wird. Doch ist das wirklich so eine gute Idee?

Die Geschichte wird abwechselnd aus Leenas und Eileens Sicht geschrieben, was mir total gefallen hat. Gefühlt hörte jedes Kapital mit einer Art Cliffhanger auf, was mich jedes Mal dazu verleitete, weiterlesen zu wollen.
Mir waren aber auch die beiden Protagonistinnen einfach total sympathisch. Auch wenn ich Eileens Aufblühen in London ein kleines bisschen mehr genossen habe, weil ich das Gefühl hatte, sie lebt nochmal richtig auf und zeigt der jüngeren Generation, dass man nicht anonym nebeneinander herleben muss, aber auch Leenas Entschleunigung und dem zarten Band, das sie knüpfte, bin ich gern gefolgt.

Wie bei den meisten romantischen Komödien war mir sehr schnell klar, worauf das alles hinausläuft, dennoch hab ich die Geschichte sehr genossen und sie als kurzweilig empfunden. Und auch ein paar Längen konnten mein Lesevergnügen nicht schmälern.

Eine nette Geschichte mit authentischen und sympathischen Charakteren, die sehr gut für zwischendurch ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere