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Veröffentlicht am 22.02.2024

Wer ist der eingemauerte Tote?

Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens
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Aus dem Nachlass des ehemaligen Bürgermeisters soll ein Gemeindezentrum errichtet werden. Dafür müssen einige Häuser in Fragolin weichen. Während des Abrisses einer Garage findet man hinter einer zusätzlich ...

Aus dem Nachlass des ehemaligen Bürgermeisters soll ein Gemeindezentrum errichtet werden. Dafür müssen einige Häuser in Fragolin weichen. Während des Abrisses einer Garage findet man hinter einer zusätzlich eingezogenen Wand ein Skelett.

Niemand wird vermisst und die Tat könnte lange zurückliegen. Daher werden zunächst einmal die ehemaligen Besitzer des Hauses eruiert. Ein Immobilienmakler, unsympathischer Typ mit krimineller Vergangenheit, kann leider nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Die Besitzer davor rücken in den Blick. Während Madame le Commissaire sich nur halb konzentriert den Ermittlungen zuwendet, hat sie mehr mit ihren Beziehungen zu tun. Von Nicolas hat sie länger nichts gehört, er hat sie nur um Geduld gebeten. Plötzlich erreicht sie sein Anruf aus einem Gefängnis in Marokko. Ihm wird Drogenschmuggel vorgeworfen.

Anders als ich es aus den vorangegangenen Krimis gewohnt war, nehmen in diesem Fall die persönlichen Interessen der Commissaire einen größeren Platz ein. Der lange zurückliegende Fall des eingemauerten Skeletts interessiert sie weniger, das überlässt sie größtenteils ihrem Assistenten Apollinaire. Erst zum Schluss hin beschäftigt dann doch beide die Lösung des Falles, die sich dem Leser aber schon vorher erschlossen haben wird.

Mir schien es so, dass der Krimi als ein Übergangskrimi zu sehen ist. Der nächste scheint wieder spannender zu werden, zumindest deutet der Ausblick etwas in diese Richtung an.

Das Lebensgefühl Südfrankreichs mit guter Küche, kaltem Rosé, verschwiegenen Badebuchten und pulsierenden Badeorten, mit einem herrlichen Hinterland und Dörfern wie Fragolin spielen natürlich weiterhin eine Rolle und machen den Krimi zu einem Wohlfühlkrimi. Ganz so stark wie manche seiner Vorgänger war er allerdings nicht. Trotzdem lese ich weiter, denn Madame le Commissaire ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Nicht ein zweites Mal versagen

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Es handelt sich um den 4. Fall für Alexa Jahn und Bernhard Krammer, die beiden grenzübergreifenden Ermittler, die erst spät feststellen durften, dass sie Tochter und Vater sind.

Roza, die Innsbrucker ...

Es handelt sich um den 4. Fall für Alexa Jahn und Bernhard Krammer, die beiden grenzübergreifenden Ermittler, die erst spät feststellen durften, dass sie Tochter und Vater sind.

Roza, die Innsbrucker Kollegin Krammers, ist verschwunden. Sie verschwand an einem Freitagnachmittag aus der Polizeibehörde und es sah aus wie eine Flucht. In ihrer Wohnung wird am Samstagmorgen ein toter Mann gefunden, angetan mit einer Tauchermaske. Niemand kennt diesen Mann.

Krammer will den Fall nicht an die große Glocke hängen, weil er Angst hat, dass seine temperamentvolle Kollegin Dreck am Stecken haben könnte, er will zunächst den Hintergrund ein wenig ausleuchten. Die Tauchermaske führt die Ermittler an den Walchensee, also auf die deutsche Seite, wo Alexa und ihr Kollege Florian dazukommen und die Ermittlungen übernehmen.

In diesem Kriminalfall nehmen die persönlichen Beziehungen zwischen Alexa und Bernhard ziemlich viel Raum ein. Die beiden entdecken zwar immer wieder Gemeinsamkeiten, dass sie darüber reden würden, so weit sind sie aber noch lange nicht. Daher spielt sich viel in der Gedankenwelt der beiden ab und das hat schon mal seine Längen. Ansonsten zieht sich der Mittelteil des Buches etwas dahin, auch wenn natürlich die Suche nach Rosza fortgesetzt wird und ganz langsam etwas mehr Licht ins Dunkel kommt.

Kursive Einschübe helfen dem Leser, weiter in die Vorgeschichte einzutauchen. Da sind zwei Frauen aus Ungarn, die in ihrer Jugend ihre Seelenverwandtschaft entdecken und sich anfreunden. Besonders Krztina scheint das Pech und Unglück gepachtet zu haben und dabei war sie doch immer nur auf der Suche nach der Liebe. Die andere Person, die sich später für eine Polizeilaufbahn entscheidet, ist Roza.

Das Buch hat ein spannendes Finale, zwischendurch hat es mich nicht unbedingt gefesselt. Aber ich kannte die ersten drei Teile und werde der Reihe wahrscheinlich auch in Zukunft treu bleiben. Es ist ein schneller Krimi für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Kreuz und quer durch Lissabon

Portugiesisches Erbe
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Unsere persönlichen Erinnerungen an Lissabon sind extrem verregnet, von daher freute es mich, die Stadt nun auch mal von ihrer Sonnenseite aus kennenzulernen. Das tut man, wenn man Henrik Falkner quer ...

Unsere persönlichen Erinnerungen an Lissabon sind extrem verregnet, von daher freute es mich, die Stadt nun auch mal von ihrer Sonnenseite aus kennenzulernen. Das tut man, wenn man Henrik Falkner quer durch Lissabon und Umgebung folgt.

Er ist in die portugiesische Hauptstadt gekommen, um das Erbe seines Onkels anzunehmen, eines Onkels, den er gar nicht kannte. Der Onkel führte ein Antiquariat und Antiquitätengeschäft in einer dunklen Gasse, zu der sich kaum ein Kunde verirrte. Umso verwunderter ist Henrik, als ihm schon am ersten Tag 1,1 Mio für das Haus geboten werden. Der tatsächliche Wert liegt weit darunter. Henrik, ehemals Polizeibeamter, steht wenig auskunftsbereiten Hausbewohnern und Mitarbeitern gegenüber, irgendetwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Und tatsächlich wird er bereits am ersten Abend fast Opfer eines Verkehrsunfalls, da hat es eindeutig jemand auf sein Leben abgesehen.

Anschläge und gruselige Entdeckungen wechseln sich in rascher Folge ab, die Polizei darf nicht eingeschaltet werden, weil man sie für bestechlich hält. Und so jagt Henrik mit wechselnden Partnern kreuz und quer durch Lissabon, nur um zum Schluss die HIntermänner der von ihm aufgedeckten Verbrechen doch nicht zu fassen zu bekommen.

Ich kannte die Reihe nicht, habe aber festgestellt, dass es schon einige Fortsetzungsbände gibt. Von daher dürften die Schuldigen mittlerweile durch die weiteren Bände bekannt sein. Aber wer weiß, was das Antiquariat noch an Geheimnissen barg.

Die Geschichte ist durchaus flott und spannend. Dennoch wäre ich als ehemaliger Polizist in so manchem Fall anders vorgegangen. Warum fotografierte er seine Funde nicht, wenn die Beweislast später doch bei ihm liegt? Auch die beiden sexuellen Intermezzi irritierten zumindest, zumal sich nichts weiteres daraus ergab. Die intuitiven Eingebungen, die ihn auf die Spur der Verbrechen der Vergangenheit führen, wirken sehr konstruiert. Das besondere Plus des Buches ist der Schauplatz. Lissabon ist eine faszinierende Stadt und ihr manchmal etwas morbider Charme kommt im Krimi gut zur Geltung.

Für Leser, die Lissabon kennen, sind die Wege durch die Stadt sicher eine schöne Erinnerung, an manches habe selbst ich mich, trotz damaligen Dauerregens, erinnert.

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Veröffentlicht am 03.01.2024

Mord in der Florentiner Spitzengastronomie

Schwarze Tage
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Schauort des Krimis ist Florenz und seine Umgebung. Das Kommissariat erhält eine neue Mitarbeiterin, Laura Gabbiano, die aber schon am ersten Tag ins kalte Wasser geworfen wird. In der Umgebung ist ein ...

Schauort des Krimis ist Florenz und seine Umgebung. Das Kommissariat erhält eine neue Mitarbeiterin, Laura Gabbiano, die aber schon am ersten Tag ins kalte Wasser geworfen wird. In der Umgebung ist ein Mord geschehen, ein bekannter Sternekoch wurde mit seinem Trüffelmesser ermordet. Zeuge war lediglich sein Hund Gonzo, zu dem er offenbar ein inniges Verhältnis hatte, zu den Menschen eher weniger. Seine Frau ist jedenfalls nicht sehr erschüttert, zumal die beiden sich vor einigen Monaten getrennt hatten, probeweise, wie die Frau es schildert.

Chefermittler ist Vito Carlucci, ein erfahrener Commissario, der, nachdem er Laura endlich getroffen hat, mit ihr die Ermittlungen aufnimmt. Ihr kommt es so vor, dass alles ein wenig gemächlicher zugeht als in Rom, wo ihre vorherige Dienststelle war. Jedenfalls ist Carlucci nicht entzückt, als sie einen der Befragten etwas härter zur Brust nimmt. Seine Art der Befragungen ist eine andere. Aber die beiden müssen sich aneinander gewöhnen. Das klappt eigentlich auch ganz gut, denn schon am ersten Abend lädt Laura Vito zu einem Abendessen ein, wo die beiden sich in Ruhe einander vorstellen können.

Hauptverdächtige gibt es einige, allen voran die Frau des Sternekochs, Signora Simonetti. Ihr gehörten die Immobilien, ein Ehevertrag schützte sie vor Übergriffen ihres Mannes und der Gläubiger. Denn Gläubiger gab es eine ganze Menge. Simonetti war heillos überschuldet, obwohl sein Restaurant richtig gut lief. Sein Problem war die Spielsucht, dort verprasste er sein Geld und seine Angestellten warteten schon mehrere Monate auf ihr nächstes Gehalt. Frau Simonetti war außerdem Nutznießerin einer Lebensversicherung über eine Million, und wie sagen es die Ermittler landauf landab: Folge der Spur des Geldes.

Und so laufen die Ermittlungen darauf hinaus, Signora Simonetti zu überführen. Sie hat einen guten Anwalt, der sie immer wieder vor weiteren Ermittlungen rettet, aber schlussendlich scheint sich die Schlinge um ihren Hals doch zuzuziehen.

Wir haben es hier offenbar mit einem neuen Ermittlerduo zu tun, dem Autor merkt man auf jeden Fall an, dass er schon mehrere Krimis geschrieben hat, er versteht etwas von Spannungsaufbau und dem Legen falscher Fährten. Die beiden Ermittler, die hier zusammengewürfelt werden, scheinen ein gutes Team zu werden. Laura ist zwar deutlich temperamentvoller und impulsiver, Vito Carlucci ist dafür zurückhaltender, wartet länger ab.

Ich habe das Gefühl, dass wir die beiden noch häufiger zu sehen bzw. zu lesen bekommen, das wird nicht der letzte Krimi des Duos gewesen sein. Darauf deutet der Schluss hin, hier gibt es gemeinsame Bekannte in Rom, die offenbar auch Licht in die private Vergangenheit der Ermittler bringen können.

Ansonsten ist der Krimi nach dem Muster geschrieben, wie sie in den letzten Jahren immer erfolgreicher wurden. Seien es nun die Südfrankreich oder Bretagne-Krimis oder seien es Krimis, die in Italien angesiedelt sind, beide Länder haben eine ausgezeichnete Küche und so lässt sich der Gaumenschmaus wunderbar mit dem Lösen kniffliger Fälle verbinden. Auch in den Florentiner Sternerestaurants hätte ich gerne hin und wieder mit am Tisch gesessen, der Duft von Trüffeln stieg mir schon beim Lesen in die Nase.

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Spannung vor Heiligabend

Der Tote am Gletscher
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Es ist kurz vor Weihnachten und auch in der Questura in Bozen wünscht man sich, dass endlich Weihnachtsfrieden einkehren möge. Aber davon ist man weit entfernt, als die Nachricht eingeht, dass auf einem ...

Es ist kurz vor Weihnachten und auch in der Questura in Bozen wünscht man sich, dass endlich Weihnachtsfrieden einkehren möge. Aber davon ist man weit entfernt, als die Nachricht eingeht, dass auf einem Gletscher ein Mordopfer gefunden wurde. Im Schnalstal, dort wo in den 90er Jahren auch der Ötzi gefunden wurde, wurde ein Einsiedler auf ähnliche Weise umgebracht, wie es damals schon beim Ötzi der Fall war und zwar auch mit einem 5000 Jahre alten Pfeil.

Zeit sich mit Ötzi zu beschäftigen! Die beiden Kommissare Grauner und Saltapepe nehmen die Ermittlungen auf, unterstützt von einem Putz, einem Polizisten aus dem Tal.

Die beiden Ermittler sind grundverschieden, aber das passt nach Südtirol. Grauner ist gebürtig aus der Region von Bozen, er hat neben seinem Job als Commissario auch immer noch seinen Hof und seine Milchwirtschaft. Seine Kühe sind ihm ans Herz gewachsen, oft wäre er lieber Vollzeitbauer als bei der Kriminalpolizei beschäftigt. Saltapepe ist von Neapel nach Bozen versetzt worden. Ihm sind die Berge nicht geheuer und auf Schnee könnte er gerne ganz verzichten. Sein Interesse gilt dem Fußball, nie könnte er sich fürs Skifahren begeistern. Auch von der Art des Ermittelns sind sie grundverschieden, aber hier lassen sich beide Temperamente schon mal ganz gut kombinieren.

Sturm, Nebel und Schnee schaffen eine beunruhigende Atmosphäre, die auch den Leser in ihren Bann zieht. Und auch in den Dörfern hält man zwar gegen die Staatsgewalt zusammen aber unter der Decke brodelt es gewaltig und es tun sich Abgründe auf. Das gute Miteinander, das den Auswärtigen vorgespielt wird, kann auch schon mal in Schlägereien und Handgreiflichkeiten ausarten.

Es braucht einiges an Hintergrundinformationen bis endlich Licht in das Dunkel gebracht werden kann, aber am Mittag des Heiligabend kann der Fall noch gelöst werden, jedoch nicht ohne vorher noch ein paar spannende und gefährliche Situationen zu überstehen.

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