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Veröffentlicht am 07.01.2024

Ein abwechslungsreicher Burgenlandkrimi!

Ausgstochen
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Im Gmeiner Verlag erscheint mit Ausg´stochen der vierte Band der Reihe "Klub der Grünen Daumen" von Martina Parker.

Zur Eröffnung des Adventmarktes wird der Bürgermeister vermisst, dann findet man ihn ...

Im Gmeiner Verlag erscheint mit Ausg´stochen der vierte Band der Reihe "Klub der Grünen Daumen" von Martina Parker.

Zur Eröffnung des Adventmarktes wird der Bürgermeister vermisst, dann findet man ihn als Leiche zwischen den Kufen eines Pferdeschlittens. Wer könnte der Täter sein? Ein Verdächtiger wird schnell ermittelt, aber sollte es so einfach sein? Die Polizisten Marlies und Franz machen sich zwischen den Weihnachtsmarktständen auf die Suche und werden vom Detektiv-Gartenklub unterstützt.


Dieser Regionalkrimi spielt in der Vorweihnachtszeit und inmitten eines für Beschaulichkeit sorgenden Weihnachtsmarktes platzt unvorhergesehen eine Leiche. Die Beziehungen des Toten und seiner Spezies wird nun genauer unter die Lupe genommen. Und da gibt es einige Menschen, die mit ihm nicht ganz sympathisierten.

Jedes Kapitel startet mit wissenswerten Infos über die Natur. Dieses Wissen ist zwar sehr interessant zu lesen, führt meiner Meinund nach aber weg von der eigentlichen Handlung. Der Krimi spielt sich im Südburgenland ab und es sind viele Dialoge im Dialekt vorhanden, die in Fußnoten übersetzt werden. Das hat meinen Lesefluss etwas gestört, es gibt damit aber auch den regionalen Charakter wieder. Es gibt ein reichliches Personenaufkommen, dabei hatte ich Mühe, die vielen lebendig beschriebenen Charaktere einordnen zu können. Vielleicht sorgt das Lesen der Reihen von Anfang an ja für einen besseren Durchblick. Gut gefallen hat mir der immer wieder durchscheinende Humor, der für einige Schmunzelmomente verantwortlich ist.

Der Schreibstil ist locker und durch den vielen Dialekt etwas gewöhnungsbedürftig, die Figuren sprühen vor Leben und führen in unterhaltsamer Weise durch die Handlung.

Bei den Charakteren hat man wie gesagt eine große Auswahl an unterschiedlichen Figuren. Ich mochte Großmutter Hilde und ihre Ansichten und ihr neu erwachtes Interesse für Tik Tok. Und die ermittelnden Personen erfassen nach und nach unterschiedliche Fakten, die durch die Mitglieder vom Gartenklub hilfreich ergänzt werden. Aber eine Person hat mein besonderes Interesse geweckt, es ist die Figur eines naturliebenden Öko-Städters, der aufs Land zieht, m sich dann ständig mit Anzeigen gegen die Besitzer von krähenden Hähnen und den beißenden Güllegeruch zu wehren. Kein Wunder, dass mit so einem Typen dann Konflikte entstehen, die für die Landbevölkerung nur als nervig angesehen werden.

Hier gibt es viele Nebenhandlungen, die an sich interessant sind, wie die Geschichte um ein Findelkind, die Schwangerschaft einer Person oder ein paar Liebesbriefe an eine unbekannte Dame. Doch in der Menge führen mich diese Szenen doch für einen Krimi etwas an der Sache vorbei.

Martina Parker streut dank ihrer Gartenklub-Mitglieder viel informatives Wissen rund um Garten, Pflanzen (auch giftige), sowie über einige regionale Weihnachtsbräuche in die Handlung ein. Das liest sich informativ und abwechslungsreich. Der Krimi gerät aber erst im letzten Drittel wieder soweit in Fahrt, dass ich von der Spannung mitgerissen wurde.

Den Abschluss des Buches macht ein kulinarischer Anhang in Form von regionalen Rezepten und Kochanleitungen, was den Regionalcharakter des Buches noch unterstützt.

Ein abwechslungsreicher, mit österreichischen Gebräuchen gespickter Gartenkrimi, der mich gut unterhalten hat.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine wunderbare Sammlung an Geschichten über Großeltern

Großeltern
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Im Diogenes Verlag erscheint die Anthologie "Großeltern - Geschichten über ganz besondere Menschen", ausgewählt von Ursula Baumhauer.

Wer Großeltern hat, ist ein Glückskind, denn sie sind das Salz in ...

Im Diogenes Verlag erscheint die Anthologie "Großeltern - Geschichten über ganz besondere Menschen", ausgewählt von Ursula Baumhauer.

Wer Großeltern hat, ist ein Glückskind, denn sie sind das Salz in der Suppe der Familie! Ob sie die Eltern beim Babysitten unterstützen, es im Kinderwagen stolz spazierenfahren, Geschichten vorlesen oder nach dem Fallen liebevoll trösten, sie widmen ihm kostbare Zeit und vermitteln damit Geborgenheit und Zuneigung. Zwischen Alt und Jung gibt es aber auch gegensätzliche Ansichten, die für Zwist sorgen können. Was alles so passieren kann, wird in diesen Geschichten erzählt.

In dieser Anthologie versammeln sich siebzehn Geschichten von namhaften Autoren wie Bernhard Schlink, Amélie Nothomb, Joachim Meyerhoff, Ingrid Noll, Hans Fallada, Peter Härtling und vielen mehr.

Die verschiedenen Erzählstile und speziellen Handlungen sorgen für eine bunte Auswahl an unterschiedlichen Geschichten, die mal erfreuen, erheitern, überraschen, nachdenklich machen und auf jeden Fall unterhalten. Es werden verschiedene Beziehungen zu den Großeltern sichtbar, bei denen auch der jeweilige Zeitgeist, die Art der Beschäftigung und Zuneigung, sowie die Emotionen zwischen Großeltern und Enkelkindern deutlich wird. Manche sind weise, andere heiter, viele liebevoll und manche unvernünftig wie Kinder.
Einzelne Geschichten wecken bei mir Erinnerungen an die eigenen Großeltern, was mich etwas wehmütig stimmt, aber auch glücklich, weil ich so viel Zeit mit ihnen verbracht habe und mich immer wieder an die gemeinsame Zeit und schöne Erlebnisse erinnere.

Selten überzeugen in Anthologien alle Texte, aber es sind immer welche dabei, die man besonders gern liest und sich von ihnen mitreißen lässt. So ist es auch bei diesem Buch der Fall. Die einzelnen Erzählstile lesen sich abwechslungsreich und es gibt dabei Texte, die mir besonders gefallen haben. Inhaltlich konnten mich "Lieber Alter John" von Peter Härtling und "Der Enkeltrick" von Franz Hohler begeistern. Interessant ist auch Falladas "Großmutter", deren Art und Aussehen ich beim Lesen bildhaft genau vor Augen hatte. In Ingrid Nolls "Liebe auf den ersten Schrei" wird deutlich, dass auch Großeltern sich etwas von den Enkeln erhoffen, wenn auch erst Jahre später, wenn sie im Garten mithelfen können oder Auto fahren.


Diese vielseitige Sammlung an Geschichten über Großeltern unterhält wunderbar und bringt eigene Erinnerungen zurück. Ein Hoch auf die Großeltern und ihre Liebe und ihr Verständnis für die Enkelkinder!

Veröffentlicht am 02.01.2024

Ein fesselnder Roman zwischen Traditionen und eigenen Lebensträumen

Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit
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Im Blanvalet Verlag erscheint der historische Roman und Auftaktband "Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit" von Lotte Grünewald (Pseudonym von Mirjam Müntefering)

Münsterland, 1895: Luise von ...

Im Blanvalet Verlag erscheint der historische Roman und Auftaktband "Gut Friesenhain - Zwischen Traum und Freiheit" von Lotte Grünewald (Pseudonym von Mirjam Müntefering)

Münsterland, 1895: Luise von Scheweneys Leben ist als älteste Tochter der Grafenfamilie vorbestimmt. Sie soll ihren Cousin, den Adeligen Johan van Leeuwen heiraten und ihre Zeit mit Damen der feinen Gesellschaft verbringen. Doch Luise sträubt sich gegen diese Vorstellung, sie möchte ihr Leben selbst bestimmen und träumt von einem Studium der Tiermedizin, um mit ihrer Arbeit das Gestüt ihrer Familie zu unterstützen. Heimlich besucht sie eine Veranstaltung der Frauenbewegung und lernt dort den Sozialdemokraten Max Brugge kennen. Auch wenn Max Luises Probleme nur spöttisch belächelt, kann sie ihn nicht vergessen. Johan scheint dagegen ein weltoffener und damit passender Ehemann zu sein. Wie wird Luise sich entscheiden?


Der Auftaktband der Münsterland-Saga dreht sich um drei junge Menschen, deren Leben mit Gut Friesenhain eng verknüpft sind. Es sind die Gutsbesitzertöchter Luise und Clara, sowie Marie, die Tochter des Stallmeisters auf dem Gut. Sie alle träumen von ihren eigenen Lebenswünschen, doch die Zeit ist nur bedingt reif dafür.

Hier taucht man in die Welt des Münsterlands ein und wird in eine mitreißende Handlung hinein gezogen, in der gesellschaftliche Normen der Zeit, viel Frauenpower und der Wunsch nach Emanzipation eine wichtige Rolle spielen und auch die Liebe zu den Pferden wird spürbar gemacht.

Dabei habe ich mich durch die facettenreich dargestellten Figuren gut in ihre Gedankenwelt einfühlen können und durch ihre authentisch gezeigten Emotionen werden sie mit Leben gefüllt. In dieser Zeit war der Wunsch nach Emanzipation durch vorbestimmte Rollenbilder nicht so einfach. Und so hofft und bangt man mit den jungen Menschen, die sich zum Teil arrangieren und ihre Ziele auf ihre Weise angehen.

Wenn man so einen Wälzer liest, hofft man auf eine spannungsreiche Geschichte ohne Längen. Und ich muss sagen, dieser Roman hat mich, bis auf einige kurze nebensächliche Ausführungen, gefesselt in seinen Bann geschlagen und die facettenreiche und emotionale Darstellung der Charaktere mit ihren Lebenswegen bringt reichlich Spannung und auch Leben in die Geschichte. Der bildhafte und flüssige Erzählstil führt wunderbar durch die Handlung und es gibt immer wieder Spannungsmomente, die die Geschichte am Laufen halten. Ganz nebenbei wird das Leben in Adelskreisen aufgezeigt und die Etikette und Kleiderordnung der Zeit sichtbar gemacht und das sorgt für ein reales Stimmungsbild der damaligen Zeit.

In diesem Roman fügen sich viele Figuren ein, die man durch persönliche Charakterzüge gut wieder erkennt. Aber um sie besser im Blick zu haben, ist das Personenregister am Buchende ganz hilfreich.

Was diesen historisch angesiedelten Roman auszeichnet, ist die Darstellung der gesellschaftlichen standesgemäßen Erwartungen dieser Zeit, dazu die beginnende Frauenbewegung und die auf dem Gut spürbare Pferdeliebe. Aber es geht in diesem Buch auch tiefer. So werden beispielsweise menschliche Beziehungen gezeigt, die sich gegen Konventionen stemmen und mit einem queeren Frauenpaar auch gleichgeschlechtliche Liebe sichtbar machen.

Dieser Roman ist eine lesenswerte Mischung aus historischem Kontext, einer fesselnden, teilweise dramatischen Handlung und vielseitig angelegten Figuren, die mit ihren Lebenswegen Widerstände überwinden und unterschiedliche Beziehungen eingehen und damit ihr Leben gestalten. Diese Personen möchte ich gerne weiter begleiten und bin deshalb sehr auf die Fortsetzung der Reihe gespannt.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Eine fröhliche Weihnachtsgeschichte für Jung und Alt

Familie Mellops feiert Weihnachten
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Im Diogenes Verlag erschien 1978 die deutsche Ausgabe von "Famile Mellops feiert Weihnachten" von Tomi Ungerer.

Die Söhne der Schweinchen-Familie Mellops wollen ihre Eltern mit einem schön geschmückten ...

Im Diogenes Verlag erschien 1978 die deutsche Ausgabe von "Famile Mellops feiert Weihnachten" von Tomi Ungerer.

Die Söhne der Schweinchen-Familie Mellops wollen ihre Eltern mit einem schön geschmückten Weihnachtsbaum am Weihnachtsabend überraschen. Leider hatten alle vier diese Idee und die Enttäuschung über die verpatzte Überraschung ist groß. Doch Vater Mellops gibt ihnen den Rat, die Bäume doch an arme Waisenkinder zu verschenken. Daraufhin ziehen die Brüder hinaus in die verschneite Nacht und suchen nach neuen Plätzen für ihre Bäume.

Dieses Buch überzeugt durch die fantasievollen Illustrationen im typischen Zeichenstil Tomi Ungerers und durch eine nachdenklich machende und mit etwas Humor ausgeschmückte Geschichte.

Die vier Mellops-Brüder machen sich auf die Suche nach Bedürftigen, verschenken nicht nur ihre Bäume, sondern spenden ihre Kleider und Decken und holen Holz aus dem Wald, damit die Beschenkten es zu Weihnachten schön warm haben. Sie bringen Weihnachtsfreude in die Herzen der Hausbewohner und zeigen damit einen Akt der Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Das sind die Dinge, auf die es an Weihnachten ankommt.

Immer wieder amüsiert lachen muss ich, wenn ich von den "Sparmenschen" lese, die Felix leert, um von dem Geld Arznei und Geschenke zu kaufen. Denn die Menschen in diesem Buch sind Schweine, alle ganz liebenswerte Charakte, die dieses Buch so besonders und lesenswert machen.

Ein wunderbares Buch über die Weihnachtsfreude, das Jung und Alt begeistert und für alle Tomi Ungerer-Fans ein Muss ist.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Dieser Spaziergang bringt uns Guido, die Menschen und Berlin näher!

19.521 Schritte
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Im Heyne Verlag erscheint Guido Maria Kretschmers Buch "19.521 Schritte - Vom Glück der unerwarteten Begegnungen".

Guido Maria Kretschmer spaziert an einem Spätsommertag 19.521 Schritte durch Berlin, ...

Im Heyne Verlag erscheint Guido Maria Kretschmers Buch "19.521 Schritte - Vom Glück der unerwarteten Begegnungen".

Guido Maria Kretschmer spaziert an einem Spätsommertag 19.521 Schritte durch Berlin, vorbei an ihm bekannten Plätzen und an Orten der Erinnerung. Es wird zu einem besonderen Tag in seinem Leben, weil er von den Menschen auf der Straße erkannt wird und so einige Begegnungen erlebt, in denen sich ihm die Menschen öffnen und ihn an ihrem Leben teilhaben lassen.

"Wir sind unser Gepäck, wir nehmen uns mit, egal wohin die Reise geht." Zitat Seite 9

Wenn man offen und wertschätzend durchs Leben geht, kommt man den Menschen näher und sieht das Leben mal aus einer anderen Perspektive. So erging es auch Guido, als er sich im Spätsommer zu einem Gang durch Berlin aufmachte. Während dieses Weges trifft er auf fremde Menschen, und so, wie man Guido aus dem TV kennt, kommen ihm die Menschen näher und plaudern mit ihm, denn er ist sehr empathisch und nimmt an ihrem Leben teil.

Auf dem Weg durch seinen früheren Wohnort Berlin erinnert sich Guido an Weggefährten, an Orte, mit denen er eine Geschichte verbindet und er trifft jede Menge Menschen, die ihn erkennen und ihn als nahbaren und empathischen Mitmenschen einschätzen, dem sie sich anvertrauen können. Guido erfährt erfüllende Momente, er wird beinahe adoptiert, er hört lustige Anekdoten und von einer großen Liebe, aber auch nachdenklich machende Lebenswege, erlebt ein skurriles Paar und nimmt Anteil an traurigen Schicksalen, die ihm in seiner Mitmenschlichkeit unglaublich nahe gehen. Guidos Erkenntnis daraus ist folgende: Jede persönliche Begegnung hat die Kraft, dauerhaft in der Erinnerung zu bleiben. Und das ist eine Chance, auch mehr über uns selbst zu erfahren. Es ist ein Geschenk, wenn man seinen Mitmenschen gegenüber offen und vorurteilsfrei begegnen kann und so ein Mensch ist Guido auf alle Fälle.

Das Buch liest sich alles durch Guidos locker beschreibenden Erzählstil im Plauderton wunderbar flüssig und sehr unterhaltsam. Und neben den vielen Stadtansichten, den Straßen und Museen und den vielen Begegnungen mit unterschiedlichen Charakteren lernt man mehr über den Menschen Guido Maria Kretschmer. Denn auch Guido öffnet sich auf seinem Gang durch Berlin den Menschen und seinen Lesern. Er berichtet aus seiner Kindheit und von seiner Familie, die aus Ostpreußen stammt. Wir hören wie er früher gerne einfach mal eine Reise gebucht hätte, ihm aber die finanziellen Mittel dazu fehlten und welche speziellen Erlebnisse er mit Berliner Promis verbindet. Diese Einsichten und die unterschiedlichen Schicksale im Buch sind interessant und auch berührend zu lesen. Kaum ein Lebensweg verläuft glatt und ohne Probleme und es liegt an uns, was wir daraus machen.


Dieses Buch kann man wunderbar weglesen und erfährt darin etwas über den Menschen Guido, über Berlin und seine Bewohner. Ein privater Spaziergang, der zu vielen mitmenschlichen Begegnungen führt!