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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2024

Das Flair der Provence, junges Leben sucht seinen Weg und ein großes Geheimnis

Die Frau, die es nicht mehr gibt
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Alex hat gerade das Abitur hinter sich bebracht und will sich nun eine Auszeit nehmen. Ein Jahr gibt sie sich fürs Reisen, quer durch Europa und auch dafür, sich selbst zu erkunden und was sie aus ihrem ...

Alex hat gerade das Abitur hinter sich bebracht und will sich nun eine Auszeit nehmen. Ein Jahr gibt sie sich fürs Reisen, quer durch Europa und auch dafür, sich selbst zu erkunden und was sie aus ihrem Leben machen will. Mit der Kamera immer im Anschlag landet sie schließlich ein einem französischen Dörfchen, in der herrlichen Provence, weit ab von dem, was sich in dieser Zeit, in den 1980er Jahren, so regt in Deutschland, in Europa und auch in der Welt. Und das ist nicht ohne. Der RAF-Terrorismus ist sehr präsent und von den in Europa aufgestellten Atomraketen stehen gleich welche nebenan. Aber an diesem herrlichen Fleckchen Erde, hier hat sich im Laufe der Zeit eine bunte Menschenschar eingefunden, Suchende aller Art und auch soche, die nicht gefunden werden wollen, sind mit dabei. Und Alex findet hier ihr zwar nicht sehr langes, aber unvergessenes Glück. Sie lernt die gleichaltrige Mado kennen, die ihr eine Bleibe anbietet und sehr schnell bildet sich aus ihnen beiden und Mados Freunden Loic und Fantomas eine inspirierende freundschaftlich verbundene Gemeinschaft, die alles teilt. Und für Alex tut sich zudem eine langsam wachsende große Liebe auf. Auch in dieser abgeschotteten Blase hat man sein Päckchen zu tragen, aber man ist ja nicht allein. Doch Mado hütet ihr Geheimnis still und eines Tages ist sie verschwunden. Erst 30 Jahre später wird Alex und so auch den Lesern das Geheimnis rund um die Frau, die es nicht mehr gibt, offenbart. Und darauf hat man ja schließlich gewartet, die Andeutungen aus der damaligen Zeit schwirren einem unentwegt im Kopf herum, Und dann. Alex trifft auf diese Frau, die Mado einst war und sie erfährt die Hintergründe. Die immer wieder angeklungenen politischen Geschehnisse, sie finden nun ihren Weg 'ins Licht' und ein Schock ist es schon.
Dieser Roman ist, ganz vorne weg, leicht und voller Atmosphäre, sehr unterhaltsam und durch diese kleine Gruppe Menschen so lebhaft und auch spannend dargeboten, dass es eine wahre Freude ist. Und dann ist da noch etwas, etwas Bedrohliches, eine große düstere Wolke, die darauf wartet, die Sonne zu verdunkeln. Das erzeugt ein beständiges zusätzliches Prickeln und die Erkenntnis, das dieses Buch letztendlich doch etwas anders ist und so des Lesens doppelt wert. Denn die Frau, die es nicht mehr gibt hat es wahrlich in sich und ohne ihr Geheimnis zu erfahren geht hier doch wohl keiner weg.

Veröffentlicht am 04.01.2024

Wenn man allen Halt verliert und ganz von innen auseinanderbricht

Und hinter mir das Nichts
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Die junge Psychotherapeutin Sara Becker betreibt eine eigene Praxis, die sie nicht allzusehr herausfordert Ihr Leben hat einen wenig aufregenden Takt, hält es so aber in einer Balance, die ihre äußere ...

Die junge Psychotherapeutin Sara Becker betreibt eine eigene Praxis, die sie nicht allzusehr herausfordert Ihr Leben hat einen wenig aufregenden Takt, hält es so aber in einer Balance, die ihre äußere Fassade als authentisch wirken lässt. Doch dann erhält sie die Nachricht, dass einer ihrer Patienten sich das Leben genommen hat. Ihrem ersten Impuls, habe ich etwas falsch gemacht, hätte ich seine Absicht erkennen müssen, folgt die Prüfung der Unterlagen. Doch Sara kommt zu dem Schluss, dass da nichts darauf hingedeutet hat. Eigentlich wäre damit alles erledigt, doch die Sache lässt sie nicht los. Mehr noch, die Suche nach dem Warum, auf die sie sich begibt, sie führt zur Eskalation, ihres eigenen Seins. Die Termine ihre Patienten sagt sie ab, die gerade aufgenommene auch räumliche Zweisamkeit mit ihrem Freund beendet sie abrupt,. Die Suche ist nun eine Suche nach sich selbst, das Aufbrechen all der bewusst verdrängten, 'vergessenen' Erinnerungen führt zu einem vollständigen Zusammenbruch. Und Realität und Vision, einer geradezu dämonischen Gedankenwelt, lässt sie immer mehr abdriften, zieht sie hinab immer näher hin zu einem Ort, der zur Frage führt, ist das Leben etwas, was ich noch will.
Welch ein packender, unendlich intensiver und präziser Roman über einen Menschen, der tiefe Abgründe in sich trägt und nie den Mut, die Kraft gefunden hat, diese aufzuarbeiten. Und nun, gibt es noch ein Zurück, den Abzweig, eine letztmögliche Wahl, geboten in einer Entscheidung mit einem Dafür oder Dagegen. Der Roman, er nimmt einen mit, hinein in eine Erlebenswelt, der sich keiner vollständig entziehen kann. Und wenn man wieder auftaucht aus diesem Stück Literatur, - wirklich ganz groß - , heißt es, die Wunden lecken. Denn jeder trägt hier welche davon. Sie sind hoffentlich nicht so tief.
Die Kunst der Worte, hier erlebt man sie.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Ein neues Zuhause für den Drachen Papalote, hoffentlich für immer

Reiz niemals einen Drachen (Band 2)
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Band 2 ist da und weiter geht es mit der Drachenrettung. Clemens und Bahira haben es geschafft. Sie haben ein schönes neues Zuhause für den von ihnen geretteten Drachen Papalote gefunden, auf Mallorca. ...

Band 2 ist da und weiter geht es mit der Drachenrettung. Clemens und Bahira haben es geschafft. Sie haben ein schönes neues Zuhause für den von ihnen geretteten Drachen Papalote gefunden, auf Mallorca. Dort soll er nun sein Leben genießen dürfen, ganz weit weg von all denen, die ihm Böses wollten. Hoffentlich wird man ihn dort nicht entdecken. Die beiden Kinder freuen sich, dass ihr Papalote jetzt endgültig gerettet ist. Doch dann entdecken sie Museumsdirektor Wahnschaffe und seine Freundin Sina Sinnreich, die allerschlimmste Gefahr für ihren Drachen, auf der Insel. Schon einmal haben diese Papalote gefangen gehalten und sie geben einfach nicht auf. Zudem erfahren sie, dass auch ein anderer Drachen in großer Gefahr ist. Da können Clemens und Bahira doch nicht einfach nach Hause gehen. Und so beginnt das nächste Kapitel des großen Drachenrettungsabenteuers, super spannend und so voller unerwarteter Wendungen, dass man beim Lesen manchmal sogar das Atmen vergisst. Da rast man regelrecht über die Seiten und hofft und bangt mit, denn immer wieder steht die Mission auf der Kippe, ob nicht doch die Bösen gewinnen werden.
Lest selbst, ob sich die Geschichte für Papalote und Drache Nr. 2 zum Guten wendet. Und wenn das Buch zu Ende ist und ihr vielleicht einerseits ziemlich glücklich über die packende Geschichte seid, aber andererseit auch ein bisschen traurig, dass sie nun vorbei ist, dann gibt es eine kleine Aufmunterung für alle begeisterten Leser. Es geht weiter. In wenigen Monaten werdet ihr wieder von den Drachen und ihren Rettern hören, mit einem neuen Abenteuer.
Und als kleiner Tipp, Drachenkinder schlüpfen aus Eiern.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Aji macht sich auf den Weg zum Gipfel und 'Go'

Aji's Abenteuer
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Aji ist ein Quoll, ein wilder lustiger und sehr ungeduldiger kleiner Beutelmarder, der vom Go-Spiel begeistert ist und ganz schnell den allerhöchsten Dan-Rang erreichen will. Als er auf Meister Tenuki ...

Aji ist ein Quoll, ein wilder lustiger und sehr ungeduldiger kleiner Beutelmarder, der vom Go-Spiel begeistert ist und ganz schnell den allerhöchsten Dan-Rang erreichen will. Als er auf Meister Tenuki trifft, schickt dieser den ungestümen aber auch sehr liebenswerten Kerl auf eine Reise, zum Gipfel des Berges Moyo. Und hier kann man schon sagen, der Weg ist das Ziel, zumindest ein bisschen. Auf jeden Fall erlebt Ako eine Menge rasanter Abenteuer, mit ziemlich wütenden Muscheln, die nur einer der Hindernisse sind, die es zu übewinden gilt.
Dies ist eine tolle lustige und auch ein wenig schräge Comicgeschichte, die richtig Spaß macht und unterwegs viel zum Go-Spiel an uns heranträgt. Ganz leicht und wie nebenher erfährt man eine Menge über dieses Spiel, das doch eher noch nicht so gängig in unseren Alltag Eingang gefunden hat. Viele haben auch einfach zu viel Respekt davor und glauben, es wäre zu kompliziert, um es einfach mal eben so erlernen zu können. Aber wie die flockig leichte Atmosphäre dieses Comics ist der Anfang gar nicht so schwer. Also nach dem Comic, super unterhaltsam, ist vor dem Spiel.
Legt los, ob groß oder klein, Go macht Spaß und wird niemaals! langweilig.

Veröffentlicht am 29.12.2023

Die 'Alles-Vergessen-Krankheit' und eine tiefe Freundschaft, die sie begleitet

Erinnerungen des Waldes
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Ruhig gelegen im Wald von Schönrinde betreibt Archibald Fuchs seine eigene Buchhandlung. Und er liebt sein kleines Bücherreich und die netten Kunden, mit denen er tagtäglich zu tun hat. Eines Tages kommt ...

Ruhig gelegen im Wald von Schönrinde betreibt Archibald Fuchs seine eigene Buchhandlung. Und er liebt sein kleines Bücherreich und die netten Kunden, mit denen er tagtäglich zu tun hat. Eines Tages kommt Ferdinand Maulwurf, ein alter Stammkunde, in den Laden. Völlig aufgelöst erbittet er seine Biographie, die er vor Jahren geschrieben hat, um so vielleicht seine Erinnerungen wieder zurückzubekommen. Denn der alte Maulwurf hat die 'Alles-Vergessen-Krankheit' und jetzt findet er nicht mal mehr seine geliebte Frau. Archibald ist untröstlich, denn er hat das Buch vor einigen Tagen verkauft. Aber er beschließt, seinem Freund auf jeden Fall irgendwie zu helfen. Und so machen sich die beiden zusammen auf den Weg, nach Erinnerungen zu suchen und damit auch nach der verlorengegangenen Frau des armen Maulwurfs. Es wird eine Reise, so illuster, prall gefüllt mit Dingen, die tief berühren, die das Leben von Maulwurf und Fuchs, trotz des sich immer weiter verschlechternden Zustands des Freundes, bereichern, die traurig machen und einen zum Lächeln bringen und die getragen wir von dieser wunderbaren zutiefst menschlichen tierischen Freundschaft zweier Lebewesen. Für den Gesunden ist es nicht leicht, das alles auszuhalten, zumal durchaus die typischen Symptome dieser schlimmen Krankheit, wie z.B. Aggression, nicht ausgegrenzt werden und hier zeitweise zum Tragen kommen. Aber es gibt genug gemeinsames Erleben, das positive starke Gefühle schafft und dann ist da ja auch noch der Humor, den sich diese Geschichte bewahren kann.
Dieses Buch hat etwas Besonderes geschaffen, hat dieses so schwere und in unserem Leben zunehmend präsenter werdende Thema in eine Geschichte verpackt, die die Dinge einerseits etwas puffert, andererseits das Geschehen sehr nahe an uns heranträgt. Aber wir halten es aus, nehmen Anteil und manchmal vergisst man vor lauter herrlicher Natur und all den Tieren, die ihr Herz für dieses herzige Duo öffnen, wie schwer die Grundthematik wiegt. Und die Illustrationen, ein bisschen wie aus Kinderbüchern früherer Zeiten, sie geben dieser märchenhaft angehauchten Fabel eine zusätzliche Stärke anheim, hin zu einer Geschichte, die man nicht so schnell vergisst.
Und dann noch ein kleines Aber. Für mich ist dieses Buch ein Erwachsenenbuch. So habe ich es gelesen und so fühle ich es auch. Es kann Kindern nicht schaden, so ist es ja auch gedacht und die Sanftheit, mit der es geschrieben ist, ist auch darauf ausgerichtet. Aber dies alles wirklich einzuordnen und es richtig zu verstehen, dafür sind ein paar Jahre mehr Lebenszeit gut geeignet.