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Veröffentlicht am 04.01.2024

Erfrischender Erfahrungsbericht einer starken Mutter

Autismus - 15 Dinge, die dir niemand gesagt hat
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Debby Elley hat zwei Söhne im Autismusspektrum. In ihrem Buch erzählt sie von ihrem Leben mit den beiden. Dabei geht sie in 15 "Tipps" auf verschiedene Themen ein. Sie tut dies immer in einer lockeren ...

Debby Elley hat zwei Söhne im Autismusspektrum. In ihrem Buch erzählt sie von ihrem Leben mit den beiden. Dabei geht sie in 15 "Tipps" auf verschiedene Themen ein. Sie tut dies immer in einer lockeren Sprache, mit vielen praktischen Beispielen, reflektiert und mit einem großen Augenzwinkern. Mit Leichtigkeit, ohne die harten Herausforderungen des Alltags zu verschweigen. Eingerahmt wird das Buch von einer Einführung, was heute unter Autismus verstanden werden kann, und einem abschließenden Plädoyer, die Perspektive der Betroffenen zu stärken.

Ich habe beruflich mit Kindern im Autismus-Spektrum zu tun und konnte feststellen, dass dieses Buch ein weiterer Puzzlestein ist, um Verständnis für das Leben dieser jungen Menschen zu entwickeln. Die Perspektive der Eltern finde ich immer sehr spannend, da sie viel intensiver mit ihren Kindern "arbeiten", als ich es als Pädagoge könnte. Insofern sind die hier beschriebenen Herausforderungen, aber vor allem auch die 'Lösungen' eine große Bereicherung. Anderen Eltern von Kindern im Autismus-Spektrum kann ein solches Buch sicherlich Mut machen, gerade kurz nach der Diagnose.

Einen Punkt Abzug gibt es für die aus meiner Sicht unzureichende Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Ergebnissen. Natürlich handelt es sich nicht um eine akademische Abhandlung, aber wenn man schon Studien zitiert, dann sollte man das auch richtig machen (Literaturangaben). Ausführungen wie, dass die Autorin irgendwo etwas gelesen hat, sich aber nicht mehr genau erinnern kann, halte ich für unzureichend. Dann hätte sie lieber darauf verzichtet. Auch die Erwähnung von Therapieansätzen ohne deren Beschreibung lässt mich etwas ratlos zurück.

Dennoch ein starkes Buch von einer starken Mutter!

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Die Last der Gerechtigkeit: Ein tiefgründiger Blick auf Moral und Recht

VITA
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Nach der Lektüre von "Vita" von Christina Dalcher bin ich tief beeindruckt von der Komplexität des Themas und der Art und Weise, wie Dalcher es umgesetzt hat. Die Geschichte handelt von Justine Callaghan, ...

Nach der Lektüre von "Vita" von Christina Dalcher bin ich tief beeindruckt von der Komplexität des Themas und der Art und Weise, wie Dalcher es umgesetzt hat. Die Geschichte handelt von Justine Callaghan, einer Staatsanwältin, die sich vehement gegen die Todesstrafe einsetzt. Sie ist mitverantwortlich für ein revolutionäres Gesetz, das besagt, dass ein Staatsanwalt, der irrtümlich ein Todesurteil verhängt, selbst mit dem Leben bezahlen muss. Diese Klausel wird für Justine zu einer schweren Bürde, als sie in einem Moment der Schwäche selbst ein Todesurteil ausspricht und später Zweifel an der Schuld des Verurteilten aufkommen.

Das Buch wechselt gekonnt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und gibt Einblick in die komplexen moralischen Dilemmata, die mit der Todesstrafe verbunden sind. Besonders berührend und verstörend zugleich sind die Kapitel, die aus der Perspektive des zum Tode Verurteilten erzählt werden. Diese Passagen vermitteln ein beklemmendes Gefühl der Ausweglosigkeit und der Tragik des Justizsystems. Leider ist die Geschichte des Verurteilten aus meiner Sicht nicht ganz schlüssig bzw. die Figur extrem naiv.

Dalchers Schreibstil ist klar und nüchtern, was die schweren Themen erträglicher macht, ohne ihre Bedeutung zu schmälern. Die Charaktere, insbesondere Justine, sind tiefgründig und authentisch dargestellt, so dass die Leserinnen eine starke emotionale Bindung zu ihnen aufbauen können. Insbesondere die inneren Dialoge der Hauptfigur tragen wesentlich zum Verständnis ihres Handelns, aber auch der Thematik bei.

Die Handlung ist spannend und regt zur Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens, der Schuld und der Gerechtigkeit an.

Das Buch ist ein aufrüttelndes, faszinierendes Werk, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Das Thema Todesstrafe wird mit einer Intensität behandelt, die lange nachwirkt. Auch wenn nicht alle Entscheidungen der Figuren für mich nachvollziehbar waren und die Organisation Vita eine sehr untergeordnete Rolle spielt, fand ich das Buch insgesamt sehr beeindruckend und empfehlenswert, insbesondere für Leser
innen, die sich für moralische Fragen und die Komplexität der Rechtsprechung - insbesondere der Todesstrafe - interessieren.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Rache, Romantik und ein bisschen Realität

Geparkt
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In "Geparkt" lernen wir Monika kennen, eine Frau Mitte 30, die ihr Leben für einen reichen Mann, Sven, ganz neu ausrichtet. Als Sven Monika in seiner luxuriösen Finca auf Mallorca "parkt" und sich immer ...

In "Geparkt" lernen wir Monika kennen, eine Frau Mitte 30, die ihr Leben für einen reichen Mann, Sven, ganz neu ausrichtet. Als Sven Monika in seiner luxuriösen Finca auf Mallorca "parkt" und sich immer weniger blicken lässt, erfährt Monika über einen Anwalt, dass sie die Finca umgehend verlassen muss. Monika ist enttäuscht und verlassen und findet sich plötzlich ohne Wohnung und ohne Zukunftsplan wieder.

Der Roman beginnt mit Monikas anfänglicher Verwandlung vom Berufsleben in die scheinbare Idylle eines Luxuslebens. Monika kündigt ihren Job und ihre Wohnung, um Sven ganz zur Verfügung zu stehen und für ihn da zu sein. Doch das Märchen endet abrupt, als Sven sie ohne Erklärung oder Aussicht auf Unterstützung zurücklässt.

Die Geschichte nimmt richtig Fahrt auf, als sich Monika mit ihren neuen Freundinnen Sandra, Daggi und Anni zusammenfindet, um einen tollen Racheplan gegen Sven zu schmieden. Diese Wendung bringt nicht nur frischen Wind in die Handlung, sondern auch eine gehörige Portion Humor. Die Nebenfiguren sind einfach zum Liebhaben.

Der Schreibstil von Fröhlich ist wie gewohnt leicht und humorvoll. Die Geschichte liest sich wunderbar flüssig und unterhaltsam, sie ist einfach perfekt für eine sommerliche Lektüre. Doch obwohl der Roman durchweg amüsant ist, hatte ich persönlich Schwierigkeiten, mich vollständig mit Monika zu identifizieren. Manchmal wirkten ihre Naivität und die Rachepläne, die sie sich ausdachte, leider etwas unglaubwürdig und übertrieben.

Die Handlung an sich ist nicht besonders überraschend und lässt sich leicht vorhersehen. Monika gelingt es, sich schließlich neu zu orientieren und einen wunderbaren Neuanfang zu wagen, was für ein zufriedenstellendes und glückliches Ende sorgt. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass vieles der Geschichte zu glatt und klischeehaft war.

"Geparkt" ist eine humorvolle, leichte Lektüre für zwischendurch, ideal für entspannte Lesestunden im Urlaub. Trotz einiger unrealistischer Elemente und vorhersehbarer Wendungen sorgt das Buch für gute Unterhaltung und einige Lacher.

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Veröffentlicht am 07.02.2024

Ein magisches Abenteuer voller Mut, Freundschaft und unerwarteter Wendungen

Emblem Island – Der Fluch der Nachthexe
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"Emblem Island: Der Fluch der Nachthexe" von Alex Aster hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Die Geschichte beginnt mit dem zwölfjährigen Tor, dessen Leben durch ein Emblem auf seinem ...

"Emblem Island: Der Fluch der Nachthexe" von Alex Aster hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Die Geschichte beginnt mit dem zwölfjährigen Tor, dessen Leben durch ein Emblem auf seinem Arm vorherbestimmt zu sein scheint. Doch sein Wunsch nach einer anderen Bestimmung löst unerwartet den Fluch der Nachthexe aus, der ihn in tödliche Gefahr bringt. Zusammen mit seinen Freunden Engle und Melda begibt sich Tor auf eine abenteuerliche Reise, um den Fluch zu brechen. Diese Reise ist nicht nur gefährlich, sondern auch voller magischer Begegnungen und unerwarteter Wendungen.

Die Welt, die Alex Aster erschaffen hat, ist faszinierend und detailreich. Die Einführung verschiedener Legenden und mythischer Wesen, die in einem Buch der Legenden beschrieben werden, verleiht der Geschichte eine besondere Tiefe und macht sie lebendig. Die Charaktere sind sympathisch und ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte ist nachvollziehbar und authentisch. Besonders Tor, der sich trotz seiner jungen Jahre durch Mut und Entschlossenheit auszeichnet, ist eine Figur, mit der man sich leicht identifizieren kann.

Der Schreibstil von Aster ist flüssig und fesselnd. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen und den Leser durch die abwechslungsreiche Handlung zu führen. Die eingeflochtenen Märchen und Legenden bereichern das Leseerlebnis und tragen zur Atmosphäre des Buches bei. Trotz einiger Kritikpunkte, wie der gelegentlichen Oberflächlichkeit der Charakterbeschreibungen und kleineren Logiklücken, überwiegt das positive Leseerlebnis deutlich.

Zusammenfassend handelt es sich um ein empfehlenswertes Buch für junge Leser*innen ab 12 Jahren, das aber auch Erwachsene in seinen Bann ziehen kann. Es ist eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Magie und Freundschaft, die wichtige Themen wie Selbstbestimmung und Mut aufgreift. Alex Aster hat eine zauberhafte Welt geschaffen, die zum Träumen und Nachdenken anregt. Ich freue mich bereits auf weitere Bände dieser Reihe und kann das Buch allen Fans von fantastischen Abenteuergeschichten wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.01.2024

Aufrüttelnd, aber gleichzeitig vielleicht etwas zu panisch

Glow Kids
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"Glow Kids" von Dr. Nicholas Kardaras ist ein aufrüttelndes Werk, das die dunkle Seite der Abhängigkeit von digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen beleuchtet. Als Leser begab ich mich auf eine Reise ...

"Glow Kids" von Dr. Nicholas Kardaras ist ein aufrüttelndes Werk, das die dunkle Seite der Abhängigkeit von digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen beleuchtet. Als Leser begab ich mich auf eine Reise durch erschütternde Fallbeispiele und wissenschaftliche Erkenntnisse, die der Autor nutzt, um die tiefgreifenden Auswirkungen der Bildschirmabhängigkeit zu diskutieren. Kardaras, ein erfahrener Psychotherapeut und Suchtexperte, versteht es, seine Botschaft eindringlich zu vermitteln und den Lesenden für die verborgenen Gefahren der Technik zu sensibilisieren.

Das Buch ist beeindruckend in seiner Informationsfülle und öffnet die Augen für ein Problem, das in unserer Gesellschaft oft übersehen wird. Besonders fasziniert haben mich die neurologischen Aspekte der Sucht, die Kardaras detailliert und verständlich erklärt. Die Beispiele, die er anführt, sind zum Teil herzzerreißend und zeigen, welche drastischen Auswirkungen exzessiver Medienkonsum auf die Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern haben kann.

Trotz der Stärken in der Darstellung der Inhalte hatte ich beim Lesen auch meine Bedenken. Die Fälle, die Kardaras präsentiert, neigen dazu, sehr extrem zu sein und könnten bei einigen Leserinnen eher Angst als Aufklärung hervorrufen. Obwohl ich die Dringlichkeit des Themas durchaus anerkenne, hätte ich mir eine ausgewogenere Darstellung gewünscht, die auch die positiven Aspekte der digitalen Medien und erfolgreiche Bewältigungsstrategien einbezieht.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der starke Fokus auf amerikanische Verhältnisse, der die Übertragbarkeit der Inhalte auf andere kulturelle Kontexte, insbesondere auf Deutschland, einschränkt. Hier hätte ich mir eine breitere Perspektive gewünscht, die der globalen Dimension des Problems besser gerecht wird.

Dennoch ist "Glow Kids" ein Werk, das zum Nachdenken anregt und wichtige Diskussionen auslöst. Es hat mich motiviert, meinen eigenen Umgang mit digitalen Medien zu reflektieren und bewusster damit umzugehen. Ich empfehle das Buch Eltern, Pädagog
innen und allen, die mit Kindern arbeiten oder sie aufwachsen sehen. Trotz meiner Vorbehalte ist es eine wichtige Lektüre, die Licht auf ein kritisches Thema wirft, das in unserer zunehmend vernetzten Welt immer relevanter wird.