Die Geschichte beginnt mit den restlichen zwölf Stunden, die dem 46-jährige Ansel Packer bleiben, bis er hingerichtet wird. Immer wieder kehren wird zu ihm in die Gegenwart zurück, während man das Gefühl ...
Die Geschichte beginnt mit den restlichen zwölf Stunden, die dem 46-jährige Ansel Packer bleiben, bis er hingerichtet wird. Immer wieder kehren wird zu ihm in die Gegenwart zurück, während man das Gefühl hat, ein Aussenstehender würde in der Du-Perspektive über seine letzen Stunden berichten. Eine interessante Erzählweise, die Dana Kukafka gewählt hat. Sie trägt dazu bei, dass eine wichtige Distanz entsteht, während man sich den Frauen nah fühlt. Angefangen mit seiner Mutter, die ihren Sohn vor seinem Vater beschützt hat, eine Kommissarin der Mordkommission oder Hasel, deren Schwester sich in Ansel verliebt. All ihre Leben hat Ansel manipulativ beeinflusst.
Der Schreibstil ist nüchtern, aufmerksam, trotzdem sanft und besonders die letzten Seiten waren ergreifend und regen zum Nachdenken an. Ansels abblätternde Erscheinung rückt zunehmend in den Hintergrund und die ganze Aufmerksamkeit, die Psychopathen auf sich ziehen, wird hinterfragt. „Atemberaubend spannend“ war es nicht und das sollte es auch gar nicht sein. Subtile Spannung schon eher. Es war vor allem eine entwaffnende Wahrheit aus dem Blickwinkel der Opfer, der überwiegend übergangen wird, weil die Faszination des Bösen stärker wiegt, als das Trauma, das zurückbleibt.
»Wenn man die Zeit als Ganzes begreifen könnte, würde man sehen, dass die Vergangenheit bestehen bleibt und nicht im Rückspiegel verschwindet.«
Ein tragischer Unfall im August 1985 mit Todesfolge, versucht ...
»Wenn man die Zeit als Ganzes begreifen könnte, würde man sehen, dass die Vergangenheit bestehen bleibt und nicht im Rückspiegel verschwindet.«
Ein tragischer Unfall im August 1985 mit Todesfolge, versucht von den Zwillingen Sarah und Theo Wilf. Ihr Vater Benjamin war als Arzt der erste am Unfallort. Dani Shapiro beleuchtet verschiedene Perspektiven im Laufe der Zeit und zeigt, dass Traumata nicht einfach verschwinden und unsere Gegenwart und Zukunft beeinflussen. Im Fokus stehen die Familie Wilf und die Familie Shenkman aus der Nachbarschaft. Das meiste spielt sich im Jahr 2010 ab. Von da aus geht es in die Vergangenheit und in die Zukunft. Die vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind gut gekennzeichnet, erfordern aber konzentriertes Lesen. Berührend war die entstehende Verbindung zwischen Benjamin und dem Nachbarsjungen Waldo, der ihm ganz neue Blickwinkel ermöglicht und zeigt, dass es Dinge gibt, vor denen wir unsere Kinder und uns selbst nicht beschützen können. „Aber das sind nur ein paar mögliche Bahnen eines Lebens, eine Handvoll Sternschnuppen am Nachthimmel. Änderst du ein Element, ändert sich alles.“
Mit diesem Erzählstil in der dritten Person gelingt Dani Shapiro eine komplexe Innenschau aller beteiligten Familienmitglieder. Die Zeitsprünge machen die Charaktere vielschichtiger und zeigen eine weite Bandbreite prägender Ereignisse. Ich kann mir dieses Konzept sehr gut verfilmt vorstellen, denn es ist eine Serien geplant, da es die Stärken wahrscheinlich noch besser ausleben kann, als der Roman es konnte. Der Schreibstil geleitet einen flüssig durch die Handlung und ich mochte den hochbegabten Waldo und seine Faszination für das Universum. Eine lebensnahe Perspektive, berührend dargestellt, Trost spendend und hoffnungsvoll. Eine ungewöhnliche Geschichte über Verlust, Verbundenheit und Schuldgefühle.
Der anonyme Autor, Journalist und Verfasser von "Austrian Psycho" gehörte zu der Kulturszene, die sich für Jack Unterwegers frühzeitige Freilassung einsetzten, als er für seinen ersten Mord im Gefängnis ...
Der anonyme Autor, Journalist und Verfasser von "Austrian Psycho" gehörte zu der Kulturszene, die sich für Jack Unterwegers frühzeitige Freilassung einsetzten, als er für seinen ersten Mord im Gefängnis saß, und begibt sich auf Spurensuche, anhand seiner eigenen Erinnerungen und den zahlreichen Dokumente, die der Journalist und Autor Malte Herwig zusammengetragen und ihm zur Verfügung gestellt hat. Er ist es auch, der den anonymen Autor zur unbequemen Analyse ermutigt, welches ihm spürbare Anstrengung abverlangte. Beließ er es doch lange dabei, dieses Trugbild aufrecht zu erhalten, als die Wahrheit anzuerkennen, die eine mögliche Mitschuld zur Konsequenz hätte. Der Text reduziert sich auf das Wesentliche einer umfassenden Recherche aus Briefen, Akten, Gesprächen mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, literarischen Beispielen von Jack Unterweger sowie Reportagen und Interviews, die ein entlarvendes Bild zeichnen. Hinweise gab es viele, dass Unterwegers Schreiberei nur ein Ventil und letztlich Mittel zum Zweck gewesen war. Rückblickend ist der „Knast-Kitsch“ und die „Harte Kindheit“ wenig beeindruckend und es ist beinahe unverständlich, wie er der Kulturszene imponieren und Frauen so faszinieren konnte, dass sie ihm halfen, seine Ziele zu erreichen. Doch es wird auch deutlich, dass die Vorstellung der Resozialisierung eines Frauenmörders zu verlockend war, und es auch welche gab, die sein Spiel durchschaut hatten.
Es ist Malte Herwig zu verdanken, dass entwaffnende Details zur richtigen Zeit den Eindruck vermitteln, dass hier mit großem Arbeitseifer jeder Stein umgedreht wurde. Der Schreibstil ließt sich gut, mitunter zynisch und klischeehaft zeigt sich Widerwille und Resignation, die im Nachwort von Malte Herwig zur Gewissheit wird. Die Veröffentlichung sei ihm schwer gefallen, doch ich bin froh, dass er sich dazu entschlossen hat. Es ist ein enthüllendes Werk über Manipulation, Mord, Verblendung und Betrug, welches mich in den Bann gezogen hat, weil es sich immer wieder auf Fakten stützt und zeigt, wie es Unterweger gelang, die Menschen für sich zu vereinnahmen. Zudem aus dieser interessanten Perspektive eines ehemaligen Fürsprechers. Ich habe durch "Austrian Psycho“ das erste Mal von Jack Unterweger erfahren und konnte mir ein gutes Bild machen.
Die Eisfischerin von Helgasjön erzählt die Geschichte von Rieke, deren Gefühle, nach sieben Jahren Beziehung, ordentlich durcheinander gewirbelt werden. Unerwartete Ereignisse zwingen sie, ihr Leben und ...
Die Eisfischerin von Helgasjön erzählt die Geschichte von Rieke, deren Gefühle, nach sieben Jahren Beziehung, ordentlich durcheinander gewirbelt werden. Unerwartete Ereignisse zwingen sie, ihr Leben und die Liebe zu hinterfragen.
Die schwedische Idylle, die eisige Kälte und die träumerischen Nordlichter schaffen die perfekte Atmosphäre für diese emotionale, lustige und romantische Geschichte, die in Hamburg und im winterlichen Schweden spielt. Es geht um Selbstverwirklichung, Riekes persönliches Glück und die Familie.
Es ist eine leicht kitschige Liebesgeschichte, die zwar vorhersehbar ist, aber auch mit einigen unerwarteten Wendungen aufwarten kann. Dadurch ergibt sich ein unterhaltsames Gesamtbild, mit einem angenehmen Wohlfühlfaktor. Rieke ist ein sympathische Hauptfigur, die für sich einzunehmen weiß. Auch die anderen Charaktere passen in die Handlung und Frieda Lamberti schafft es, die passenden Emotionen beim Lesen hervorzurufen. Dadurch wirkt es authentisch und man kann sich gut einfühlen. Ich habe das Hörbuch gehört, welches von Victoria Schätzle sehr gut vorgelesen wurde. Ich kann diese kurzweilige Wintergeschichte für alle empfehlen, die auf der Suche nach einer seichten, stimmungsvollen Romcom sind, bei der man einfach abschalten kann.
„Es fühlt sich an, wie nach Hause kommen“, so beschreibt Kristen Butler die Komfortzone als einen Ort der inneren Kraftquelle. Ein Ort voller Geborgenheit und Sicherheit, in dem man Selbstvertrauen ...
Darum gehts:
„Es fühlt sich an, wie nach Hause kommen“, so beschreibt Kristen Butler die Komfortzone als einen Ort der inneren Kraftquelle. Ein Ort voller Geborgenheit und Sicherheit, in dem man Selbstvertrauen und Fülle findet. In drei Teilen erklärt Butler ihr Konzept, was mein Verständnis von der Komfortzone nachhaltig verändert hat. Im ersten Teil erwächst das Verständnis für die eigene Komfortzone, und das es noch zwei andere Zonen gibt, in denen man sich zeitweise oder dauerhaft befinden kann. Grafische Darstellungen veranschaulichen die Kapitel, die immer mit einer motivierenden „Was du erreicht hast“-Zusammenfassung enden. Ist die Neugier geweckt, lernt man in drei Schritten im Create-with-Comfort-Prozess die eigene Komfortzone besser kennen und erfährt, wie man sie Schritt für Schritt erweitert - ohne Überforderung. Butler ermutigt zum Reflektieren und stellt dafür siebenundzwanzig Übungen vor, um das Gelernte umzusetzen. Die vorgestellten Tools umfassen u.a. Visualisierung, Meditation, Affirmationen, ermutigende Aussagen (Power Haltung) oder Achtsamkeit. Angepasst an das Konzept, ermöglicht es einen neuen Blickwinkel und kann helfen, wenn man mit den bekannten Standart-Techniken nichts anfangen kann oder neuen Aufschwung braucht. Dadurch kann man sich strukturiert durcharbeiten, während alles aufeinander aufbaut. Die Übersichtlichkeit hat mir gut gefallen und besonders das Register hilft beim gezielten Nachschlagen, was den Ratgeber zu einem treuen Begleiter macht. (Leider nur) im Englischen gibt es eine Community, in der man sich austauschen kann.
„Das Leben muss nicht hart oder gefährlich sein. Wir können es uns leichter machen.“
Kristin Butler sprüht vor Tatendrang und teilt diese Leidenschaft auch in ihrem motivierenden Schreibstil mit. Was sich manchmal „too much“ anfühlt, ist bei dieser arbeitsintensiven Selbsterforschung aber eine gute Sache. Es ist herausfordernd, die innere Arbeit zu leisten und bewertungsfrei und akzeptierend zu sein. Trotzdem hat es mir viel Spaß gemacht und bevor ich das Buch beendet hatte, konnte ich bereits positive Veränderungen feststellen, was mich bestärkt, jetzt beständig dranzubleiben.
Meine Kritik:
Allerdings habe ich mich mit einigen Sachverhalten schon ausführlicher beschäftigt, weshalb ich die Betrachtungsweise mancher komplexen Themen zu oberflächlich fand. Wer die eigenen körperlichen Empfindungen nicht wahrnehmen oder benennen kann, scheitert an der emotionalen Selbstfürsorge, die als einer der Grundpfeiler der SEE-Pyramide gilt. Wer keinen Zugang zu Spiritualität hat, wird auch nach zwei Seiten kurzer Erklärungen keinen Zugang dazu finden. Ernährung, Schlaf und Bewegung hätten mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt, aber es geht vor allem um eine positive Denkweise. Visualisierungsübungen, bei denen es Fantasie bedarf, bilden eine wichtige Voraussetzung. Alles baut aufeinander auf und bietet keine Alternativen, die trotzdem ans Ziel führen. Im ersten Prozess sollte man in die eigene Komfortzone finden, was eine echte Herausforderung für jemanden darstellt, der sich beispielsweise in der Überlebenszone befindet und bereits mit den Eckpfeilern der SEE-Pyramide hadert, weil es an physischer Selbstführsorge mangelt. Butler hilft aber dabei, einen Überblick zu schaffen und Probleme ausfindig zu machen, an denen gearbeitet werden kann. Das sorgt für Aha-Momente und Klarheit. Wer es gern strukturiert und inspirierend mag, wird hier viel Arbeitsmaterial finden, welches zum Durchdenken und Ausprobieren einlädt.
Fazit und Empfehlung:
Wer immer wieder unter Anspannung, Ängsten, Selbstzweifeln und Erschöpfung beim Verfolgen der eigenen Ziele und neuer Herausforderungen leidet, sollte mal einen Blick in dieses Buch werfen. Besonders empfindsame Persönlichkeiten, die Sicherheit und Geborgenheit brauchen, um sich zu entfalten, finden hier viel Inspiration und Hilfestellung. Wer sich in einer akuten Krise befindet, wird sich schnell überfordert fühlen.
Mir gefällt die neue Sichtweise auf meine Komfortzone. Es reicht, sie am Rand zu verlassen, um zu wachsen. Vor allem sollte man so oft es geht zurückkehren. Für mich war es genau das richtige Buch zur richtigen Zeit.