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Veröffentlicht am 07.01.2024

Mord auf der Insel

Schneesturm
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Inishmore ist eine Insel vor der Westküste Irlands. Hier versammeln sich in der Weihnachtszeit sechs Freunde, um ihrem Freund Cillian zu gedenken. Sein Todestag jährt sich zum zehnten Mal und die Freunde ...

Inishmore ist eine Insel vor der Westküste Irlands. Hier versammeln sich in der Weihnachtszeit sechs Freunde, um ihrem Freund Cillian zu gedenken. Sein Todestag jährt sich zum zehnten Mal und die Freunde trauern immer noch um ihn.

Kaum hat sich die Clique versammelt, kommt ein Schneesturm auf und die Insel mit ihren 900 Einwohnern wird abgeschnitten von der Welt. Als eine Tote bei den Klippen Serpent's Lair gefunden wird, muss Garda Cara Folan, die auch Mitglied der Clique ist, die Ermittlungen alleine in die Hand nehmen.


Dieser Thriller benötigt einiges an Anlaufzeit, denn zuerst werden die Umstände, die Vergangenheit und das Wiedersehen der Clique thematisiert. Die Freunde sind auf der Insel gross geworden, drei leben noch auf Inishmore, drei sind weggezogen. Die Freundesgruppe lässt nichts aus. Vom Spiel ihrer Jugendzeit, dem Flaschendrehen bis zu irischen Tänzen, Saufgelage und Gespräche à la "früher war alles besser". Das wird schnell leicht langatmig und öde. Das beginnt schon im Prolog, in dem Klippenspringer, Vögel und das Meer beschrieben werden. Als Einstieg in einen Thriller finde ich das sehr gewagt.

Nach hundert Seiten geschieht dann ein Mord und von da an geht die Spannung kontinuierlich hoch. Der titelgebende Schneesturm zwingt Cara Folan nämlich im eigenen Freundeskreis zu ermitteln. Etwas, was unter normalen Umständen wegen Befangenheit so nicht möglich wäre. Die Garda, wie Cara oft genannt wird, ermittelt clever, überlegt und lässt sich von der langjährigen Freundschaft nicht beeinflussen. Als Leser weiss man allerdings, mangels Alternativen, dass der Mörder in der Clique zu finden ist. Hier hätte die Autorin ruhig zwei oder drei ernstzunehmende falsche Spuren ausserhalb der Clique einbauen können.

Der Schreibstil ist manchmal zu langatmig. Gerade die wiederkehrenden Beschreibungen der Umgebung und der unwirtlichen Umstände hätten gekürzt werden dürfen. Irgendwann hat wohl auch der letzte Leser begriffen, dass ein Schneesturm alles lahmlegt, es eisig kalt ist und niemand auf und von der Insel kann. Das muss nicht immer wieder wiederholt werden. Triona Walsh hat mich jedoch mit etlichen überraschenden Wendungen bei der Stange gehalten.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Leichen im Keller!

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
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Heinleins Delikatessen und Spirituosengeschäft ist Treffpunkt für jene, die gerne Pasteten essen. Norbert Heinlein kreiert und bäckt sie mit Hingabe, neben dem Verkauf für auserlesene Köstlichkeiten.

Herr ...

Heinleins Delikatessen und Spirituosengeschäft ist Treffpunkt für jene, die gerne Pasteten essen. Norbert Heinlein kreiert und bäckt sie mit Hingabe, neben dem Verkauf für auserlesene Köstlichkeiten.

Herr Heinlein ist Geschäftsmann mit Leidenschaft und er führt das Geschäft in dritter Generation. Als ein Kunde aus Versehen in seiner Küche stirbt, legt er die Leiche erstmal in den Keller.

Mehr und mehr kommt bei Heinlein die Panik hoch und trotzdem bleibt es nicht bei der einen Leiche in seinem Keller.




Ich denke, dieses Buch kann man ohne weiteres in die Rubrik schwarzer Humor einreihen. Stephan Ludwig spielt mit dem Sarkasmus und die Figuren sterben wie die Fliegen. Keineswegs eines natürlichen Todes, sondern durch die Hand des Delikatessenhändlers. Dabei ist der pflichtbewusste und liebenswerte ältere Herr Heinlein kein Mörder im klassischen Sinne. Die Morde geschehen einfach irgendwie und der Ball rollt immer schneller und lässt sich nicht aufhalten. So richtig böse ist er nicht und so richtig böse kann man ihm auch nicht sein. Allerdings kommt ihm der eine oder andere Todesfall nicht ungelegen.

Die Figur Norbert Heinlein polarisiert durch das ganze Buch. Er ist ein Mann mit einem guten Herz, der seinem Angestellten Marvin nicht nur eine Arbeit ermöglicht, sondern auch die Vaterrolle übernimmt. Marvin hat eine Beeinträchtigung und müsste ohne seinen Chef wohl in einem Heim leben.

Norbert Heinlein unterstützt auch sein somalisches Patenkind. An Lupita schickt er regelmässig Briefe und Geld und merkt nicht, dass er finanziell ausgenutzt wird und einer Organisation auf den Leim gegangen ist. Diese Seite der Geschichte zeigt Heinleins gutes Herz und seine Gutgläubigkeit. Er sieht in jedem nur das Gute und wirkt dabei leicht naiv.

Er pflegt zudem seinen dementen Vater und opfert sich für ihn auf. Ein Privatleben, neben der Gesellschaft mit seinem Vater, der auch bei ihm wohnt, hat er nämlich nicht. Herr Heinlein ist nicht nur ein gutherziger und selbstloser Mann, sondern strenggenommen auch ein Serientäter. Die Leichen stapeln sich schon gegen Mitte Buch im Kühlraum seines Kellers und ich habe mich gefragt, wie er die wieder loswerden will?

Noch selten habe ich ein Buch gelesen, in dem Morde wie nebenbei geschehen und ich mit dem Serientäter immer mehr Mitleid hatte. Stephan Ludwig ist bei ein paar Passagen zwar ins Unrealistische abgerutscht, trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt mit diesem Cosy Crime Krimi und dem netten Herrn Heinlein.

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Veröffentlicht am 30.12.2023

Sehr überraschend!

Die Vermisste
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Nach der Geburt ihrer kleinen Tochter verschwindet Romilly Beach spurlos aus dem Krankenhaus. Nur ein Tag ist das Baby alt, als Romilly die Kleine und ihren Ehemann Marc ohne ein Abschiedswort zurücklässt. ...

Nach der Geburt ihrer kleinen Tochter verschwindet Romilly Beach spurlos aus dem Krankenhaus. Nur ein Tag ist das Baby alt, als Romilly die Kleine und ihren Ehemann Marc ohne ein Abschiedswort zurücklässt. Marc ist verzweifelt und muss sich alleine um das Baby kümmern.
Eine grosse Stütze ist ihm dabei Romillys Schwester Loll, die selbst zwei Kinder hat. Marc ist überzeugt, dass seine Frau nie ihr Baby alleine zurückgelassen hätte. Ausser, sie leidet an einer postpartalen Psychose, die in der Familie seiner Frau nicht zum ersten Mal vorkommt. Adam, der beste Freund von Marc, begibt sich auf die Suche nach Romilly und entdeckt Schockierendes.


Eine Frau verschwindet am Tag nach der Geburt ihrer kleinen Tochter spurlos von der Wöchnerinnenstation im Krankenhaus. Ehemann und Schwester gehen durch die Hölle. Diese Hölle ist eindringlich beschrieben und ich habe sofort auf eine Wochenbettdepression getippt.

Doch damit ist es nicht getan, denn es tauchen viele Fragen auf und etliche Wendungen, die die Geschichte rund um das Verschwinden der jungen Mutter erklärbar machen, wurden hervorragend eingesetzt. Genau diese Fragen und folgenden Erklärungen haben mich durch die erste Hälfte des Buches getrieben.

Was kann so schrecklich sein und wie schlimm muss eine junge Mutter gesundheitlich leiden, damit sie ihr Neugeborenes verlässt? Die Lösung empfand ich nicht nur sehr kreativ von der Autorin, sondern auch über lange Zeit erfolgreich unter Verschluss gehalten. Erst im Nachhinein sah ich das vorher Gelesene in einem ganz anderen Licht.

Wem kann man trauen, wer spielt ein falsches Spiel? Ist die psychische Störung der jungen Mutter so ausgeprägt, dass sie aus eigenem Willen verschwindet oder wer könnte etwas mit dem Verschwinden tun haben?

In kurzen und abwechselnden Kapiteln kommen über weite Teile der Geschichte zwei Figuren zu Wort. Einerseits Marc, der Ehemann und Vater, der sich verzweifelt fragt, wo seine Frau abgeblieben ist und mit viel Wehmut und Trauer sieht, was seine Frau in den ersten Tagen ihres Kindes alles verpasst.

Andererseits erzählt Steffie, die beste Freundin von Romilly, in Ich Perspektive über das Geschehen nach dem Verschwinden. Sie versteht nicht nur die Welt nicht mehr, sondern ist auch enttäuscht darüber, dass sich ihre Seelenverwandte Ro einfach so aus dem Staub gemacht hat.

In der zweiten Hälfte liest man dann aus der Sicht einer Schlüsselfigur was geschah und was der Grund für das Verschwinden Romillys ist. Das Ganze entwickelt sich mit einigen Nebenfiguren wie Steffies Freund Adam, der der beste Freund von Marc ist, Romillys Mutter Aurelia und ihrer Schwester Loll zu einer fesselnden Geschichte.

Betreffend Glaubwürdigkeit muss man ab und zu ein paar Abstriche machen. So bin ich mir sicher, dass ein Krankenhaus, aus dem eine Patientin verschwindet, eine Meldung macht und nicht einfach Ehemann und Baby auf Nimmerwiedersehen entlässt. Ermittlungen von offizieller Seite werden seltsamerweise nie erwähnt.

Nicht ganz zufrieden bin ich mit den letzten Kapiteln, in dem sich vieles wiederholt und in Gesprächen noch einmal durchgekaut wird. Wie auch in "Die Nachbarin" hat Caroline Corcoran wieder grossen Wert auf die Charakterisierung der Figuren gelegt. Die Figuren haben mich restlos überzeugt und ich empfand sie als sehr lebensecht.

" Die Vermisste" verfügt zudem über einen guten Plot, ist ideenreich und fantasievoll und überrascht mit einer hervorragend gemachten Wendung.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Solide!

Tag des Verrats
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Bridget Leone ist 15 Jahre alt und wird auf der Strasse beim Hyde Park in Chicago entführt. Die Teenagerin ist die Tochter eines mächtigen Unternehmers und die Chicago Police ist gefordert.

Das Mädchen ...

Bridget Leone ist 15 Jahre alt und wird auf der Strasse beim Hyde Park in Chicago entführt. Die Teenagerin ist die Tochter eines mächtigen Unternehmers und die Chicago Police ist gefordert.

Das Mädchen und der Täter können aufgespürt werden, Unvorhergesehenes vereitelt jedoch den Erfolg der Ermittler.

Beim Zugriff ereignet sich eine Explosion und eine Polizistin stirbt dabei. Billy Harney will Rache üben, auch wenn er dabei in einen Strudel von kriminellen Machenschaften gerät.


Dieser Thriller beginnt sehr emotional. Nach rasanter Eingangshandlung und einer im wahrsten Sinne des Wortes hochexplosiven Verfolgungsjagd, stirbt Billys Partnerin Carla noch am Ort des Verbrechens. Es wird suggeriert, dass Carla und Billy nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch Freunde waren. Da wäre doch tiefe Trauer angebracht gewesen. Trauer, die ich bei Billy Harney nicht wahrgenommen habe. Er kehrt sehr schnell und ohne gross auf den Verlust einzugehen zu seiner Arbeit zurück. Die Jagd nach dem Verbrecher, der den Teenager entführt, sowie Schuld am Tod von Carla hat. Ich brauche nicht die ausufernden Gefühlsausbrüche, hätte jedoch ein minimum an Trauer erwartet.

Ich denke, diese Seite ist auch dem Schreibstil von James Patterson geschuldet, der nun mal unnahbar und sachlich ist. Es werden weder komplizierte und verschachtelte Sätze angeführt, noch gehen die Dinge oder Figuren in die Tiefe. Dafür wird Wert gelegt auf rasante Szenen, die den Puls schneller schlagen lassen. Bei mir zumindest hat dies funktioniert.

Obwohl dies der dritte Band der Billy Harney Reihe ist und ich die ersten beiden Bücher nicht gelesen habe, hatte ich keinerlei Verständigungsprobleme. Relevantes aus der Vergangenheit wird kurz erwähnt oder erklärt und der Fall ist in sich abgeschlossen.

Ich gestehe, dass mich das Ganze lange nicht gerade vom Hocker gehauen hat. Was wirklich gut begann, mit der Entführung der 15-Jährigen und dem Todesfall der Polizistin, hat sich im ersten Drittel in einer langatmigen Geschichte verloren, in der es um kriminelle Organisationen und undurchsichtigen Figuren ging. Wer da wer ist und die Beziehung untereinander zu durchschauen, war eine Herausforderung. Sehr oft habe ich mich beim Auftauchen eines Namens gefragt, wer denn das nun wieder ist und wo ich die Figur einsortieren muss?

Gegen Mitte wird wieder die Entführung minderjähriger Mädchen, mit damit verbundenen kriminellen Handlungen, in den Mittelpunkt gerückt und ich habe den Ermittlern die Daumen gedrückt, dass sie die Täter finden und überführen.

"Tag des Verrats" ist ein Thriller, der Verfolgungsjagden, Explosionen und viel kriminelle Energie enthält. Es ist nicht das beste Buch von James Patterson, jedoch ein solider Thriller.

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Veröffentlicht am 18.12.2023

Brutal!

Die Jagd
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Ein Serientäter tötet in Louisiana Menschen und legt seine Opfer in den weitläufigen Sümpfen ab. Rechtsmedizinerin Dr. Wren Muller führt die Autopsien durch und findet heraus, dass der Täter wohl über ...

Ein Serientäter tötet in Louisiana Menschen und legt seine Opfer in den weitläufigen Sümpfen ab. Rechtsmedizinerin Dr. Wren Muller führt die Autopsien durch und findet heraus, dass der Täter wohl über medizinisches Wissen verfügt. Denn an den Opfern wurden medizinische Versuche durchgeführt, die nicht von einem Laien stammen können. Schon bald arbeitet die Rechtsmedizinierin eng mit den Ermittlern vom Orleans Parish Police Departement zusammen, denn sie verfügt über Wissen, die bei den Ermittlungen dienlich ist. Können sie den Täter, der den Namen "Bayou Butcher" erhalten hat, stoppen?




Die Autorin ist Autopsietechnikerin und das merkt man in diesem Thriller sehr gut. Zudem hat sie Abschlüsse in Psychologie, Biologie und Strafjustiz, was ebenfalls in die Geschichte einfliesst.

Die Arbeit der Rechtsmedizinierin Dr. Wren Muller ist hervorragend beschrieben. Wie es Autopsien so an sich haben, sehr blutig und grausig. Da hat Alaina Urquhart an nichts gespart. Auch nicht gespart wurde an grausigen Details bei den Taten. Der Täter, der übrigens von Beginn weg bekannt ist, sperrt seine Opfer in seinen Keller und veranstaltet dann munter Treibjagd mit ihnen. Daher auch der Titel des Buches, der absolut passend gewählt wurde.

In zwei klar strukturierten Perspektiven ist einerseits Dr. Wren Muller, der später die Ermittler Detective Broussard und Detective Leroux zur Seite gestellt werden, im den Mittelpunkt. Sie ist verheiratet, doch private Details sind sehr rar. Eine überraschende Wendung diese taffe forensische Aerztin betreffend, bescherte mir den grossen WoW Effekt in diesem Buch! Dadurch erscheint das vorher Gelesene danach in einem ganz anderen Licht.

Im zweiten Erzählstrang liest man, wie der Serientäter seine Opfer überrumpelt, einsperrt, quält und schliesslich seinem Hobby, der Jagd, zuführt. Hier ist sehr viel Fantasie im Spiel, denn glücklicherweise, verfügt er über ein einsam gelegenes Haus in den Sümpfen Louisanas, zu dem meilenweit Sumpfgebiet gehört. Ich denke dieser Täter steht an der Spitze an brutalen Tätern in Thrillern. Das Buch ist dadurch sicher nichts für empfindliche Leser.

Wie oben erwähnt, ist die ganze rechtsmedizinische Seite, sowie die medizinischen Details der Taten plausibel. Ich hätte es begrüsst, wenn die Figuren, allen voran die Ermittler und die Rechtsmedizinerin, durch ein paar private Details echter und fassbarer geworden wären.

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