Platzhalter für Profilbild

lamen

Lesejury Profi
offline

lamen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lamen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2024

Annäherung an die Leerstelle Mutter

Mutternichts
0

Die Mutter der Erzählerin ist tot und die Tochter versucht der Wahrheit wer ihre Mutter war näher zu kommen.

Aus Erinnerungen und Bildern entsteht ein intimes Porträt der Mutter als Kind und ihr Leben ...

Die Mutter der Erzählerin ist tot und die Tochter versucht der Wahrheit wer ihre Mutter war näher zu kommen.

Aus Erinnerungen und Bildern entsteht ein intimes Porträt der Mutter als Kind und ihr Leben auf einem Hof in Südtirol.
Das Gefühl ein "Nichts" zu sein und der Glaube an Gott bzw. Jesus prägen die Mutter.

Auf den knapp 170 Seiten taucht man zunächst in die Mutter-Tochter-Beziehung ein um dann später sich auf das Aufwachsen der Mutter unter harten Bedingungen zu konzentrieren.

Der poetische dichte Schreibstil macht es einem zum Anfang etwas schwer in die Erzählung hineinzukommen. Doch nach ein paar Seiten entwickelt "Mutternichts" eine regelrechte Sogwirkung.

Mit wenigen Worten zeichnet die Autorin ein vielschichtiges und überzeugendes Bild der Mutter und holt diese für den Leser aus dem Nichts heraus. Ob es sich dabei um die wahre Frau hinter der Mutter handelt, ist hierbei nicht so wichtig.

Für die Mutter spielte der Glaube eine wichtige Rolle, was sich sich auch im Text widerspiegelt. Dies störte für mich jedoch teilweise den Erzählfluss, war deren Bedeutung mir nicht immer klar.

"Mutternichts" ist eine sprachliche kraftvolle und zugleich sanft erzählte Liebeserklärung an die verstorbene Mutter, in die man gerne eintaucht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2024

Liebeserklärung an Sizilien und das Leben

Noto
0

Mit dem Roman "Noto" begibt man sich gemeinsam mit Konrad auf eine kurzweilige und emotionale Reise nach Sizilien, wo er versucht nach dem Tod seines geliebten Partners Adriano sein Leben neu zu ordnen.

Allein ...

Mit dem Roman "Noto" begibt man sich gemeinsam mit Konrad auf eine kurzweilige und emotionale Reise nach Sizilien, wo er versucht nach dem Tod seines geliebten Partners Adriano sein Leben neu zu ordnen.

Allein ist Konrad jedoch nicht bei seiner Trauerbewältigung. Begleitet wird er von Adrianos Asche, dem gemeinsamen Hund und dem jungen Mann Santi, der ohne sich große Gedanken und Sorgen zu machen, sich durchs Leben bewegt. Genau das Gegenteil zu Konrad, aber vielleicht die richtige Person für einen neuen Blick nach vorne.

Unter der Feder des Autors erwacht Sizilien atmosphärisch und authentisch zum Leben, man merkt, dass Adriano Sack Reisejournalist ist und die Insel persönlich kennt.
So verwundert es auch nicht, dass Themen wie Mafia, Walsbrände, deutsche Auswanderer und deren Verhältnis zu lokalen Bevölkerung Eingang in den Roman finden, ohne die Handlung dabei störend zu dominieren.

Auch wenn der Auslöser der Reise nach Sizilien ins gemeinsame Haus für Konrad ein schmerzvoller ist, finden sich so manche humorvolle Momente im Roman.

Jedoch hätte ich mir etwas mehr Fokus auf der Beziehung zwischen Konrad und Adriano gewünscht. Dieser Aspekt kam mir deutlich zu kurz.
Die Erinnerungen Konrads sowie von Freunden/Bekannten und die tagebuchähnlichen Rückblicke Adrianos halfen dabei sich ein Bild von ihm und Konrad zu machen. Insgesamt verblieb die Beschreibung bzw. die Charakterisierung der beiden etwas zu oberflächlich.

Gefühlvoll,stimmungsvoll und leicht humorvoll ist "Noto" auf jeden Fall, leider jedoch nicht so berührend und tiefgehend wie erhofft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2024

Ein Roman, der von seiner Stimmung und Sprache lebt

Das Fenster zur Welt
0

"Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman ist ein kurzweilig und sprachlich wunderschön erzählter Roman voller Leben und einzigartigen Charakteren, mit inhaltlichen Schwächen.

Eine zufällige Begegnung in ...

"Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman ist ein kurzweilig und sprachlich wunderschön erzählter Roman voller Leben und einzigartigen Charakteren, mit inhaltlichen Schwächen.

Eine zufällige Begegnung in Florenz während des Krieges 1944 verbindet die Kunsthistorikerin Evelyn Skinner, die dort hilft, Kunstgegenstände vor der Zerstörung zu retten, mit dem jungen britischen Soldaten Ulysses Temper. Der Eindruck, den sie aufeinander machen, führt zu einer dauerhaften Freundschaft, auch wenn Jahre vergehen, bis sie sich wiedersehen. Evelyn geht zurück nach London, um dort zu unterrichten, und Ulysses kehrt nach London und zu den Menschen zurück, die er zurückgelassen hat, eine bunte und außergewöhnliche Truppe von Charakteren in dem Pub, in dem er gearbeitet hat. Die Geschichte fokussiert sich auf das Leben von Ulysses und Evelyn ohne die anderen bedeutenden Personen im Leben der beiden zu vergessen.

Genau dieses Ensemble von Figuren, deren Leben man über vier Jahrzehnte in London sowie in Florenz folgt, haucht dem Roman auch Leben ein. Man wird Zeuge ihrer Freundschaften, Freude, Liebe, Trauer und Verluste, während man in die italienische Kultur sowie in die Welt der Kunst, Literatur und Musik eintaucht, gestreift von historischen und geschichtlichen Ereignissen, wie die Flut in Florenz von 1966.

Man fliegt zwar dank der atmosphärischen und poetischen Sprache voller Emotionen und Bilder durch die Seiten, aber in Bezug auf das inhaltliche Geschehen verbleibt man nur an der Oberfläche.
Anfangs noch etwas langatmig erzählt, werden mit zunehmender Länge Entwicklungen und Ereignisse aneinandergereiht, die, bevor man sie greifen kann, wieder einem gleich aus der Hand gerissen werden. An der einen Stelle mehr Tiefe, an der einen weniger, hätte der Geschichte im Ganzen gutgetan.
Auch kam mir der Papagei Claude irgendwie zu kurz.

So hinterlässt insgesamt einen gemischten Eindruck. Sprachlich ein Genuss, inhaltlich mit Schwächen. Für Fans von Sarah Winman und Liebhabern charakterorientierter Romane, die mehr vom Gefühl und der Stimmung, die sie erzeugen, leben, als vom eigentlichen Inhalt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2024

Nichts ist wie es scheint - spannender und überraschender Psychothriller

Gestehe
0

Wer auf der Suche nach einem fesselnden Psycho-Thriller mit Überraschungseffekt ist, macht mit dem neusten Buch aus der Feder von Henri Faber nichts falsch.

Spoiler
Jacket ist ein als Held gefeierter ...

Wer auf der Suche nach einem fesselnden Psycho-Thriller mit Überraschungseffekt ist, macht mit dem neusten Buch aus der Feder von Henri Faber nichts falsch.

Spoiler
Jacket ist ein als Held gefeierter Ermittler der Wiener Polizei, nachdem er sich aus den Fängen eines grausamen Organhändlerrings befreit hat und dabei einem kleinen Mädchen das Leben gerettet hat. Seine Heldengeschichte wurde zum Bestseller, ein zweiter Band mit dem Namen "Gestehe" in Aussicht.
Als Jacket zu einem Tatort gerufen wird, läuft es ihm nicht nur wegen der grausam zugerichteten Leiche eiskalt den Rücken herunter, denn der Tatort entspricht genau dem aus dem bisher unveröffentlichten Skript zu "Gestehe". Zunächst glaubt er an einen Zufall, aber als eine weitere Leiche auf gleicher Art und Weise aufgefunden wird, wie im Skript beschrieben, ist Jacket alarmiert. Unter Hochdruck versucht er herauszufinden, was dahinter steckt und wer ihm schaden will. Doch kann man Jacket vertrauen?

Der Anfang von "Gestehe" hat es mir nicht leicht gemacht. Doch es lohnt sich durchzuhalten, auch wenn die ersten Seiten etwas befremdlich wirken.
Jacket ist nicht wirklich ein Charmebolzen und auch die anderen handelnden Figuren erscheinen nicht gerade sympathisch. Zudem braucht der Thriller etwas, bis er an Fahrt aufnimmt. Aber wenn er es dann nach ein paar Kapiteln schafft, entwickelt er eine regelrechte Sogwirkung und es fällt schwer ihn aus der Hand zu legen.

Erzählt aus der Perspektive von Jacket, Mo, einem weiteren Ermittler und einem ominösen ER, wird schnell Spannung erzeugt und geschickt ein Verwirrspiel zwischen Wahrheit und Lüge aufgebaut. Denn man fragt sich schnell, ob man Jacket vertrauen kann oder ob er alle täuscht.
Der Thriller besticht dabei durch eine vielschichtige Charakterzeichnung, sodass Mo und Jacket einem, trotz aller ihrer Charakterschwächen, irgendwie ans Herz wachsen.
Auch gesellschaftliche Entwicklungen finden Eingang in die Handlung, ohne hierbei diese zu dominieren und den fesselnden Handlungsverlauf zu stören.

Als die Schlinge sich immer enger um Jacket zusammenzieht, gipfelt der Thriller in einem dramatischen und actionreichen Finale, weiß danach nochmal zu überraschen, um dann schließlich mit einer versöhnlichen Note zu enden.

"Gestehe" ist ein Psycho-Thriller, der seinem Namen gerecht wird, einiges an Überraschungen bereithält und bei dem nichts ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.
Spannung, vielschichtige Charaktere und eine gut durchdachte Handlung sorgen für packende Lesestunden. Ein nahezu perfektes Nerven- und Psychospiel, genau was man sich von einem guten Thriller wünscht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.01.2024

Gefährliche Suche nach Antworten

Oxen. Pilgrim
0

Niels Oxen ist zurück und es geht gewohnt fesselnd und rasant im 6. Band der Oxen-Reihe weiter.

Nachdem Niels Oxen im vorherigen Band in längere Gefangenschaft geraten war und um zu überleben kämpfen ...

Niels Oxen ist zurück und es geht gewohnt fesselnd und rasant im 6. Band der Oxen-Reihe weiter.

Nachdem Niels Oxen im vorherigen Band in längere Gefangenschaft geraten war und um zu überleben kämpfen und sogar töten musste, begibt er sich zu Beginn auf eine Pilgerreise zu sich selbst.
Doch mit der Ruhe und der Zeit der Selbstfindung ist es vorbei, als er in einen Steuerskandal hineingezogen wird, der für ihn, Franck und die junge Polizistin Sally gefährliche Ausmaße annimmt.

Anfangs noch etwas gemächlich und etwas undurchsichtig, zieht der Thriller einen von Seite zu Seite immer mehr in seinen Bann und es fällt schwer mit dem Lesen aufzuhören.
Die Spannung wird dank kurzer Kapitel und verschiedener Erzählperspektiven konstant hochgehalten. Die gut konstruierte Handlung mit Anspielungen auf wahre Begebenheiten (Panama Papers), die mit überraschenden Wendungen und undurchsichtigen sowie differenziert beschriebenen Charakteren überzeugen kann, trägt ihren Teil dazu bei.
Jensens hält sich hierbei nicht groß mit Nebensächlichkeiten auf und sorgt für eine stimmungsvolle Thrilleratmosphäre.

Oxen ist sichtlich gekennzeichnet von seiner schrecklichen Zeit in den Katakomben und sucht weiter nach den Verantwortlichen. Geschickt wird der Handlungsstrang rund um den Finanzbetrug damit verknüpft.

Franck und Oxen präsentieren sich in Bestform und sorgen so für packende Thrillermomente, wie man es von vorherigen Bänden kennt.

"Oxen.Pilgrim" ist alles in allem ein gut gelungener und spannender Thriller, der nach einem leicht verhaltenen Start, Fans der Reihe sicher nicht enttäuschen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere